Falk (Verlag)


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Falk Content & Internet Solutions GmbH & Co. KG<ref>http://www.falk.de/impressum</ref>
Logo der Falk Marco Polo Interactive GmbH
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1945
Sitz Ostfildern, Deutschland
Leitung Frank Mair
Mitarbeiter 93 (31. Dezember 2007) <ref name="kennzahlen">Elektronischer Bundesanzeiger, 2. März 2009, Jahresabschluss zum 31. Dezember 2007</ref>
Umsatz 45,5 Mio. Euro (2007) <ref name="kennzahlen" />
Branche Kartographie, Navigationssystem, Flottensteuerungslösung
Produkte Karten, GeodatenVorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Produkte
Website www.falk.de
Datei:Falkpläne.jpg
Stadtpläne des Falk-Verlags mit der speziellen Faltung

Die Falk Content & Internet Solutions GmbH & Co. KG ist ein auf Stadtpläne und Landkarten spezialisierter Verlag mit Sitz in Ostfildern bei Stuttgart. Der Falk-Verlag wurde 1945 von Gerhard Falk in Hamburg gegründet und war bis 1996 in Familienbesitz. Nach Bertelsmann gehört der Verlag seit 1998 zu MairDumont.

Geschichte

Die Legende besagt, dass Gerhard Falk versuchte, sich 1945 im zerstörten Hamburg zurechtzufinden und sich dabei über einen unhandlichen Stadtplan der Großstadt ärgerte. Dabei kamen ihm zwei Ideen, die zu einem völlig neuartigen Produkt führten:

  1. Die parabolische Projektion (sog. Hyperboloid-Projektion) erlaubt es, innerhalb des Stadtplans gleitend den Maßstab zu ändern. Die im Zentrum liegende Innenstadt mit ihren engen Straßen wird hierbei größer dargestellt als die Randbezirke. In der Nachkriegszeit war es äußerst schwierig, Papier zum Bedrucken zu organisieren. Diese Projektion half, Papier zu sparen, da nur ein kleineres Format bedruckt werden musste.
  2. Eine für Falk 1948 patentierte Falttechnik erlaubt es dem Benutzer, sich in dem Plan zurechtzufinden, ohne diesen komplett zu entfalten.<ref>Patent DE835219.</ref> Obwohl der Plan immer noch auf einem einzigen Blatt gedruckt ist, kann man damit − fast wie in einem Buch − in alle Richtungen blättern. Die Falkpläne wurden bis in die 1990er Jahre manuell von Heimarbeitern gefaltet, erst seit den 1990er Jahren wurden Automaten zur maschinellen Faltung der gängigsten Größen eingesetzt. Entwickelt wurde die Maschine von Alfred Vogtländer; sie war wiederum durch Patent geschützt.<ref>Patent DE3320731.</ref>

Dank dieser Neuerungen, aber auch dank einer durchdachten Marketing-Strategie (so wurde zum Beispiel stets der Begriff Falkplan verwendet, um den Stadtplan untrennbar mit dem Firmennamen zu verknüpfen) wuchs der Verlag schnell und stieg zum führenden Stadtplanproduzenten Europas auf, der Karten der größten Städte Deutschlands, aber auch der wichtigsten Hauptstädte Europas und von New York, Rio de Janeiro u.a. im Programm hatte.

Die ersten Jahre

  • 1945, Beginn der Arbeiten mit einigen freien Mitarbeitern in den Räumen über einer Gaststätte in Hamburg-Hoheluft
  • 1946, Büro in Hamburg-Winterhude. Im Juni erschien nach acht Monaten Arbeit die erste Auflage des Hamburg-Stadtplans in Hyperboloid-Projektion und mit Patentfaltung und Darstellung der total- und teilzerstörten Gebiete der Stadt, die nach ganz kurzer Zeit verkauft war. Innerhalb der ersten zwölf Monate wurden 70.000 Exemplare für jeweils 3 RM verkauft.<ref>A.J.M.: The Stadtpläne. In: British Zone Review, a Monthly Review of the Activities of the Control Commission for Germany (B.E.), Vol. 2 No. 10 vom 20. März 1948, S. 16</ref>
  • 1947, Umzug ins Hamburger Kontorhausviertel (Sprinkenhof mit zunächst fünf Räumen), Gründung einer Niederlassung in West-Berlin und einem Tochterunternehmen in Den Haag; es erschienen die Pläne von Hannover, Frankfurt (Main), München und Düsseldorf
  • 1948, die ersten Pläne von Berlin (viersprachig) und Nürnberg erschienen im Frühjahr (Nürnberg: Andruck im Januar, Auflagedruck – zunächst 20.000 Exemplare – im Mai, 1. Ausgabe im Juni; Gesamtauflage 60.000 Exemplare); die Belegschaft besteht aus 35 Personen, alle unter 30 Jahre alt
  • 1950, als erster Auslandsplan erschien Rom, ebenso der erste Autoatlas Bundesrepublik Deutschland; die erste Million Pläne sind verkauft worden
  • 1951, als erster außereuropäischer Stadtplan erschien São Paulo (für Brasilien, wo zu dieser Zeit viele Deutsche wohnten; Südamerika war wichtiger Handelspartner)
  • 1953, der Welt-Seuchen-Atlas wurde im Auftrag der US-Navy hergestellt, Arbeiten am Stadtplan Ruhrgebiet im Maßstab 1:50.000, Rio de Janeiro und Kopenhagen begannen, 30 feste Mitarbeiter
  • 1954, Auftrag zur Herstellung eines Weltatlas für die Büchergilde Gutenberg, der Lichtsatz (Hohlux-Gerät) wurde eingeführt
  • 1955, u.a. erschienen der Stadtplan Dortmund und ein Autoatlas Österreich, für ein Gutenberg-Lexikon wurden die thematischen Karten erstellt, die Foliengravur wurde erprobt und für die Neuherstellung eingeführt
  • 1956, der umfangreichere „Denkende“ Falk-Plan Hamburg erschien, zahlreiche Stadtpläne waren in Arbeit, darunter auch London und Paris
  • 1957, der Autoatlas Europa entsprach dem aufkommenden Tourismus und Warenverkehr
  • 1959, die Stadtpläne St. Louis und New York sowie der US-Road-Atlas sollten neue Märkte in Nord-Amerika erschließen
  • 1960, die Falk-Mondkarte mit der naturähnlichen Darstellung der von der Erde aus sichtbaren Seite erschien, außerdem u.a. die Stadtpläne der BRD-Hauptstadt Bonn, Wuppertal, Saarbrücken und der österreichischen Hauptstadt Wien, es gab 42 Verlagsprodukte, 75 Mitarbeiter
  • 1961, Falk wurde als Europas größter Stadtplan-Verlag bezeichnet, das Vertriebsnetz wird mit Gebietsvertretern ausgebaut, die die Buchhändler, Tankstellen usw. beliefern

Zeittypisch wurde mit prägnanten Sprüchen geworben: „Nicht verlaufen, Falk-Plan kaufen“ oder „Planlos läuft er durch die Stadt, weil er keinen Falk-Plan hat“. Die vom Falk-Verlag ebenfalls entwickelte Weltzeituhr bestand aus einem sich drehenden, von innen teilweise beleuchteten Zylinder, auf dem eine Weltkarte in winkeltreuer Mercator-Projektion mit Darstellung der Zeitzonen abgebildet war. Beleuchtet wurde jeweils die Tagesseite, wobei die Jahreszeiten berücksichtigt gewesen sein sollen.

Weiterer Ausbau in den 1960er und 1970er Jahren

In den 1960er Jahren wurde der Autoatlas Bundesrepublik Deutschland völlig neu hergestellt, außerdem erschien der Autoatlas Von Kopenhagen bis Mailand. Neue Stadtpläne einiger kleiner und mittlerer deutscher Städte erschienen als „Anzeigenpläne“, bei denen auch neben der Hauptkarte auf der Vorderseite verkaufte Anzeigen platziert wurden. Von der Insel Sylt wurde eine Karte mit besonderer Darstellung der Ortschaften erstellt. Durch die zunehmende Ausdehnung vieler Städte (Gebietsreform) mussten viele Stadtpläne erweitert werden. Der Duktus der verschiedenen Stadtpläne wurde einander angeglichen, neue Techniken wurden eingeführt (Vierfarbdruck). Im Sprinkenhof an der Burchardstraße wurden weitere Räume angemietet, da die Mitarbeiterzahl stieg und ab nun auch neue Kartographen ausgebildet wurden. An der Wendenstraße in Hamburg-Hammerbrook wurden Räume zur Verwendung als Lager bezogen.

In den 1970er Jahren wurde das Vertriebsprogramm um Reise- und Sprachführer von Berlitz erweitert, für die auch die Karten geschaffen wurden. Die zunehmende Verständigung mit dem Ostblock ließ neue Kartentitel wie Moskau, Budapest, Sofia u.a., aber auch Peking in den Vertriebslisten erscheinen. Dies wurde auch durch eine Kooperation mit dem ungarischen kartographischen Betrieb „Cartographia Budapest“ erreicht, der diese Stadtpläne produzierte. Auch eine ganze Reihe Pläne westlicher Städte wurden von den Ungarn hergestellt (z.B. Oslo, Dublin, Oldenburg, Regensburg).

Als Geschäftsführer wurde nun Dr. Helge Lintzhöft eingesetzt. Dies führte dazu, dass der Geschäftsbetrieb keinen großen Schaden nahm, als Gerhard Falk im Jahr 1978 auf Sylt starb.

Die 1980er Jahre und weitere Kooperationen

Der Verlag wurde in eine GmbH umgewandelt, blieb aber weiter in Familienbesitz. Die Ausweitung der Produktpalette durch weitere Stadtpläne, Straßenkarten und Autoatlanten und die Erweiterung des Vertriebsprogramms auf andere Verlagsprodukte wie Stadtpläne kleinerer Städte, Stadtatlanten der großen Ballungsräume und Karten mittlerer Maßstäbe (1:100.000 und 1:250.000) aus der neuen Herstellung von Haupka und bestehenden Straßen- und Länderkarten vom Ravenstein-Verlag begründeten weiterhin die Marktbedeutung. Von den größten deutschen Städten wurden ab 1988 zusätzlich zu den „patent“gefalteten Ausgaben Stadtpläne mit einfacher Leporellofaltung herausgebracht, die neben der Hauptkarte und den daneben platzierten Innenstadtkarte und Übersichtskarte auf der Rückseite eine Umgebungskarte von Haupka erhielt. Diese sogenannten „Falk-Extra“-Pläne wurden auch bei Haupka in Bad Soden gedruckt. Die Druckaufträge der beim Falk-Verlag in Hamburg und Berlin geführten Kartentitel wurden weiterhin an verschiedene Druckereien im Hamburger Raum und in Berlin vergeben.

Eine Kooperation mit dem Tourist Verlag der DDR ermöglichte die Herausgabe eines „patent“gefalteten Stadtplans von der Messestadt Leipzig mit der Kartographie des Tourist-Verlages. Nach der Wende in der DDR wurde sofort die Herstellung von neuen Stadtplänen der größten Städte der neuen Bundesländer (Leipzig, Dresden, Magdeburg, Halle, Chemnitz, Rostock und Erfurt) in Angriff genommen. Die Stadtpläne weiterer, kleinerer Städte erfolgten – mit einfacher Leporellofaltung – in gewohnter Weise durch Haupka als Falk-Extra-Pläne. Außerdem entstand in Hamburg eine völlig neue Autokarte, in dem auch das Gebiet der ehemaligen DDR enthalten war, mit der „Autokartenfaltung“.

Kooperation mit Bertelsmann und Verkauf

Anfang der 1990er Jahre endete die Kooperation mit Haupka/Ravenstein. Die dadurch im Vertriebsprogramm entstandenen großen Lücken wurden durch − teilweise eilig zusammengestellte − umgearbeitete Produkte aus dem RV Reise- und Verkehrsverlag, der zum Bertelsmann-Konzern gehörte, versucht zu schließen. Dies betraf insbesondere fast alle Stadtatlanten und die Landkarten mittlerer Maßstäbe. Die Neuherstellung vieler Stadtpläne der kleineren Städte und die Erweiterung der nicht so umfassenden Stadtatlanten aus RV-Kartensubstanz war sehr zeit- und kostenaufwändig. Der gesamte kartographisch/technische Bereich der beiden Verlage (Falk und RV) wurde zum 1. Juli 1994 in der neuen Firma GeoData geographische Datenbanken GmbH & Co. KG mit Sitz in Werder bei Potsdam – und damit im förderungswürdigen Beitrittsgebiet – zusammengefasst, die den beiden Verlagen (Falk sowie RV und damit Bertelsmann) zu je 50 % gehörte. Standorte der GeoData waren anfangs die Büros in Berlin, Hamburg, Leipzig (Lindenthal), Stuttgart und Werder bei Potsdam. Vorher – Anfang 1994 – wurde die Falk GmbH in eine AG umgewandelt.

Mitte 1996, ein Jahr nach dem 50-jährigen Firmenjubiläum, verkauften die Kinder des Firmengründers, Alexander, seine Schwester und die ältere Tochter aus erster Ehe Karin Falk, ihre geerbten Verlagsanteile an die Bertelsmann Buch AG.<ref>Falk-Verlag geht zu Bertelsmann. In: Hamburger Abendblatt vom 30. Juli 1996, Nr. 176, S. 25</ref> Der Verlagssitz wurde für diese Zeit von Hamburg nach München verlegt. Bereits zwei Jahre später (Ende 1998) wurde der Falk-Verlag an die Mair-Gruppe (Marco-Polo-Reiseführer, Baedeker) weiterverkauft. Der Firmensitz befindet sich damit jetzt in Ostfildern.

Weitere Umstellungen und Angleichungen

Die Stadtplan-Produktpalette wurde Mitte der 1990er Jahre kartographisch größtenteils auf die grobere RV-Kartendarstellung in einheitlichem Maßstab umgestellt. Die Qualität der Kartographie war bei den Falk-Stadtplänen historisch gewachsen sehr unterschiedlich: Bei einigen Stadtplänen wurden sehr viele und genauere Informationen geboten, bis hin z.B. zu Hausnummern, in anderen weniger. Die Pläne, in denen noch Kartographie aus Falk-Substanz verwendet wird (für die Großstädte Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Dortmund, Köln, Frankfurt/M., Nürnberg, Stuttgart, München), zeichnen sich durch die Hyperboloid-Projektion insbesondere an den Stadträndern durch eine kleinere Darstellung aus. Um den Jahrhundertwechsel wurden für Hannover, Dortmund, Köln, Frankfurt/M., Nürnberg, Stuttgart, München die Versionen Extra (= ohne Falkfaltung in „normaler“ Zickzack-Faltung) mit der groberen RV-Kartographie im einheitlichen Maßstab angeboten. Die Pläne ausländischer Städte wurden Ende der 1990er Jahre mit sehr vereinfachter neuer Kartographie im Maßstab 1:15.000 herausgebracht, was zur Folge hatte, dass teilweise deutlich weniger Stadtgebiet abgebildet und z.T. wesentlich weniger Information (z.B. keine Darstellung von Bahn- und Buslinien oder Einbahnstraßen) gezeigt wird als zu Hamburger Falk-Zeiten. Das dürfte für touristische Zwecke in vielen Fällen ausreichend sein, war aber dennoch ein großer Verlust an Information.

Nach der Übernahme der ADAC-Tochterfirma CartoTravel Verlag (Bad Soden, ehemals Haupka) im Juli 2007 wurde die Stadtplan-Kartographie wieder einmal umgestellt. Viele Falk-Pläne sind inzwischen mit der feineren Haupka-Kartendarstellung der ADAC-Stadtpläne erschienen, die damit nach etwa 15 Jahren wieder in Falk-Stadtkarten zur Ausführung gelangt. Derzeit sind somit identische Kartographien unter verschiedenen Marken (Falk und ADAC), aber in verschiedenen Farben zu bekommen.

Elektronische Angebote

Das Portal Falk.de bietet diverse Dienste von der Routenplanung über Hotelservice bis zur Navigationssoftware an. Hier sind auch interaktive Routenplaner und Navigationssysteme für das Handy oder den Personal Digital Assistant (PDA) zu haben wie beispielsweise der Falk Navigator. Darüber hinaus wird seit 2008 eine komplette Flottensteuerungslösung mit elektronischem Fahrtenbuch, Fahrzeugortung und Verfolgung inklusive mobiler Navigation angeboten.

Verwechslungsgefahr

Der Verlag Falk steht in keiner Verbindung mit der Falk eSolutions AG, einem Tochterunternehmen von DoubleClick (Google).

Weblinks

Einzelnachweise

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