Abtei Saint-Germain-des-Prés
Die Kirche Saint-Germain-des-Prés [sɛ̃ ʒɛʀmɛ̃ de pʀe] steht im nach ihr benannten Pariser Stadtviertel Saint-Germain-des-Prés im zentral in der Innenstadt gelegenen 6. Arrondissement am Boulevard Saint-Germain.
Der Name geht zurück auf den heiligen Germanus (französisch Saint Germain) als Bischof von Paris. Der ursprüngliche Kirchenbau – die bis heute erhaltene Kirche stammt aus dem 11. bis 17. Jahrhundert – wurde ab 558 AD durch König Childebert I. auf damals noch nicht erschlossenem Weideland (die Wiesen = französisch les prés) unweit der Île de la Cité errichtet. In dieser Zeit diente die Abtei als Familiengrabstätte der fränkisch-merowingischen Könige. Sie ist das letzte mittelalterliche Zeugnis der damals reichsten und mächtigsten Abtei im Umfeld von Paris.
Inhaltsverzeichnis
Kirche
Die Bausubstanz der heutigen Kirche stammt aus dem 11. bis 17. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert ist der Chor, der im Jahre 1163 von Papst Alexander II. geweiht wurde. Die Wandmalereien (19. Jahrhundert) sind das Werk von Hippolyte Flandrin.
Geschichte
Die Abtei wurde unter der Bezeichnung Saint-Vincent-Sainte-Croix schon im Jahre 557 von König Childebert I., einem Sohn des merowingischen Königs Chlodwig I. außerhalb der damaligen Stadt gegründet, um als Aufbewahrungsort kostbarer, aus Saragossa mitgebrachter Reliquien zu dienen. Ein Jahr später wurde der König hier bestattet, ein Ereignis, das diesen Ort zu einer der ersten königlichen Nekropolen des Landes erheben sollte.
Auch Germanus von Paris († 576), Bischof von Paris und Berater der Merowinger, der im 8. Jahrhundert heiliggesprochen werden sollte, wurde hier beigesetzt. Nachdem die Abtei, angeblich wegen ihrer vergoldeten Dächer auch Saint-Vincent-le-Doré genannt, im 9. Jahrhundert die Habgier der Wikinger geweckt hatte, geplündert und niedergebrannt worden war, wurde sie im 10. Jahrhundert wieder aufgebaut. Inzwischen hatte sie den Namen des heiligen Germanus angenommen und hieß fortan Saint-Germain-des-Prés.
Große Teile der Abtei wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts zerstört, lediglich die Kirche und der 1586 von dem damaligen Kommendatarabt Kardinal Charles I. de Bourbon in Auftrag gegebene Abtspalast in der Rue Jacob sind heute noch erhalten. Das Gebäude mit dem Militärgefängnis Prison de l’Abbaye wurde erst 1854 abgetragen.
In der Kirche befindet sich eine Dauerausstellung über die Geschichte von St. Germain-des-Prés.
Orgel
Die Geschichte der Orgeln reicht zurück in das 15. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit gab es diverse Instrumente, u. a. eine Orgel von 1667, die 1798 in Saint-Eustache aufgestellt wurde. Das heutige Instrument geht zurück auf eine 1805 erworbene Orgel, die 1973 von der Orgelbaufirma Haerpfer & Erman umgebaut wurde. Das Instrument hat 56 Register auf vier Manualen und ein Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.<ref>Nähere Informationen über die Orgel.</ref>
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- Koppeln: I/II, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
Äbte
- Irminon, Abt um 820
- Hilduin I., Abt 829
- Gauzlin, Abt von Jumièges, dann Abt von St. Germain-des-Prés 867−879, Erzkanzler (Rorgoniden) von 883−884
- Ebalus, Sohn des Herzogs Ranulf I. von Aquitanien, Abt von 888−891, Erzkanzler (Ramnulfiden)
- Hugo Capet
- Morard, 990−1014
- Hugues de Monceaux, 1162–1182
- Eudes, Abt um 1230
- Simon, Abt von 1239–1244
- Guillaume Briçonnet, 1501–1507
- Guillaume Briçonnet, Abt von 1507–1534, Bischof von Lodève
- François de Tournon (* 1489; † 1562)
- Kardinal Charles de Bourbon, Erzbischof von Rouen und Kommendatarabt von St. Germain-des-Prés, Abt um 1586
- François, Prince de Conti
- Henri de Bourbon, duc de Verneuil, natürlicher Sohn Heinrichs IV., Abt bis 1668 (gab seine kirchlichen Pfründe ab, um heiraten zu können)
- Johann II. Kasimir, früherer König von Polen, Abt von 1668–1672
- Wilhelm Egon von Fürstenberg († 1704), Abt 1697–1704
- César d’Estrées (* 1628; † 1714), Bischof von Laon, 1674 Kardinal
- Henri Pons de Thiard de Bissy (* 1657; † 1737), Abt 1715–1737, 1692 Bischof von Toul, 1704 Bischof von Meaux, 1715 Kardinal
- Louis de Bourbon-Condé, comte de Clermont (* 1709; † 1771), Kommendatarabt von 1737–1771
- Charles-Antoine de la Roche-Aymon, Abt von 1772–1777
Beisetzungen
In dem Vorgängerbau Saint-Vincent-Sainte-Croix wurden beigesetzt:
- Childebert I., fränkischer König 558:
- nach 567: Ultrogotho, Ehefrau Childebert I.
- Germanus von Paris, Heiliger 576:
- Chilperich I., fränkischer König 584:
- Fredegunde, fränkische Königin 598:
- Chlothar II., fränkischer König 630:
- Childerich II., fränkischer König 675:
In Saint-Germain-des-Prés wurden beigesetzt:
- Bischof von Paris († 19. April 989)<ref>Depoin, Joseph: Essai sur la chronologie des évêques de Paris de 768 à 1138 (Bulletin historique et philologique du comité des travaux historiques et scientifiques), Paris 1906, S. 17.</ref> 989: Lisiard,
- 1595: Catherine de Bourbon-Condé, Marquise von Isles (1575–1595), Tochter Henris I. de Bourbon, prince de Condé
- 1610: Marie de Bourbon-Conti (*/† 1610), Tochter François’ de Bourbon, prince de Conti und Louise-Marguerites de Lorraine-Guise
- 1614: François de Bourbon, prince de Conti (1558–1614)
- 1648: Nicolas, bâtard de Conti († 1648), Sohn François’ de Bourbon
- 1682: Das Herz von Henri de Bourbon, duc de Verneuil (1601–1682), legitimierter Sohn Heinrichs IV. und der Catherine Henriette de Balzac d’Entragues
- 1683: Louis César de Bourbon, comte de Vexin (1672–1683), legitimierter Sohn Ludwigs XIV. und der Madame de Montespan
- Jean Mabillon
- 26. Februar 1819: René Descartes, umgebettet aus der zerfallenen L’Abbaye Sainte-Geneviève de Paris
Literatur
- Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Paris. DuMont, Köln 2003, ISBN 3-7701-6090-8, S. 238–240
- Heinfried Wischermann: Architekturführer Paris. Gerd Hatje, Ostfildern 1997, ISBN 3-7757-0606-2, S. 25
- Dieter Kimpel, Robert Suckale: Die gotische Architektur in Frankreich 1130–1270. Hirmer, München 1985, ISBN 3-7774-4040-X, S. 123–125, 528–530
Weblinks
- Private Seite mit modernen und historischen Fotografien
- Abbaye Saint-Germain-des-Prés in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Die Kirchengemeinde Saint-Germain-des-Prés (frz.)
Einzelnachweise
<references />
Koordinaten: 48° 51′ 14″ N, 2° 20′ 4″ O{{#coordinates:48,853888888889|2,3344444444444|primary
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