Fritz Kuhn


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25px Dieser Artikel befasst sich mit dem Politiker Fritz Kuhn. Zum Chemiker und Politiker siehe Fritz Julius Kuhn; zu anderen Personen siehe Friedrich Kuhn.

Fritz Kuhn (* 29. Juni 1955 in Bad Mergentheim) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Oberbürgermeister der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Er war von 2000 bis 2002 Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und von 2002 bis 2013 Bundestagsabgeordneter, von 2005 bis 2009 außerdem Fraktionsvorsitzender.

Leben und Beruf

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Fritz Kuhn beim 4. Kommunalpolitischen Bundeskongress, 2014 in Stuttgart

Kuhn wurde als Sohn eines einfachen Beamten, der bei der Bundeswehr arbeitete, 1955 in Bad Mergentheim geboren. Er wuchs in Memmingen auf. Als Schüler des dortigen Bernhard-Strigel-Gymnasiums engagierte sich Kuhn politisch u. a. bei den Memminger Jusos, in der SMV und als Schulsprecher. Nachdem der damalige Oberbürgermeister Johannes Bauer einem Dramaturgen des Memminger Theaters im Herbst 1973 gekündigt hatte, war Kuhn an der Organisation einer großen Demonstration beteiligt.

Nach dem Abitur 1974 in Memmingen absolvierte Kuhn ein Studium der Germanistik und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Eberhard Karls Universität Tübingen, das er 1980 als Magister Artium (M. A.) mit dem Schwerpunkt Linguistik beendete. Anschließend war er von 1981 bis 1984 als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Augsburg und als Berater der Landtagsfraktion der Grünen in Baden-Württemberg tätig.<ref>Fritz Kuhn. WirtschaftsWoche. Abgerufen am 11. Juli 2015.</ref> Von 1989 bis 1992 arbeitete Kuhn als Lehrbeauftragter für sprachliche Kommunikation an der Merz Akademie in Stuttgart. 2013 wurde Kuhn als Nachfolger von Frieder Birzele Vorsitzender des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg.<ref>Fritz Kuhn neuer VHS-Vorsitzender. Südwest Presse. 5. Juli 2013. Abgerufen am 11. Juli 2015.</ref>

Kuhn ist mit der ehemaligen Grünen-Landtagsabgeordneten Waltraud Ulshöfer verheiratet und hat zwei Söhne.

Politische Tätigkeit

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Fritz Kuhn (2011)

Kuhn wurde als Student Mitglied der SPD, die er aber 1978 wegen der Politik Helmut Schmidts verließ. 1980 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in Baden-Württemberg. Von 1991 bis 1992 war er deren Sprecher im Geschäftsführenden Landesvorstand. Von 1984 bis 1988 sowie von 1992 bis 2000 gehörte Kuhn dem Landtag von Baden-Württemberg an und war jeweils Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen. Nach der Bundestagswahl 1998 gehörte er zur Delegation der Grünen bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD.

Von Juni 2000 bis Dezember 2002 war Kuhn zunächst gemeinsam mit Renate Künast und ab März 2001 mit Claudia Roth Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Von 2002 bis Januar 2013<ref>Ausbau der Kitas, Kampf dem Feinstaub. Stuttgarter Nachrichten. 22. Oktober 2012. Abgerufen am 11. Januar 2013.</ref> war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Er vertrat den Wahlkreis Heidelberg,<ref>Gedränge bei der Nachfolge von Fritz Kuhn. Stuttgarter Zeitung. 8. Juli 2012. Abgerufen am 11. Juli 2015.</ref> zog aber stets über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag ein. Im Bundestag leitete er zunächst die Fraktionsarbeitsgruppe Wirtschaft und Arbeit und war anschließend von Februar bis Oktober 2005 außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2005 war Kuhn der Wahlkampfmanager der Bundespartei. Er gehörte dem Parteirat der Grünen an, scheiterte allerdings 2008 mit seiner Kandidatur und schied daher aus dem Gremium aus.<ref>Kuhn scheitert bei Wahl des Parteirats. Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010. Abgerufen am 23. Oktober 2012.</ref>

Am 27. September 2005 wurden Kuhn und Renate Künast zu den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen gewählt. Nach der Bundestagswahl 2009 kandidierte er nicht mehr für dieses Amt. Kuhn wurde jedoch zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Mit dem Amtsantritt als Stuttgarter Oberbürgermeister schied er im Januar 2013 aus dem Bundestag aus.<ref>Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die Grünen. Deutscher Bundestag. Archiviert vom Original am 22. März 2013. Abgerufen am 11. Juli 2015.</ref>

Im Februar 2012 trat er vom stellvertretenden Fraktionsvorsitz zurück, um für das Amt des Oberbürgermeisters von Stuttgart zu kandidieren. Kuhn wurde im März 2012 von einer Mitgliederversammlung als Kandidat seiner Partei nominiert.<ref>Fritz Kuhn tritt für die Grünen an. Spiegel Online. 16. März 2012. Abgerufen am 20. Oktober 2012.</ref> Beim Wahlgang am 7. Oktober 2012 erreichte Kuhn mit knappem Vorsprung ein gutes Drittel der Stimmen. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, wurde ein zweiter Wahlgang erforderlich, bei dem eine relative Mehrheit ausreichte.<ref>Zweiter OB-Wahlgang mit Spannung erwartet. Südwestrundfunk. 19. Oktober 2012. Abgerufen am 20. Oktober 2012.</ref> Kuhn gewann den zweiten Wahlgang am 21. Oktober 2012 mit 52,9 % der Stimmen gegen den von CDU, FDP und den Freien Wählern unterstützten parteilosen Kandidaten Sebastian Turner.<ref>Oberbürgermeisterwahl 2012 Vorläufiges Endergebnis. Landeshauptstadt Stuttgart. Abgerufen am 23. Oktober 2012.</ref><ref>Durch die Mitte zur Macht. Süddeutsche Zeitung. 21. Oktober 2012. Abgerufen am 23. Oktober 2012.</ref><ref>Grüner Kuhn gewinnt Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart. Spiegel Online. 21. Oktober 2012. Abgerufen am 23. Oktober 2012.</ref>

Kuhns Amtszeit begann am 7. Januar 2013. Damit ist er der erste grüne Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt. In seiner Antrittsrede kritisierte Kuhn die mangelnde Transparenz beim Projekt Stuttgart 21, welche zu einer „Vertrauenskrise“ geführt habe, und erklärte seine Absicht, über Alternativen zu diskutieren.<ref>Kuhn tritt Amt als grüner Oberbürgermeister an. Spiegel Online, 7. Januar 2013, abgerufen am 9. Januar 2013.</ref>

Ehrungen

2007 wurde Fritz Kuhn mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Literatur

  • Munzinger Internationales Biographisches Archiv 02/2006 vom 14. Januar 2006 (la)

Weblinks

Commons Commons: Fritz Kuhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />