Genus


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25px Dieser Artikel befasst sich mit dem grammatischen Geschlecht von deklinierbaren Wörtern; zu weiteren Bedeutungen siehe Genus (Begriffsklärung).
25px Neutrum ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum literaturtheoretischen Aufsatz von Roland Barthes siehe Das Neutrum.

Das Genus (Plural: Genera; von lateinisch genus, Art, Gattung, Geschlecht, als grammatischer Terminus technicus nach altgriechisch γένος genos) oder grammat[ikal]ische Geschlecht ist ein in vielen Sprachen vorkommendes Klassifikationsmerkmal von Substantiven. Eine Sprache hat ein Genus-System genau dann, wenn es Kongruenz­effekte gibt, die sich auf verschiedene Klassen von Substantiven zurückführen lassen; es müssen also die Formen anderer Wörter im Satz von der Klasse des Substantivs abhängen. In Frage kommen vor allem Artikel, Adjektive, Personal- und Demonstrativpronomen, Possessivpronomen (mit zwei möglichen Abhängigkeiten) und Zahlwörter.<ref>(Corbett 2008)</ref>

Hat eine Sprache Genera, so haben, je nach Auffassung, viele<ref>Wilfried Kürschner: Grammatisches Kompendium, 6. Auflage, 2008, S.121</ref> oder alle<ref>Duden Grammatik, 8. Auflage, S.152f</ref> Substantive ein (normalerweise lexikalisch festgelegtes) Genus. Und die Substantive werden nicht um ihrer selbst willen klassifiziert, sondern um die Kongruenz mit ihnen und folglich die Unterscheidung von Referenten in der Anapher zu ermöglichen. In einer Konstruktion wie der Deckel der Kiste, der/die grün gestrichen ist weiß man nur durch das Genus des Relativpronomens, worauf sich der Relativsatz bezieht. Die Funktion des Genus ist also die unten behandelte Kongruenz.

Genuskongruenz

Das Genus ist eine feste grammatische Kategorie des Substantivs, die an diesem selbst markiert sein kann. Bei italienischen Substantiven wie origano „Oregano“ oder salvia „Salbei“ erkennt man in der Regel an der Endung (-o oder -a) das maskuline oder feminine Genus; bei deutschen Substantiven wie Salbei, Akelei, Einerlei erkennt man es nicht. Dies ist jedoch nicht entscheidend; wichtig ist, dass das Genus an anderen Wörtern im Satz markiert ist, die mit dem Bezugssubstantiv kongruieren, d. h. dasselbe Genus aufweisen. So kongruiert z. B. im Deutschen das Adjektivattribut mit dem Bezugsnomen im Genus: frischer Salbei – frische Petersilie – frisches Basilikum. Häufig ist die Genuskongruenz von Determinantien und Attributen eines Substantivs. Mit Partizipien bei der Bildung bestimmter Zeiten, wie im Russischen und Arabischen, oder beim Passiv kongruieren in zahlreichen Sprachen auch Teile des Prädikats mit seinem Subjekt in Genus und nicht nur im Numerus. In romanischen Sprachen kongruiert dasselbe Partizip in Passiv-Bildungen mit dem Subjekt, in Perfekt-Bildungen aber nicht.

Demonstrativpronomina können auch in Subjektsfunktion mit ihrem Prädikationsnomen kongruieren, so im Lateinischen und Italienischen (faccenda ist feminin, problema maskulin):

Questa è una faccenda seria – Das ist eine ernsthafte Angelegenheit
Questo è un problema serio – Das ist ein ernsthaftes Problem

Genus im Plural

Manche Sprachen unterscheiden die Genera nur im Singular, nicht im Plural. So haben die nordostslavischen Sprachen Weißrussisch, Russisch und Ukrainisch zwar Genuskongruenz im Singular, nicht jedoch im Plural; das Gleiche gilt für die südostslavischen Sprachen Makedonisch und Bulgarisch. Von der Germania zeigen nur noch die inselnordischen Sprachen Färöisch und Isländisch Genusunterscheidung im Plural, alle anderen haben sie abgebaut:

  1. alter Herr – alte Herren
  2. alte Dame – alte Damen

Sämtliche baltischen und viele romanischen Sprachen unterscheiden dagegen auch in der Pluralform zwei Genera, nämlich maskulin und feminin.

Wenn die Genusunterschiede im Plural verschwunden sind, lässt sich bei Pluraliatantum ein zugrundeliegende Genus aus den Kongruenzen nicht ermitteln. Damit muss die strittige Aussage am Anfang des Artikels, es gebe kein genusloses Substantiv, in diesem Fall präzisiert werden: es gibt kein Substantiv, zu dem nicht die Genuskongruenz eindeutig festliegt. In manchen Fällen könnte sich das Genus aus der Wortgeschichte ergeben. So ist das lateinische feminine Pluralwort feriae zweimal ins Deutsche entlehnt worden und ergab sowohl Feier als auch das Pluraletantum Ferien; damit wäre für letzteres feminines Genus plausibel.

Außer Kongruenzen in Numerus und Genus gibt es solche im Kasus (auch im Deutschen) und in anderen Kategorien.

Kongruenz des Artikels

Für das Deutsche ist es üblich, das Genus eines Substantivs zu bezeichnen, indem man die Form des bestimmten Artikels dazu angibt. Das ist aber nicht für alle Sprachen mit Genera so möglich:

  • Viele Sprachen, u. a. Latein und Russisch, haben keine Artikel und auch keine andere Markierung der Definitheit eines Substantivs.
  • Soweit es eine solche Markierung gibt, kann sie auch unabhängig von Genus und Numerus sein wie im Hebräischen und Arabischen, und sie kann auch am Substantiv selbst erfolgen wie in skandinavischen und semitischen Sprachen, also nicht an einem anderen Wort des Satzes.

Kongruenz des Adjektivs

Adjektive verändern meist ihre Form nach Genus, Numerus, und – soweit in der Sprache vorhanden – Kasus des zugehörigen Substantivs. im Deutschen gibt es darüber hinaus auch bei gleichem Genus, Kasus und Numerus bis zu drei Formen, je nachdem, ob das Adjektiv attibutiv oder prädikativ gebraucht wird, und im ersteren Fall, ob ein bestimmter Artikel oder ein Demonstrativpronomen vorangeht. Ähnliche Unterscheidungen gibt es auch in anderen Sprachen; hier Beispiele aus dem Dänischen, Deutschen und Russischen:

n et grønt træ m ein grüner Baum n seljonoje derewo
det grønne træ der grüne Baum
træet er grønt der Baum ist grün derewo séleno
u en grøn eng f eine grüne Wiese f seljonaja lushajka
den grønne eng die grüne Wiese
engen er grøn die Wiese ist grün lushajka selená
n et grønt hus n ein grünes Haus m seljonyj dom
det grønne hus das grüne Haus
huset er grønt das Haus ist grün dom sélen
p grønne træer p grüne Bäume p seljonyje derewja
de grønne træer die grünen Bäume
træerne er grønne die Bäume sind grün derewja séleny

Kongruenz des Zahlworts

In manchen Sprachen unterscheiden sich die Zahlwörter auch jenseits der Eins für Substantive verschiedener Genera, so im Hebräischen oder in Bantusprachen wie Swahili. Im Russischen werden die Zahlwörter zwar dekliniert, aber nur die Zwei ist nach Genus unterschiedlich. Im Hebräischen gibt es die Besonderheit, dass die Zahlwörter zum Zählen maskuliner Objekte feminine Endungen tragen und umgekehrt.

Kongruenz von Pronomen

Personal- und Demonstrativpronomen sind in Sprachen mit Genera meistens vom Genus des bezeichneten Substantivs abhängig. Possessivpronomen können sich sowohl nach dem Genus des Besitzers (seine/ihre) richten und auch nach dem des Besitzes (sein/seine). In vielen Sprachen wird nur eine der Unterscheidungen gemacht.

Als Funktionswörter müssen Pronomen nicht unbedingt eigene Wörter sein; sie können auch die Form von Klitika oder Affixen haben. Beispiel: Die Phrase ihn/sie sehen heißt auf französisch le/la voir und auf spanisch verlo/verla. Im Deutschen sind es zwei Wörter, die auch einzeln vorkommen – beispielsweise als Antwort auf eine Frage – und zwischen die man beliebig weitere Wörter einschieben kann; im Französischen kommt le/la als Objektpronomen nicht einzeln vor, sondern nur als unbetontes Klitikon vor dem Verb, und im Spanischen wird es gleich als Suffix mit dem Verb zusammengeschrieben, was weniger einen sprachlichen Unterschied ausmacht als einen rein orthographischen.

Auch Possessivpronomen haben in manchen Sprachen die Form von Affixen, die dann mit dem Genus des Besitzers kongruieren, z. B. im Hebräischen sefer/sifro/sifrah (Buch/sein Buch/ihr Buch), sfarim/sfaraw/sfarejha (Bücher/seine Bücher/ihre Bücher).

In Swahili treten die (genusabhängigen) Personalpronomen nur ausnahmsweise als eigenständige Wörter in Erscheinung, in der Regel aber als Präfixe von Verben, z. B. amelitazama (er/sie hat es angeschaut; mit dem Subjektpräfix a-, dem Objektpräfix li- und dazwischen dem Tempuspräfix me- für das Perfekt). Anders als in den vorhergehenden Beispielen ersetzen diese pronominalen Präfixe nicht nur Subjekt und Objekt, sondern dienen gleichzeitig zur Konjugation des Verbs, das am Verbstamm nicht verändert wird: mama amelitazama gari (die Frau hat das Auto angeschaut; wörtl. Frau sie-hat-es-angeschaut Auto). Hier zeigt also die Verbform Kongruenz mit dem Genus von Subjekt und Objekt.

Kongruenz des Verbs

Hinsichtlich der möglichen Genuskongruenzen verhalten sich finite und Infinite Verbformen verschieden. Finite Verbformen sind solche, an denen eine Vielzahl von grammatischen Kategorien wie Person, Numerus, Tempus, Genus verbi und Modus markiert sind. Im Deutschen und anderen indogermanischen Sprachen ist der Numerus des Subjekts am finiten Verb markiert, nicht aber sein Genus; in anderen Sprachen kann darüber hinaus auch Genus und Numerus von Subjekt und Objekt am Verb markiert sein. Ein Beispiel dafür aus Swahili, einer Sprache mit agglutinierend gebildeten Verformen, steht am Ende des vorangegangenen Abschnitts.

Es gibt aber solche Kongruenzen auch in finiten Verbformen von flektierenden Sprachen. Ein Beispiel von Subjektkongruenz aus dem modernen Hebräisch:

  • Schmuel raqad. Atta raqadta. Lea raqda. Att raqadet. (Schmuel tanzte. Du(m) tanztest. Lea tanzte. Du(f) tanztest.)
  • Schmuel jirqod. Atta tirqod. Lea tirqod. Att tirqedi. (Schmuel wird tanzen. Du(m) wirst tanzen. Lea wird tanzen. Du(f) wirst tanzen.)

Im biblischen Hebräisch gibt es genau dieselben Formen mit anderer Wortstellung und etwas anderer Bedeutung; die Subjektkongruenz ist aber dieselbe. Aufs biblische Hebräisch beschränkt ist die Objektkongruenz, wenn das Objekt ein Pronomen ist:

  • ta‘asvennu (du(m) wirst ihn verlassen)
  • ta‘asveha (du(m) wirst sie verlassen)<ref>Diese beiden Formen תַעַזְבֶנּוּ und תַעַזְבֶהָ findet man in der hebräischen Bibel in Dtn 14,27 und Spr 4,6</ref>

Infinite Verbformen werden im Satz ähnlich verwendet wie andere Wortarten, nämlich Infinitive wie Substantive und Partizipien wie Adjektive oder Adverbien. Hinsichtlich der Genuskongruenzen erben sie die Eigenschaften dieser Wortarten. Beispielsweise haben deutsche Präsenspartizipien die Eigenschaft von Adjektiven, beim attributiven Gebrauch genuskongruent mit dem Substantiv zu sein: ein lächelnder Verkäufer, aber eine lächelnde Verkäuferin. Die folgenden französischen Beispiele zeigen, dass dabei Genuskongruenzen sowohl mit dem Subjekt als auch dem Objekt des Verbs auftreten können:

  • les mots(m) qui étaient dits (die Wörter, die gesagt wurden)
  • les paroles(f) qui étaient dites (die Worte, die gesagt wurden)
  • les mots qu'il avait dits (die Wörter, die er gesagt hatte)
  • les paroles qu'il avait dites (die Worte, die er gesagt hatte)

Eine Mittelstellung zwischen finiten und infiniten Verbformen nehmen solche Formen ein, die sprachgeschichtlich Partizipien sind, neben denen es aber kein finites Verb im selben Satz gibt, wenn nämlich ein dazuzudenkendes Verb sein nicht explizit dazugesetzt wird, weil es in der Sprache optional ist.

  • hebr.: Schmuel roqed. Atta roqed. Lea roqedet. Att roqedet. (Schmuel tanzt. Du(m) tanzt. Lea tanzt. Du(f) tanzt. Eigentlich: Schmuel [ist] Tanzender. … Du(f) [bist] Tanzende.)
  • russ.: Boris tanzewal. Ty tanzewal. Anna tanzewala. Ty tanzewala. (Boris tanzte. Du(m) tanztest. Anna tanzte. Du(f) tanztest. Eigentlich: Boris [ist] getanzt Habender. … Du(f) [bist] getanzt Habende.)

Solche Formen werden von den Sprechern wie finite Verbformen empfunden. Auf diese Weise kann auf Kosten der Personenkongruenz eine Genuskongruenz mit dem Subjekt zustandekommen, auch wenn sie sonst nicht in der Sprache vorkommt.

Begriffe

Der Begriff des Genus ist gegen die Begriffe des Sexus, der Deklinationsklasse und der Nominalklasse abzugrenzen. Außerdem gibt es Grenzfälle, bei denen der Begriff Genus nur ungefähr passt.

Genus versus Sexus

Das Genus (grammatische Geschlecht) klassifiziert Substantive, der Sexus (biologisches Geschlecht) dagegen Lebewesen. Die Frage nach einem Zusammenhang zwischen den beiden Klassifikationen stellt sich nur bei Substantiven, die ein Lebewesen mit einem natürlichen Geschlecht bezeichnen, wie Ameise, Meise, Rind, Kind, natürlich nicht bei anderen wie Löffel, Gabel, Messer. Mit Bezug auf maskulines/feminines Genus ist auch von männlichem/weiblichem Geschlecht die Rede: die deutschen Wörter Geschlecht, männlich und weiblich, die lateinischstämmigen Wörter Genus, maskulin und feminin sowie das englische Wort gender können sich alle sowohl auf die grammatische Erscheinung Genus als auch auf biologisches und soziales Geschlecht beziehen. Bei der Diskussion über Zusammenhänge zwischen Genus und Sexus muss eine terminologische Vermischung vermieden werden, etwa indem man die lateinischen Wörter nur für die grammatischen Begriffe verwendet oder indem man zwischen natürlichem Geschlecht und grammatischem Geschlecht unterscheidet. Zwischen dem Genus eines Substantivs und dem Sexus des mit dem Substantiv bezeichneten Lebewesens gibt es in vielen Sprachen einen Zusammenhang, in anderen keinen.

Deklinationsklasse

In Sprachen mit Kasus werden Wörter mit verschiedenem Genus oft verschieden dekliniert; sie liegen dann in verschiedenen Deklinationsklassen. Diese dürfen aber nicht mit den Genera verwechselt werden. Den Unterschied kann man sich an folgendem Beispiel aus dem Russischen klarmachen:

der nette Fjodor der nette Nikita die nette Anna
Nominativ milyj Fjodor milyj Nikita milaja Anna
Genitiv milowo Fjodora milowo Nikity miloj Anny
Dativ milomu Fjodoru milomu Nikite miloj Anne
Akkusativ milowo Fjodora milowo Nikitu miluju Annu
Instrumental milym Fjodorom milym Nikitoj miloj Annoj
Präpositiv milom Fjodore milom Nikite miloj Anne

Die Deklination von Nikita ist dieselbe wie von Anna aufgrund ihrer gleichen Endung -a, die nur bei sehr wenigen nicht-femininen Substantiven auftritt. Die Adjektivform, also die Kongruenz mit einem anderen Wort ist dagegen dieselbe wie bei Fjodor. Da es in der Definition von Genus nur um solche Kongruenzen geht, hat die Gleichheit der Flexionsendungen der Namen nichts mit den Genera zu tun, wohl aber die Gleichheit der Formen des Adjektivs.

Ähnliches gilt für die Weise, in der der Plural gebildet wird, auch bei Sprachen ohne Kasussystem. Ein Beispiel aus dem Hebräischen: Maskuline Substantive und Adjektive bilden den Plural mit -im, feminine mit -ot, so dass die Endungen für beide Wortarten gleich sind, z. B. morim tovim (gute Lehrer), morot tovot (gute Lehrerinnen), battim tovim (gute Häuser), arazot tovot (gute Länder). Hat nun ausnahmsweise ein maskulines Substantiv eine Pluralendung -ot oder ein feminines -im, so erkennt man wegen der Genuskongruenz die Genera an den Endungen der Adjektive, z. B. schulchanot tovim (gute Tische), schanim tovot (gute Jahre).

Eng verwandt ist die Frage, ob einem Substantiv sein Genus an der Wortform anzusehen ist, etwa an Vorsilben oder Endungen. In vielen Sprachen ist das für viele Wörter der Fall, jedoch selten für alle. Im Deutschen beschränkt sich das auf Nachsilben, die eindeutiges Genus zur Folge haben, wie -ung(f), -heit(f), -keit(f), -schaft(f), -in(f), -tum(n) (selten auch m), -lein(n), -chen(n), -ling(m), -ig(m).

Nominalklasse

Der Ausdruck Nominalklasse wurde im 19. Jahrhundert eingeführt, zunächst mit Bezug auf eine Klassifikation von Substantiven in Bantusprachen (wie Swahili). Wie beim Genus, das seit der Antike aus Griechisch und Latein bekannt war, dient dabei das Substantiv als Bezugspunkt von anderen Wörtern im Satz, die mit ihm kongruieren; Nominalklasse genügt also derselben Definition wie Genus. Man spricht üblicherweise von Genus, wenn es um die klassischen Sprachen wie Sanskrit, Hebräisch, Griechisch und Latein und um andere indogermanische und semitische Sprachen geht: diese haben höchstens drei oder vier Genera, von denen meistens eines maskulin und eines feminin heißt. Bei Sprachen mit feinerer Klasseneinteilung und bei Vergleichen ganz verschiedener Klassifizierungssysteme spricht man eher von (Nominal-)Klassen, aber auch Genus wird so verwendet. Es ist eine eher historische Unterscheidung ohne scharfe Trennlinie.

Bei Nominalklassen werden Singular und Plural getrennt gezählt; bei der Pluralbildung findet also ein Klassenwechsel statt. Als Folge davon gibt es etwa doppelt so viele Klassen wie Genera in einer Sprache, soweit es zu jeder Singularklasse eine zugehörige Pluralklasse gibt, was meist nicht eins zu eins der Fall ist. Im Deutschen gäbe es beispielsweise vier Klassen: die drei Singulargenera und eine gemeinsame Klasse für Pluralwörter, da Kongruenzen von Pluralwörtern nicht vom Genus des Singularwortes abhängen. Das beschreibt die grammatische Situation genauer, und es entfällt auch das Problem, einem Pluraletantum (z. B. dem deutschen Ferien) ein Genus zuweisen zu müssen.

Grenzfälle

Um von Genus zu sprechen, müssen die Formen vom Wort selbst abhängen, nicht von seiner Bedeutung. Eindeutig ist das der Fall, wenn das Genus wechseln kann, wenn ein Wort durch ein Synonym ersetzt wird: „ein Mensch und sein Beruf“, aber „eine Person und ihr Beruf“, oder „ein Weib und sein Beruf“, aber „eine Frau und ihr Beruf“. Kommt so etwas in der Sprache nirgends vor und tritt dasselbe Wort je nach Bedeutung mit verschiedenen Kongruenzen auf, handelt es sich eher nicht um Genus.

Ein Beispiel sind die Pronomina he und she im Englischen, die sich nicht nur nach dem Wort richten, das sie vertreten, sondern teils nach dem natürlichen Geschlecht der mit dem Wort bezeichneten Person.

Ein anderes Beispiel sind die Zähleinheitswörter in ostasiatischen Sprachen, die man als Modifikationen des davor stehenden Zahlworts oder Demonstrativpronomens betrachten kann und die vom danach stehenden Substantiv abhängen.

In diesen beiden Fällen sind nur wenige Kongruenzen beteiligt und es geht weniger um eine Abhängigkeit vom einzelnen Wort als vielmehr von seiner Bedeutung.

Abhängigkeiten des Genus

Zu welchem Genus oder welcher Nominalklasse ein Wort gehört, kann von vielen Faktoren abhängen, die oft heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Hier sind ein paar davon.

Maskulinum, Femininum, Neutrum, Utrum

Manche Sprachen haben maskulin und feminin unter ihren Genera, manche davon, unter ihnen das Deutsche, zusätzlich neutral. Das heißt nun nicht, dass alle maskulinen und femininen Wörter männliche bzw. weibliche Wesen bezeichnen und neutrale Wörter Sachen – das ist für keine der hier betrachteten Sprachen der Fall. Was heißt es dann?

Ein Wort heißt generisch, wenn es auf Wesen beider Geschlechter anwendbar ist, andernfalls (geschlechts-)spezifisch. Diese beiden Begriffe haben nichts mit Genera zu tun und sind daher auch im Zusammenhang mit Sprachen anwendbar, die gar keine Genera haben wie das Ungarische oder deren Genussystem nichts mit Geschlechtern zu tun hat wie Swahili; die Wörter für Mädchen und Mensch sind auch in diesen Sprachen spezifisch bzw. generisch. Für Wörter, die etwas bezeichnen, das kein biologisches Geschlecht hat wie Dinge oder Abstrakta, sind die Begriffe generisch und spezifisch sinnlos, selbst wenn diese Wörter im Zusammenhang mit nur einem Geschlecht auftreten wie etwa Wörter für Geschlechtsorgane oder für geschlechtstypische Kleidungsstücke.

Ein Genussystem hat dann einen Bezug zu biologischen Geschlechtern, wenn spezifische Wörter, die also Wesen nur eines Geschlechts bezeichnen, ganz überwiegend – mit wenigen systematischen oder individuellen Ausnahmen wie etwa im Deutschen Diminutive oder Weib – ein vom Geschlecht abhängiges Genus haben: dann heißt das regelmäßige Genus für männliche Wesen Maskulinum und das für weibliche Femininum. Daneben kann es wie im Deutschen ein drittes Geschlecht geben, das Neutrum (lat. ne-utrum = keines von beiden). Generische Wörter und Wörter für Dinge und Abstrakta können in solchen Sprachen jedes der Genera haben; maskuline generische Personenbezeichnungen werden daneben auch spezifisch für Männer eingesetzt, was je nach Kontext missverständlich oder mehrdeutig sein kann (siehe Generisches Maskulinum).

Der Gegensatz von Neutrum ist Utrum (lat. utrum = eines von beiden). Man verwendet dieses Wort, wenn – wie in einigen skandinavischen Sprachen – das frühere Maskulinum mit dem früheren Femininum zusammengefallen ist und das gemeinsame Genus jetzt den Gegensatz zum Neutrum bildet.

Nichts mit Genera zu tun hat der Begriff der Movierung, also der morphologischen Veränderung eines generischen oder geschlechtsspezifischen Wortes, um daraus eines mit anderem Geschlechtsbezug zu machen. Häufig geht es um die Schaffung eines Wortes für weibliche Wesen (LehrerLehrerin, HundHündin), gelegentlich auch für männliche (WitweWitwer, PutePuter). In Sprachen mit geschlechtsabhängigen Genera hat dann das movierte Wort das entsprechende Genus; aber auch in Sprachen ohne Genera kann es durchaus Movierung geben, z. B. ungarisch tanár (Lehrer) → tanárnő (Lehrerin).

Ein Sonderfall liegt vor, wenn ein und dasselbe Wort je nachdem, welchen Geschlechts die bezeichnete Person ist, verschiedenem Genus angehört (franz. un/une ministre oder deutsch ein/eine Hindu). Im Deutschen ist das sehr selten, und auch in anderen Sprachen gibt es meist daneben generische Wörter, die ihr Genus auch bei Anwendung aufs falsche Geschlecht behalten (franz. une victime (Opfer) oder deutsch eine Koryphäe).

Belebt – Unbelebt

In vielen Sprachen wird in der Grammatik ein Unterschied zwischen belebten und unbelebten Substantiven gemacht, wobei die Grenze meist zwischen Mensch und Tier einerseits und Pflanzen, Dingen und Abstrakta andererseits verläuft, manchmal auch zwischen Mensch und Tier. Beispiele im Deutschen: der Unterschied zwischen wer und was, jemand und etwas, die nichts mit den Genera zu tun hat. In Sprachen mit Genus kann davon auch das Genussystem betroffen sein. Drei Beispiele:

  • In Sprachen, deren Genussystem keinen Bezug mehr zu Geschlechtern hat, werden oft trotzdem verschiedene Pronomen in Abhängigkeit vom Geschlecht von Personen verwendet (z. B. im Dänischen).
  • In manchen slawischen Sprachen hat im Singular maskuliner Wörter und im Plural der Akkusativ bei Lebewesen dieselbe Form wie der Genitiv, bei Unbelebtem wie der Nominativ. Sie unterscheiden dann zwischen einem belebten Maskulinum für Personen mit männlichem Sexus (tschechisch nový kral = neuer König, Genitiv nového krala, Akkusativ nového krala) und einem unbelebten Maskulinum (tsch. nový hrad = neue Burg, Genitiv nového hrady, Akkusativ nový hrad), haben also in gewisser Weise vier Genera.<ref>Langenscheidts Taschenwörterbuch Tschechisch, 10. Auflage. 1993, ISBN 3-468-11360-9, S. 551 ff.</ref>
  • In Swahili gibt es ein Klassenpaar (Klasse 1/2 für Singular/Plural) ausschließlich für Lebewesen, aber Lebewesen können auch in anderen Klassen vorkommen. Sie haben dann einen Teil ihrer Kongruenzen nach ihrer Klasse und einen Teil nach Klasse 1/2 wegen der Eigenschaft, belebt zu sein.

In Grammatiken verzichtet man meistens darauf, diese Unterscheidung als gesonderte Genera zu betrachten, obwohl sie auch andere Wörter im Satz betreffen, also keine reinen Deklinationsklassen sind.

Das Genussystem der deutschen Sprache

Im Deutschen werden die folgenden Genera unterschieden:

  • maskulines Genus (männliches Geschlecht), kurz: Maskulinum. Beispiel: (der) Löffel
  • feminines Genus (weibliches Geschlecht), kurz: Femininum. Beispiel: (die) Gabel
  • neutrales Genus (sächliches Geschlecht), kurz: Neutrum. Beispiel: (das) Messer

Zu Sprachen mit anderen Genus-Systemen siehe den Abschnitt Genussysteme.

Genus und Sexus im Deutschen

Im Deutschen entspricht das Genus eines personenbezeichnenden Substantivs teilweise dem Sexus der betreffenden Person (z. B. die Frau, der Mann); typische Ausnahme sind die Verkleinerungsformen (Diminutiva), die immer sächlich sind (z. B. das Mädchen), aber in die umgekehrte Richtung ist keine verlässliche Aussage möglich. Ist das biologische Geschlecht unbekannt oder nicht wichtig oder soll über eine gemischtgeschlechtliche Gruppe gesprochen werden, so besteht im Deutschen die Möglichkeit, Oberbegriffe in der Form eines Generikums zu benutzen: generisches Maskulinum (der Mensch, der Hund), generisches Femininum (die Katze) oder generisches Neutrum (das Opfer, das Pferd). Für Personenbezeichnungen existieren nur wenige generische Feminina (die Person, die Geisel, die Waise), für Tierbezeichnungen gibt es solche und generische Neutra häufiger. Dabei gibt es fließende Übergänge zwischen Substantiven, die generisch für beide Geschlechter und solchen, die spezifisch für nur ein Geschlecht stehen können.

Generisches Maskulinum
generisch der Bär
spezifisch der Bär die Bärin
Generisches Femininum
generisch die Katze
spezifisch der Kater die Katze
die Kätzin
Generisches Neutrum
generisch das Reh
spezifisch der Rehbock das Reh
die Ricke

Dagegen gibt es auch Generika, die sich auf kein spezifisches biologisches Geschlecht beziehen, sondern nur auf eine Tierart insgesamt. Dabei werden große Tiere und Fleischfresser häufiger dem Maskulinum zugeordnet, die wichtigsten Weidetiere dem Neutrum, die meisten Insekten und zahlreiche, überwiegend kleine Vögel dem Feminium.

Generisches Maskulinum
generisch der Mensch
spezifisch der Mann (ahd. quena)
das Weib
die Frau<ref>Die althochdeutsche weibliche Entsprechung zu man war quena (Vgl. engl. queen). Weib/wif kann ursprünglich „Mutterleib“ bedeutet haben. Frau ist ursprünglich nicht das weibliche Gegenstück zu Mann, sondern zu Fro („Herr“), vgl. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache , 24. Auflage. 2002, ISBN 3-11-017473-1.</ref>
Generisches Maskulinum
♂ / ♀
generisch der Adler
der Seehund
der Wal
der Frosch
spezifisch das Männchen
/das Weibchen
Generisches Femininum
♂ / ♀
generisch die Fliege
die Spinne
die Schlange
die Kröte
spezifisch das Männchen
/das Weibchen
Generisches Neutrum
generisch das Pferd
spezifisch der Hengst die Stute

In einigen Fällen sind Genus und Sexus bei Animata voneinander entkoppelt,

  • weil die genaue Geschlechtsbezeichnung des Weibchens grammatisch männlich ist, oder die des Männchens grammatisch weiblich:
Asymmetrie 1
generisch der Fisch
spezifisch der Milchner der Rogner
Asymmetrie 2
generisch die Biene
spezifisch die Drohne die Königin
und
die Arbeiterin
  • oder weil die auffälligen Vertreter einer grammatisch weiblichen Tierart die Männchen sind:
Asymmetrie 3
generisch die Nachtigall
spezifisch die Nachtigall
– singt –
das Weibchen
singt nicht
partielle Asymmetrie 3
generisch die Amsel
spezifisch die Amsel
(der Amselhahn)
– singt –
das Amselweibchen
(die Amselhenne)

– singt nicht –

Soziale Bedeutung des Genus

Nicht zu verwechseln mit der Asymmetrie bei den zuletzt genannten Geschlechtsbezeichnungen im Tierreich ist die Asymmetrie, die sich aus der Geschlechtsform von Rollenbezeichnungen ergibt. Sie wird in der feministischen Linguistik stark kritisiert, weil Männer bevorzugt und Frauen unsichtbar gemacht würden.<ref>(Schoenthal2000:2064), (Pusch1990)</ref><ref>Kritik der Kritik: „… das Genus der Substantive wurde sexualisiert, obwohl Genus mit Sexus nichts zu tun hat.“ (Leiss 2009:70)</ref>

Genus von Objekten ohne natürliches Geschlecht

Die meisten Substantive des Deutschen lassen keinen verallgemeinerbaren Zusammenhang zwischen der Bedeutung (Semantik) des Wortes und seinem Genus erkennen. Jedoch sind für einige Gruppen von Begriffen empirisch gewisse Regeln festzustellen:

  • Bei von Adjektiven abgeleiteten Substantiven mit den Suffixen -heit und -keit determiniert der Ableitungsoperator (hier -heit) für das Ableitungsprodukt ein bestimmtes Genus (hier Femininum) und versetzt es gleichzeitig in eine bestimmte Bedeutungskategorie (hier: Abstraktum einer Eigenschaft).
  • Auch bei Ableitungen aus Verben legt der Ableitungsoperator das Genus fest, teilweise mit einzelnen Ausnahmen:
    • Feminina sind die Verb-Ableitungen auf -e (suchen → Suche), auf -d (Jagd, Mahd) und -t (Glut, Naht), auf -ft (Ankunft) und -st (Last), auf -ung und auf -ei. Von den Ausnahmen lassen sich der Herbst und der Hornung damit erklären, dass alle Jahreszeiten und Monatsnamen maskulin sind, und der Salbei damit, dass die meisten Gewürzkräuter männlich benannt sind.
    • Ableitungen ohne Suffix sind überwiegend maskulin (gehen → der Gang, fluchen → der Fluch usw.). Als Neutra erscheinen Dinge die vorbereitet werden wie das Bad und das Grab. Ausnahme ist die Wand. Die Flucht ist nur vordergründig eine Ausnahme: fliehen → -t → die Flucht → flüchten.
    • Die Möglichkeit verschiedener Genera wird teilweise zur Begriffsunterscheidung genutzt: das Band und der Band, das Bund und der Bund.
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für die Genus-Unterscheidung. Die Bedrängnis, Besorgnis, Betrübnis, Fäulnis sind sicher keine Voraussetzungen, das Zeugnis, Einverständnis erforderen sicher keine Aufmerksamkeit.
    • Verb-Ableitungen auf -nis sind nie maskulin. Die Feminina bezeichnen Voraussetzungen: die Befugnis, die Kenntnis, die Empfängnis, die Bewandtnis. Die Neutra bezeichnen Dinge, die Aufmerksamkeit erfordern: das Verhältnis, das Wagnis, das Ereignis, das Geständnis, das Zeugnis.
  • Männlich sind wie schon angedeutet alle Wochentage, Monate und Jahreszeiten.
  • Neutra sind alle Sprachen: Das Shona (Chishona) ist die Sprache der Shona (Mashona).
  • Feminina sind alle Schiffsnamen (die Kaiser Wilhelm).
  • Alle Automarken sind maskulin (der Opel, der BMW), wohl im Sinne von der Wagen, aber nicht alle Autotypen (die Ente), Motorradmarken feminin (die BMW), vielleicht im Sinne von die Maschine, Fahrradmarken sächlich (das Opel, das Gazelle), im Sinne von das Rad. Analog dazu sind im Französischen Automarken weiblich (la Citroën) im Sinne von la voiture.

Hypothesen zum Verhältnis der Sprachmittel Genus und Numerus

Ein semantischer Zusammenhang der Kategorie Genus wird auch mit der Kategorie Numerus vermutet. Diese Vermutung fußt auf der Beobachtung des Sprachwissenschaftlers Joseph H. Greenberg, der zufolge die Kategorie Genus nur in Sprachen mit der Kategorie Numerus existiert. Die Umkehrung gilt nicht: Sprachen mit Numerus müssen kein Genus besitzen (vgl. etwa das Türkische). Das Femininum des Deutschen wäre demnach eine Kategorie für Kollektivpluralität (wie etwa dt. Burschen-schaft), wie bereits Ende des 19. Jahrhunderts für die indogermanischen Sprachen von dem deutschen Sprachwissenschaftler Karl Brugmann angenommen.

Genussysteme

Kein Genus

Ungefähr die Hälfte aller Sprachen kennt kein Genus.<ref>WALS: Karte zur Verteilung der Anzahl der Genera in den Sprachen der Welt (engl.)</ref>

Beispiele für indogermanische Sprachen ohne Genus sind:

Nichtindogermanische Sprachen ohne Genus sind zum Beispiel:

Pronominalsexus aber kein Substantivgenus

Einige Sprachen kennen zwar kein Substantivgenus (mehr), verfügen aber (weiterhin) über ein Pronominalgenus. So richtet sich häufig das Personalpronomen der 3. Person Sg. nach dem Sexus, manchmal auch andere.

Beispiele für germanische Sprachen ohne Substantivgenus sind:

Auch die meisten Plansprachen haben keine Genuskategorie. Esperanto unterscheidet wie das Englische das Pronomen nach dem Sexus (li, ŝi, ĝi), während das vom Esperanto abgeleitete Ido ein zusätzliches Pronomen (lu) hat, das für alle drei geschlechtsgebundenen Pronomina stehen kann.

Es gibt auch Sprachen, etwa Hindi-Urdu oder Pandschabi, in denen die Substantive sich nach Genera unterscheiden, die Pronomina aber nicht.

Unterscheidung Maskulinum-Femininum

Die meisten modernen romanischen Sprachen verzichten auf das Neutrum, haben also nur noch die beiden Genera Maskulinum und Femininum. Reste des Neutrums gibt es im Spanischen für substantivierte Adjektive, etwa lo malo, das Übel. Im Italienischen sind nur einzelne nach der heutigen Grammatik unregelmäßige Plural­bildungen mit dem Suffix -a übrig geblieben, etwa mille (tausend) → due milla (zweitausend, mit der weiblichen Form von dui/due, zwei, dui veraltet).

Viele indoiranische Sprachen

  • Hindi-Urdu. Die größte indoiranische Sprache weist jedoch kein Pronominalgenus auf. Es gibt also dasselbe Pronomen für sie, er, und es. Dies steht im Gegensatz zum Englischen, das zwar kein Nominalgenus kennt, aber bei den Pronomen der 3. Person Singular zwischen sie, er, und es unterscheidet.
  • Pandschabi. Wie im Hindi-Urdu unterscheidet auch im Pandschabi das Pronomen der 3. Person Singular nicht zwischen sie, er und es.
  • Romanes
  • Kaschmiri
  • Nordkurdisch (Dagegen haben Zentralkurdisch und Südkurdisch kein Genus)
  • Paschtu
  • Belutschi

Die heutigen baltischen Sprachen

Die keltischen Sprachen

Eine einzige slawische Sprache unter italienischem Einfluss

Andere indoeuropäische Sprachen:

Semitische Sprachen:

Unterscheidung Utrum-Neutrum

Die festlandskandinavischen Sprachen:

Außerdem:

Wie die Genera kann auch die grammatische Einteilung in belebt und unbelebt von der Realität abweichen: So ist im norwegischen Bokmål sund als Meeresarm neutrum, z. B. Aldersundet bei der Insel Aldra, als See aber utrum, so der Aursunden am Oberlauf des Glomma.

Unterscheidung Maskulinum-Femininum-Neutrum

Von den germanischen Sprachen haben folgende die drei indogermanischen Genera bewahrt:

Von den romanischen Sprachen:

  • Rumänisch (Das Neutrum ist im Singular mit dem Maskulinum zusammengefallen, im Plural mit dem Femininum. Solche Fälle gibt es vereinzelt auch im Italienischen.)
  • Aromunisch

Die slawischen Sprachen mit Ausnahme des Moliseslawischen, darunter:

Andere indogermanische Sprachen wie:

Nichtindogermanische Sprachen wie:

Ambigenera

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In einigen Tochtersprachen des Lateinischen gibt es sogenannte ambigene Substantive, welche ein Überbleibsel der alten Klasse der Neutra fortsetzen. Diese Substantive verhalten sich im Singular stets wie Maskulina, im Plural dagegen wie Feminina. Im Französischen und Italienischen handelt es sich hierbei nur um eine Handvoll Wörter, während dieses Schema im Rumänischen eine große Zahl von Substantiven erfasst hat (mehrere tausend); die Gruppe dieser Substantive wird im Rumänischen darum häufig als Neutra etikettiert, obwohl sie keine eigenen Formen aufweist, sondern sich lediglich numerusabhängig der jeweiligen Formen der anderen beiden Genera bedient.

Beispiele für Ambigenera:

  • im Italienischen: il labbro (Sg.m.def) – le labbra (Pl.f.def), die Lippe – die Lippen
  • im Französischen: l’amour (Sg.m.def) – les amours (Pl.f.def), die Liebe – die Lieben
  • im Rumänischen: osul (Sg.m.def) – oasele (Pl.f.def), der Knochen – die Knochen

Ambigenera sind außerdem typisch für die albanische Sprache.

Literatur

  •  Karl Brugmann: The nature and origin of the noun genders in the Indo-European languages. A lecture delivered on the occasion of the sesquicentennial celebration of Princeton University. Charles Scribner’s Sons, New York 1897.
  •  Jochen A. Bär: Genus und Sexus. Beobachtungen zur sprachlichen Kategorie „Geschlecht“. In: Karin M. Eichhof-Cyrus (Hrsg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung (= Thema Deutsch. 5). Dudenverlag, Mannheim / Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-411-04211-1.
  •  Greville G. Corbett: Gender. Cambridge University Press, Cambridge, New York 1991, ISBN 0-521-32939-6.
  •  Greville G. Corbett: Number of Genders. In: Martin Haspelmath, Matthew S. Dryer, David Gil, Bernard Comrie (Hrsg.): The World Atlas of Language Structures. Max Planck Digital Library, München 2008, 30 (WALS Online).
  •  Ursula Doleschal: Das generische Maskulinum im Deutschen. Ein historischer Spaziergang durch die deutsche Grammatikschreibung von der Renaissance bis zur Postmoderne. In: Linguistik online. Nr. 11, 2002 (online).
  •  Peter Eisenberg: Grundriss der Deutschen Grammatik. 4. Auflage. Band 1 – Das Wort, Metzler, Stuttgart / Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02425-1.
  •  Peter Eisenberg: Grundriss der Deutschen Grammatik. 3. Auflage. Band 2 – Der Satz, Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02161-8.
  •  Joseph H. Greenberg: Some universals of grammar with particular reference to the order of meaningful elements. In: Joseph Greenberg (Hrsg.): Universals of language. MIT Press, Cambridge (Massachusetts), London 1963, S. 73–113.
  •  Gisela Klann-Delius: Sprache und Geschlecht. Metzler, Stuttgart / Weimar 2005, ISBN 3-476-10349-8.
  •  Elisabeth Leiss: Genus und Sexus. Kritische Anmerkungen zur Sexualisierung von Grammatik. In: Linguistische Berichte. Nr. 152, 1994, S. 281–300.
  •  Elisabeth Leiss: Sprachphilosophie. 2. Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-020547-3.
  •  Luise F. Pusch: Alle Menschen werden Schwestern. Feministische Sprachkritik. 5. Auflage. Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11565-0.
  •  Gisela Schoenthal: Impulse der feministischen Linguistik für Sprachsystem und Sprachgebrauch. In: Werner Besch, Anne Betten, Oskar Reichmann, Stefan Sonderegger (Hrsg.): Sprachgeschichte. Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. de Gruyter, Berlin 2000, S. 2064f.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Genus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />