Derneburg


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52.09777777777810.130555555556100Koordinaten: 52° 5′ 52″ N, 10° 7′ 50″ O{{#coordinates:52,097777777778|10,130555555556|primary
Derneburg
Gemeinde Holle
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Höhe: 100 m
Einwohner: 564 (31. Mrz. 2015)<ref>Einwohnerzahlen der Ortsteile der Gemeinde Holle auf holle.de</ref>
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 31188
Vorwahl: 05062
Datei:Derneburg Schloss Gesamt.jpg
Schloss Derneburg mit Glashaus und Kutscherhaus, rechts Domäne

Derneburg und Astenbeck sind Ortsteile der Gemeinde Holle im Landkreis Hildesheim. Derneburg liegt im Harzvorland an der Kreisstraße 306 zwischen der Hildesheimer Börde und dem Wohldenberg. Eine Autobahnausfahrt der Bundesautobahn A 7 trägt den Namen Derneburg/Salzgitter. Astenbeck liegt rund einen Kilometer von Derneburg entfernt. Die Orte liegen idyllisch an einem Flusstal, wo die Nette in die Innerste mündet. Die Ortsgeschichte wurde über die Jahrhunderte durch das Kloster Derneburg bestimmt, das im 19. Jahrhundert in ein Schloss umgewandelt wurde.

Geschichte

Am 1. März 1974 wurde Derneburg in die Gemeinde Holle eingegliedert.<ref> Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 210.</ref>

Politik

Wahl zum Ortsrat
Wahlbeteiligung: 62,4 % (- 3,9 %p)
 %
90
80
70
60
50
40
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20
10
0
80,9 %
(+18,1 %p)
19,1 %
(-18,1 %p)
2006

2011

Expression-Fehler: Unerwartete schließende eckige Klammer

Nach den Kommunalwahlen in Niedersachsen 2011 verteilen sich die fünf Sitze im Ortsrat wie folgt (in Klammern Veränderung zur Wahl 2006):

  • SPD: 4 Sitze (+1)
  • CDU: 1 Sitze (-1)

Wappen

Das gekrönte „D“ des Derneburger Wappens ist dem Wappen des Abts Gottfried Arnu entnommen, unter dessen Leitung die Mönche des Zisterzienserordens das Derneburger Kloster im 18. Jahrhundert wesentlich umgestalteten.

Derneburg und Astenbeck

Obwohl sich Derneburg und Astenbeck dem Besucher heute als zwei räumlich voneinander getrennte Orte präsentieren, gehören sie doch zusammen. Derneburg ist die größere Siedlung, die in mehreren Abschnitten zwischen 1960 und 1973 entstand. Astenbeck wird durch einige ältere Wohnhäuser, aber vor allem durch die 1818 errichtete Kornbrennerei und die Gutsschenke des Fürsten zu Münster geprägt.

Bis in das 13. Jahrhundert bot sich ein zur heutigen Zeit völlig konträres Bild: Astenbeck war ein bereits 826 erstmals urkundlich erwähntes Dorf mit ca. 1000 Morgen Land, Derneburg bestand bis dahin nur aus einem Herren-Hof, der dem Grafen Hermann von Winzenburg gehörte. Seither gehören beide Siedlungen zu einem gemeinsamen Gutsbezirk.

Verkehrsanbindung

Die Nähe zu den Autobahnen A 7 und A 39 sowie zur B 6 und B 444 sorgen für eine gute Verkehrsanbindung.

Der Bahnhof Derneburg liegt an der Bahnstrecke Hildesheim–Goslar. Der noch befahrbare Teil der Bahnstrecke Derneburg–Seesen wird nur noch als Werksanschluss genutzt.

Es stehen Busverbindungen des Regionalverkehr Hildesheim und der Regionalbus Braunschweig z.B. nach Hildesheim, Bockenem und Seesen zu Verfügung.

Schlossgeschichte

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Klosterperiode

Datei:Derneburg Schloss.jpg
Schloss Derneburg (Westseite)

Ursprünglich stand in Derneburg ein Herrenhof, den die Brüder Hermann und Heinrich von Assel von Burchard I. von Loccum zum Lehen hatten. Hermann ermordete 1130 seinen Lehnsherren. Daraufhin übergaben die Brüder Derneburg 1143 als Sühne dem Bistum Hildesheim mit der Maßgabe, ein Nonnenkloster zu gründen. Dies entstand wegen fehlender finanzieller Mittel erst 1213, als der Konvent der Augustiner-Nonnen von Holle nach Derneburg verlegt wurde. So entstand im castrum Sanctae virginis Derneburgense („befestigtes Haus der heiligen Jungfrau von Derneburg“) das Augustiner-Chorfrauenstift Derneburg.

In den darauf folgenden 10 Jahren erweiterte das Kloster seinen Besitz und fügte diesem unzählige Grundstücke und Zehntabgaben der umliegenden Dörfer hinzu. Auch übergab Bischof Konrad II. 1223 die Haupt- und Taufkirche St. Martin in Sottrum dem Propst des Derneburger Klosters. Eine Urkunde über die Inkorporation der Sottrumer Kirche in das Kloster ist nicht vorhanden. Bei einer Untersuchung auf dem Konzil von Basel im Jahre 1436, welche die Rechtmäßigkeit dieser Übertragung an das Kloster prüfen sollte, konnte der urkundliche Nachweis der Inkorporation nicht erbracht werden, da laut Angaben des Klosters die Urkunden verbrannt seien. Die Untersuchung muss jedoch letztlich zugunsten des Klosters ausgefallen sein, da sich im 16. Jahrhundert das gesamte Vermögen der Sottrumer Kirche im Besitz des Klosters befand.<ref name="Geschichte St. Andreas in Sottrum">Geschichte St. Andreas in Sottrum, eingesehen am 23. Dezember 2010</ref>

Anfang des 14. Jahrhunderts verarmte das Kloster, und die klösterlichen Sitten wurden von den Schwestern immer weniger eingehalten. 1370 erfolgte eine Exkommunikation. Der Abt Heinrich Barnten aus dem Kloster Marienrode ließ 1443 kurzerhand das Kloster von den unfolgsamen Nonnen räumen und übergab die Ordenseinrichtung den Zisterziensern. Diese schickten Nonnen aus Kloster Wöltingerode nach Derneburg.

Im Jahr 1523 stellte sich die Klosterpfarrei St. Andreas im Rahmen der Hildesheimer Stiftsfehde unter den Schutz Erichs I. von Calenberg, weil immer wieder Plünderungen durch Reiter Herzog Heinrichs II. stattfanden. Kloster Derneburg - als Exklave Calenbergs - wurde deshalb erst 1543 durch die Kirchenvisitation der Markgräfin Elisabeth von Brandenburg, Fürstin von Calenberg-Göttingen, reformiert.<ref name="Geschichte St. Andreas in Sottrum"/>

Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster in ein lutherisches Jungfrauenstift umgewandelt, das sich bis ins 17. Jahrhundert im Besitz der Herzöge von Braunschweig befand. 1643, nach der Wiederherstellung des Bistums Hildesheim in Vorbereitung des Westfälischen Friedens, wurde das Kloster rekatholisiert und 1651 als Filiation von Zisterziensermönchen aus der rheinischen Abtei Altenberg unter Abt Jodokus Rebroik besiedelt. Durch mehrfache Plünderungen und Kontributionen während des Dreißigjährigen Krieges waren die Gebäude zerrüttet; die Mönche trafen noch drei alte Stiftsdamen an.

Die Zisterzienser begannen mit einer regen Bautätigkeit, ergriffen Maßnahmen zur Landschaftsverbesserung rund um den Klosterstandort und legten so den Grundstein für den noch heute sichtbaren Reichtum Derneburgs. Mit der erprobten, bis heute erkennbaren zisterziensischen Wasserbaukunst regulierten sie die Gewässer und gewannen Äcker und Weideland, die sie effektiv landwirtschaftlich bewirtschafteten. Sie erschlossen einen Sandsteinbruch, wo sie das Baumaterial für die Wirtschaftsgebäude und die im 18. Jahrhundert erneuerten Konventsgebäude gewannen. Von 1735 bis 1749 schufen die Zisterzienser die barocke Klosterkirche (Baumeister Johann Daniel Köppel) und die Gebäude der Domäne. 1803 wurde die Abtei säkularisiert.<ref>Augustiner-Chorfrauenstift Derneburg“ (GSN: 78), in: Germania Sacra abgerufen am 27. Dezember 2014</ref><ref>Nicolaus Strube: Die Zisterzienser in Derneburg (1651 – 1803). Eine späte Filiation Altenbergs. In: Altenberger Blätter 60 (November 2014), S. 29-36.</ref>

Umbau zum Schloss

Datei:Derneburg Teetempel.jpg
„Tee“-Tempel im Wald
Datei:Derneburg Lavesbrücke.jpg
Lavesbrücke mit unterhalb liegendem Fischbauchträger
Datei:Turm bei Astenbeck.jpg
Turmruine bei Astenbeck

Durch Säkularisation lösten die Preußen 1803 das Kloster mit 14 Mönchen auf und machten es zu einer preußischen Staatsdomäne. Vier Jahre später besetzten französische Truppen das Gut und plünderten es. 1815 fiel Derneburg als Teil des Hochstifts Hildesheim nach dem Wiener Kongress an das welfische Königreich. König Georg III. schenkte das verwahrloste ehemalige Kloster Derneburg und dessen Grundbesitz dem hannoverschen Minister Graf Ernst zu Münster (1766–1839) als Dank für dessen Verhandlungserfolge beim Kongress. Sein Sohn Georg Herbert wandelte 1846–1848 das Klostergebäude in ein Schloss um. Die Gebäude bekamen im Zuge von Um- und Neubauten eine architektonische Gestaltung im englisch-gotischen Tudorstil, der in Niedersachsen ungewöhnlich war, aber der Vorstellungswelt des in London aufgewachsenen Grafen entsprach.

Mit Hilfe des hannoverschen Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves entstanden schon unter Graf Ernst zu Münster rund um das Schloss ein englischer Landschaftsgarten und in Schlossnähe die Einrichtungen:

  • „Tee-Tempel“ (1830) (im Volksmund). Tempelartiges Bauwerk im antiken griechischen Stil mit dorischen Säulen als Aussichtspunkt des Grafen, früher mit Kaminzimmer.
  • Lavesbrücke (1838). 1992 rekonstruierte Fußgängerbrücke über die Nette mit dem „Lavesbalken“, einem Fischbauchträger unterhalb. Die Bauweise ermöglicht eine zierliche Brücke beim Überspannen längerer Strecken.
  • Mausoleum (1839). Als ägyptische Steilpyramide von elf Metern Höhe errichtet. Im Inneren befindet sich das von-Münstersche Familiengrab für den Bauherren und zahlreiche weitere Familienangehörige.
  • Turmruine bei Astenbeck, die früher Teil der Sichtachse zum Tee-Tempel war. Heute ist die Sichtachse durch den Baumbewuchs verdeckt, der Turm ist jedoch von der Bundesstraße B 6 aus zu sehen.

Landschaftspark

Als Graf Ernst Friedrich Herbert zu Münster das ehemalige Kloster Derneburg erhielt, ließ er durch den hannoverschen Baudirektor Laves einen Landschaftsgarten im englischen Stil um das Schloss anlegen. Diese Absicht des kunstliebenden Grafen beruht anscheinend darauf, dass er während seiner Jahre in Londondie seinerzeit in ganz Europa bekannten englischen Landschaftsgärten Stowe, Rousham, Stourhead kennenzulernte. Dabei war er bemüht, auch Wiesen und Felder sowie landschaftlichen Nutzungen dienende Gebäude, Mühlen und Teiche in seine romantischen Gestaltungsbemühungen im heimatlichen Derneburg einzuschließen. Dies war in England im Bereich herrschaftlicher Parkanlagen des Landschaftsstils üblich.

Heute

Während des Zweiten Weltkriegs war das Schloss ein Lazarett der Wehrmacht, nach dem Krieg ein Lazarett der britischen Rheinarmee. Im Schloss suchten nach dem Krieg viele Heimatvertriebene Zuflucht, so dass ein Flüchtlingslager entstand. Darin lebten in einem Altenbereich fünf Jahre lang rund 250 ältere Menschen. Daraus entstand das St. Josef-Heim der Caritas, das 1952 nach Hildesheim verlegt wurde, da der nach England geflohene Graf zu Münster seine Schlossräume zurückforderte.

1955 erwarb das Land Niedersachsen den Grundbesitz des Schlosses für den Betrieb der früher benachbarten Schlossdomäne. Das Schloss blieb weiter im Besitz der Familie Münster, die es nach fünf Generationen durch Peter Graf zu Münster 1975 an den Künstler Georg Baselitz veräußerte. 2006 erwarb schließlich der US-amerikanische Broker und Kunstsammler Andrew J. Hall die Immobilie.<ref>Anja Lösel: Ein Schloss für Öl im Stern vom 1. September 2009, abgerufen am 2. Juni 2015</ref> Das Schloss ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Es befindet sich – nach einer umfassenden Renovierung unter der Leitung des Architekten Tammo Prinz – ebenso wie die staatliche Domäne in einem guten baulichen Zustand.<ref>Holle Hall Collection auf der Website von Tammo Prinz, abgerufen am 2. Juni 2015.</ref><ref>Tim Berge: Maßgeschneiderte Architektur in BauNetzWOCHE #301 vom 21. Dezember 2012, abgerufen am 2. Juni 2015.</ref>

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Derneburg ist neben dem Schloss das unmittelbar daran angrenzende Glashaus. Das frühere Gewächshaus des Schlosses ist heute ein kultureller Veranstaltungsort.

Lavespfad

Seit 1988 verbindet der von der Gemeinde Holle angelegte „Laves-Kulturpfad“ die historischen Bauten und Einrichtungen des Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves in den Parkanlagen des Schlosses. Es ist ein Rundweg, der zu Laves-Brücke, Mausoleum, Teehaus, Fischerhaus und zum Glashaus führt. Jährlich kommen etwa 20.000 Besucher nach Derneburg wegen der historischen Stätten rund um das Schloss und auf dem Lavespfad.

Dernburger Fischteiche

Die von den Mönchen angelegten Fischteiche gehören zum Naturschutzgebiet „Mittleres Innerstetal mit Kanstein“. Die Teiche sowie die Wassermühle Derneburg sind seit 2007 im Besitz der Paul-Feindt-Stiftung für Naturschutz und Landschaftspflege. Hier befindet sich das Kerngebiet einer binnenländischen Brutpopulation des Mittelsägers. Weitere Brutvögel sind Haubentaucher, Zwergtaucher, Schwarzhalstaucher, Graureiher, Eisvögel, Wasseramsel. Der erste erfolgreiche Brutnachweis eines Seidensängers in Deutschland fand hier 1975 statt.

Literatur

  • Hans Adolf Schultz: Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes. Braunschweig 1980, ISBN 3-878840128
  • Ernst Andreas Friedrich: Die Derneburg bei Hildesheim, S.139-141, in: Wenn Steine reden könnten, Band III, Landbuch-Verlag, Hannover 1995, ISBN 3-7842-0515-1.
  • Anna-Franziska von Schweinitz: Die Derneburger Grabpyramide und ihr Vorbild im Schaumburger Wald. In: Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 70/71, 1998/99, S. 219-231
  • Nicolaus Strube: Ästhetische Lebenskultur nach klassischen Mustern. Der hannoversche Staatsminister Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster im Lichte seiner Kunstinteressen. Hannover 1992, ISBN 3-7752-5862-0
  • Nicolaus Strube: Die Zisterzienser in Derneburg (1651 – 1803). Eine späte Filiation Altenbergs. In: Altenberger Blätter 60 (November 2014), S. 29-36.
  • Heinz-Peter Gerber: Der Laves-Kulturpfad in Holle - Derneburg, ISBN 3-8067-8517-1
  • Heinz-Joachim Tute: Historische Gärten im Landkreis Hildesheim, in: Jahrbuch 1996 des Landkreises Hildesheim, S. 150-152.

Weblinks

Commons Commons: Derneburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />