Steppenbison


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Steppenbison
Skelett eines Steppenbisons im Mammoth Museum.

Skelett eines Steppenbisons im Mammoth Museum.

Zeitliches Auftreten
mittleres Pleistozän bis Holozän
0,7 Mio. Jahre bis 9.000 Jahre
Systematik
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Bovinae
Tribus: Rinder (Bovini)
Gattung: Bisons (Bison)
Art: Steppenbison
Wissenschaftlicher Name
Bison priscus
(Bojanus, 1827)

Der Steppenbison (Bison priscus, auch Steppenwisent) ist eine ausgestorbene Art der Bisons. Während der letzten Kaltzeit im Pleistozän war dieses Wildrind auch in Europa weit verbreitet. Von den überlebenden Vertretern der Gattung unterschied sich die Art unter anderem durch ihre längeren Hörner.

Morphologie und Erscheinung

Datei:AltamiraBison.jpg
Höhlenmalerei eines Bisons in der Höhle von Altamira (Replik, Museo Nacional y Centro de Investigación de Altamira, Santilla del Mar, Cantabria, Spanien)

Die Erscheinung des Steppenbisons war der der anderen Bisonarten wahrscheinlich sehr ähnlich. Jedoch unterschied sich dieser durch längere Hörner sowie eine allgemein größere Statur<ref>Bunzel-Drüke, Drüke & Vierhaus: Überlegungen zu Wald, Mensch und Megafauna.</ref> und erreichte etwa an die 2 Meter Schulterhöhe. Gewichtsschätzungen belaufen sich auf 700 bis 800 kg.<ref name="http">Steppenbison auf beringia.com</ref> Die Bullen waren wahrscheinlich robuster gebaut als die Kühe. Wie bei anderen Bisons war die Schulterregion stark ausgeprägt und Hals und Kopf trugen die längsten Haare. Höhlenmalereien zeigen Steppenbisons mit einem rötlich-dunkelbraunen Fell, ähnlich dem der anderen Bison-Arten. Die Hörner sind vergleichsweise lang und dick, und schräg nach oben-vorne gebogen. Die Hornspitzen sind meist leicht nach hinten orientiert. Der größte gemessene Abstand zwischen den Hörnern eines Steppenbisons beträgt rund 120 cm.<ref>Jordi Agusti & Mauricio Anton: Mammoths, Sabertooths and Homidids: 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. 2002. ISBN 0231116403</ref>

Steppenbisons sind durch zahlreiche gut erhaltene Skelette oder Skelettelemente dokumentiert. Des Weiteren wurden einige Exemplare mit konserviertem Weichteilgewebe gefunden. Das bekannteste und besterhaltene Exemplar ist „Blue Babe“, geborgen nahe Fairbanks, Alaska, und ist auf rund 36.000 Jahre BP datiert. 2007 wurde bei Tsiigehtchic, Kanada, ein weiterer mumifizierter Steppenbison-Kadaver gefunden.<ref name="Zazula">Zazula, MacKay, Andrews, Shapiro, Letts & Brock: A late Pleistocene steppe bison (Bison priscus) partial carcass from Tsiigehtchic, Northwest Territories, Canada. 2009.</ref>

Laut mitochondrialer DNA war der Steppenbison mit dem Amerikanischen Bison näher verwandt als mit dem schlankeren Wisent.<ref name="Verkaar">Verkaar, Nijman, Beeke, Hanekamp & Lenstra: Maternal and Paternal Lineages in Cross-breeding bovine species. Has Wisent a Hybrid Origin? 2004.</ref>

Verbreitung und Lebensraum

Datei:Bison skull.jpg
Schädel eines Steppenbisons. Die Hörner sind deutlich länger als bei den beiden rezenten Bison-Arten

Das Verbreitungsgebiet des Steppenbisons erstreckte sich in den Kaltzeiten über die eisfreien Teile Europas, Asiens und Nordamerikas. Folglich handelte es sich um eine holarktische Art<ref name="Zazula"/>. In Europa lösten sich die Kaltzeit-Faunenkomplexe und Warmzeit-Faunenkomplexe jeweils ab. Während der Warmzeiten war der Steppenbison daher durch andere, Wärme bevorzugende Wildrinder, wie den Auerochsen, weitgehend ersetzt. Er trat aber vereinzelt auch in diesen Klimaphasen auf, wie dies die thüringischen Travertinlagerstätten bei Weimar und Bilzingsleben zeigen.<ref>Ralf-Dietrich Kahlke: Die Abfolge plio-/pleistozäner Säugetierfaunen in Thüringen (Mitteldeutschland). In: Cranium, Band 12, Nr. 1, 1995, S. 5–18.</ref> Der Lebensraum des Steppenbisons war die sogenannte Mammutsteppe, deren Biom etwa auch das Wollhaarmammut, Wollnashorn, Wildpferd, die Saiga-Antilope und andere Großtiere beinhaltete. Der Steppenbison war in einigen Regionen wahrscheinlich eines der häufigsten Tiere der Mammutsteppe und zog in großen Herden umher. In Nordamerika sind Funde dieser Spezies häufig, schätzungsweise repräsentieren 80 % aller Fossilien nahe Fairbanks den Steppenbison.<ref name="Zazula"/>

Entwicklung und Aussterben

Der Steppenbison entwickelte sich vermutlich vor etwa 700.000 Jahren im Mittelpleistozän, wobei er möglicherweise aus kleineren Formen wie Bison schoetensacki hervorging,<ref>Ralf-Dietrich Kahlke: Die Entstehungs-, Entwicklungs- und Verbreitungsgeschichte des oberpleistozönen Mammuthus-Coelodonta-Faunenkomplexes in Eurasien (Großsäuger). Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 546 Frankfurt am Main, 1994</ref> und erreichte seine maximale Ausbreitung während der letzten Kaltzeit, der Würm-Kaltzeit<ref name="http" />. Obwohl Steppenbisons häufig auf Höhlenmalereien wie in der Höhle von Altamira, der Höhle von Lascaux oder in der Höhle von Niaux dargestellt sind, ist es unklar, ob diese Art dem Menschen als Jagdwild diente. Der Steppenbison fiel der Quartären Aussterbewelle zu Beginn des Holozäns vor rund 9.000 Jahren zum Opfer. Laut Overkill-Hypothese sei der Mensch verantwortlich für das Aussterben zumindest mancher zu diesem Zeitpunkt verschwundenen Arten.

Laut einer Hypothese von Zazula et al. entstand der Wisent durch konstante Introgression von Steppenbison und amerikanischem Bison in eine Population von Exemplaren der Gattung Bos. Dies würde die Ähnlichkeit der Y-DNA mit Bison doch mitochondriale Nähe zu Bos beim Wisent erklären.<ref name="Verkaar"/>

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Steppenbison (Bison priscus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien