Gran Torino


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25px Dieser Artikel behandelt den Spielfilm; für das namensgebende Auto, siehe Ford Torino.
Filmdaten
Deutscher TitelGran Torino
OriginaltitelGran Torino
ProduktionslandVereinigte Staaten
OriginalspracheEnglisch, Hmong
Erscheinungsjahr2008
Länge116 Minuten
AltersfreigabeFSK 12<ref name = "FSK"/>
JMK 12<ref name="JMK">Alterskennzeichnung für Gran Torino. Jugendmedien­kommission.</ref>
Stab
RegieClint Eastwood
DrehbuchNick Schenk (Drehbuch),
Dave Johannson (Story)
ProduktionClint Eastwood,
Bill Gerber,
Robert Lorenz
MusikKyle Eastwood,
Michael Stevens,
Jamie Cullum
KameraTom Stern
SchnittJoel Cox,
Gary D. Roach
Besetzung

Gran Torino ist ein US-amerikanischer Spielfilm von und mit Clint Eastwood aus dem Jahr 2008.

Handlung

Datei:Gran Torino.jpg
Ford Gran Torino

Der polnischstämmige Koreakriegsveteran und ehemalige Ford-Mitarbeiter Walt Kowalski, dessen Weltbild von rassistischen Vorurteilen geprägt ist, wohnt in einer Detroiter Vorstadtsiedlung, an der der Niedergang der Autoindustrie seine Spuren hinterlassen hat. Gerade ist seine Frau gestorben. Im Gegensatz zu ihr ist er nicht gläubig. Dies macht er dem ihn besuchenden Pater Janovich in einem kurzen Gespräch unmissverständlich klar.

Viele Nachbarn sind in bessere Wohngegenden gezogen. Sie fahren keine amerikanischen Autos mehr, sondern ausländische. Das verärgert Walt, denn er sieht amerikanische Ideale zusehends gefährdet. Sein Sohn Mitch ist ein gut verdienender Verkäufer in einem japanischen Autohaus, was Walt überaus missbilligt. Auch weil die Mitglieder der Familie recht unverhohlen auf das Erbe von Walt spekulieren, ist Walts Verhältnis zu seinen beiden Söhnen und deren Familien miserabel.

Im Viertel leben jetzt viele in den letzten Jahren eingewanderte Hmong. Thao, Sohn der Nachbarn von Kowalski, der Familie Vang Lor, versucht im Rahmen eines Initiationsritus der Gang seines älteren Cousins Walts Auto, einen 1972er Ford Gran Torino Sport, zu stehlen. Walt verhindert den Diebstahl und später einen weiteren Übergriff der Gang auf Thao und wird damit ungewollt zum Helden des Viertels. Nachbarn pilgern zu seinem Haus und lassen im Hauseingang Geschenke zurück. Walt wehrt sich jedoch zunächst vehement gegen diese Dankesbekundungen, indem er die Geschenke zu seinen Mülltonnen stellt.

Als er bemerkt, dass die Nachbarstochter Sue und ihr Freund von mehreren Mitgliedern einer schwarzen Gang angepöbelt werden, greift Walt ein. Nachdem er mit der zur Pistole geformten Hand auf die Gangmitglieder angelegt hat, zieht er eine echte Pistole und vertreibt so die Bandenmitglieder. Als Dank lädt Sue Walt an seinem Geburtstag zu einer Familienfeier ein. Da der Witwer schon lange nichts Richtiges mehr gegessen hat und sein Bier ebenfalls zur Neige geht, willigt er ein und besucht die Feier.

Zwischen Kowalski und Thaos Familie entwickelt sich nach einiger Zeit ein freundschaftliches Verhältnis. Thao muss seine Schuld bei ihm abarbeiten, so will es die Familientradition. Walt lässt Thao im Zuge dessen die Schäden an den Häusern in der Nachbarschaft ausbessern, da er nicht weiß, was er sonst mit dem Jungen anfangen soll. Bald kommen sich die beiden näher, und Walt ermuntert Thao, eine regelmäßige Arbeit anzunehmen. Er vermittelt ihn an einen befreundeten Bauleiter. Die Übergriffe der Gang auf Thao enden jedoch nicht. Thao wird nach seiner Arbeit abgefangen und mit einer brennenden Zigarette gefoltert. Daraufhin möchte Walt die Gang von Thao fernhalten und versucht, sie einzuschüchtern, indem er eines der Mitglieder verprügelt.

Die Situation eskaliert. Die Gang beschießt das Haus der Vang Lors aus einem fahrenden Auto mit Maschinenpistolen. Als die Polizei diesen Vorfall untersucht, hat angeblich keiner der umliegenden Anwohner etwas gesehen, da sie sich vor der Gang fürchten. Sue wird von der Gang zusammengeschlagen und vergewaltigt. Walt erkennt, dass sein Verhalten zu der Eskalation beigetragen hat und dass weitere Gewalt seinerseits keine Lösung bringen wird. Zwischenzeitlich hat er erfahren, dass sein Gesundheitszustand − er ist langjähriger Kettenraucher und hustet inzwischen Blut − hoffnungslos ist. Walt hat nichts mehr zu verlieren. Er legt seine Beichte bei Pater Janovich ab, schenkt dem auf Rache sinnenden Thao seinen Silver-Star-Orden und sperrt den jungen Mann in seinen Keller ein, um ihn vor einer unbedachten Handlung zu schützen und die Sache allein zu Ende zu bringen.

Nachdem er seinen Hund Daisy bei Sues Großmutter in Obhut gegeben und Sue über den Aufenthaltsort Thaos informiert hat, stellt er sich vor das Haus der Gang und provoziert sie, auf ihn zu schießen, indem er in seine Innentasche greift. Anstatt einer Waffe zieht er jedoch lediglich sein Zippo-Feuerzeug der 1. US-Kavalleriedivision hervor. Walt stirbt unbewaffnet im Kugelhagel, Sue und Thao kommen zu spät und können nur noch mit ansehen, wie Walts Leiche abtransportiert und die Gang-Mitglieder von der Polizei festgenommen werden.

Zur Überraschung seiner Familie vererbt Walt der katholischen Kirche sein Haus, mit der Begründung, dass seine Frau es so gewollt hätte, und Thao seinen Gran Torino. Ergänzend werden im Testament einige Auflagen genannt. So dürfe das Auto beispielsweise nicht durch Umbauarbeiten verschandelt werden.

Hintergrund

Gran Torino wurde in Detroit und anderen Orten in Michigan gedreht.<ref>Internet Movie Database: Drehorte</ref> Die Produktion begann am 14. Juli 2008.<ref name="IMDb_business" /> Es waren 35 Drehtage angesetzt, von denen allerdings nur 33 benötigt wurden.<ref name="IMDb_trivia" /> Die Produktionskosten werden auf rund 33 Millionen US-Dollar geschätzt.<ref name="IMDb_business">Internet Movie Database: Budget und Einspielergebnisse</ref> Der Film feierte am 9. Dezember 2008 in Burbank seine Weltpremiere.<ref name="IMDb_releaseinfo">Internet Movie Database: Starttermine</ref> Ab dem 12. Dezember 2008 war er in den US-amerikanischen Kinos zu sehen.<ref name="IMDb_releaseinfo" /> Es folgten Vorführungen auf diversen Filmfestivals.<ref name="IMDb_releaseinfo" /> In der Schweiz wurde er ab dem 25. Februar 2009 in den Kinos gezeigt.<ref name="IMDb_releaseinfo" /> In Deutschland lief der Film am 5. März 2009 an und in Österreich einen Tag später.<ref name="IMDb_releaseinfo" /> Am Eröffnungswochenende wurden in den USA knapp 272.000 US-Dollar eingespielt, während sich die Einnahmen in den USA bis zum Juni 2009 auf über 148 Millionen US-Dollar summierten.<ref name="IMDb_business" /> Mit Einnahmen von weltweit rund 269 Millionen US-Dollar ist Gran Torino Clint Eastwoods bisher größter kommerzieller Erfolg.<ref>boxofficemojo.com</ref><ref name="IMDb_trivia"/> An den deutschen Kinokassen wurden über 680.000 Besucher gezählt.<ref name="IMDb_business" />

Die Wahl für den Filmwagen fiel auf einen Ford Torino, da der Drehbuchautor Nick Schenk in der Nähe eines Ford-Werkes lebte.<ref>detroit.about.com, „Information About Clint Eastwood's Gran Torino and Hmong in Detroit“, Laura Sternberg, 11. Februar 2009</ref>

Clint Eastwoods Sohn Scott Eastwood ist als Darsteller in der Rolle des Trey zu sehen, während Kyle Eastwood die Filmmusik schrieb.<ref name="IMDb_trivia" />

Kritiken

„Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden. Vielmehr findet er zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“

Lexikon des internationalen Films<ref Name = "LdiF"/>

„Clint Eastwood, eine der letzten großen Hollywood-Legenden, ist als Regisseur nach wie vor sehr aktiv, macht sich aber vor der Kamera rar. Seinen letzten Auftritt lieferte er vor fünf Jahren in Million Dollar Baby. Gemessen an diesem vierfach Oscar-gekrönten Meisterwerk ist Gran Torino leider eine Enttäuschung. Dabei ist dem Film handwerklich nichts vorzuwerfen: die Musik, die Bilder, die Schauspieler – alles vom Feinsten. Was stört, ist die Banalität des Konflikts, der zur Katastrophe führt: 60 Jahre nach Kriegsende wäscht sich der Veteran Kowalski von seiner Schuld rein, indem er den Exfeind vor einem neuen Gegner beschützt – das ist ein künstlicher Aufreger, der niemanden mitfühlen lässt. Schade, das kann Eastwood besser.“

Cinema<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatCinema: Gran Torino. In: Cinema Langkritik. Verlagsgruppe Milchstrasse, abgerufen am 7. März 2009.</ref>

Gran Torino ist eine stille, wehmütige, aber auch komplexe Ballade, die Regisseur Clint Eastwood mit seiner archetypischen Figur adelt, indem er fast beiläufig-melancholisch Bezug auf seine erbarmungslosen Dirty-Harry-Filme nimmt. Um Rassismus geht es und um die verheerenden Auswirkungen blinder Gewalt, deren Saat bereits im Vorgarten aufgeht. Einmal mehr zeigt der große weise Mann, dass er bereit ist, mit jedem Film dazuzulernen. Eine wunderbar persönliche Arbeit von höchster Dringlichkeit.“