Verlag
Ein Verlag ist ein Medienunternehmen, das Werke der Literatur, Kunst, Musik, Unterhaltung oder Wissenschaft vervielfältigt und verbreitet. Der Verkauf kann über den Handel (Kunst-, Zeitschriften-, Buchhandel usw.) oder durch den Verlag selbst erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Rechtsgrundlagen
Rechtsgrundlage des Verlagswesens ist in Deutschland das Verlagsgesetz (VerlG),<ref>Verlagsgesetz (PDF; 46 kB)</ref> das im Juni 1901 erstmals in Kraft trat und seither mehrfach geändert wurde. Es regelt Aufgaben, Honorare, Vertragswesen sowie Rücktrittsrechte des Verfassers und die Folgen der Insolvenz des Verlegers. Wichtigste Rechtsgrundlage zwischen Verlag und Verfasser bildet der Verlagsvertrag. Der Verleger verpflichtet sich hierin, das ihm vom Verfasser für eigene Rechnung überlassene Werk aus Literatur oder Tonkunst zu vervielfältigen und zu verbreiten (§ 1 VerlG). Eigene Rechnung bedeutet, dass der Verlag auf eigenes unternehmerisches Risiko beim Vertrieb des ihm überlassenen Werkes handelt. Ergänzende Bestimmungen für das Rechtsverhältnis zwischen dem Verlag und dem Urheber finden sich im Urheberrechtsgesetz. Das Verlagsgesetz gilt ausdrücklich nur für Literatur- und Musikverlage.
Der Verlag oder die Person des Verlegers erwirbt in der Regel das ausschließliche Nutzungsrecht am Werk eines Autors (Urheberrecht) aufgrund des Verlagsvertrages und sorgt für Herstellung (bei Büchern und Zeitschriften Vorbereitung des Druckes) und Druck bzw. Vervielfältigung des Werkes sowie dessen Finanzierung. Zudem sorgt er für die Werbung und den Verkauf; zu diesem Zweck erstellt der Verlag eigene Kataloge. Das gilt auch für Musikwerke, die der Musikverlag in eigener Verantwortung einem Schallplattenlabel anbietet, damit dieses einen Interpreten auswählt, der dem Musikwerk zum Erfolg verhilft.
Angestellte in einem Verlag sind etwa ausgebildete Verlagshersteller, Medienkaufleute Digital und Print, Buchwissenschaftler und je nach Ausrichtung des Verlages Lektoren verschiedener Studienrichtungen (z.B. Geschichtswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, Germanistik).
Geschichte
Das Verlagswesen ist eine Folge der Erfindung und Ausbreitung des Buchdrucks. Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Sparten als eigene Verlagsarten. Dabei druckten Zeitungs- und Zeitschriftenverlage oft Fortsetzungsserien, die später als Buch herausgegeben wurden. Durch das weltweite Medium Internet verkaufen heute viele Verlage ihre Werke über den Elektronischen Handel. Erst 1901 ergab sich nach der Gründung vieler Verlage in Deutschland das Erfordernis, die Rechtsgrundlagen für das Verlagswesen in einem Gesetz zu kodifizieren.
Verlagsarten
Verlage lassen sich wie folgt ordnen:
für Text- und Bildmedien
Verlage für Druckerzeugnisse, E-Books und/oder Netzpublikationen
- Buchverlag
- Publikumsverlag
- Zuschussverlag (erhebt per se einen Druckkostenzuschuss)
- Onlineverlag (ausschließlich für Netzpublikationen)
- Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag
Spezialverlage
- Fachverlag (Medien für die beruflich bedingte Nutzung, u.a. Hochschulschriften; erhebt in der Regel einen Druckkostenzuschuss)
- Formularverlag für Formulare
- Loseblattverlag für Loseblattsammlungen,
- Kalenderverlag für Kalender
- Kartenverlag
- Kunstverlag
- Musikverlag
für andere Medien
- Filmverleih (Filme)
- Hörbuchverlag (Hörbuch)
- Publisher/Softwareverlag (Software und Computerspiele)
- Spieleverlag (Spiele)
Selbstverlag
- Selbstverlag (nur sofern für Selbstpublikationen ein Unternehmen gewerblich angemeldet wird; tritt dann aber oft auch nominell als „Verlag“ und nicht als „Selbstverlag“ auf)
Abgrenzung
Kein Verlag im hier beschriebenen Sinne sind Selbstkostenverlage oder Self-Publishing-Plattformen, die ohne unternehmerisches Risiko selbstpublizierte Medien erstellen. Selbstkostenverlage firmieren u. a. auch als Druckkostenzuschussverlag oder Dienstleisterverlag und gelten innerhalb der Branche als „Pseudoverlage“ – eine Bezeichnung, die seit 2009 auch durch einen Gerichtsbeschluss legitimiert ist.<ref>Oberlandesgericht München definiert Pseudoverlag. auf: buchmarkt.de, 7. August 2009.</ref>
Verlage im deutschsprachigen Raum
Rang | Firma | Firmensitz | Umsatz in Mio. € | Mitarbeiter |
---|---|---|---|---|
1. | Springer Science+Business Media | Berlin | 482 | 5716 |
2. | Klett Gruppe | Stuttgart | 465 | 2879 |
3. | Cornelsen | Berlin | 441,9 | 2636 |
4. | Random House | München | 319 | 860 |
5. | Westermann Verlagsgruppe | Braunschweig | 258 | 800 |
Verlage international
Besonders die Internationale Verleger-Union und weltweite Buchmessen informieren über Buchmärkte und staatliche Eingriffe wie Schulbuchsubventionen.
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten betrug der Umsatz im Verlagswesen gemäß AAP (Association of American Publishers) im April 2008 rund 310 Millionen Euro (473 Millionen US-Dollar), 3,5 Prozent weniger als im Vorjahr, ein Abwärtstrend; siehe auch Erhebungen des amerikanischen Statistikamt US Census Bureau.
Literatur
- Eckhard Bremenfeld, Holger Knapp: Fachwissen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage. Leitfaden für Verlagsberufe und Quereinsteiger. 2. Auflage. Springer-VDI, Düsseldorf 1998 (1. Auflage 1996), ISBN 3-9806286-0-4.
- Thomas Breyer-Mayländer u. a.: Wirtschaftsunternehmen Verlag. 3. Auflage. Bramann, Frankfurt 2005, ISBN 3-934054-21-8.
- Robert Darnton: „The science of piracy. A crucial ingredient in eighteenth-century publishing“, Teil der Serie SVEC. Studies on Voltaire and the eighteenth century, 2003/12/3, deutschsprachige Ausgabe: Die Wissenschaft des Raubdrucks. Ein zentrales Element im Verlagswesen des 18. Jahrhunderts, Carl Friedrich von Siemens Stiftung, München, 2003
- Frank Kauter: Kleines Verlagslexikon: Die wichtigsten Begriffe aus den Bereichen Anzeigen, Herstellung, Vertrieb und Werbung. Beruf + Schule, Itzehoe 1995, ISBN 978-3880134959.
- Dietrich Kerlen: Lehrbuch der Buchverlagswirtschaft. Hauswedell, Stuttgart 2003, ISBN 3-7762-1002-8.
- Ralf Laumer (Hrsg.): Bücher kommunizieren. Das PR-Arbeitsbuch für Bibliotheken, Buchhandlungen und Verlage. Viola Falkenberg Verlag, 2. Auflage Bremen 2010, ISBN 978-3-937822-38-9.
- Reinhard Mundhenke, Marita Teuber: Der Verlagskaufmann. Berufsfachkunde für Kaufleute in Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlagen. 9. Auflage. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7973-0792-6.
- Ralf Plenz: Verlagsgründung. Wie mache ich mich mit einem Verlag selbständig? 7. Auflage. Input, Hamburg 2008, ISBN 978-3-930961-06-1
- Ralf Plenz (Hrsg.): Verlagshandbuch. Leitfaden für die Verlagspraxis, 5. Auflage, Input, Hamburg 2008, ISBN 3-930961-16-4.
- Manfred Plinke: Mini-Verlag. Selbstverlag, Publishing on Demand, Verlagsgründung, Buchherstellung, Buchmarketing, Buchhandel, Direktvertrieb. 6. Auflage. Autorenhaus-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-932909-27-5.
- Wilhelm Ruprecht Frieling, Johann-Friedrich Huffmann: Wörterbuch der Verlagssprache: Der aktuelle Führer durch das Fachchinesisch der Verleger, Redakteure und Drucker. 5., überarbeitete Auflage. Frieling, Berlin 2005, ISBN 978-3828022782.
- Hans-Helmut Röhring, Klaus-W. Bramann (Hrsg.): Wie ein Buch entsteht. Einführung in den modernen Buchverlag. 9., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Primus, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-89678-735-4.
- André Schiffrin: Verlage ohne Verleger. Über die Zukunft der Bücher. Wagenbach, Berlin 2000 (Originaltitel: The business of books, übersetzt von Gerd Burger), ISBN 3-8031-2387-9.
- Ulrich Stiehl: Verlagswesen in Schaubildern, Hüthig 2004 (Onlineausgabe (PDF; 582 kB) 2008).
Siehe auch
- Backlist
- Independent-Verlag
- Kommissionsverlag
- Liste deutschsprachiger Verlage
- Liste deutschsprachiger Hörbuchverlage
- Liste von Theaterverlagen im deutschen Sprachraum
- Liste deutschsprachiger Esoterik-Verlage
- Verlagsnummer (Teil der ISBN)
- Verlagsbeilage
- Verlagsrecht
Weblinks
- Was Verlage leisten – Website des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
Einzelnachweise
<references />
en:Publishing