Dolerit
Dolerit (griech. δολερός (dolerós): listig, trügerisch) ist ein grobkörniges Basaltgestein,<ref name="Murawski">Murawski, Hans: Geologisches Wörterbuch, Ferd. Emke Verlag Stuttgart, 11. Auflage 2004, 262 S., ISBN 978-3-8274-1445-8.</ref> das aufgrund seines Gefüges dem Gabbro ähnelt. Es tritt in kleineren, subvulkanischen Intrusionen, wie Dykes (Gängen) und Sills (Lagergängen) auf und ist daher feinkörniger als ein Gabbro in einem Pluton und grobkörniger als ein Basalt. Meistens haben Dolerite eine ophitische, subophitische oder intergranulare Struktur.
International wird Dolerit auch als diabase bezeichnet,<ref>Le Maitre. R.W., Bateman, P., Dudek, A., Keller, J., Lameyre, J.. Le Bas, M.J., Sabine, P.A., Schmid, R., Sorensen, H., Streckeisen, A., Woolley, A.R. & Zanettin, B., 1989. A Classification of Igneous Rocks and Glossary of terms: Recommendations of the International Union of Geological Sciences Subcommission on the Systematics of Igneous Rocks. Blackwell Scientific Publications, Oxford, U.K.</ref> weshalb die Verwendung des Begriffes Diabas eine gewisse Problematik besitzt. Im deutschen Sprachraum bezeichnet das Wort Diabas in alter Literatur abweichend davon einen geologisch alten, alterierten (d. h. im Mineralbestand abgewandelten) Basalt.<ref name="Murawski" />
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Dolerite treten relativ oberflächennah als intrusive Lagergänge, Stöcke und Gänge in zahlreichen Gesteinseinheiten auf. Ihr Vorkommen ist besonders häufig in Gebieten, wo die Erdkruste einer Dehnung unterworfen war. Doleritgänge treten häufig in Gangschwärmen auf, in denen viele, manchmal hunderte von Gängen ungefähr parallel ausgerichtet sind oder radial von einem vulkanischen Zentrum ausgehen.
- Verbreitet sind Doleritgänge im Rhenoherzynikum Mitteleuropas und Englands. In Deutschland sind sie im Verein mit den zugehörigen Ergussgesteinen (Diabasen) weit verbreitet im Devon und Karbon der Schiefergebirge.<ref name="Thews">Thews, J.-D.: Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte von Hessen 1:300.000, S. 189 ff. Geol. Abhandlungen Hessen Bd. 96, Hessisches Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden 1996. ISBN 3-89531-800-0.</ref>
- In Großbritannien treten Doleritgänge auf den Inseln Skye, Rum, Mull und Arran westlich Schottlands auf, sie sind Teil des im Tertiär entstandenen Hebriden-Gangschwarms, der sich von Irland (Slieve Gullion) bis nach Nordengland und Schottland erstreckt.<ref>Geology of Great Britain - Introduction, von Dr. Ian West</ref><ref>The Geology of Mull, von Rosalind Jones.</ref>
- In den USA bestehen die New Jersey Palisades am Hudson River in der Nähe von New York City aus Dolerit. In Kanada wurden Amphibolite, die möglicherweise aus Dolerit entstanden sind, aus dem so genannten Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel in der Nähe der Hudson Bay in Nord-Quebec auf ein Alter von etwa 4,28 Milliarden Jahre datiert – die zurzeit ältesten bekannten Gesteine der Erde.<ref>Jonathan O'Neil, Richard W. Carlson, Don Francis, Ross K. Stevenson: Neodymium-142 Evidence for Hadean Mafic Crust. In: Science. Bd. 321, Nr. 5897, 26. September 2008, S. 1828–1831, doi:10.1126/science.1161925.</ref><ref>Wissenschaft Aktuell Ältestes Urgestein der Erde in Kanada gefunden</ref>
- Teile der magmatischen Großprovinz des kreidezeitlichen Dekkan-Trapps in Indien sind Dolerite.<ref>Continental Flood Basalts (and Layered Intrusions).</ref>
- Der 200 km lange doleritische Dyke des Norseman–Wiluna-Gürtels gehört zum Goldschürfgebiet Norseman und Kalgoorlie, in dem sich die größte australische Goldmine befindet, der Tagebau Fimiston.<ref>Hill, R.E.T. et al. (1990): Physical volcanology of komatiites; A field guide to the komatiites of the Norseman-Wiluna Greenstone Belt, Eastern Goldfields Province, Yilgarn Block, Western Australia, Geological Society of Australia. ISBN 0-909869-55-3</ref><ref>O'Connor-Parsons, Tansy; Stanley, Clifford R. (2007): Downhole lithogeochemical patterns relating to chemostratigraphy and igneous fractionation processes in the Golden Mile dolerite, Western Australia, Geochemistry: Exploration, Environment, Analysis 7/2, S. 109-127. Geological Society Publishing House, London (Abstract).</ref>
- Die größte Verbreitung haben Dolerite in den südlichen Teilen von Afrika, Südamerika und in Antarktika, die ehemals zusammenhingen und beim Zerbrechen von Gondwana einen heftigen Magmenaufstieg und Vulkanismus erlebten. Die Dolerite der Karoo-Basalte in Südafrika, der Ferrar-Gruppe am Rossmeer in Antarktika, der vulkanischen Chon Aike-Provinz in Patagonien und die Dolerite von Tasmanien sind Teil eines der größten magmatischen Ereignisses in der Erdgeschichte.<ref>Large Igneous Provinces - Database, Richard E. Ernst und Kenneth L. Buchan, Webseite des Geological Survey of Canada.</ref>,<ref>Teal R. Riley und Philip T. Leat (1999): Large volume silicic volcanism along the proto-Pacific margin of Gondwana: lithological and stratigraphical investigations from the Antarctic Peninsula, Geological Magazine 136/1, S. 1-16 Abstract.</ref> Die Doleritvorkommen in Tasmanien sind die heute größten bekannten zusammenhängenden Doleritvorkommen, hier drangen innerhalb geologisch kurzer Zeit auf einer Fläche von etwa 40.000 km² doleritische Magmen auf. Dolerit nimmt heute etwa ein Drittel der Oberfläche von Tasmanien ein<ref>Scanned 1:250 000 Geology Maps, Blätter 5503 bis 5508, Geoscience Portal des Australian Chief Government Geologists Committee.</ref> und bestimmt dort das Landschaftsbild. Aufgrund der Ausdehnung und der geologisch vergleichsweise raschen Entstehung sind diese ehemals zusammenhängenden Doleritvorkommen ein herausragendes Beispiel einer magmatischen Großprovinz.
Verwendung
- Die Steinbeile der Bretagne wurden aus Fibrolith, Jadeit und Dolerit gefertigt. <ref> Giot, Pierre-Roland (1991): Vorgeschichte in der Bretagne – Menhire und Dolmen, S. 54. Edition d'Art Jos le Doaré, Chateaulin, ISBN 2-85543-076-3.</ref>
- Aus Dolerit (Bluestone) bestehen die Steinblöcke des inneren Kreises der Kultstätte in Stonehenge.<ref>Stonehenge ein "neolithisches Lourdes"? in der Internetausgabe von der Standard vom 31. März 2008.</ref> Das Material stammt wahrscheinlich aus den Preseli-Bergen in Pembrokeshire, Wales.<ref>Stonehenge bluestone site revealed BBC Homepage, Juni 2005.</ref>
- Die Ägypter verwendeten Werkzeug aus Dolerit, um Granit für Pyramiden, Obelisken und Sarkophage aus Steinbrüchen zu brechen.<ref>Rainer Lorenz: Die Rote Pyramide des Königs Snofru in Dahschur-Nord.</ref>
- Heutzutage findet Dolerit wie Basalt und Diabas Verwendung im Straßenbau, für Grabsteine oder Steinbildhauerarbeiten und als geschliffener Naturstein in Bodenbelägen und Fassadenplatten.
Einzelnachweise
<references/>
Literatur
- Le Maitre (Hrsg.): Igneous Rocks, A Classification and Glossary of Terms. Cambridge 2004, ISBN 0-521-61948-3.
- Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. München (Elsevier) 2005, ISBN 3-8274-1513-6.
- Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Stuttgart (Enke) 1985, ISBN 3-432-94671-6.