Federsee


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Federsee
Federseegebiet bei Bad Buchau, mit 33 km² das größte Moor in Südwestdeutschland
Geographische Lage Deutschland, Baden-Württemberg
Zuflüsse Seekircher Ach
Abfluss Federseekanal (Kanzach)
Orte am Ufer Alleshausen, Bad Buchau, Moosburg, Oggelshausen, Seekirch, Tiefenbach
Daten
Koordinaten 9,6166666666667|primary dim=2250 globe= name=Federsee region=DE-BW type=waterbody
  }}

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Höhe über Meeresspiegel 578,3 m
Fläche 1,39 km²<ref name="Daten">Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands: Teil 10 Baden-Württemberg (PDF; 411 KB)</ref>
Länge 2,25 km<ref name="Daten" />
Breite 1,03 km<ref name="Daten" />
Volumen 1.100.000 m³<ref name="Daten" />
Maximale Tiefe 3,2 m<ref name="Daten" />
Mittlere Tiefe 0,8 m<ref name="Daten" />
pH-Wert 8,81
Einzugsgebiet 35,4 km²<ref name="Daten" />

Der Federsee bei Bad Buchau in Oberschwaben (Landkreis Biberach) ist mit einer Fläche von 1,4 km² der zweitgrößte See in Baden-Württemberg.<ref>Ob er der zweit- oder drittgrößte ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der drittplatzierte Titisee hat zwar mit 1,3 km² eine etwas geringere Fläche, ist aber 20 m tief und nicht bloß von 60 cm bis maximal 2,80 m. Außerdem ist seine Wasserfläche stabil und unterliegt nicht, wie beim lediglich durch Niederschläge regulierten Federsee, Schwankungen durch auch jahreszeitlich variierende Übergänge in einen breiten Moor- und Schilfgürtel. Auch die etwas unterschiedlichen Zahlenangaben bei der See- und Moorfläche in der Literatur erklären sich so, zumal es schwierig ist, im breiten und teils recht irregulär in den See ragenden Riedgürtel die Grenze Wasser/Land und Moor/Nicht-Moor exakt festzulegen, wie das für präzise Flächenberechungen notwendig wäre.</ref> Er liegt inmitten des mit 33 km² größten zusammenhängenden Moorgebietes Südwestdeutschlands und ist mit diesem der Rest eines einst sehr viel größeren, etwa 50 km² bedeckenden nacheiszeitlichen Sees. Dieser Komplex aus See und Moor stellt heute den Kern des geologischen Federseebeckens dar, das nach Renaturierungsmaßnahmen inzwischen mit seinen früheren Ufern und Inseln eine überragende natur- und kulturhistorische Bedeutung besitzt.

Die heutige Beckenlandschaft, Überrest des nacheiszeitlichen und damals weit größeren Federsees, ist inzwischen vor allem auch ein Modell für die ökologische Wiederherstellung einer bereits weitgehend zerstörten Naturlandschaft samt ihrer botanischen und zoologischen Habitate und der damit einhergehenden Sicherung und Erforschung uralter Kulturzeugnisse, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach der Senkung des Seespiegels und der Entwässerung der Moore zutage traten und nun teilweise zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.

Der Federsee und das ihn im zentralen Becken umgebende Moor/Ried sind jetzt in einer Fläche von 23,76 km², also zu mehr als zwei Dritteln, geschützt, das Gebiet trägt zudem als Natur- und Europäisches Vogelschutzgebiet das Prädikat „Europareservat“ und wurde von der Europäischen Union in ihr Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ aufgenommen.<ref>Viele Einzelheiten vor allem zur Natur insgesamt des folgenden Artikels sind den Internet-Veröffentlichungen des NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) entnommen, vgl.</ref> Vor allem in Süddeutschland sind alte keltischen Gewässernamen wie Rhein, Main, Donau oder Neckar ja sehr häufig. Auch der früher als „Federach“ überlieferte, aber nicht der mit der von Norden einfließenden „Aach“ zu verwechselnde, heute nicht mehr vorhandene Federbach, dürfte diesem Muster folgen. Zu weiteren Deutungen siehe Quelle unter<ref></ref> Eine weitere Ableitung nimmt „Ecksee“ als Ursprung an. Eine dritte, allerdings sehr fragliche Theorie nimmt den Ursprung im Keltischen an, wo er sich auf die heilige Funktion als oft am Grunde von Seen befindliche Eingänge in die keltische Anderswelt bezogen haben könnte: evt. kelt. agios, gr. hagios = heilig.<ref></ref> Die enorme, auf massive Überdüngung beruhende Algenblüte, die den Federsee an den Rand des Umkippens gebracht hatte, ist inzwischen beseitigt.

  • Typische Gehölze. sind Moorbirke und Kiefer, Fichte, Eberesche, Faulbaum sowie verschiedene Weidenarten, besonders im sog. Moorurwald (s. oben).
  • Tiere

    Die hier großflächig auftretenden Flach- und Übergangsmoore mit großen Röhrichtbeständen, Au- und Uferwäldern sowie Nass- und Feuchtwiesen sind wichtige Lebensräume für bundesweit schutzbedürftige Arten. Typisch sind naturgemäß Tierarten, die im oder am Wasser oder Ried leben und/oder sich von ihm und seiner Tier- und Pflanzenwelt ernähren. Vor allem im südlichen Becken, das nur noch geringe Ried-Merkmale zeigt, gibt es jedoch auch die „klassischen“ Wald- und Landschaftstiere (Rehe, Füchse, Hasen, Wildschweine usw.), allerdings mit Ausnahme des naturbelassenen Egelsee-Hochmoores und anderer Naturschutzgebiete wie den sog. Wackelwald bei Bad Buchau.
    Im Einzelnen finden sich folgende Bestände:

    • Im See und in den Gräben leben 16 Fischarten.<ref>Fische im Federsee</ref> Darunter sind einige seltene Arten. Die größte und bekannteste Art, der Wels, wird im Federsee bis über zwei Meter groß und kann ein Gewicht von 50 kg erreichen. Bekannt ist der Federsee außerdem für sein Vorkommen der Wildform des Karpfens. Bedeutend ist ebenfalls das Vorkommen des Schlammpeitzgers, einer seltenen Schmerlenart, die in den Gräben am Boden lebt und hier den häufigsten Standort im ganzen Land hat. Neben dem erst seit einigen Jahren nachgewiesenen Blaubandbärbling kommen im Federsee und in den Gräben noch folgende Fischarten vor: Elritze, Karausche, Laube, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Bachschmerle, Schlammpeitzger, Steinbeißer, Wels, Aal, Hecht, Barsch und Stichling. Am häufigsten ist die Brachse mit einem Bestand von etwa einer Million Exemplaren.
    • An Amphibien und Reptilien wurden nachgewiesen: Molche, Unken, Echte Kröten, Frösche, Eidechsen, Schleichen, Echte Nattern, Ringelnattern, Vipern, Kreuzottern.<ref></ref>) Die ehemals heimischen Arten kehrten mehr und mehr zurück, denn seit 2006 verbesserte sich die Wasserqualität rapide. Seit 2008 ist der See auch im Sommer klar bis auf den Grund und nun wieder ein gesundes, sich selbst regulierendes Biotop mit zahlreichen, für Jungfische so wichtigen Wasserpflanzenarten und sogar die auf Gewässerverschmutzung besonders empfindlich reagierenden Süßwassermuscheln. Die vielen Fische zogen nun wiederum die Wasservögel in großen Scharen an, deren Nahrung sie ja neben den ebenfalls vielfältig zurückgekehrten Insekten bilden.<ref>[15]</ref> Zum aktuellen Stand der Maßnahmen siehe ausführlich den Bericht der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg.<ref>[16] (PDF; 3,4 MB)</ref>

      Heutige Nutzung des Federseegebiets

      Die moderne Nutzung des Federseebeckens ist bemerkenswert vielfältig, vor allem wenn man „Nutzung“ nicht nur unter rein wirtschaftlichen, produktionsorientierten Aspekte betrachtet, sondern auch den Nutzen für die Gesamtbevölkerung im Gebiet und vor allem auch außerhalb davon betrachtet. In diesem Sinne ergeben sich fünf verschieden Nutzungsbereiche:

      Ökonomie

      Eine direkte wirtschaftliche Nutzung des Beckens im Sinne von Landwirtschaft ist trotz der verschiedenen Trockenlegungsmaßnahmen des Moores vor allem des 19. Jahrhunderts, die allerdings vor allem dem Torfabbau und der Begrenzungen der ständigen Überflutungen dienten, wegen der ungenügenden Bodenqualität nur in geringem Maße möglich, und die Verlandungsgebiete des Federsees waren, von einigen missglückten Anbauversuchen der Gegenwart abgesehen, zu keiner Zeit ackerbaufähig, so dass hier vor allem Viehwirtschaft betrieben wird. Das südliche Becken ist hingegen teilweise bewaldet und wird mit Fichtenwäldern forstwirtschaftlich genutzt. Dort ist in bodentrockenen Bereichen auch Ackerbau möglich.
      Die Umrahmung des Federseebeckens bietet hingegen tief- bis mittelgründige Böden mäßiger bis guter ackerbaulicher Tauglichkeit, die heute gleichermaßen für Grünlandwirtschaft wie für Feldwirtschaft genutzt werden. Rund um den Federsee werden ca. 220 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaftet. Es werden ca. 1800 ha Ackerland und ca. 1400 ha Grünland bearbeitet. In den Betrieben werden ca. 1500 Milchkühe, 3100 Rinder und 5000 Mast- und Mutterschweine gehalten.<ref name="Reiter" /> Wie fast das gesamte oberschwäbische Hügelland eignet sich das Federseegebiet ganz im Gegensatz zum klimabegünstigten Bodenseebecken nur mittelmäßig bis ausreichend für den Obstanbau, denn es liegt 578 bis 650 m über dem Meeresspiegel und hat ein mäßig kühles Klima in zudem kaltluftgefährdeter Beckenlage. Der ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich bedeutende Torfabbau ist ja wie oben beschrieben seit Mitte des 20. Jahrhunderts eingestellt.<ref>Schlichtherle, S. 13.</ref>

      Naturschutz

      Im Federseemoor finden sich auf fast 3000 Hektar europaweit schutzwürdige Lebensräume wie ausgedehnte Niedermoore, kalkreiche Sümpfe, regenerierungsfähige Hochmoore, Übergangsmoore und Moorwälder. Daneben ist es Heimat bedeutsamer Populationen besonders geschützter Tier- und Pflanzenarten (FFH-Arten). Vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Schlammpeitzger und Steinbeißer gehören dazu, daneben der Goldene Scheckenfalter, die Gelbbauchunke oder die Orchidee Torfglanzkraut. Eine Käferart hat hier sogar ihr einziges deutsches Vorkommen.<ref>[17]</ref>
      Die Schutzgebiete gliedern sich im Einzelnen wie folgt:

      Schutzgebietsanteile % Gesamtlandschaftsfläche
      FFH-Gebiete 61,41
      Europäische Vogelschutzgebiete 64,14
      Naturschutzgebiete 51,84
      Sonstige Schutzgebiete 0
      Effektiver Schutzgebietsanteil 64,47

      Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Stand: 2010

      • Entwicklung und Allgemeinmaßnahmen: Der Federsee ist mit Teilen des Federseer Rieds eines der ältesten Naturschutzgebiete (Nr. 4019) in Baden-Württemberg. Die durch die Seefällungen entstandenen Moorflächen mit dem Federsee im Zentrum wurden bereits 1936 unter Naturschutz gestellt (NSG Federsee 1400 ha). Weitere Naturschutzgebiete im Federseebecken, die später ausgewiesen wurden, sind: „Wildes Ried (Hochmoorrest, 23 ha, 1966), „Riedschachen (Moorwald, 11 ha, 1941), „Südliches Federseeried (Feuchtwiesen, 522 ha, 1994), „Westliches Federseeried“ (241 ha, 1999) sowie „Nördliches Federseeried“ (179 ha, 2001).<ref>Einzelheiten siehe Hans Günzl: Das Naturschutzgebiet Federsee. Silberburg-Verlag, Tübingen 2007, ISBN 978-3-87407-747-7.</ref>
        Aufgrund des vom Regierungspräsidium Tübingen vorgelegten Antrags ReHa Federseemoor zur Renaturierung weiterer Teile des Federseemoors stehen ab 2009 circa 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Die Kosten trägt zur Hälfte die Europäische Union, die andere Hälfte kommt vom Land Baden-Württemberg, dem NABU Baden-Württemberg, dem Landkreis Biberach, der Vermögen und Bau Baden-Württemberg (VBBW) sowie der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg (SNBW).
      Datei:Federseevoegel.jpg
      Schautafel zum Vogelbestand im Federseegebiet
      Datei:Alte Wagenraeder.jpg
      Teilweise erhaltene, 5000 Jahre alte Wagenräder. Sie wurden in Alleshausen-Grundwiesen und Seekirch-Stockwiesen (Goldberg III-Gruppe) gefunden und wurden mit ca. 2900 v. Chr. datiert, gehören damit zu den ältesten nördlich der Alpen gefundenen Rädern.<ref>Schlichtherle, 2009, S. 14, 34.</ref> (Federseemuseum)
      Datei:Einbaum Buchau.jpg
      Einbaum aus der „Wasserburg Buchau“, eines von über 40 inzwischen gefundenen Booten am Federsee (Federseemuseum)

      Urgeschichtliche Archäologie

      Übersicht und Bedeutung

      Das Federseebecken ist bekannt als eine der bedeutendsten archäologischen Fundlandschaften Deutschlands. In der Urgeschichtsforschung hat das Federseemoor sogar internationale Bedeutung. Das Federseeried mit dem Restfedersee in der Mitte bildet heute nämlich nicht nur eine der größten zusammenhängenden Moorflächen des südwestdeutschen Alpenvorlandes, sondern er gilt seit seiner ersten archäologischen Erkundung 1875 bis heute als fundreichste Moorregion der prähistorischen Feuchtbodensiedlungs- und Pfahlbauforschung nördlich der Alpen. Man hat dort inzwischen mehr als 19 prähistorische Siedlungsplätze gefunden. Die große Funddichte am Federsee hat dazu geführt, dass der Gang der regionalen Besiedlungsgeschichte vom Spätpaläolithikum bis in die Eisenzeit hier exemplarisch nachvollzogen werden kann. Die urgeschichtliche Archäologie der Federseebeckens fördert denn auch Jahr für Jahr während der regelmäßigen Grabungskampagnen des Landesdenkmalamtes in Stuttgart neue Erkenntnisse über die hier wohl einmalig dichte Besiedelung des Gebietes und die dortige Kultur vor allem während der spätneolithischen und bronzezeitlichen Phase zutage, insgesamt über einen Zeitraum von etwa 3800 Jahren. In dieser Periode waren die Feuchtgebiete des Federsees als Siedlungsgelände aufgesucht worden. Dieser Vorgang ist allerdings kein kontinuierlicher gewesen, sondern war ein von teils massiven Seespiegelanstiegen, aber auch von schweren Kälteeinbrüchen immer wieder massiv unterbrochener Prozess. Im archäologischen Fundmaterial aller Epochen nachweisbare, weit reichende Kulturkontakte sowohl in der ost-westlichen wie der nord-südlichen Richtung (vgl. die Karten oben) zeigen dabei, dass die darin erkennbaren Stadien der Kulturentwicklung nicht bloß als Sonderfall einer peripheren Kleinlandschaft eingeordnet werden können. Der unweit der Oberen Donau und an einer nach Süden zum Bodensee und weiter über die Alpen führenden Verkehrsachse gelegene Federsee war vielmehr in das weiträumige kulturhistorische Geschehen Mitteleuropas eingebunden, nahm dabei sowohl Einflüsse auf, die entlang der Donau eindrangen wie wohl auch solche über die Alpen aus dem Mittelmeerraum.
      Seit 2011 stehen daher wegen ihrer exzellenten Erhaltungsbedingungen, vor allem aber wegen ihrer „zentralen Bedeutung für das universelle Kulturerbe der Menschheit“ drei der inzwischen entdeckten und erforschten Federsee-Siedlungsfundstätten auf der Liste des Weltkulturerbes der Unesco (Siedlung Forschner, Alleshausen-Grundwiesen, Alleshausen/Seekirch-Ödenahlen). Über das gesamte archäologische Spektrum informiert das bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründete Federseemuseum in Bad Buchau mit seinen zwölf im Außenbereich zwischen 1998 und 2000 nach modernsten archäologischen Befunden rekonstruierten Moordorf-Häusern.

      Chronologie der vorgeschichtlichen Kulturabfolge des Federseebeckens

      (Stand nach Schlichtherle, 2009 und 2011/12)
      Die Zeitangaben sind alle v. Chr. und beziehen sich lokal auf den Federsee, wenn Kulturen dort nicht nachweisbar sind auf Süddeutschland oder Mitteleuropa. Sie basieren lokal auf Pollenbefunden, C14 (Radiocarbondatierung: bei Angabe von Dat. als kalibrierte RC-Einzelmessungen), Thermolumineszenzdatierung und vor allem Dendrochronologie („Dendro“ oder „Dendrodat.“).

      An Fundorten werden nur die wichtigsten erwähnt. Die römischen Ziffern an deren Ende bezeichnen verschiedene Grabungsstationen in derselben Gemarkung oder Flur bzw. einem Gewann. Zur genaueren Lokalisierung siehe die Ortsangaben im folgenden Kapitel samt Abbildung.

      Abkürzungen:
      WKE = Weltkulturerbe der UNESCO<ref>Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg 2011, S. 38–43.</ref>
      >T = Transgression (Haupt-Überflutungsphase, jeweils Ca.-Beginn)

      Steinzeit
      Paläolithikum
      Spät-/Endpaläolithikum
      Mesolithikum (Mittelsteinzeit)
      Frühes bis mittleres Mesolithikum (Holozän): 8000 bis ca. 5700 v. Chr.
      • Vermutlich Freilandlager im Sommer und Herbst

      >T1 ca. 6950 v. Chr.
      >T2 ca. 6500 v. Chr.
      >T3 ca. 6300 v. Chr.

      Endmesolithikum (bis 5400) mit Übergang zum Altneolithikum (5400 – 5000)
      • Bad Buchauer Gruppe des Endmesolithikums: Henauhof-Nord II. 5400 – 5100.
      Neolithikum
      Frühneolithikum 5400 bis 4400

      A. Altneolithikum 5400 bis 5000

      • Linien- (5500–4900) bzw. Stichbandkeramik (4900–4500) fehlen bis auf wenige unsichere Funde: Henauhof-Nord II, 5400–5100.

      B. Mittelneolithikum 5000 bis 4400

      • Bisher keine sicheren Siedlungsbelege
      • Potentiell: Späte, sog. „Epirössener Gruppe“, die sich mit dem Beginn der „Aichbühler Gruppe“ überschneidet
      Spätneolithikum 4400 bis 2300

      A. Jungneolithikum 4400 bis 3500

      • 4800 – 4400 v. Chr.: Späte „Rössener Kultur“?: Scherbenfunde noch ohne Behausungsnachweis: möglicherweise Henauhof I?

      >T4 ca. 4300 v. Chr.

      • 4200–4000 v. Chr.: „Aichbühler Gruppe“: Erste Siedlungsbefunde Aichbühl (Dat. 4229), Riedschachen I: erste Hausbefunde
      • 3950–3870 v. Chr.: Schussenrieder Kultur: Taubried, Alleshausen-Hartöschle, Bachwiesen I, Riedschachen II (Dat. 3920/3916)

      >T5 ca. 3900 v. Chr.

      • 3700–3600 v. Chr.: „Pfyn-Altheimer Kultur“: Alleshausen/Seekirch-Ödenahlen (Dendrodat. 3700 – 3688) WKE

      >T6 ca. 3700 v. Chr.
      B. Endneolithikum 3500 bis 2300

      • 3300–2800 v. Chr.: „Horgener Kultur“: Torwiesen II (Dendrodat. 3283–3279), Bachwiesen III (Dendrodat. 3334), Dullenried
      • 2900–2700 (?) v. Chr.: „Goldberg III-Gruppe“: Seekirch-Stockwiesen (Dat. 2900), Alleshausen-Grundwiesen (Dendrodat. 2900–2800 v. Chr.) WKE

      >T7 ca. 2700 v. Chr.

      • Schnurkeramik und Glockenbecher-Kultur. Keine Belege am Federsee. Übergang zur frühen Bronzezeit.

      Erste große Siedlungslücke: Endneolithikum bis Frühbronzezeit

      Metallzeit
      Bronzezeit

      Ab ca. 2300 bis 800 v. Chr. bei regional starken Schwankungen 

      • Um 1767–1481 v. Chr. (Dendrodat.): Frühe und mittlere Bronzezeit/Hügelgräberkultur: Siedlung Forschner WKE

      >T8 ca. 1500 v. Chr.
      Zweite große Siedlungslücke: Mittelbronzezeit bis Urnenfelder-Kultur

      • Um 1058–862 v. Chr. (Dendrodat.): Späte Bronzezeit/Urnenfelder-Kultur: Wasserburg Buchau

      >T9 ca. 800 v. Chr. Ende der eigentlichen Moorbesiedelung (Feuchtbodensiedlungen). Siedlungen auf mineralischen Böden (Inseln, Ufer)bestehen in der Metallzeit weiter.

      Eisenzeit Ab ca. 800 v. Chr.
      • 721–621 Jh. v. Chr. (Dendrodat.): Hallstatt D (frühe Kelten): Oggelshausen-Bruckgraben (nur Fischfangstation), Hauptsiedlung vermutlich unter Bad Buchau. Auf den südwestlichen Hügeln fanden sich 15 Hügelgräber, im südlichen Ried dazu mehrere Fischzäune und Bohlenwege sowie Keramik bei Seekirch und Bad Buchau,
      • Latène-Zeit: Evt. Reste unter Bad Buchau möglicherweise lokalisiert (Bohlenweg). Einzelfunde am Vollochhof Nord (Armreif), Depots bei Kappel-Schatzwiesen, Henauhof und Bad Buchau, Keramik an der Schussenquelle.

      Die nachweisbare prähistorische Besiedelung des eigentlichen Federseebeckens (Ried) endet danach; doch war das Beckenrandgebiet offenbar bis um 500/700 n. Chr. weiter sporadisch besiedelt mit Übergang zu kontinuierlichen Siedlungen am Beckenrand. Das Ried selbst im Becken blieb jedoch weiterhin siedlungsfrei.<ref>Hoffmann, S. 127 f.</ref>
      >T10 ca. Zeitenwende

      Historische Zeit

      Römer, Alamannen, Merowinger. Ab 700 n. Chr. ist im Bereich von Bad Buchau ein alamannischer Adelshof nachweisbar, siebzig Jahre später ein Nonnenkloster.

      Tourismus

      Datei:Federsee8.jpeg
      Der Federseesteg

      Das Federseegebiet profitiert hier vor allem von den beiden oben genannten Bereichen, also Natur- und Vogelschutz (Europareservat Federsee) sowie den teilweise als UNESCO-Welterbe ausgewiesenen vorgeschichtlichen archäologischen Stätten. Als Grundprinzip gilt der sog. Sanfte Tourismus.
      Da durch den Schilf- und Moorgürtel fast nirgends ein direkter Zugang zum offenen Wasser möglich ist, gibt es in Bad Buchau den 1,5 Kilometer langen Federseesteg, der vom Parkplatz des Federseemuseums durch das Schilf bis zum offenen Wasser führt, wo sich eine Beobachtungsplattform und ein Bootsverleih befinden. Außerdem führt vom Parkplatz des Federseemuseums ein Steg durch das nach Walter Staudacher, einem Pionier der Federsee-Archäologie benannte Banngebiet nach Moosburg. Dem Wasser am nächsten liegt Tiefenbach. Wenn der nur etwa zwei Meter tiefe Federsee im Winter gefroren ist, kann man von Tiefenbach zum Federseesteg nach Bad Buchau laufen. Rund um den Federsee führt ein Rad- und Wanderweg mit einer Länge von ca. 20 km. Die Federseebahn, das Federseemuseum und das NABU-Naturschutzzentrum in Bad Buchau bieten weitere Möglichkeiten. Seit dem 1. April 2004 gibt es eine neue Anlaufadresse für Archäologie-Interessierte: den neuen ArchäoPark Federsee, wo das Federseemuseum Bad Buchau und die frisch ausgebaute Bachritterburg Kanzach Freilichtszenarien von der Altsteinzeit bis zum späten Mittelalter zeigen, darunter eine komplett und nach neuesten archäologischen Erkenntnissen rekonstruierte Feuchtbodensiedlung.
      Weitere Schwerpunkte des Gebiets sind seine heilklimatischen Eigenschaften mit zahlreichen medizinischen Kur- und Reha-Einrichtungen, die auch Moortherapien anbieten. Bad Buchau ist entsprechend zugleich Heilbad.

      Siehe auch

      Literatur und Quellen

      • Thomas Bargatzky: Kulturökologie. In: Hans Fischer (Hrsg.): Ethnologie. Einführung und Überblick. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-496-00423-1, S. 383–406.
      • Otto Beck: Kunst und Geschichte im Landkreis Biberach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1983, ISBN 3-7995-3707-4.
      • Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden. 19. Auflage. F. A. Brockhaus, Mannheim 1994, ISBN 3-7653-1200-2.
      • Barry Cunliffe (Hrsg.): Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-593-35562-0.
      • Rüdiger German u. a.: Im Herzen Oberschwabens. Bad Buchau und der Federsee. 2. Auflage. Federsee-Verlag, Bad Buchau 1988, ISBN 3-925171-13-4.
      • Hans Günzl: Das Naturschutzgebiet Federsee. Landesanstalt f. Umweltschutz Baden-Württemberg, 1985, ISBN 3-88251-077-3.
      • Gerhard Haas, Hans Schwenkel: Das Naturschutzgebiet Federsee. Veröffentlichungen der Württ. Landesstelle f. Naturschutz und Landschaftspflege. Heft 18, 1949.
      • Herder-Lexikon der Biologie. 8 Bde. Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg 1994, ISBN 3-86025-156-2.
      • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. Verlag C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-42125-3.
      • Claus-Peter Hutter (Hrsg.), Alois Kapfer, Werner Konold: See, Teiche, Tümpel und andere Stillgewässer. Biotope erkennen, bestimmen, schützen. Weitbrecht Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-522-72020-2.
      • Erwin Keefer (Hrsg.): Die Suche nach der Vergangenheit. 120 Jahre Archäologie am Federsee. Katalog zur Ausstellung, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, 1992, ISBN 3-929055-22-8, S. 62.
      • J. Kingdon: Und der Mensch schuf sich selbst. Das Wagnis der menschlichen Evolution. Birkhäuser, Basel 1994, ISBN 3-7643-2982-3.
      • Wolf Kubach: Vergraben, versenkt, verbrannt – Opferfunde und Kultplätze. In: Bronzezeit in Deutschland. Sonderheft 1994: Archäologie in Deutschland. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1110-8, S. 65–74.
      • Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (Hrsg.): Unesco-Welterbe: Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen in Baden-Württemberg. Text: Sabine Hagmann, Helmut Schlichtherle, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Arbeitsstelle Hemmenhofen 2011.
      • Hermann Müller-Karpe: Grundzüge früher Menschheitsgeschichte. Band 2: 2. Jahrtausend v. Chr. Theiss Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1309-7.
      • Helmut Schlichtherle: Die archäologische Fundlandschaft des Federseebeckens und die Siedlung Forschner. Siedlungsgeschichte, Forschungsgeschichte und Konzeption der neuen Untersuchungen. In: Die früh- und mittelbronzezeitliche "Siedlung Forschner" im Federseemoor. Befunde und Dendrochronologie. Siedlungsarchäologie im Alpenvorland XI. Forsch. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 113. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2335-4, S. 9–70.
      • Helmut Schlichtherle, N. Bleicher, A. Dufraisse, P. Kieselbach, U. Maier, E. Schmidt, E. Stephan, R. Vogt: Bad Buchau - Torwiesen II: Baustrukturen und Siedlungsabfälle als Indizien der Sozialstruktur und Wirtschaftsweise einer endneolithischen Siedlung am Federsee. In: E. Claßen, T. Doppler, B. Ramminger (Hrsg.): Familie - Verwandtschaft - Sozialstrukturen: Sozialarchäologische Forschungen zu neolithischen Befunden. Fokus Jungsteinzeit, Ber. AG Neolithikum 1. Welt und Erde Verlag, Kerpen-Loog 2010, ISBN 978-3-938078-07-5, S. 157–178.
      • Helmut Schlichtherle: Bemerkungen zum Klima- und Kulturwandel im südwestdeutschen Alpenvorland im 4.–3. Jts. v. Chr. In: Falko Daim, Detlef Gronenborn, Rainer Schreg (Hrsg.): Strategien zum Überleben. Umweltkrisen und ihre Bewältigung. RGZM -Tagungen 11 (Mainz 2011). Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-88467-165-8, S. 155–167.
      • Tomáš Sedláček: Die Ökonomie von Gut und Böse. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-42823-2. (OA 2009)
      • Walter Zimmermann (Hrsg.): Der Federsee. Verlag des Schwäbischen Albvereins, Stuttgart 1961, DNB 451222814. (Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württembergs, Bd. 2).

      Weblinks

      Commons Commons: Federsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

      Einzelnachweise und Anmerkungen

      <references />