Schwertlilien


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Schwertlilien
Verschiedenfarbige Schwertlilie (Iris versicolor)

Verschiedenfarbige Schwertlilie (Iris versicolor)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Schwertliliengewächse (Iridaceae)
Unterfamilie: Iridoideae
Tribus: Irideae
Gattung: Schwertlilien
Wissenschaftlicher Name
Iris
L.

Die Schwertlilien (Iris) bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Iridoideae in der Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen.

Die an Arten umfangreiche Gattung wurde nach der griechischen Göttin des Regenbogens (Iris) benannt. Der wissenschaftliche Name ist auch im deutschen Sprachgebrauch geläufig. Die Iris-Arten werden wegen ihrer schönen und auffälligen Blüten als Zierpflanzen geschätzt. Schwertlilien sind trotz ihres Namens nur entfernt mit Lilien verwandt.

Beschreibung

Datei:Iris persica (Sowerby).jpg
Iris persica der Untergattung Juno (Scorpiris) mit Knolle (1791 beschrieben von James Sowerby)

Schwertlilien sind ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden Rhizome oder Knollen, die oft unzutreffend „Zwiebeln“ genannt werden, als Überdauerungsorgane. Neuerdings werden auch die Arten der Gattung Belamcanda (beispielsweise Belamcanda chinensis, nun: Iris domestica) zu Iris gerechnet. Die hier folgende Beschreibung gilt für alle Iris-Arten, die nicht zur Gattung Belamcanda gehört haben.<ref name="Goldblatt-Mabberley2005" />

Datei:Iris reichenbachii.JPG
Ausgebildete Fruchtkapsel einer Iris, hier: Reichenbach-Schwertlilie (Iris reichenbachii)

Die zwittrigen Blüten der Schwertlilien sind dreizählig. Es sind sechs Blütenhüllblätter vorhanden, die trompetenförmig verwachsen sind; drei äußere als sogenannte „Hängeblätter“, die bei einigen Arten auffällige Kämme oder Bärte tragen, sowie drei innere, häufig aufrecht stehende „Domblätter“. Über jedem „Hängeblatt“ steht ein ebenfalls wie ein Blütenhüllblatt geformter und gefärbter Narbenast. Es sind nur drei Staubblätter vorhanden. Der Griffel „dreiästig“, wobei jeder „Griffelast“ über der Narbe zweilappig ist. Bestäubungsbiologisch bildet jedes „Hängeblatt“ mit einem Narbenast und dem dazwischenliegenden Staubblatt eine Blume (Meranthium), d. h. jedes Drittel der Blüte kann unabhängig voneinander von Insekten (insbesondere Hummeln) angeflogen werden (Entomogamie).

Bei befruchteten Blüten kommt es zur Ausbildung von Kapselfrüchten, die zu den sogenannten lokuliziden Kapseln zählen. Sie reißen bei Reife an den Rückennähten jedes Fruchtblattes auf. Neben Schwertlilien treten solche Kapseln auch bei Narzissen sowie Nachtkerzen und vielen Liliengewächsen auf. Es befinden sich 4 bis 20 Samen in ein bis zwei Reihen je Kapselfach. Die Samen sind mit oder ohne Arillus.

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Iris wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Die 200 bis 280 Arten stammen alle von der Nordhalbkugel, meist aus den gemäßigten Zonen.

Die Gattung Iris wird in sechs Untergattungen gegliedert:

Datei:Eriskirch-EriskircherRied3-Asio.JPG
Massenbestand der Sibirischen Schwertlilie (gehörig zur Sektion Limniris in der Untergattung Limniris) am Bodensee
  • Untergattung Hermodactyloides Spach: Sie besitzen Knollen.
  • Untergattung Iris: Sie besitzen Rhizome: Mit den Sektionen:
    • Sektion Hexapogon
    • Sektion Iris
    • Sektion Oncocyclus
    • Sektion Psammiris (Spach) J.J.Taylor
    • Sektion Pseudoregelia
    • Sektion Regelia
  • Untergattung Limniris (Tausch) Spach: Sie besitzen Rhizome: Mit den Sektionen:
    • Sektion Limniris Tausch
    • Sektion Lophiris Tausch
  • Untergattung Nepalensis: Sie besitzen Rhizome.
  • Untergattung Scorpiris Spach: Sie besitzen Knollen.
  • Untergattung Xiphium

Arten

Datei:Iris japonica 5.JPG
Gefranste Schwertlilie (Iris japonica) in Japan (Fukushima)
Datei:Iris xiphioides.jpg
Pyrenäen-Schwertlilie (Iris latifolia) in den Pyrenäen
Datei:Schwarze-lilie.jpg
Schwarze Schwertlilie (Iris nigricans) in Jordanien

Die World Checklist of Selected Plant Families<ref name="WCSP" /> zählt folgende 285 Arten auf:

Datei:Iris histrioides 'Katharine Hodgkin' 3.JPG
Hybride Iris × Katharine Hodgkin (Iris histrioides × Iris winogradowii), nach Howard Hodgkins Mutter benannt<ref name="pacific" />

Bekannte Hybriden (Auswahl):

Aus der Gattung Iris auszuschließen ist

Galerie

Kulturformen

Von vielen Arten wurden Sorten gezüchtet, die als Zierpflanzen verwendet werden. Es gibt unzählige Sorten (Gartenkulturformen, Züchtungen vor allem aus England und den USA).

In der Gattung werden gärtnerisch zwei Hauptgruppen unterschieden, von denen eine in weitere drei Untergruppen unterteilt wird:

  • Zwiebel-Iris
  • Rhizom-Iris
    • Bart-Iris mit „Bärten“ aus bunten Haaren auf den Hängeblättern
    • bartlose Irisformen
    • Evansia-Iris oder Kamm-Iris, die statt eines Bartes einen aufrechten Kamm besitzen.

Rhizom-Iris sind in der Regel winterhart und bevorzugen einen sonnigen Platz; einige der bartlosen Schwertlilien bevorzugen sehr feuchten Boden. Zwiebel-Iris-Arten sind ebenfalls winterhart und benötigen während der Wachstumsperiode einen sonnigen Standort mit viel Feuchtigkeit.

Für den Gärtner sind insbesondere die Bart-Iris-Sorten wichtig. Von ihnen gibt es mittlerweile ein so großes Sortiment, dass sie selbst für Kenner kaum noch zu überblicken sind. Die Bart-Iris werden zur besseren Orientierung in drei Gruppen unterteilt, wobei Wuchshöhe und Blütezeit für die Unterteilung entscheidend ist.

  • Hohe Bart-Iris (Iris-Barbata-Elatior-Hybriden). Diese werden über 70 cm hoch und blühen ab Ende Mai
  • Mittelhohe Bart-Iris (Iris-Barbata-Media-Hybriden). Diese sind zwischen 40 und 70 cm hoch und haben eine Blütezeit, die zwischen den Zwerg- und hohen Bart-Iris-Sorten liegt.
  • Niedrige Bart-Iris oder Zwerg-Schwertlilien (Iris-Barbata-Nana-Hybriden). Diese erreichen nur eine Höhe von 15 bis 30 cm und blühen bereits ab der zweiten Aprilhälfte.

(Anmerkung zur Nomenklatur: Der gärtnerisch verwendete Name Iris Barbata bezeichnet keine Art, sondern eine Gruppe von Kultursorten.)

Datei:Apothecary vessel Gladiola 15-16 century.jpg
Apothekengefäß zur Aufbewahrung von Präparaten aus Schwertlilienrhizomen, Österreich, etwa 15.-16. Jahrhundert

Verwendung

Aus der Wurzel der Veilcheniris oder „Florentinischen Schwertlilie“ (Iris germanica var. florentina, Syn. Iris pallida), auch Veilchenwurz oder Violwurtz genannt, wurden die im 19. Jahrhundert beliebten Veilchenparfüms gewonnen und in alten Zeiten daraus auch ein Brechmittel hergestellt. Der Name kommt von den Wurzelsprossen, die ätherisches Öl enthalten, das mit zunehmendem Alter einen feinen Veilchenduft verströmt und in der Antike zur Würze des Weins oder zur Beseitigung von Mund- beziehungsweise Schweißgeruch diente. Als Fixativ wird die Wurzel in der Kosmetik und bei Herstellung von Potpourris benutzt. Außerdem wird sie auch als Zusatz zu Likören (Benediktiner, Danziger Goldwasser, Cordial Medoc) und zum Aromatisieren von Weinen und Tabaken verwendet. Noch bis in unsere Zeit wird sie zahnenden Kindern zum Beißen gegeben, da sie in Verbindung mit Speichel eine weiche, gummiartige Konsistenz entwickelt.

Kulturgeschichtliches

Die in der Heraldik verwendete „Lilie“, etwa die berühmte Wappenlilie der Bourbonen, Fleur-de-Lys, ist eine stilisierte Schwertlilie.

Literatur

  • British Iris Society, Species Group (Hrsg.): A Guide to Species Irises. Their Identification and Cultivation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-44074-2, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.

Weblinks

Commons Commons: Schwertlilien (Iris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Literatur

  • Norlan C. Henderson: Iris. In:  Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales, Oxford University Press, New York/Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515208-5, S. 371 (online). (englisch).
  • S. I. Ali, Brian Mathew: Flora of Pakistan 202: Iridaceae. University of Karachi, Department of Botany, Karachi 2000, online. (englisch)
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7, S. 1481–1485.
  • D. A. Webb, A. O. Chater: Iris L. In:  T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones), Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 87–92 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

<references> <ref name="Christensen">Knud Ib Christensen, H. Askin Akpulat: Iris celikii (Iridaceae), a new species from north-eastern Turkey. In: Nordic Journal of Botany. Band 24, Nr. 2, 2004, S. 207–210, doi:10.1111/j.1756-1051.2004.tb00834.x.</ref> <ref name="Goldblatt-Mabberley2005">Peter Goldblatt, David J. Mabberley: Belamcanda Included in Iris, and the New Combination I. domestica (Iridaceae: Irideae). In: Novon: A Journal for Botanical Nomenclature. Band 15, Nr. 1, 2005, S. 128–132. (Digitalisat)</ref> <ref name="FOC">Yu-tang Zhao, Henry J. Noltie, Brian F. Mathew: Iris. In:  Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae, Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, S. 297–312 (online).</ref> <ref name="WCSP">C. Barker: World Checklist of Iridaceae. Iris. Royal Botanic Gardens, Kew, Internet-Veröffentlichung, abgerufen am 10. Mai 2015.</ref> <ref name="pacific">Reticulata Irises – Iris 'Katherine Hodgkin. Auf pacificbulbsociety.org</ref> </references>