Basilika (Titel)
Basilika ist ein kanonisch-kirchenrechtlicher Ehrentitel der katholischen Kirche. Sie soll besonders ehrwürdige, bedeutungsvolle Kirchen auszeichnen und wird vom Papst verliehen.
Inhaltsverzeichnis
Abstufungen des Titels
Innerhalb der Titulatur gibt es Abstufungen:<ref name="lex">Basilique. In: Dictionnaire de droit canonique. Begründet von Fulcran-Grégoire Vigouroux. vol. 2, 1937, S. 242 (Gesamtwerk Encyclopédie des sciences ecclésiastiques).</ref>
- Die Kirche des Papstes im Lateran zu Rom nennt man Erzbasilika
- Die sechs ranghöchsten Gotteshäuser der katholischen Kirche werden Basilica maior genannt, vier in Rom und zwei in Assisi.
- Zwölf Kirchen, die direkt dem Papst unterstehen, nennen sich Papstbasilika
- Aus eher symbolischem Grund heißen Basiliken katholischer Bischöfe mit Patriarchentitel Patriarchalbasilika, von diesen gibt es nur drei
- Über 1.500 Kirchen weltweit, Bischofskirchen (kirchenrechtlich: Kathedralen) und anderen, etwa bedeutenden Wallfahrtskirchen oder missionsgeschichtlich bedeutsamen Mutterkirchen (Urkirchen), haben die Päpste den Titel Basilica minor verliehen
Geschichte
Basilika entstammt οἶκος βασίλεος ‚königliches Haus‘, und ging auf die römischen Hallenbauten über. Schon insbesondere seit dem Edikt von Mailand 313 bezeichnet der Ausdruck auch speziell Sakralbauten unabhängig von der Bauform, seit dieser Zeit stehen bis in die Neuzeit basilica und ecclesia ‚Kirche‘ weitgehend synonym.<ref name="Anm. Assisi">belegt etwa im 13. Jahrhundert für die Kirche (heute Basilika) Santo Francisco Assisi; nach Sergio Bianchi: Le Basiliche Minori. 2.</ref> Kanonisch wurde der Begriff im Sinne eines Titels erst im 18. Jahrhundert, davor meinte er eine Kirche „par excellence, ein herausragendes Beispiel des sich äußernden, konkreten und dauerhaften katholischen Glaubens“<ref name="CHY Basilika zit">„churches par excellence, the exemplars that express the Catholic faith in an outward, tangible and lasting manner.“ Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, Introduction, S. 1.</ref>
Im 4. Jahrhundert wurden für die Patriarchen des Frühchristentums einzelne Kirchen Roms als patriarchalis basilica reserviert, falls diese in Rom weilen. Diese Kirchen, 4 an der Zahl, alle bis 451 eingerichtet, sind heute nach Art der Titelkirchen, also einer rein titularen Würde zugeordnet, da die Patriarchate teils untergegangen, teils ohne Anspruch auf die Kirche selbst, oder anderweitig hinfällig sind.<ref name="CHY 111">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 1. Patriarchal Basilicas 1.1.1. At Rome.</ref> Diese waren Sacti Petri in Vaticano (Patriarchat Konstantinopel), Sacti Pauli ex Muros (Alexandria), Sanctæ Mariæ Maior (Antiochia) und Sacti Laurenti ex Muros (Jerusalem). Eine fünfte Kirche, Sancti Ioanni in Laterano, war die archibasilica (‚Erzbasilika‘), für den Bischof von Rom und Patriarch des Westens, womit die Iustinianische Pentarchie repräsentiert war. Sie wurde von Papst Gregor XI. (Super Universa 1372) gegen Ende Ostroms hin zusätzlich zur Ersten aller Kirchen ernannt, zur Mutter- und Hauptkirche des (katholischen) Christentums<ref name="CHY Lateran">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, Archbasilica of St. John Lateran, Rome At Rome.</ref> (Omnium Urbis et Orbis Ecclesiarum Mater et Caput)<ref name="Mater et Caput">Fassadeninschrift von Clemens XII. um 1730.</ref> Außerdem gab es noch die Patriarchalbasilika Sanctæ Mariæ Assunta in Aquileia seit 567 (heute als Titularerzbistum geführt), und Sanctæ Eufemiæ in Grado seit 575 (dieser Titel wurde 1457 auf San Marco in Venetia übertragen).
Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden dann weitere Kirchen in Rom, die Kollegiatskirchen, ebenfalls im Range einer Basilika geführt,<ref name="CHY 311">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 3.1.1 Distinguished Collegiate Churches in Rome, S. 16.</ref> und bis in das 18. Jahrhundert waren 122 Kirchen zusammengekommen, die man heute Basilicae ab immemorabili (tempore) („von Alters her, seit unerinnerlicher Zeit“) nennt.<ref name="CHY 312">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 3.1.2 Immemorial Basilicas, S. 16.</ref> Sie waren berechtigt, wie die patriarchalen Basiliken, Umbraculum (Conopæum) und Tintinnabulum (Seidenschirm und Glocke) zu führen (diese sind seit 1391, anlässlich der Kanonisation von St. Brigid belegt).<ref name="Brigid">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 4.2 Insignia of minor Basilicas: Canopy and Bell, S. 43.</ref> Von diesen Kirchen sind – ohne der Papstbasilika San Lorenzo fuori le mura – 37 in Rom, 64 – ohne den Papstbasiliken zu Assisi sowie Pompeij, Padua, Loreto und Bari – im restlichen Italien, 7 in Spanien, 3 in Portugal und eine in Polen.<ref name="CHY Minor">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, S. 17 und A.4 Minor Basilicas in Different Countries, S. 65.</ref>
Schon Anfang des 18. Jahrhunderts (früheste bekannte Erwähnung 1727)<ref name="Maiores">Sergio Bianchi: Le Basiliche Minori, 2., nach Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 2 Major Basilicas 2.1 History, Fußnote 37.</ref> wurden die vier römischen Kirchen San Giovanni in Laterano, San Pietro in Vaticano, San Paolo ex Muros und Santa Maria Maggiore (die Erzbasilika und drei der Patriarchenbasiliken) dann als Basilicæ Maiores genannt.
1783 wurde von Papst Pius VI. (Supremus Ille, vom 27. Juni 1783) die Augustinerkirche San Nicola di Tolentino (zu Venedig) als erste Kirche kanonisch zur Basilica minor erhoben, 1804 folgten mit San Clemente in Velletri und San Flaviano in Recanati zwei weitere, und 1805 (auf Betreiben Napoleons, des neuen Kaisers) Notre-Dame de Paris.<ref name="CHY 313">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 3.1.3 Canonically Created Minor Basilicas, S. 17.</ref> In der Folge wurden dann auch viele (aber nicht alle) der Basiliken „von Alters her“ dem Status der Basilika minor zugeordnet, und mit 1836 (Lucerina) auch die konkreten Rechte kanonisiert.<ref name="CHY 41">Chow Hoi-Yan: Basilicas. 2003, 4.1 Historical Development of the Privileges, S. 41.</ref> Bis 2001 wurden 1.414 Basilicae minor (immemoriable und kanonische), errichtet,<ref name="Minores">Katalogisierung nach Sergio Bianchi 1976; erg. nach Chow Hoi-Yan 2003.</ref> 2011 zählt man über 1.500<ref name="Trigilio/Brighenti/Cafone">John Trigilio Jr., Rev. Kenneth Brighenti, James Cafone: Catholic Mass for Dummies. John Wiley & Sons, 2011, ISBN 978-0-470-76786-3, Part III Tools of the Trade, Abschnitt Minor basilicas, S. 231 (noch ohne die Umtitulatur 2006, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>.
Außerdem kamen 1756 mit San Francesco in Assisi (für die Franziskanischen Orden)<ref>Sancti Francisci wurde schon 1288 von Papst Nikolaus IV., selbst ehemals General des Franziskanerordens im Armutsstreit, zur Päpstlichen Kirche erhoben</ref> und 1909 mit Santa Maria degli Angeli in Assisi<ref>insbesondere ist die Portiunkula, die mit Großkirche unter Papst Pius V. umbaute Urkirche, eine Päpstliche Kapelle</ref> (für die Minderen Brüder der Franziskaner) zwei weitere Basilicae maiores (und Basiliken des Patriarchats des Westens) hinzu. 1889 wurde das Patriarchat von Jerusalem wiedererrichtet, und von San Lorenzo fuori le mura auf die Kirche Ss. Sepulchris (die Grabeskirche) übertragen.
Mit 2006, als Papst Benedikt XVI. den Titel des Patriarchen des Westens niederlegte, wurden die sechs Basilicae Maiores von Patriarchalbasiliken in Päpstliche Basiliken umbenannt, sodass es heute 12 päpstliche Basiliken (fünf in Rom, sechs im sonstigen Italien, eine in Spanien) und drei patriarchale Basiliken (Jerusalem, Aquileia, Venedig)<ref>Die beiden anderen heutigen Patriarchensitze der lateinischen Kirchen, Santa Maria Maior in Lisboa für das Patriarchat Lissabon seit 1716, und Santa Catarina in Goa für das Patriarchat Ostindien seit 1886 (Goanesisches Schisma) sind keine Basiliken, und nennen sich Patriarchatskathedrale.</ref> gibt.
Siehe auch
- Liste der Basiliken in Italien (mit dem Gutteil aller Basiliken)
- Liste der Basiliken in den deutschsprachigen Ländern
- Liste der Basiliken (sonstige Länder)
Literatur
- Sergio Bianchi: Le Basiliche Minori. Marianum, Rom 1976, OCLC 51205557. (mit einer Einführung in den Begriff der Basilika)
- Gabriel Chow Hoi-Yan: Basilicas. Historical and Canonical Development. M.Div. Hons., Toronto, Ontario 2003 (Weblink, Exzerpt, pdf, beide gcatholic.org, abgerufen am 16. November 2011).
Einzelnachweise
<references />
Erzbasilika: St. Johannes im Lateran
Basilicae maiores: St. Franziskus in Assisi | St. Johannes im Lateran | St. Paul vor den Mauern | St. Peter im Vatikan | Maria Maggiore in Rom | Maria von den Engeln in Assisi
Weitere päpstliche Basiliken: Hl. Haus in Loreto | St. Antonius in Padua | St. Franziskus in Assisi | St. Laurentius vor den Mauern | St. Michael in Madrid | St. Nikolaus in Bari | Maria vom Rosenkranz in Pompei
Patriarchalbasiliken: Hl. Grab in Jerusalem | St. Markus in Venedig | Mariä Himmelfahrt in Aquileia
Basilicae minores: (Listen: Deutschsprachige Länder | BeNeLux | Frankreich | Italien, Vatikan, San Marino | Slowakei | Spanien, Portugal | sonstige)