Digitale Kluft


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Datei:Internet users per 100 inhabitants ITU.svg
Anzahl Internetbenutzer pro 100 Einwohnern zwischen 1997 und 2013 nach Angaben der Internationalen Fernmeldeunion (ITU).
Datei:Mobile phone subscribers per 100 inhabitants 1997-2007 ITU.png
Die Anzahl Mobiltelefon-Kunden pro 100 Einwohner wuchs zwischen 1997 und 2007 sowohl in den Industriestaaten, als auch in den Entwicklungsländern.
Datei:Global Digital Divide1.png
Der Digitale Graben (vgl. 1. Abbildung); Karte ohne Jahr.
Datei:XO with Internet connection OLPC.JPG
Indischen Kindern wird in der Schule im Rahmen der Aktion Ein Laptop pro Kind Computer und Internet nähergebracht.
Datei:Precom2 WSIS geneva.jpg
Weltinformationsgipfel WSIS in Genf (2005).

Der Begriff digitale Kluft (englisch digital gap), auch digitale Spaltung (englisch digital divide), (italienisch divario digitale), (französisch fracture numérique), (spanisch brecha digital), beschreibt Unterschiede im Zugang zu und der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie, insbesondere dem Internet, zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufgrund von technischen und sozioökonomischen Faktoren. Er bezieht sich sowohl auf regionale, nationale als auch internationale Unterschiede.<ref>Vgl. Carsten Friedland: Die digitale Kluft überwinden. Informations- und Kommunikationstechnologien in Afrika. Bundeszentrale für Politische Bildung, 2005. Zuletzt abgerufen am 2. Februar 2015.</ref><ref>Vgl. Mirko Marr und Nicole Zillien: Digitale Spaltung. In: Wolfgang Schweiger und Klaus Beck (Hrsg.): Handbuch Online-Kommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010. 257-282.</ref> Der Begriff taucht seit Mitte der 1990er Jahre in der öffentlichen Diskussion auf und hat als ein Forum das „Digital Divide Network“<ref>Link: http://www.digitaldivide.net</ref>. Für die Forschung des mit diesem Begriff umgrenzten Gebietes im Bereich der Medien- und Kommunikationswissenschaften liegt in deutscher Sprache ein Lehrbuch vor (Zillien & Haufs-Brusberg 2014).

Der Begriff steht für die These beziehungsweise Befürchtung,

  • dass die Chancen auf einen Zugang zum Internet und die anderen (digitalen) Informations- und Kommunikationstechniken ungleich verteilt und stark von sozialen Faktoren abhängig sind,
  • dass die im Zuge der differenten Internetnutzung entstehenden Wissensklüfte größer sind als jene, die auf die Nutzung älterer Medien bezogen sind<ref>Zillien & Haufs-Brusberg 2014, 76 zitierend Wei & Hindman 2011:229</ref> und
  • dass diese Chancenunterschiede ihrerseits gesellschaftliche Auswirkungen haben.

(Vereinfacht formuliert: Wer Zugang zu modernen Kommunikationstechniken hat, hat bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen. Doch gibt es Rückkopplungen von Zugangs-, Nutzungs- und Wirkungsungleichheiten.)

Herkunft und Entwicklung des Begriffs

Der Begriff mit seinen verschiedenen und/oder verschiedensprachlichen Begriffsnamen ist durchaus noch in Entwicklung (vgl. Mirko Marr (2005))<ref>Mirko Marr: Internetzugang und politische Informiertheit - zur digitalen Spaltung der Gesellschaft. Konstanz: UVK 2005.</ref>. Zillien & Haufs Brusberg 2014 schreiben: "Mit der Weiterentwicklung der Digital-Divide-Forschung hat sich neben den auf eine Polarisierung zielenden Begriffen

  • Riehm, Ulrich/Krings, Bettina-Johanna (2006): Der "blinde Fleck" in der Diskussion zur digitalen Spaltung. In: Medien & Kommunikationswissenschaft Jg. 54, Heft 1, S. 75-94
  • Schauer, Thomas & Fritz Rademacher: The Challenge of the Digital Divide. 2002 Vgl pdf
  • Scheule, Rupert M. u.a. (Hrsg.): Vernetzt gespalten. Der Digital Divide in ethischer Perspektive. Wilhelm Fink Verlag, 2004, ISBN 3-7705-3968-0
  • Scheule, Rupert M. (2005): Das Digitale Gefälle als Gerechtigkeitsproblem. (PDF; 244 kB) In: Informatik Spektrum, Band 28, Nr. 6 (Dezember 2005), 474-488; doi:10.1007/s00287-005-0038-8.
  • Servon, Lisa J. (2002): Bridging the Digital Divide: Technology, Community and Public Policy. Malden.
  • Täube, Volker G./Joye, Dominique (2002): Determinants of Internet Use in Switzerland: Structural Disparities and New Technologies, in: Wolfgang Glatzer (Hg.), Rich and Poor, Dordrecht: Kluwer Academic Publishers, p. 73-86.
  • van Dijk, J. (2005): The deepening divide: inequality in the information society. Thousand Oaks.
  • Wei, Lu & Hindman, Douglas. B. (2011): Does the Digital Divide Matter More? Comparing the Effects of New Media and Old Media Use on the Education-Based-Knowledge Gap. In: Mass Communication and Society 14, 216-235
  • Zillien, Nicole (2006): Digitale Ungleichheit. Neue Technologien und alte Ungleichheiten in der Informations- und Wissensgesellschaft. Wiesbaden
  • Zillien, Nicole & Haufs-Brusberg, Maren (2014): Wissenskluft und Digital Divide. Baden-Baden: Nomos 2014
  • Zwiefka, Natalie (2007): Digitale Bildungskluft. Informelle Bildung und soziale Ungleichheit im Internet. Reihe INTERNET Research, Band 28. München: Verlag Reinhard Fischer
  • Weblinks

    Quellen

    <references />