Hafen
Ein Hafen ist ein Bereich an einer Meeresküste oder am Ufer eines Flusslaufes oder Sees, an dem Schiffe anlegen können. Meist ausgestattet mit Anlagen zum Beladen oder Löschen der Schiffe sowie weiterer Infrastruktur und hafennahen Dienstleistungen in der Umgebung. Er besteht insbesondere aus dem oder den Hafenbecken sowie aus Kais und Molen. Werden natürliche Gegebenheiten genutzt, spricht man in diesem Abschnitt von einem Naturhafen.
Für den guten Zu- und Ablauf von Gütern und Passagieren ist eine möglichst bedarfsgerecht ausgebaute Hafenanbindung an das Festland per Schiene, Straße und Wasserstraße notwendig; außerdem sind für die reibungslose Abfertigung Lager- und Umschlagflächen wichtig. Häfen erfüllen auch mehrere Funktionen gleichzeitig, so können viele Häfen auch als Schutzhafen, also Notliegeplatz bei Schlechtwetter oder infolge von Havarien, dienen.
Häfen sind meist Bestandteil öffentlicher Infrastruktur und der Umschlagbetrieb wird von privaten Anbietern durchgeführt. Für die Nutzung von Häfen durch die Schifffahrt ist eine Gebühr an den Hafenbetreiber zu entrichten.
Die staatliche Kontrolle in einem Hafen wird in Deutschland vor allem durch den Hafenkapitän (in Seehäfen), durch die Wasserschutzpolizei (in See- und Binnenhäfen) sowie die Berufsgenossenschaft Verkehr (in Seehäfen) wahrgenommen. In den seewärtigen Hafenzufahrten nimmt in Deutschland darüber hinaus die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) die ständige Sicherung der Wasserstraßen vor, im Fall einer Havarie übernimmt das Havariekommando die Koordination der Rettungs- und Bergungskräfte.
Inhaltsverzeichnis
Hafentypen
Unterscheidung nach Lage
Je nach der Lage eines Hafens unterscheidet man
- Binnenhäfen liegen an Flüssen, Kanälen und Seen
- Länden sind hafenähnlich ausgebaute Landungsplätze ohne natürliche oder bauliche Abgrenzung zum Fahrwasser
- Seehäfen liegen meist an der Küste zur See bzw. zum Ozean, aber auch an Flusshäfen, die mit ausreichend Tiefgang von Seeschiffen angefahren werden können (z.B. Hamburg: rund 100 km oberhalb der Elbmündung)
- Tiefwasserhäfen sind Seehäfen mit einem Tiefgang von mindestens 18 m<ref>citation required</ref>
- Tidewasserhafen – in Tidegewässern werden offene und Dockhäfen unterschieden: Während offene Häfen von den Wasserstandsschwankungen der Gezeiten beeinflusst werden, liegen Dockhäfen hinter einer Schleuse; der Wasserstand ändert sich dort nicht im Rhythmus der Gezeiten.
Unterscheidung nach Nutzung
Eine weitere Unterscheidung zwischen den verschiedenen Hafentypen kann man nach ihrem Verwendungszweck vornehmen:
- Handelshafen für den Warenumschlag (Verschiffung)
- Stückguthafen zur Abfertigung von Stückgutfrachtern (für Stückgut, u.a. Einzelladungen, Fahrzeuge)
- Schwerlasthafen zur Abfertigung von Schwergutschiffen für schwere und übergroße Ladung (z.B. Maschinenanlagen oder Teile für Offshorebauwerke)
- Containerhafen (im Rahmen der Containerisierung seit Ende der 1960er Jahre in ISO-Container verstaute Ladung zur Beförderung auf inzwischen großen Containerschiffen, aber auch auf sog. Feederschiffen)
- Flüssigguthafen zur Abfertigung von Tankschiffen (u.a. für Öl- und Chemieprodukte)
- Schüttguthafen zur Abfertigung von Bulkern (u.a. für Kohle, Erze, aber auch Getreide und Düngemittel)
- Fährhäfen – für Auto- oder Eisenbahnfähren / RoRo-Fähren, häufig beides
- Kreuzfahrthafen – als Ausgangs- und Endpunkt für Kreuzfahrtpassagiere, aber auch als Anlandungspunkt für Kreuzfahrt-Touristen
- Marinas (Yachthäfen) – Freizeithafen, Häfen für Sportboote, Yachten und ähnliches
- U-Boot-Hafen
- Hafenanlagen für die Küstenwache
- Versorgungshafen (Schlepper, Offhore-Versorger)
- Werft, Dock
- Fischereihafen für die Küsten- oder Hochseefischerei
- Frachthafen für die Frachtschifffahrt
- Bauhafen – zur Unterhaltung der Wasserwege
- Not- bzw Schutzhafen – in dem sich Schiffe vor Unwetter oder Eisgang in Sicherheit bringen können
- Heimathafen – die Bezeichnung für denjenigen Hafen, in dem ein Schiff registriert ist (siehe auch Ausflaggung)
- Auflieger-Hafen (= Hafen oder Hafenbecken, in dem viele Auflieger (= zzt. nicht benötigte Schiffe als „Dauerparker“) liegen)
- Quiberon-Port-Haliguen-.jpg
Offener Tidehafen
- Tel Aviv marina.JPG
Marina
- Sassnitz Fischerhafen.jpg
Fischerhafen
- Port of Piraeus.jpg
Passagierhafen
Ranges als Gruppe von Häfen einer Region
Mehrere Häfen innerhalb einer Region werden oft in Ranges zusammengefasst: Die bedeutendste Hafenrange in Europa ist die Nordrange (auch Hamburg-Antwerpen-Range genannt, inkl. der Häfen Hamburg, Bremerhaven/Bremen, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen). Bei den Containerhäfen ist die bedeutendste europäische Hafenrange die ZARA-Range (bestehend aus Zeebrugge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam).
Auch in anderen Kontinenten gibt es namhafte Hafenranges:
- West Africa Central Range (einschließlich der Häfen der Länder Benin, Kamerun, Ghana, Elfenbeinküste und Togo)
- East Asia Range (Häfen entlang der Linie zwischen Tokio-Busan-Shanghai-Hongkong)
- South America East Coast Range (einschließlich Santos, Rio Grande, Itajai)
Die größten Häfen
Bei dem Größenvergleich mehrerer Häfen ist jeweils zu beachten, nach welchen Kriterien die Größe eines Hafens evaluiert wird. Gängig sind u.a. Gesamtumschlag nach Gewichtseinheiten (Tonnen) oder Anzahl der umgeschlagenen Container (in TEU).
Weltweit
Hafenumschlag in Millionen Tonnen pro Jahr<ref>Terminalbetreiber</ref>
Europa
Hafenumschlag in Millionen Tonnen pro Jahr<ref>Terminalbetreiber</ref>
Hafen | Land | 2006 | 2010 | 2013 | 2014 |
---|---|---|---|---|---|
Rotterdam | Niederlande Niederlande | 378,4 | 429,9 | 440,5 | 444,7 |
Antwerpen | Belgien Belgien | 167,4 | 178,2 | 190,8 | 199,0 |
Hamburg | Deutschland Deutschland | 134,9 | 121,2 | 139,1 | 145,7 |
Amsterdam | Niederlande Niederlande | 61,0 | 72,7 | 95,7 | 97,8 |
Algeciras | Spanien Spanien | 66,4 | 65,6 | 85,6 | 95,0 |
Marseille | Frankreich Frankreich | 100,0 | 86,0 | 80,0 | 78,5 |
Bremen/Bremerhaven | Deutschland Deutschland | 64,6 | 68,7 | 78,8 | 78,3 |
Le Havre | Frankreich Frankreich | 74,0 | 70,2 | 67,2 | 67,0 |
Valencia | Spanien Spanien | 47,3 | 53,1 | 64,6 | 66,9 |
Primorsk | Russland Russland | - | 77,6 | 62,6 | 53,7 |
Ust Luga | Russland Russland | - | - | 62,6 | 75,7 |
Immingham | Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich | 57,0 | 54,0 | 62,0 | 59,4 |
St. Petersburg | Russland Russland | - | 58,0 | 58,0 | 61,2 |
Triest | Italien Italien | 48,0 | 47,4 | 56,6 | 57,0 |
Constanta | Rumänien Rumänien | - | 47,6 | 55,1 | 55,6 |
Deutschland
Binnenhäfen: Hafenumschlag in Millionen Tonnen<ref>Statistisches Bundesamt</ref>
Hafen | 2002 | 2012 | 2013 | 2014 |
---|---|---|---|---|
Duisburg | 47,2 | 48,8 | 49,4 | 52,4 |
Köln | 13,2 | 11,7 | 11,7 | 12,0 |
Hamburg | 9,4 | 9,9 | 10,6 | 11,7 |
Mannheim | 8,0 | 7,9 | 8,8 | 8,5 |
Ludwigshafen | 7,8 | 7,4 | 7,6 | 7,3 |
Neuss-Düsseldorf | 4,5 | 6,8 | 7,6 | 7,1 |
Karlsruhe | 6,9 | 6,2 | 6,4 | 6,6 |
Frankfurt | 4,1 | 3,9 | 4,2 | 4,5 |
Berlin | - | 3,6 | 4,0 | 4,1 |
Gelsenkirchen | 1,3 | 3,7 | 4,0 | 3,9 |
Heilbronn | 4,9 | 3,7 | 4,0 | 3,1 |
Kehl | 3,5 | 3,6 | 3,7 | 3,3 |
Marl | - | 3,9 | 3,7 | 3,8 |
Rheinberg | - | 3,0 | 3,6 | 3,2 |
Bremen/Bremerhaven | 4,2 | 4,4 | 3,5 | 3,3 |
Häfen Main-Donau Kanal | 1,4 | 1,7 | 1,5 | - |
Hafenentwicklung
Häfen stehen mit anderen Häfen in einer gewissen Wettbewerbssituation, einige kooperieren auf bestimmten Gebieten mit anderen Häfen. Häfen sind ständigen Veränderungen unterworfen und Einflüssen von außen, also politischer Gesetzgebung, Entscheidungen von Kunden (Reedereien), von Warenflüssen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen ausgesetzt. Häfen entstehen meist in mehreren Phasen (Planung, Bau, Betrieb). Je nach Hafengröße können dafür mehrere Jahre vergehen. So sind die Containerterminals im Hafen von Rotterdam schrittweise in mehreren Bauabschnitten seit 1970 entstanden.
Hafenfinanzierung
Häfen sind meist aufwändig zu erstellende Infrastrukturprojekte mit entsprechend hohem Kostenaufwand. Dieser Aufwand ist nötig für die Errichtung der Anlegestellen (Kaianlagen) und der Hinterlandanbindung sowie für den Erhalt der Häfen. In Deutschland werden Häfen größtenteils als Daseinsvorsorge, also Teil öffentlicher Infrastruktur gesehen. In Deutschland ist daher das sog. Landlord-System weit verbreitet, nach dem der Staat die Infrastruktur bereitstellt und finanziert und die Hafenumschlagsunternehmen die Hafensuprastruktur bereitstellen und finanzieren.
Hafeninfrastruktur
Hafenanlagen (Kaimauer, Flächen, etc.) werden zur Hafeninfrastruktur gezählt. Diese wird meist durch die örtlichen Behörden zur Verfügung gestellt, die diese an Umschlagsunternehmen und weitere Lagerhaus- und Logistikunternehmen vermietet.
Hafensuprastruktur
Umschlaganlagen, Lagerflächen, Logistikflächen innerhalb von Umschlagsunternehmen, die sich auf der Hafeninfrastruktur befinden.
Politik in Häfen
Die Entwicklung von Häfen ist vor allem abhängig von guten politischen Rahmenbedingungen. Dazu gehört neben einem guten Wettbewerbsrahmen auch eine gute realistische Einschätzung der zu erwartenden Verkehre und Ladungsmengen. Durch die Steuerung der Hafeninfrastruktur-Betriebe ist die Politik meist mitverantwortlich für deren Entscheidungen. In Deutschland sind gemäß Grundgesetz die Küstenländer für die Hafeninfrastruktur der Seehäfen verantwortlich sowie für die 12-Seemeilen-Zone (Küstengebiet), bei Gesetzgebungskompetenz für diese Gebiete. Der Bund ist für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zuständig, sowie für die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs außerhalb des Küstenmeeres. Zur besseren Verzahnung der vielen unterschiedlichen Akteure wurde 2003 das gemeinsame Havariekommando des Bundes und der Küstenländer gegründet. Es stimmt sich im Maritimen Sicherheitszentrum in Cuxhaven mit anderen Behörden wie Bundespolizei, Fischereiaufsicht, Zoll, Wasserschutzpolizeien der Länder und vielen weiteren Akteuren ab und übernimmt im Falle komplexer Schadenslagen die Einsatzleitung. Eine Küstenwache gibt es in Deutschland nicht.
Unternehmen in Häfen
In den meisten Häfen gibt es Unternehmen, die (unmittelbar und/oder mittelbar) am dortigen Güterumschlag beteiligt sind und/oder anderweitig den dort verkehrenden Schiffen dienen (z.B. Tankstellen, Werften, Catering).<ref>in manchen Häfen gibt es lokale Vereinigungen solcher Unternehmen; diese Vereinigungen sind in Deutschland im ZDS (Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Homepage) zusammengeschlossen.</ref>
Siehe auch
- Liste von Seehäfen
- Vertragshafen
- World Port Index
- Ostsee#Häfen und Schiffsrouten
- Nordsee#Handelsschifffahrt, Häfen
- Rhein#Häfen
- Elbe#Wichtige Häfen
- Donau#Schifffahrt
- Weser#Schifffahrt (nennenswerte Frachtschifffahrt bis Minden (Mittellandkanal))
- Ems#Schifffahrt
- Ostsee:
- Trave#Schifffahrt - mündet bei Lübeck-Travemünde / Hafen Lübeck in die Ostsee.
- Die Warnow - sie mündet bei Rostock-Warnemünde / Hafen Rostock in die Ostsee.
Weblinks
- Die Hafentechnische Gesellschaft e.V. befasst sich mit allen wissenschaftlichen und praktischen Fragen technischer und wirtschaftlicher Natur aus den Bereichen Hafen, Schifffahrt und Logistik sowie deren Anforderung an die Verkehrsträger und den Küstenschutz.
Einzelnachweise
<references />