Zugzielanzeiger
Zugzielanzeiger sind Anzeigetafeln, die Informationen über das Ziel ankommender oder abfahrender Züge und Ähnlichem anzeigen. Fahrgäste können sich mit ihrer Hilfe immer auf dem Laufenden halten, wenn die Anzeiger aktualisiert werden. Man findet sie auf Personenbahnhöfen mit Umsteigemöglichkeit, sowie (dann als Fahrtzielanzeiger bezeichnet) an Haltestellen von S-Bahnen, Bussen und vergleichbarem. Darüber hinaus können sie auch an genannten Verkehrsmitteln angebracht sein. Je nach Ausführung können sie sowohl aus einem variablen als auch aus einem konstanten Bereich bestehen.
Der Vorläufer moderner Anzeigetafeln an Fahrzeugen ist das Zuglaufschild. Solche Schilder bestanden ursprünglich aus Blech und waren außen an den Eisenbahnwagen angebracht. Dabei wurde oft eine Fahrtrichtung auf der Vorder- und die Gegenrichtung auf der Rückseite gedruckt, die Tafeln konnten dann für die Rückfahrt einfach umgedreht werden. Später kamen Kunststoffschilder in Gebrauch, die an den Waggontüren innen angebracht waren. Diese finden jedoch kaum noch Verwendung, da sie durch elektronische Außenanzeigen an den Reisezugwagen ersetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Zugzielanzeiger an Bahnhöfen und Haltestellen
Auf Bahnhöfen hängen sie meist an den Gleiszugängen (zum Beispiel Ausgängen von Unterführungen usw.) oder über die komplette Länge der Bahnsteige verteilt. Dabei können sie folgende Informationen anzeigen:
- Bezeichnung des Gleises (zum Beispiel Gleis 10a oder Gleis 9 Nord)
- Ankunfts- oder Abfahrtszeit
- Zuggattungen (ICE, IC, IRE, RE, RB, S, usw.)
- Zugnummer oder Liniennummer
- Ziel (Endstation) des Zuges
- (ausgesuchte) Zwischenhalte
- Wagenstandanzeiger (insbesondere für Fernverkehrszüge)
- ggf. Verspätungszeiten,
- ggf. sonstige Hinweise: wie Qualitätsabweichungen (geänderte Wagenreihungen, fehlender Speisewagen, fehlende Reservierungen …), Hinweise über Zugausfälle; diese werden ggf. in weißer Schrift auf blauem Grund dargestellt.
Bauformen
Mechanische Zugzielanzeiger
Bereits seit dem 19. Jahrhundert wurden mechanische Zugzielanzeiger verwendet. Dies waren ausklappbar an einem Mast angebrachte rechteckigen Tafeln mit Fahrtzielangaben. Die in der Grundstellung nicht einsehbaren Tafeln wurden zum Anzeigen mit einer Zugstange in die lesbare Stellung ausgeklappt. Wegen dieser Mechanik wurden diese Geräte landläufig auch als Hampelmann bezeichnet. Auf größeren Bahnhöfen wurden die Zugzielanzeiger so ausgelegt, dass mehrere Tafeln gleichzeitig ausgeklappt werden konnten, womit sich beispielsweise neben dem Fahrtziel auch die Zuggattung anzeigen ließ. Vielfach sind die mechanischen Zugzielanzeiger inzwischen durch modernere und ferngestellte Anzeigetafeln ersetzt worden.
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Hampelmann am S-Bahnhof Berlin-Wilhelmshagen
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Historischer Zugzielanzeiger am Bahnhof Bad Herrenalb
Glasscheiben mit Leuchtstoffröhren
Zugzielanzeiger der Deutschen Reichsbahn bestanden oft in kleineren und mittelgroßen Bahnhöfen aus von vorn oder von hinten bedruckten Glastafeln, in denen Leuchtstofflampen hinter der betreffenden Scheibe aufleuchteten, um das Ziel eines Zuges zu signalisieren. Trotz der einfachen günstigen Bauweise überwiegen die Nachteile: Beim Ausfall der Leuchtstofflampe fiel die Information aus und bei Fahrplanänderungen mussten die betreffenden Tafeln ausgetauscht werden. Trotzdem wird diese Art Zugzielanzeiger teilweise noch verwendet. Auch im Nahverkehr außerhalb der DDR wurde diese Technik verwendet, zum Beispiel bei der Berliner und Hamburger U-Bahn. Im September 2012 waren bei der Berliner S-Bahn solche Anzeiger auf dem Nordteil der Linie S1 – ab Wilhelmsruh nordwärts – noch im Betrieb, weil die Umstellung zwar geplant, aber noch nicht erfolgt war.
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DDR-Variante mit Leuchtstoffröhren in Leinefelde; an den vielen verschiedenen Schriftarten lassen sich Änderungen erkennen
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Zugzielanzeiger in DDR-Bauweise im Bahnhof Magdeburg-Buckau
Rollbandanzeiger
Bis in die jüngste Zeit waren Rollbandanzeiger weit verbreitet. Neben einzelnen Bändern für die Abfahrtszeit wurden alle Daten eines Zuglaufs auf einer Position des Rollbandes dargestellt. Das bedingte den Austausch des gesamten Rollbandes bei neuen Zugläufen. Daher wurde diese Anzeigeform auf größeren Bahnhöfen schon früh durch Fallblattanzeiger ersetzt.
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Rollbandanzeiger im Bahnhof Saargemünd (Sarreguemines), Frankreich
Fallblattanzeiger
Einige der heutigen Zugzielanzeiger der Deutschen Bahn bestehen noch als Fallblattanzeiger mit rotierenden bedruckten Karten, um Informationen anzuzeigen. Dabei ist der Anzeiger auf festgelegte Begriffe, Buchstaben und Zahlen beschränkt. Die Anzahl und die Anordnung der angezeigten Informationen richten sich nach Anzahl und Anordnung der einzelnen Fallblatt-Register. Neben dieser geringen Flexibilität und einem hohen mechanischen Verschleiß bieten sie aber eine optimale Lesbarkeit. Manchmal klemmen allerdings die Karten, die Information wird dadurch unlesbar. Diese werden von Bahnfans „Zugzielfalschanzeiger“ genannt und gerne fotografisch festgehalten (siehe Weblinks).
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Zugzielanzeiger der DB mit Fallblattanzeige in Frankfurt (Main) Hbf (Typ AEG, bis September 2005)
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Hannover Hbf, Nachtzug mit zwei Zugteilen
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Fallblattanzeiger der DB im neuen Design in Koblenz Hbf
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„Zugzielfalschanzeiger” in Münster Hbf: Nach Enschede fahren nur RB-, keine ICE-Züge
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Fehlerhafter Anzeiger der S-Bahn Rhein-Main für die S 1 an der Hauptwache in Frankfurt (mittlerweile durch Digitalanzeige ersetzt)
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Fallblattanzeige im Bahnhof Berlin Alexanderplatz (mittlerweile durch Digitalanzeige ersetzt)
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Alter Zugzielanzeiger der S-Bahn Berlin, hier im Ostbahnhof (mittlerweile durch Digitalanzeige ersetzt)
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Schweiz: Zürich HB
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Schweiz: Brig
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Anzeiger der SBB in Olten für einen Schnellzug
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Frankreich: Paris Nord
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Niederlande: Rotterdam Centraal
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Luxemburg: Luxembourg
LED-/LC-Bildschirme
Die neuste Zugzielanzeiger-Variante ist digital und setzt Leuchtdioden (LED) oder Flüssigkristallbildschirme (LCD) ein. Die sogenannten Vollmatrix-Anzeiger haben dabei die Vorteile, dass sie weniger störungsanfällig sind, Informationen durch selbstleuchtende Bildschirme lesbarer angezeigt werden können und Bildschirme nicht auf einen festgelegten Satz von Zeichen wie Fallblattanzeiger beschränkt sind. Ein Update der Software bringt alle digitalen Anzeiger auf den neuesten Stand und erspart so Tausende von Registerkarten alter analoger Anzeiger auszuwechseln, was beispielsweise nötig würde nach Änderungen in Zugläufen, im Betriebsablauf des Bahnhofs oder nach Eröffnung eines neuen Bahnhofs. Auch Störungen können einfach und detailliert angekündigt werden.
Auch die Möglichkeiten des Hervorhebens (durch Vergrößerung, Fettschrift und andere Formatierungen) und des Platzsparens durch Laufschrift oder Scrollen zeichnen diese Variante aus.
Bei der Deutschen Bahn bestehen diese Anzeiger aus mehreren dunkelblauen Bildschirmen, die von hinten durch Leuchtstoffröhren, bzw. LED bei aktuellen Geräten, beleuchtet werden. Die Anzeiger sind monochrom (dunkelblau und weiß) und vergleichsweise niedrig aufgelöst. Sie können somit keine farbigen Wagenstände anzeigen, erreichen jedoch einen hohen Kontrast und sind aufgrund der verwendeten Transflektor-Folie zwischen Hinterleuchtung und LCD-Glas auch bei direkter Sonneneinstrahlung lesbar.
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Leipzig Hbf, in großer und kleiner Ausführung
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Würzburg Hbf: LCD-Anzeiger mit zwei verschiedenen Zugteilen
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LC-Zugzielanzeiger der DB in Ingolstadt Hbf
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Zugzielanzeiger der S-Bahn Hannover am dortigen Hauptbahnhof
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S-Bahn-Zugzielanzeiger in München (S-Bahn München)
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Zugzielanzeiger der Harzer Schmalspurbahn in Schierke
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Österreich: Salzburg Hbf
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Niederlande: 's-Hertogenbosch
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Belgien: Lüttich-Guillemins
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Frankreich: LCD-Anzeiger in Paris-Est
Design-Umstellung der DB
Infolge der Änderung des Designs der Deutschen Bahn wurden neben Uhren, Bahnhofsschildern und restlichen Tafeln auch die Zugzielanzeiger angepasst. Früher wurden die Informationen mit schwarzem Text auf weißem Grund ( positiv ) und heute mit weißem Text auf dunkelblauem Grund ( negativ ) dargestellt.
Löschung der Anzeiger an Bahnhöfen
Die Löschung der Anzeiger erfolgt meistens nach Abfahrt des Zuges am Bahnhof, und zwar entweder
- automatisch,
- durch Datenimpulse, die im Fahrbetrieb erzeugt werden,
- durch Haltesensoren oder Kameratechnik,
- zeitgesteuert durch „Abarbeiten“ des Bahnhofsfahrplanes
- oder manuell vom Bediener der Fahrgastinformationsanlage oder vom Zugbegleitpersonal ausgelöst. Letzteres wird mit einem Vierkantschlüssel an einer Bedienungssäule eingeleitet, die durch ein Schild mit grünem Pilz in einem Ring gekennzeichnet ist. Dort befindet sich auch der Schalter für die Abfahrtsansage, die standardmäßig bei der Deutschen Bahn vom Band kommt oder von einem Computer wiedergegeben wird. An einem weiteren Schalter wird mit etwas Zeitverzögerung zum Einsteigen des Zugführers auch das elektronische Abfahrsignal („Zp 9“) erteilt.
Zugzielanzeiger an Verkehrsmitteln
Dies ist die älteste Form der Zielanzeigetafeln. Zuglaufschilder aus Blech wurden früher auch vorne an Dampflokomotiven angebracht, besonders im Nahverkehr etwa bei den Berliner „Stadt-, Ring- und Vorortbahnen“.
Außen an Verkehrsmitteln (Loks, Eisenbahnwagen, S-Bahnen und Ähnlichem) befinden sich die Zugzielanzeiger meist vorne, aber auch an den Seiten der Fahrzeuge. Gängigste Bauform ist dabei heute die Ausführung als Anzeige mit bistabilen Anzeigeelementen. Wie bei Bussen und ähnlichem Standard werden auch Loks für den Personenverkehr verstärkt mit Zugzielanzeigern ausgestattet. Dabei nennen diese Anzeiger durchschnittlich (nur):
- Reiseziel (bzw. Endstation)
- ggf. Zuggattung als Abkürzung
- ggf. nächste Station
- ggf. kurze Hinweise („Nicht einsteigen“, „Danke, dass Sie vorne einsteigen“, usw.)
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Zuglaufschild des Wupper-Express
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Zugzielanzeiger aus bistabilen Anzeigeelementen an einem Nahverkehrszug
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Zuglaufschild des Eurocity Iris von Brussel-Zuid/Bruxelles-Midi nach Zürich HB.
Siehe auch
- Dynamische Fahrgastinformation
- Dynamischer Schriftanzeiger
- Fahrgastinformation
- Fahrgastinformationssystem
- Bistabiles Anzeigeelement
- Abfahrtstafel
- Fallblattanzeige