Aas


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25px Dieser Artikel behandelt Aas (verwesende Tierkörper); zu weiteren Bedeutungen des Wortes siehe Aas (Begriffsklärung), zu gleichlautenden Codes und Abkürzungen siehe AAS.
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Gänsegeier (Gyps fulvus) mit stark verwestem Aas

Unter Aas oder Kadaver (lat.: cadaver) versteht man den toten Körper eines Tieres, wenn er in den Zustand der Verwesung übergegangen ist<ref> Bertelsmann (Hrsg.): Universallexikon. S. 9 (online).</ref> und noch nicht der Natur entnommen bzw. unmittelbar gefressen worden ist.

Übergang zum Verwesungsprozess

Direkt nach dem Tod eines Tieres ist es noch kein Aas, sondern eine Leiche. Beim gestorbenen Tier setzt zuerst eine vollständige Entspannung aller Muskeln ein, danach folgt in meist kurzer Zeit, die Spanne ist temperaturabhängig, die Totenstarre. Da diese meist innerhalb weniger Stunden eintritt, kann bei einer starren Leiche noch nicht von Aas gesprochen werden. Sie ist immer noch Frischfleisch. Durch im Fleisch enthaltene Enzyme löst sich die Leichenstarre nach wenigen Tagen und die Muskeln entspannen sich zum zweiten und letzten Mal. Diese enzymatischen Prozesse (Autoproteolyse) sind die erste Stufe der Verwesung. Von hier an kann nun chemisch von Aas gesprochen werden, obwohl das Fleisch für Menschen und andere Tiere immer noch essbar ist (siehe Abhängen). Das Immunsystem des verendeten Tiers ist zu diesem Zeitpunkt noch einige Zeit teilweise intakt, so dass noch keine bakterielle Fäulnis einsetzen kann, welche die unten genannten Gifte produziert. Antikörper und Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Fleisch der Leiche bekämpfen noch tagelang aktiv die meisten Mikroben, bis die Antikörper verbraucht sind und die Leukozyten alles Vitamin C im Leichnam aufgebraucht haben, das sie für ihre Immunarbeit benötigen. Erst jetzt bricht das Immunsystem des toten Tierkörpers vollständig zusammen und Bakterien besiedeln den Kadaver, beginnen ihn zu verdauen und sich selbst zu vermehren.

Zustand des Aases, Genießbarkeit

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Aas in einem Park in Paris
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Aas eines Raben mit Käferbefall

Durch die Verwesung des Leichnams kommt es zu starkem Aasgeruch durch die Stoffe Cadaverin und Putrescin.<ref> Wolfgang Legrum: Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft: Vorkommen, Eigenschaften und Anwendung von Riechstoffen und deren Gemischen. Springer, 2011, ISBN 3-8348-1245-5, S. 65 (online).</ref> Zusätzlich wird das Aas durch bakterielle Gifte wie Tetanospasmin oder auch Botulinumtoxin mit der Zeit immer giftiger. Dabei entstehen nun im Zeitraum von Wochen und Monaten die übel riechenden Fäulnisgase (Aasgeruch).

Am Anfang dieses Fäulnisprozesses ist das Fleisch für Menschen und Tiere noch essbar, die Bakterienendprodukte sind noch zu schwach konzentriert und der Geruch kann als erträglich genug empfunden werden, so dass es gegessen werden kann. Das Fleisch ist zu diesem Zeitpunkt für Menschen lediglich „gut abgehangen“ (siehe Hautgout) und für Raubtiere immer noch gewöhnliches Fleisch. Für den Menschen ist es durch Kochen oder durch Einlegen in desinfizierende Flüssigkeiten, z. B. Wein (Sauerbraten) oder Essig, auch noch einige Tage darüber hinaus genießbar zu machen.

Mit fortschreitender Verwesung wird der Aasgeruch zunächst für Menschen, andere Primaten und die meisten katzenartigen Raubtiere zu streng. Würden sie jetzt noch davon essen, könnten sie davon krank werden oder sterben, weil nun für sie zu viele Bakterienendprodukte enthalten sind. Nun handelt es sich um Aas im eigentlichen Sinne, welches von vielen Fleischfressern nicht mehr angenommen wird.

Von den Aasfressern wie den hundeartigen Raubtieren, Vögeln und einigen wenigen Reptilien wird das Fleisch immer noch gern genommen. Wenn das Aas schließlich dem Zerfall nahe ist und für Menschen und fast alle Raubtiere ungenießbar geworden ist, kann es nur noch von stark spezialisierten Aasfressern wie Hyänen und Geiern gefahrlos verzehrt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist das Aas für die meisten Vögel und Säugetiere (inklusive Mensch) stark giftig.

Vom Moment des Sterbens bis zur völligen Verwesung ist das tote Tier für viele Insekten wie Fliegen, Speckkäfer und Aaskäfer als Nahrung begehrt, besonders für deren Larven.<ref> Klaus Honomichl: Insekten: Die heimlichen Herrscher der Welt. C. H. Beck, 2003, ISBN 3-406-41048-0, S. 30 (online).</ref> Die Insekten sind meist als Erste da und gehen als Letzte wieder weg. Dies deshalb, weil die Insekten und ihre Larven durch ihre geringe Größe nur langsam fressen können, während ein Aasfresser mit Zähnen/Schnabel schnell große Mengen fressen kann.

Auswirkung auf Mensch und Umwelt

Verwesendes Aas stellt grundsätzlich ein hygienisches Problem dar, insbesondere kann die Wassergewinnung beeinträchtigt werden. Außerdem kommt es zu ästhetischen Beeinträchtigungen durch den Anblick und den Geruch von Aas. Größere Kadaver von Walen oder Rindern können spezielle Probleme bereiten. Wenn in diesen Fällen kein Entfernen oder ein sonstiges Entsorgen des Kadavers möglich ist, werden Sprengungen durchgeführt. Durch diese Maßnahme entstehen kleinere Teile, die schneller verwesen oder die von Aasfressern aufgenommen werden (siehe Walexplosion und Sprengung verendeter Rinder in Österreich).

Sonstiges

Das Wort Aas wurde im 20. Jahrhundert oft und seltener auch noch heute als Schimpfwort für Personen benutzt, meist in gleicher Bedeutung und anstelle von Arschloch („Du Aas“)

Siehe auch

Literatur

  • Dirk Schoenen, Michael Carl Albrecht: Die Verwesung.
Teil 1: Dirk Schoenen: Die Verwesung aus hygienischer Sicht.
Teil 2: Michael Carl Albrecht: Die Verwesung aus bodenkundlicher Sicht.
In: Verein für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (Hrsg.): Schriftenreihe des Vereins für Wasser-, Boden- und Lufthygiene. Band 113. WaBoLu, Berlin 2003, ISBN 3-932816-42-0.

Weblinks

Wikisource Wikisource: Aas – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon
Wiktionary Wiktionary: Aas – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />