Ägyptisches Museum (Kairo)


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Ägyptisches Museum Kairo

Haupteingang des Museums
Daten
Ort Kairo
Art Aegyptiaca
Architekt Marcel Dourgnon
Eröffnung 1902
Besucheranzahl (jährlich) ca. 2,5 Millionen
Betreiber Oberster Rat für Altertümer
Website emuseum.gov.eg
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Das Ägyptische Museum (arabisch ‏المتحف المصري‎) in Kairo ist das weltweit größte Museum für altägyptische Kunst. Es enthält Werke aus verschiedenen Epochen der altägyptischen Kulturgeschichte: Frühgeschichte, Thinitenzeit, Altes Reich, Mittleres Reich, Neues Reich, Dritte Zwischenzeit und Spätzeit sowie Griechisch-Römische Zeit. Es liegt am Al-Tahrir-Platz in der Innenstadt von Kairo und wurde 1900 nach Plänen des französischen Architekten Marcel Dourgnon im neoklassischen Stil erbaut. Die Eröffnung fand 1902 statt. Träger ist die heutige Behörde Supreme Council of Antiquities, ehemals Antikendienst der Arabischen Republik Ägypten.

Entstehung der Ägyptischen Sammlung in Kairo

Datei:CH-NB - Aegypten, Kairo und Nil - Eduard Spelterini - EAD-WEHR-32043-B.tif
Das neue Museumsgebäude in einer Ballonaufnahme von Eduard Spelterini 1904 (am rechten Bildrand)

Die ägyptische Regierung gründete 1835 den Service des Antiquités de l’Egypte, um die weitere Plünderung archäologischer Schätze sowohl durch einheimische wie auch fremde Schatzsucher zu verhindern.„So entstand die erste, von der ägyptischen Regierung zusammengetragene Sammlung ägyptischer Kunstwerke.“ Die Sammlung fand zuerst ihren Platz in einem kleinen Gebäude im Esbekiah Park in Kairo und wurde später in die Saladin Festung überführt. 1858 eröffnete Auguste Mariette ein neues Museum in Bulaq. Als im Jahr 1878 nach einer Überschwemmung des Museums in Bulaq viele Objekte fortgeschwemmt oder gestohlen wurden, setzte er sich besonders dafür ein, ein großes Museum für ägyptische Monumente zu errichten. 1880 wurden die Sammlungen aus dem Bulaq-Museum durch den Khediven Ismail Pascha in einen Anbau des Giza Palastes gebracht, wo sie bis zur Eröffnung des Ägyptischen Museums im Jahr 1902 verblieben.<ref name="ReferenceA">Mohamed Saleh, Hourig Sourouzian: Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo. Offizieller Katalog. Herausgegeben vom Antikendienst der Arabischen Republik Ägypten. Aus dem Ägyptischen von Andrea Gnirs, Renata Husseini, Daniel Polz und Raier Stadelmann. von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3805306407, S. 9-10.</ref> Die Grundsteinlegung zum neuen Museum erfolgte am 1. April. 1897 in Gegenwart des Khediven Abbas Hilmi II. und dem Leiter des Service des Antiquités de l'Égypte, Gaston Maspero, der auch die Bauarbeiten mit überwachte. Die Bauzeit betrug vier Jahre und acht Monate und der Bau mit 15.000 m² kostete L. E. 240.000. Von Anfang März bis Mitte Juli 1902 wurden die Artefakte von Gizeh über den Nil nach Kairo gebracht. Am 15. November 1902 wurde das Ägyptische Museum eröffnet, wiederum von Abbas Hilmi II.<ref>Cairo Egyptian Museum: Important Dates in the History of the Egyptian Museum. (Memento vom 25. März 2013 im Internet Archive) In: worldvisitguide.com, (englisch).</ref>

Die Sammlung des Museums

Datei:GD-EG-Caire-Musée007.JPG
Erdgeschoss des Museums mit Blick auf die Doppelsitzstatue von Amomenophis III. und Teje

Nach der Eröffnung 1902 waren im Ägyptischen Museum ca. 50.000 Ausstellungsstücke zu sehen. Mit mehr als 150.000 Artefakten beherbergt es heute die größte Sammlung altägyptischer Kunst weltweit.<ref>Francesco Tiradritti, Araldo De Luca: Die Schatzkammer Ägyptens – Die berühmte Sammlung des Ägyptischen Museums in Kairo. S. 10.</ref> Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke mit über 100 Sälen. Im Erdgeschoss sind die Objekte nach den Epochen chronologisch geordnet, das heißt von der Prädynastik bis hin zur Griechisch-römischen Zeit sowie Funde aus nubischen Gräbern. Einen Sonderbereich innerhalb des Ausstellungsbereichs zum Neuen Reich nimmt die sogenannte Amarna-Gallery ein. Im 1. Obergeschoss befinden sich die Objekte, die ungestört oder nahezu ungestört aufgefunden wurden. Hier sind Fundstücke aus dem Grabschatz des Tutanchamun, Modell-Bote, Königsmumien, die Grabbeigaben von Juja und Tuja, die Mumienportraits aus dem Fayyum sowie Ostraka und Papyri ausgestellt.

Ausstellungsbereich des Museums

Sortierung der Gruppierungen nach den Fundzeiten der Objektgruppen:

Lagerbereich des Museums

Weitere Artefakte befinden sich in dem für Besucher nicht zugänglichen Untergeschoss und dem 2. Obergeschoss. Die Fundstücke in den Kellerräumen des Museums lagerten dort jahrelang ohne in den Bestandslisten erfasst oder dokumentiert worden zu sein. Auf einer Fläche von 10.500 m² wurden die Grabungsfunde aller archäologischen Grabungen eingelagert, die nach der Fundteilung Ägypten zugesprochen worden waren. Unter der Museumsleitung von Wafaa el-Saddik und der Genehmigung von Sondermitteln durch das Supreme Council of Antiquities, wurde eine Inventur im Untergeschoss durchgeführt und im Anschluss daran mit den Arbeiten an einer modernen Datenbank für die Objekterfassung begonnen. Es wurden ca. 2.000 verschlossene Holzkisten, die die Namen der einzelnen Grabungsmissionen, jedoch keine Inventarlisten über die Funde enthielten. Darunter unter anderem Kisten aus den Grabungsjahren 1914, 1922, 1923 oder 1939 in Deir el-Bahari, Memphis, Sakkara und Tanis. Weitere Funde im Kellergeschoss waren etwa 600 Särge und in Regalen gelagerte Mumien, Totenschädel aus nubischen Gräbern, verschiedene Keramiken, Stelen, Skulpturen und Reliefs. Stichproben ergaben eine Anzahl von ungefähr 40.000 aufbewahrten Einzelobjekten. Den Arbeiten in den Kellerräumen folgte eine Sonderausstellung im Museum: „Meisterstücke aus dem Keller“.<ref>Wafaa el-Saddik, Rüdiger Heimlich: Es gibt nur den geraden Weg. Mein Leben als Schatzhüterin Ägyptens. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, ISBN 978-3-462-04535-2, S. 327-332, Leseprobe in Google Bücher.</ref>

Die Untersuchungen und Aufräumarbeiten im 2. Obergeschoss ergaben eine der im Keller vergleichbare „Fundsituation“. Hier fanden sich beispielsweise vollständige „Sarg-Ensembles“, das heißt in einander passende Särge für eine verstorbene Person.<ref>Wafaa el-Saddik, Rüdiger Heimlich: Es gibt nur den geraden Weg. Mein Leben als Schatzhüterin Ägyptens. Köln 2013, S. 332.</ref>

Nachdem ein Großteil der Funde im Keller auf verschiedene Lager verteilt wurde, wie beispielsweise auf das Imhotep-Museum in Sakkara, wurden die Kellerräume renoviert und teilweise in Büros für die Kuratoren des Museums umgestaltet. Im östlichen Teil des Untergeschosses wurde ein Labor für DNA-Untersuchungen an Mumien eingerichtet.<ref>Zahi Hawass: Durch das ägyptische Museum mit Zahi Hawass. Heritage World Press, Berkshire 2009, ISBN 978-1-907397-07-3, S. 15.</ref>

Registrierung im Museum

Die im Ägyptischen Museum Kairo befindlichen Objekte sind bisher mit unterschiedlichen Inventar-Nummern erfasst<ref>Mohamed Saleh, Hourig Sourouzian: Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo. Mainz 1986, S. 12.</ref>:

  • Journal d'Entrée du Musée (JE)
  • Catalogue Général (CG)
  • Registre Temporaire (RT)
  • Special Register (SR)

Kindermuseum

Im Januar 2010 eröffnete im westlichen Teil des Kellergeschosses auf Initiative der damaligen Generaldirektorin Wafaa el-Saddik ein Kindermuseum, das speziell auf Bedürfnisse junger Besucher ausgerichtet ist. Das Kindermuseum ermöglicht es, die bisherigen museumspädagogischen Angebote, die sich sowohl an Gruppen von nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen wie auch an Behinderte (z. B. Blinde) richten, noch zu erweitern.

Museumsbibliothek

Die 1902 gegründete Museumsbibliothek ist auf die Kultur des Alten Ägypten spezialisiert und wird weltweit als eine der wichtigsten Bibliotheken hierzu angesehen. Unter den Themengebieten sind unter anderem Geschichte, Literatur, Mathematik oder Kunst vertreten. Die Bibliothek umfasst in etwa 42500 Bücher, aber auch Magazine und Periodika in verschiedenen Sprachen. Sie wird monatlich um ca. 20 bis 30 weitere Exemplare ergänzt.

Die Bibliothek des Ägyptischen Museums in Kairo steht unter Aufsicht des Highest Council of Monuments. Das Ausleihen ist Mitarbeitern dieser Institution und Forschern vorbehalten, wohingegen das Lesen in der Bibliothek für Forscher des Fachgebietes und Studenten, auch aus dem Ausland, möglich ist.<ref> Visitor Information: Library. (Memento vom 15. August 2014 im Internet Archive) In: Egyptian Museum (englisch)</ref>

Während und nach der Revolution 2011

Bei der Revolution in Ägypten 2011 kam es zu Plünderungen und Beschädigungen der Sammlung.<ref>Ägyptisches Museum in Kairo: Plünderer zerstören Tutanchamun-Schätze. In: Spiegel Online. 30. Januar 2011, abgerufen am 7. Mai 2013.</ref><ref>Brian Vastag: Amid protests and looting, officials work to preserve Egypt's treasures. In: Washington Post vom 30. Januar 2011.</ref> Der ehemalige Minister für Altertumsgüter, Zahi Hawass, meldete am 12. Februar 2011, dass nach einer ersten Bestandsaufnahme acht Objekte vermisst wurden<ref>Zahi Hawass: Sad News. (Memento vom 17. Juli 2014 im Internet Archive) In: drhawass.com, 12. Februar 2011.</ref>:

  • zwei vergoldete Holzstatuetten aus dem Grabschatz des Tutanchamun
  • eine Kalksteinstatuette des Echnaton, der eine Opfertafel hält
  • eine Statuette der Nofretete beim Opfern
  • ein Kopf einer Amarna-Prinzessin aus Sandstein
  • eine Statuette eines Schreibers aus Amarna aus Stein
  • elf Uschebtis von Juja aus Holz
  • ein Herz-Skarabäus von Juja

Insgesamt wurden 54 Ausstellungsstücke gestohlen, von denen 25 bis 2013 wieder gefunden und restauriert wurden. Nach Restaurierung der im Museum beschädigten und der zurück erhaltenen Objekte waren insgesamt 29 in der Sonderausstellung Damaged and Restored („Beschädigt und restauriert“) zu sehen. Darunter zwei vergoldete Holzstatuen Tutanchamuns, eine Statue Echnatons, Uschebtis nubischer Könige, sowie eine Kindermumie und ein Vase aus polychromen Glas.<ref>Yomna El Saeed: Egyptian Museum exhibit puts spotlight on restored artefacts. In: Daily News Egypt, 23. Oktober 2013.</ref>

Während der Revolution in Ägypten 2011 soll sich, laut der Aussage des damaligen Direktors, Tarek el-Awady, in dem Museum zudem eine Kommandozentrale des Geheimdienstes befunden haben und am 9. März von der Militärpolizei Folterkammern in den Kellern eingerichtet worden sein. Dies soll entgegen Internationalen Konventionen, die die Nutzung von Museen zu militärischen Zwecken verbieten, geschehen sein.<ref name="NZZMubaraks">sda/dpa: Kommandozentrale für Mubaraks Agenten: Ägyptisches Museum war von Sicherheitsapparat missbraucht. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. August 2011, abgerufen am 7. Mai 2013.</ref>

Die Besucherzahlen lagen einst bei etwa 2,5 Millionen Personen jährlich, sind jedoch seit der Revolution 2011 stark gesunken. Der Associated Press zufolge verringerten sich die Einnahmen des Museums im Zeitraum Oktober 2010 bis Oktober 2013 von 16 Millionen US-Dollar auf 1,1 Millionen US-Dollar.<ref>Mike Boehm: Zahi Hawass is on the stump again for ancient Egypt's Pharaohs. In: Los Angeles Times, 28. Juni 2014.</ref>

Literatur

  • Sergio Donadoni: Ägyptisches Museum Kairo. Übersetzt von Federica Pauli. Ebeling, Wiesbaden 1978.
  • Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum in Kairo. Offizieller Katalog. Herausgegeben vom Antikendienst der arabischen Republik Ägypten. von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0640-7; ISBN 3-8053-0904-X (Museumsausgabe).
  • Francesco Tiradritti, Araldo De Luca: Die Schatzkammer Ägyptens – Die berühmte Sammlung des Ägyptischen Museums in Kairo. Frederking & Thaler, München 2000, ISBN 3-89405-418-2.
  • Alessia Amenta, Maria Sole Croce und Alessandro Bongioanni: Ägyptisches Museum Kairo. National Geographic Art Guide, mit Vorwort von Zahi Hawass, 2. Auflage, National Geographic Deutschland, Hamburg 2006, ISBN 3-934385-81-8.

Filme

  • Im Schatzhaus der Pharaonen. Das Ägyptische Museum in Kairo. Dokumentation, Deutschland, 2006, 43:27 Min., Buch und Regie: Rüdiger Heimlich, Thomas Weidenbach, Produktion: Längengrad Filmproduktion, WDR, arte, Inhaltsangabe mit Filmanfang von Längengrad.
  • Akte M - Geheimsache Museum. Ägyptisches Museum, Kairo. (OT: Inside The Egyptian Museum.) Dokumentarfilm, Kanada, 2010, 44 Min., Buch und Regie: David New, Produktion: Kensington Communications, History Channel Canada, Reihe: Akte M - Geheimsache Museum (OT: Museum secrets), Erstsendung: 27. Januar 2011 bei History Channel Canada, Inhaltsangabe von fernsehserien.de, Bilder und Vorschau.

Weblinks

Commons Commons: Ägyptisches Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Unruhen 2011

Einzelnachweise

<references />

30.04722222222231.233611111111Koordinaten: 30° 2′ 50″ N, 31° 14′ 1″ O{{#coordinates:30,047222222222|31,233611111111|primary

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