Vulcano (Munition)


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Vulcano ist der Name einer präzisionsgelenkten Munitionsfamilie mit vergrößerter Reichweite, die zuerst für den Einsatz in Schiffsgeschützen entwickelt wurde. Sie wird derzeit beim italienischen Unternehmen Oto Melara, einer Tochter der Finmeccanica, zunächst für die Marine der Niederlande und Italiens produziert. Ein weiterer potentieller Kunde wäre die Deutsche Marine für die F125-Fregatten.<ref name="AW-ART">Aviationweek mit Daten zu gelenkten Artilleriegeschossen (engl., abgerufen am 17. Februar 2009)</ref>

Namensgebung

Der Name der Munition leitet sich von der italienischen Insel Vulcano ab, die namensgebend für alle Vulkane wurde. Diese ist eine der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer. In der römischen Mythologie galt diese Insel als die Schmiede des Vulcanus, dem römischen Gott des Feuers.

Technik und Einsatzmöglichkeiten

Entwickelt wurde Vulcano zuerst als 127-mm-Munition (5 Zoll) zur maritimen Feuerunterstützung gegen Küsten- und Landziele. Sie basiert auf einem flügelstabilisierten unterkalibrigen Geschoss. Im Gegensatz zum inzwischen eingestellten Mk 171 ERGM (Extended Range Guided Munition) Geschoss von Raytheon, welches mit einem zusätzlichen Raketenantrieb ausgestattet werden sollte, erreicht die Vulcano die Vergrößerung der Reichweite allein durch ihre gesteigerte Mündungsgeschwindigkeit in Kombination mit einem verringerten Luftwiderstand. Die Mündungsgeschwindigkeit bei der 127-mm-Variante soll dabei bis 1130 Meter pro Sekunde betragen.

Die Vulcano ist mit den bestehenden 127-mm-Munitionsstandards der NATO voll kompatibel, wurde aber für die weit verbreiteten Oto-Melara-Marinegeschütze 127/54 Compact, Lightweight und 127/64 Lightweight optimiert.<ref name="OTOB-VUL">OtoMelara-Webseite mit Information zur Vulcano (engl., pdf-Datei, abgerufen am 17. Februar 2009; 122 kB)</ref> Beim Einsatz in diesen Geschützen verringert sich die Kadenz im Vergleich zu konventioneller Munition, beispielsweise von 40 auf 17 Schuss pro Minute im 127/64 LW.

Munitionsarten und Reichweite

Die Vulcano soll in Zukunft in drei Varianten zur Verfügung stehen:<ref name="OTOB-VUL" /><ref name="DMKN-VUL">Information zur Vulcano auf Deutsches Maritimes Kompetenz Netzwerk(pdf-Datei, abgerufen am 17. Februar 2009)</ref>

  • ungelenkte Mehrzweckmunition (Reichweite 70 km)
  • endphasengelenkte Munition mit Infrarotsensor (Reichweite 70 km)
  • vollständig gelenkte Langstreckenmunition mit INS/GPS-Steuerung (Reichweite 100 km)

Die Treffergenauigkeit liegt bei rund 20 Meter, soll durch den Einsatz eines Lasersuchkopfes aber bis auf 3 m verbessert werden. Durch das längere Rohr soll beim Einsatz in der 127/64 LW eine Reichweite von 120 km erreicht werden. Die ungelenkte Version soll im Jahr 2008, die gelenkten Versionen 2011 einsatzbereit sein.<ref name="ARM-GA">Armada.ch mit Informationen zu gelenkten Artilleriegeschossen (engl., abgerufen am 17. Februar 2009)</ref>

Weiterentwicklung

Die 127-mm-Vulcano wird auch auf das größere 155-mm-Kaliber (6 Zoll), einem der NATO-Standards für landgestützte Artillerie, portiert. Sie soll dann beispielsweise in der Panzerhaubitze 2000 bei der italienischen Armee eingesetzt werden.<ref name="OTOB-VUL" />

Für das in Schiffsgeschützen gebräuchliche Kaliber 76 mm wurde die Munition in der Zwischenzeit von Oto Melara weiterentwickelt und ist seit Ende 2011 auf dem Markt verfügbar.<ref name="vulc-76-1">Meldung zur 76-mm-Version der Vulcano. defense-update.com. Abgerufen am 22. März 2012.</ref> Damit ist die Vulcano auch für die 76/62 Compact verfügbar, welche von zahlreichen Marine-Kunden genutzt wird.

Oto Melara bietet damit die passende Vulcano-Munition für alle selbst hergestellten Geschützkaliber bei Schiffgeschützen an.

Vulcano 155 GPS/SAL und Vulcano 127 GPS/SAL

2012 unterzeichneten Oto Melara und das deutsche Rüstungsunternehmen Diehl Defence auf der Eurosatory in Paris einen Vertrag zur Entwicklung und Produktion der präzisionsgelenkten Artilleriegranaten „Vulcano 155 GPS/SAL“ und „Vulcano 127 GPS/SAL“. Diese Granaten sollen mit der Genauigkeit von 1 m ins Ziel treffen können und damit auch die US-amerikanische Excalibur übertreffen, die auf fünf bis zehn Meter eine vorgegebene Koordinate trifft. Während die Excalibur ausschließlich per GPS gesteuert wird, soll die Vulcano zwischen dem GPA-Modus (GPS-Steuerung) und SAL-Modus (Laserzielmarkierung durch Artilleriebeobachter) umschaltbar sein. Im Laser-Steuerungsmodus soll die 1-Meter-Präzision erreicht werden, so dass nicht nur stationäre Ziele, sondern auch fahrende Panzer vernichtet werden können. Geplant ist für die 155-mm-Variante ein Verschuss durch die Panzerhaubitze 2000.<ref>BS, Dorothee Frank: Revolution bei der Artillerie. Deutsch-Italienische Konkurrenz für Excalibur, in Behörden Spiegel, Juli 2012, Seite 43</ref>

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Weblinks