Bücherverbrennung


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Datei:Paulus Bücherverbrennung.jpg
Gustave Doré: Paulus in Ephesus (um 1866). Magier verbrennen nach ihrer Bekehrung durch den Apostel Paulus in Ephesus ihre heidnischen Bücher.

Eine Bücherverbrennung ist die demonstrative Zerstörung von Büchern oder anderen Schriften durch Feuer. Es handelt sich dabei um die bekannteste Form der Bücherzerstörung. Die meist öffentlich durchgeführten Verbrennungen erfolgten wegen moralischer, politischer oder religiöser Einwände gegen den Inhalt der Schrift und kamen sowohl als staatlich inszenierte oder geduldete Maßnahme als auch als Mittel öffentlichen Protestes gegen staatliche Gewalt vor. Missliebige Bücher wurden u. a. als blasphemisch, häretisch, ketzerisch, unmoralisch, obszön, aufrührerisch und hochverräterisch sowohl symbolisch als auch tatsächlich verbrannt.

Bekannt sind die Bücherverbrennungen der römisch-katholischen Kirche, die seit dem 4. Jahrhundert stattfanden und ihren Höhepunkt in der Inquisition erreichten. Im 20. Jahrhundert sind es die Bücherverbrennungen 1933 im nationalsozialistischen Deutschland, bei denen im Zuge einer Aktion wider den undeutschen Geist der Deutschen Studentenschaft zehntausende Bücher in ritualisierten Demonstrationen öffentlich verbrannt wurden.

Geschichte

„Bücherhinrichtungen“ sind ein die Entwicklung der Menschheit begleitendes Phänomen, das sich durch die gesamte erfahrbare Geschichte zieht. Erste Buchexekutionen sind bereits aus der Antike bekannt, prägten aber vor allem die Epoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die Blütezeit der Bücherhinrichtungen in Europa. Ungenau ist die Terminologie „Bücherverbrennung“, die sich im deutschsprachigen Raum weitestgehend unabhängig etabliert hat, denn sie spiegelt nur einen kleinen Teil des weitläufigen Spektrums der Hinrichtung unliebsamen Gedankengutes (Katja Lehman). Im öffentlichen Bewusstsein hat sich der Begriff „Bücherverbrennung“ festgesetzt, da Bücherhinrichtungen (tatsächlich und vornehmlich) durch das Feuer vollzogen wurden.

Bereits Kaiser Diokletian ließ in Konstantinopel die Schriften der Christen verbrennen. (Siehe dazu Märtyrer der heiligen Bücher und Diokletianische Christenverfolgung.) Im Mittelalter bezeichnet Autodafé die Verbrennung ketzerischer Bücher als Vollstreckung eines Urteils der Inquisition. In der Neuzeit bedienten sich französische Revolutionäre und britische Truppen in Nordamerika dieses extremen Mittels ihrer Politik und brannten Teile der Bibliothèque Nationale bzw. die Library of Congress nieder. Die Gründe blieben über Jahrhunderte die gleichen: Die Aussagen der Bücher seien politisch untragbar, falsch, gefährlich, verleumderisch, obszön oder verderblich. Die Versuche, unerwünschte Bücher zu verbieten, gipfelten dabei oft in publikumswirksam inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen. Das Zeremoniell passte sich den jeweiligen Gepflogenheiten an. Während bis zum Ende des 18. Jahrhunderts noch die Kirchenglocken läuteten und ein Scharfrichter die Strafe vollstreckte, indem er das Buch auf einen Scheiterhaufen warf, geht man heute gewöhnlich leiser vor und entzieht sich - bedingt durch die negative Assoziationskraft zur Bücherverbrennung 1933 - oft der Aufmerksamkeit der Medien. In moderner Zeit werden neben Büchern auch andere missliebige Publikationsformen wie Tonbänder, Schallplatten, CDs oder Videobänder verbrannt.

Frühzeit und Mittelalter

  • Der chinesische Kaiser Qin Shihuangdi griff im Zuge der Reichseinigung zu rigorosen Maßnahmen. So wurde die Vielfalt widerstreitender philosophischer Schulen abgeschafft und verboten. Lediglich die staatstragende Philosophie wurde gebilligt. 213 v. Chr. wurden die Bücher aller anderen Schulen verbrannt.