Durrington Walls


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Durrington Walls war nach heutigem Forschungsstand im 4. Jahrtausend v. Chr. die größte steinzeitliche Siedlung Nordeuropas und beinhaltet eine der größten jemals in Europa entdeckten Megalithreihen. Die Anlage zählt zu den so genannten Henge-Monumenten und liegt in Wiltshire, in Großbritannien. Das Class II Henge (nach Stuart Piggott) besteht aus einem ovalen Wall, der einem Graben vorgelagert ist. Das etwa 10 Hektar große Oval besitzt Eingänge im Südosten und Nordwesten. Inzwischen gehen die Archäologen von mindestens 300 Gebäuden aus, die auf diesem Areal standen. Die Anlage wurde zur Zeit der neolithischen Grooved ware errichtet und genutzt.

Durrington Walls wurde 1986 zusammen mit benachbarten Anlagen als Stonehenge, Avebury and Associated Sitesdurch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Beschreibung

Durrington Walls liegt an einer Schleife des Avon zwischen Amesbury und Durrington auf der Salisbury Plain. Das Erdwerk liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Woodhenge, der Packway enclosure und ist etwa 2,5 km von Stonehenge entfernt.

Durch den Ackerbau ist der Wall sehr verschleift und nur noch im Nordosten sichtbar. Im tiefergelegenen Teil wurden jedoch durch Erosion abgetragene Sedimente abgelagert und schützten so die darunterliegenden Schichten. Hier sind Gräben und Pfostenlöcher gut erhalten.

Holzkohle, die unter dem Wall gefunden wurde, lieferte Daten von 4575±40 (GrO-901a) und 4585±70 BP (GrO-901) also zwischen 3490 und 3100 v. Chr. (1σ). Die Funde datieren es in die Zeit der Grooved Ware.

Datei:Durringtonwalls.jpg
Blick von Woodhenge auf Durrington Walls

Forschungsgeschichte

Die Anlage wurde durch den Antiquar Colt Hoare als „circular embankment“ beschrieben und 1928 unter Schutz gestellt. 1929 dokumentierte O. G. S. Crawford die Anlage durch Luftbilder. Von 1950 bis 1951, als ein Leitungsgraben entlang der A 345 (alt) verlegt wurde, wurde die Anlage das erste Mal archäologisch untersucht und ein Glockenbechergrab aufgedeckt.

Im Zuge von Baumaßnahmen an der A345 von Amesbury nach Marlborough wurden Durrington Walls 1966–1967 von Geoffrey Wainwright und Ian Longworth teilweise ausgegraben. Im Rahmen des Stonehenge Riverside Projekts gruben unter anderem Julian Thomas (Manchester) und Mike Parker Pearson (Sheffield) zwischen September 2003 und 2010 in Durrington Walls.<ref name="bower">Bruce Bower, Suburb of Stonehenge: Ritual village found near famed rock site. In: Science News. Februar 2007, http://www.readcube.com/articles/10.1002/scin.2007.5591710502?locale=en</ref> Es wurden acht Häuser aus der Zeit der Grooved Ware aufgedeckt. Sie hatten ca. 5 m Durchmesser, Lehmfußböden und viereckige Herdstellen im Zentrum. Zwei der Häuser lagen etwas abseits im Westen der Anlage. Die Fußböden der Häuser waren mit Abfall, darunter großen Mengen von Tierknochen bedeckt.<ref name="bower" />

Die Steinreihe

Vince Gaffney, ein Archäologe der Universität Birmingham, entdeckte im Rahmen des Forschungsprojekts Stonehenge Hidden Landscape bei Radaruntersuchungen der Anlage eine Steinsetzung, die unter dem Wall begraben ist. Man ging von insgesamt 90 Steinen aus, von denen 30 bis zu einer Größe von 4,5 m noch in der Anlage liegen, während sich die übrigen durch Fundamentgruben oder Bruchstücke nachweisen lassen, bei neueren Forschungen wurden jedoch cirka 200 Steine festgestellt<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/steinkreise-vorlaeufer-von-stonehenge-entdeckt-a-1051765.html</ref>. Die Steine wurden vor etwa 4500 Jahren aufgestellt und bildeten das südliche Ende des von den Forschern beschriebenen rituellen Ortes. Bei einer Umgestaltung durch die frühzeitlichen Erbauer sollen die Steine umgelegt worden sein. Dann wurde die Reihe unter einem nur annähernd geraden Wall an der Südseite der ansonsten kreisrunden Anlage begraben. Die Steinreihe gehört zu den größten Megalithbauten, die in Großbritannien entdeckt wurden.<ref>'Archaeology on steroids': huge ritual arena discovered near Stonehenge</ref>

Interpretation

Durrington ist zeitlich parallel mit dem nahe gelegenen Marden Henge. Die riesigen Henges bleiben vorerst zweideutig. Die Annahme, dass es sich um regionale Zentren für große Territorien und die Unterkünfte einer Elite handelt ist überholt. Die Lage der Superhenges deutet an, dass sich die Grenzen der alten Territorien nicht verlagerten. Jedenfalls wurden diese riesigen Henges nicht weit von den älteren Causewayed Enclosures errichtet. Euan MacKie nimmt z. B. an, dass Mount Pleasant für die theokratische Elite vorgesehen war und Maumbury Rings das zugehörige zeremonielle Zentrum darstellt. Die alten Einhegungen wurden nicht modifiziert sondern Henges wurden in der Nähe von Flüssen und an niedrigen Stellen gebaut. Deshalb wurde das höher gelegene Maiden Castle zugunsten einer 66 m tieferen Gründung verlassen, die nur 300 m vom Fluss Frome liegt. Der Umzug erfolgte etwa 2600 v. Chr., obwohl der Henge-Graben (was datierbare Funde betrifft) anscheinend nicht vor 2170 v. Chr. ausgehoben wurde. In einem ähnlichen Prozess wurde das frühjungsteinzeitliche Erdwerk von Robin Hood's Ball durch die 45 m niedriger liegende und näher am Avon gelegene Anlage von Durrington ersetzt.

Vergleichbare Anlagen

Die Anlage gehört zu den größten ihrer Art und wird nur noch von dem wesentlich besser erhaltenen Avebury übertroffen. Marden (51° 19′ 20″ N, 1° 52′ 14″ W51.322176-1.870618110{{#coordinates:51,322176|-1,870618|

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  }}) erreichen vergleichbare Ausmaße.

Literatur

  • G. Wainwright/I. Longworth, Durrington Walls excavations, 1966–1968 (Society of Antiquaries of London 1971). Reports of the Research Committee of the Society of Antiquaries 29.
  • Juliet Clutton-Brock, Excavations at Grimes Graves, Norfolk, 1972–1976, Teil I. Neolithic antler picks from Grimes Graves, Norfolk and Durrington Walls, Wiltshire, a biometric analysis (London, British Museum 1984).
  • M. Stone, St. Piggott & A. St. J. Booth: Durrington Walls, Wiltshire: Recent Excavations at a Ceremonial Site of the early second millennium BC. Antiquaries Journal 34, 1954, S. 155–177.
  • Rodney Castleden: The Stonehenge People: an exploration of life in Neolithic Britain, 4700–2000 BC 1990. London, Routledge, S. 40–42, 44, 54, 57–63. ISBN 0-415-04065-5.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

51.192222222222-1.7866666666667Koordinaten: 51° 11′ 32″ N, 1° 47′ 12″ W{{#coordinates:51,192222222222|-1,7866666666667|primary

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