Birnbaum auf dem Walser Feld


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Walser Birnbaum
Ort Walserfeld, Wals
Bundesland, Land Salzburg, Österreich
Baumart Birne
Höhe ü.d.M. 440
Geographische Lage 12,973337|primary dim= globe= name=Walser Birnbaum region=AT-5 type=landmark
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Status Naturdenkmal Naturdenkmal
Kronendurchmesser 5
f4
Birnbaum auf dem Walserfeld

IUCN-Kategorie III − Natural Monument or Feature

Fläche 0,0018 ha
Kennung NDM00014
Einrichtungsdatum 1932
Verwaltung BH Salzburg-Umgebung
Besonderheiten Mehrfach nachgepflanzter Baum; Gemeindesymbol
f5

Der Birnbaum auf dem Walserfeld, meist Walser Birnbaum genannt, ist ein Naturdenkmal, das südwestlich von Salzburg, in der Nähe des Flughafens Salzburg neben der Innsbrucker Bundesstraße auf einem freien Feld steht.

Belegt ist, dass in den vergangenen zwei Jahrhunderten mehrere Exemplare neu nachgepflanzt wurden.

Geschichte des Baumes

Datei:Birnbaum auf dem Walserfeld Gedenktafel.jpg
Gedenktafel beim Birnbaum auf dem Walserfeld

Der Baum tritt erstmals 1564 urkundlich in Erscheinung. Ein gewisser Lazarus Gitschner, ehemaliger Knecht des Stadtschreibers von Reichenhall, soll auf seinem Sterbebett berichtet haben, einst habe ihm ein Mönch das Innere des Unterberges gezeigt und auf den Birnbaum hingewiesen, bei dem einmal eine große Schlacht stattfinden werde.<ref name="Aigelsreiter">Lit. Aigelsreiter o.D.</ref><ref name="Zaisberger 29">Friederike Zaisberger: Geschichte Salzburgs. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1998, S. 29.</ref> Damals dürfte also schon ein markanter Baum am Walserfeld gestanden haben.

Der Baum des 19. Jahrhunderts soll an die Schlacht am Walserfeld erinnert haben, die zwischen französischen und kaiserlich-österreichischen Truppen vom 12. bis 14. Dezember 1800 ausgefochten wurde.<ref name="Schlacht am Walserfeld">Salzburg Wiki: Schlacht am Walserfeld</ref> Die siegreichen Franzosen marschierten in das eigentlich neutrale Salzburg ein, und plünderten Stadt und Umland. 1803 übergab der seinerzeit schon nach Wien geflohene Fürsterzbischof Colloredo das Erzbistum dann an Österreich. Nach dieser Zeit galt der Baum als politisches Symbol, und zwar vermutlich als bayernfreundliches, wobei der genaue Zusammenhang mit der Napoleonschlacht unklar ist. Überregional bekannt wurde der Baum wohl durch die Ballade Der Birnbaum auf dem Walserfeld (1831) des Dichters und Naturforscher Adelbert von Chamisso. 1848 versuchte König Ludwig von Bayern den Baum dem damaligen Besitzer, dem Siglbauern, abzukaufen, um ihn einzuzäunen und vor Anschlägen zu schützen. Der hielt das für gänzlich unwahrscheinlich, weil er eine im Volksglauben verhaftete Verehrung annahm. Er bekam eine jährliche Zahlung für die Pflege.<ref name="Aigelsreiter"/> Der Baum wurde aber in der Nacht des 30. April zum 1. Mai 1872 von Unbekannten angesägt. Eine Woche später fiel er einem Sturm zum Opfer.<ref name="Thuswaldner">Lit. Thuswaldner/Bluhm, 1985</ref> Das Attentat erregte seinerzeit „über die Grenzen Österreichs hinaus Aufsehen und Empörung.“<ref name="Aigelsreiter zit">Zitate aus Lit. Aigelsreiter o.D.</ref> Die Tat wird einem Kärnter antibayerischen „Wirrkopf“<ref name="Aigelsreiter zit"/> namens Johann Wicherl zugeschrieben. Dass der Siglbauer selbst den Baum umsägte, „weil ihm die vielen Verehrer des Baumes die Felder zertraten“,<ref name="Aigelsreiter zit"/> gilt als unplausibel. Verdächtigt wurden damals auch zwei einheimische Burschen, die in Verkennung des Philippibrauches (nach dem heute noch der Maibaum gestohlen wird) den Baum umschlagen wollten.<ref name="Aigelsreiter"/>

Daraufhin erwarb 1874 erwarb der k.u.k. Regimentsarzt im Reichskriegsministerium in Wien, Dr. Heinrich Wallmann, seinerzeit unter dem Dichternamen Heinrich von der Mattig bekannt, vom Siglbauern ein Grundstück etwa 30 Meter entfernt, um mit Genehmigung der Salzburger Gesellschaft für Landeskunde einen neuen Baum zu setzen.<ref name="Aigelsreiter"/> Ein Major Skuppa pflanzte 1875 in feierlicher Form einen wilden Birnbaum. Dieser Baum starb aber am 2. September 1883 in einem Sturm.<ref name="Aigelsreiter"/> Das Grundstück steht als das des Birnbaumes bis heute im Grundbuch.

Der heutige Baum wurde im Frühjahr 1887 von Dr. Wallmann und dem Salzburger Historiker Zillner gepflanzt.<ref name="Thuswaldner"/><ref>Der Walser Birnbaum, Geschichte und Mythos Video, auf Untersberg TV</ref> Er ging laut Testament samt dem Grundstück per 9. Mai 1899 in Besitz der Stadt Salzburg über. Er wurde 1932 zum Naturdenkmal erklärt. Da es in der NS-Zeit zu einer Umdeutung der Endschlacht-Sage kam, und der Birnbaum als altgermanischer „Thingbaum“ deklariert wurde,<ref>Untersberg: Sagenumwobener Berg und Hitlers Walhalla. Nr. 33 in Im Schatten der Mozartkugel. Reiseführer durch die braune Topographie von Salzburg. imschatten.org, abgerufen 11. November 2014.</ref> sollte er nach dem Krieg von den Amerikanern gefällt werden, wovon aber Abstand genommen wurde, als man sah, wie wenig imposant der Baum eigentlich ist.<ref name="Aigelsreiter"/> Per 11. September 1970 schenkte die Stadt Salzburg den Baum der Gemeinde Wals-Siezenheim, zu deren Gemeindesymbol er geworden war.<ref name="Aigelsreiter"/> Das Exemplar ist wohl ebenfalls ein Birnenwildling. Er ist seit einigen Jahren von einem Pilz befallen, und hat nach Expertenmeinung sein natürliches Lebensalter erreicht.<ref name="orf 20141006">Der Walser Birnbaum stirbt, salzburg.orf.at, 6. Oktober 2014.</ref>

Für den nächsten Baum ist vorgesorgt, in einer oberösterreichischen Gärtnerei wurde von der Gemeinde vor einigen Jahren ein Mostbirnbaum erworben.<ref name="orf 20141006"/> Da heute Umpflanzungen auch älterer Bäume problemlos möglich sind, wird bei der Nachpflanzung gleich ein stattliches Exemplar vorhanden sein.

Wahrzeichen und Naturdenkmal

Schon vor dem 1. Weltkrieg war geplant, ein großes Nationaldenkmal zu errichten, was wegen der Kriegswirren nicht mehr zustande kam.<ref name="Aigelsreiter"/> Der Baum wurde dann mit Bescheid des Landes Salzburg vom 30. Mai 1932, Zl. 449/1-III-1932 zum Naturdenkmal erklärt (NDM00014).

Der Walser Birnbaum gilt heute als das Gemeindezeichen von Wals-Siezenheim. In der Blasonierung des Gemeindewappens ist er beschrieben als „ein natürlicher, grüner, gelbbefruchteter Birnbaum“. Den Hintergrund bildet der Untersberg. Das Wappen wurde 1948 verliehen.

Datei:Walser Birnbaum 1.jpg
Bronzeskulptur auf dem Kreisverkehr Einfahrt Wals

Im Jahr der Fussballeuropameisterschaft 2008 wurde im Kreisverkehr an der Autobahnabfahrt Salzburg-West im Kreisverkehr an der Einfahrt nach Wals eine Skulptur mit dem Walser Birnbaum in Bronze von Steinmetz Harald Leitner aufgestellt. Der Baum steht in einer Gitterschale aus Niro-Rohr nach den Kanten eines Fussballkörpers und trägt, wie urkundlich erwähnt, sechs Birnen. Allerdings existiert in Wals auch eine Wappenabbildung mit sieben Birnen. In der Nacht auf Samstag 20. Juni 2015 wurde eine Birne der Skulptur gestohlen.<ref>http://salzburg.orf.at/news/stories/2717499/ Bronzebirne von Skulptur gestohlen, ORF.at, 22. Juni 2015.</ref>

Das Holz der Bäume

Aus dem Holz des 1872 gestorbenen Walser Birnbaumes ist für Kronprinz Rudolf, der seine Frau Stephanie von Belgien 1881 auf Salzburger Boden begrüßte, ein Schrank als Hochzeitsgeschenk gefertigt worden.<ref>Friederike Zaisberger: Geschichte Salzburgs. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1998, S. 270.</ref> Die Schnitzerei stammte vom Halleiner Kunstschnitzer A. Baumann, stellt die Unterbergsage dar, und ist nicht mehr vollständig erhalten.<ref name="Aigelsreiter"/> Ein Briefbeschwerer aus dem Holz ging an Kaiser Wilhelm anlässlich eines Kuraufenthaltes in Gastein.<ref name="Aigelsreiter"/> Der Wurzelstock dieses Baumes ist im Salzburg Museum (ehemals Carolino Augusteum) erhalten.<ref name="Aigelsreiter"/>

Ältere Exemplare sind keine erhalten.

Sagen und Legenden

Die Existenz eines Birnbaumes hier wird bis auf die Römerzeit zurückgeführt. Hier soll um 476 n. Chr. ein Baum gesprossen haben, der mit dem Blut von zehn dem Jupiter geopferten Germanenkindern getränkt war. Der Heerführer Odoaker soll auf seinem Weg nach Italien, der das römische Imperium zu Fall brachte, Zeuge dieser Tat gewesen sein. Die zurückkehrenden Germanen sollen die Samen des inzwischen erwachsenen Baumes mitgenommen haben, und der Walser Birnbaum sei so Stammvater aller Birnbäume Deutschlands geworden.<ref name="Aigelsreiter"/> Das Alter dieser wohl politisch motivierten Ritualmordgeschichte ist unbekannt.

Um den Baum rankt sich auch die Sage, nach der Karl der Große, der im Untersberg schlafen soll, dereinst auf dem Walserfeld die Endschlacht zwischen Gut und Böse schlagen wird.<ref name="Schlacht am Walserfeld" /><ref>Birnbaum auf dem Walser Feld, sagen.at </ref> Wenn also eines Tages die Raben nicht mehr um den Gipfel des Untersbergs fliegen und „die Not im Reich am Größten ist“, wird der Kaiser aufwachen und mit seinem Gefolge zum Birnbaum auf dem Walserfeld zum letzten Kampf reiten, bei dem (hoffentlich) das Böse vernichtet und das Gute siegen wird. Doch wenn das "Böse" gewinnt, wird es, laut der Sage, Feuer regnen, und die Reiter der Hölle werden dem Boden entsteigen und die Seelen aller sammeln.

Bei den um den Gipfel des Untersberges fliegenden Rabenvögeln handelt es sich um Bergdohlen. Auch diese Sage hat einen historischen Kern: Im Salzburger Dom hat im Oktober 803 eine Provinzialsynode unter dem Vorsitz Karls des Großen stattgefunden. Karl der Große war dem damaligen Salzburger Bischof Arn sehr gewogen, dieser gehörte etwa auch 811 zum Kreis der Zeugen, vor denen Karl der Große sein Testament gemacht hat. Die Sage vom Kaiser im Untersberg findet eine Parallele in der ungefähr gleichlautenden Erzählung über Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser ebenfalls auf den Jüngsten Tag warten soll.

Nach einer weiteren Version der Sage wird der Enkel Barbarossas, Kaiser Friedrich II., welcher im Trifels oder im Ätna (in Sizilien) schläft, das Gute auf dem Walserfeld in die letzte Schlacht mit dem Bösen führen. Die inhaltlich, zeitlich und lokal unterschiedlich auftretenden Versionen der Sage haben offensichtlich alle ihren Ursprung im lange vorherrschenden Volksglauben an die Rückkehr eines Friedenskaisers.

Neben diesen endzeitlichen Assoziationen sind auch volksgläubige Geschichten überliefert. So glaubte man noch im 19. Jahrhundert, dass „wer den Birnbaum fällt, keines natürlichen Todes stirbt und auch keine männlichen Nachfahren haben werde.“<ref name="Aigelsreiter zit"/> Es bestanden also auch Aspekte eines Fruchtbarkeitssymbols.

Literatur

  • Josef Aigelsreiter: Der Birnbaum auf dem Walserfeld. Blatt 1–4 in einer Mappe zu den Kleindenkmälern der Gemeinde Wals, o.D. (online auf pfarre-wals.at).
  • Rudolf Freisauff von Neudegg: Der Birnbaum auf dem Walserfelde, Ein kleiner Beitrag zur Salzburger Landeskunde. Oberer, Salzburg 1876.
  • Herbert Hopfgartner: Adelbert Chamisso: Der Birnbaum auf dem Walserfeld. Landesverband Salzburger Volkskultur, 33. Jahrgang Mai 2009, S. 66–71.
  • Nikolaus Huber (Hg.): Fromme Sagen und Legenden aus Salzburg. Mittermüller, Salzburg 1880, S. o.A.
  • Werner Thuswaldner, Gerhard Bluhm: Naturdenkmäler im Land Salzburg. 2. Auflage, A. Winter, 1985, 1a), S. 50.
  • Christian Uhlir: Kaiser Karl der Große und die Untersberg Sagen. Eigenverlag, Grödig bei Salzburg 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />