Dmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew


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Dmitri Rybolowlew

Dmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew (russisch Дмитрий Евгеньевич Рыболовлев; * 22. November 1966 in Perm) ist ein russischer Unternehmer und Sportsponsor. Das Forbes Magazine rechnet ihn mit einem Privatvermögen von rund 9,5 Milliarden US-Dollar (2011) zu den 100 reichsten Menschen der Erde.<ref>Rybolowlews Kurzbiographie im Forbes Magazine vom März 2011</ref>

Leben

Rybolowlew studierte Medizin in Perm. 1990 wurde er promoviert und arbeitete kurzzeitig als Kardiologe in der medizinischen Firma seines Vaters.<ref>Le Point, http://www.lepoint.fr/sport/football/quand-l-argent-fait-le-president-5-dmitry-rybolovlev-les-six-vies-de-l-autre-prince-de-monaco-31-12-2013-1775774_1858.php. Download im Januar 2014.</ref> Anschließend ging er nach Moskau, wo er erfolgreich an der Börse spekulierte, eine Investorengesellschaft und eine Privatbank gründete.<ref name="FF12-26">France Football (2012), S. 26</ref> Unmittelbar nach dem Ende des Kommunismus (Dezember 1991) kam er in den Besitz des Düngemittelherstellers Uralkali. Sein finanzieller Aufstieg erfuhr jedoch 1996 eine Unterbrechung, als der als „Kali-König“ (Potash King) bezeichnete<ref>siehe Rybolowlews Biographie bei Business Insider</ref> Dmitri Rybolowlew als Auftraggeber des Mordes an einem Konkurrenten schuldig gesprochen wurde; nach zehn Monaten im Gefängnis kam er wieder frei, weil ein Belastungszeuge seine Aussage widerrufen hatte.<ref name="FF12-27">France Football (2012), S. 27</ref> Rybolowlew verließ daraufhin Russland und lebt seitdem wechselnd in New York City, Monaco und Cologny am Genfersee, von wo aus er seit 2004 seine Unternehmen verwaltet. Als er dort einen Nachbau des Versailler Schlosses Petit Trianon errichten wollte, untersagten ihm dies die Schweizer Behörden wegen einer deutlichen Überschreitung der zulässigen Gebäudehöhe.<ref>siehe den Abschnitt „Un petit Versailles sur Léman“ in einem Artikel vom 22. April 2008 bei swissinfo.ch</ref> Sein Aktienpaket bei Uralkali verkaufte er im Jahr 2010 – offenbar auch unter persönlichem Druck durch Wladimir Putin – für über 5 Mrd. $ an Suleiman Kerimow.<ref>siehe die Biographie Rybolowlews vom 15. Dezember 2011 auf der Website von France Télévisions</ref> In Genf gründete er ein weiteres Handelsunternehmen, das an der London Stock Exchange 2005 einen „aufsehenerregenden Einstieg“ hatte.<ref name="FF12-27" />

2008 übernahm er von Donald Trump dessen „Haus der Freundschaft“ (Maison de l’amitié) am Strand von Palm Beach; 2011 erwarb er für seine Tochter Jekaterina ein Appartement am New Yorker Central Park, dessen Kaufpreis (88 Mio. $) laut Forbes die „größte Transaktion einer Einzelperson in der Geschichte der Stadt“ darstellte. Als weitere äußerliche Attribute seines Reichtums besitzt er eine auf rund 700 Mio. $ taxierte Gemäldesammlung mit Werken von Pablo Picasso und Vincent van Gogh, zwei Privatflugzeuge, darunter einen Airbus A319, und eine 100-Mio.-Dollar-Yacht.<ref name="FF12-26" />

2010 erwarb Rybolowlew über sein Finanzvehikel „Odella Resources Ltd.“, dessen Hauptsitz sich auf der britischen Offshore-Steueroase Jungferninseln befand, 9,7 % der Anteile der größten Bank Zyperns, der Bank of Cyprus, die an der Börse in Nikosia gehandelt wurde.<ref>Reuters 2010</ref><ref>Zyperns Banken: verstaatlicht oder im ausländischen Streubesitz, Wiener Zeitung 18. März 2013</ref> Laut Website der Bank of Cyprus lagen die Anteile März 2013 bei 5,01 %.<ref>Shareholder Structure, Bank of Cyprus vom 23. März 2013</ref>

Der als medienscheu geltende Russe ist seit 1987 verheiratet und zweifacher Vater; von seiner Frau Jelena Rybolowlewa lebt er in Scheidung, wobei er nach sechs Jahren dauernden Scheidungsverhandlungen im März 2014 zu einer Zahlung von gut vier Milliarden Schweizer Franken verurteilt wurde. <ref>Dünger-König muss vier Milliarden zahlen www.blick.ch</ref>

Rybolowlew soll mit Unterstützung der Kunstberaters Yves Bouvier Kunst im Wert von zwei Milliarden SFR erworben haben, darunter das Bild Nu sur coussin bleu von Amedeo Modigliani für 118 Millionen USD und ein angebliches Bild von Leonardo da Vinci für 127,5 Millionen USD. 2014 wurde Bouvier, der auch Zollfreilager für Kunst in Singapur betreibt, in Monaco auf Grund einer Anzeige Rybolowlews wegen Betrugs kurzzeitig festgenommen.<ref>Jörg Häntzschel: „Man will mich in den Gulag schicken.“ Kunsthändler Yves Bouvier, gegen den ermittelt wird, wehrt sich gegen Betrugsvorwürfe, in: Süddeutsche Zeitung, 10. März 2015, S. 13 </ref>

Sportsponsoring

Der sportlich vielseitig (Skifahren, Reitsport, Fußball) interessierte Rybolowlew gehörte unter anderem gemeinsam mit Roman Abramowitsch und Wladimir Potanin zu den Finanziers einer Stiftung, die russische Olympioniken unterstützt und deren Aufsichtsgremium Russlands Ministerpräsident Medwedew vorsitzt. Sein Versuch, bei FK Dinamo Minsk als Investor einzusteigen, scheiterte. Stattdessen übernahm er Ende 2011 durch seine Firma Monaco Sport Invest 67 % der Anteile an der Kapitalgesellschaft (Société Anonyme Sportive Professionnelle) der AS Monaco, wurde deren Präsident und sagte dem 2011 in die zweite französische Fußballliga abgestiegenen und selbst dort in der Saison 2011/12 um das sportliche Überleben kämpfenden Verein Investitionen von mindestens 100 Mio. Euro für die kommenden vier Jahre zu.<ref>Siehe den Artikel bei Zeit.de; nach tf1.fr vom November 2011 könnten es sogar 200 Mio. Euro werden.</ref> Seine ältere Tochter Jekaterina Rybolowlewa ist 2013 ebenso Mitglied des Verwaltungsrats der AS Monaco wie Rybolowlews persönliche Anwältin Tatjana Berscheda.<ref>France Football (2013), S. 21.</ref>

Unter Rybolowlews Führung gehörte AS Monaco im Sommer 2013 zu den Fußballvereinen in Europa, die das meiste Geld für Spielertransfers ausgegeben hatten, insgesamt rund 140 Millionen englische Pfund für Radamel Falcao, James Rodríguez, João Moutinho, Éric Abidal und Ricardo Carvalho.<ref>http://www.ligue1.com/ligue1/article/monaco-clinch-title-nantes-and-guingamp-promoted.htm</ref>

Literatur

  • „Rybolovlev, le mystère de l’Est“, France Football vom 3. Januar 2012, S. 26/27
  • Markus Dettmer und Christian Reiermann: Hering und Wodka. In: Der Spiegel 5. November 2012, S. 20–22
  • Benjamin Bidder: Oligarch Rybolowlew auf Zypern: Der große Schweiger, Spiegel online 23. März 2013
  • „Monaco – qui veut la peau de «Rybo»?“, France Football vom 25. Juni 2013, S. 16–23
  • „Mystères Rybolovlev“, France Football vom 8. Juli 2014, S. 48–50

Anmerkungen und Nachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Dmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien