Heyne Verlag


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Wilhelm Heyne Verlag
Heyne-Logo.svg
Gründung 15. Februar 1934
Sitz München
Verleger Ulrich Genzler<ref>Ulrich Genzler zum Verleger des Jahres gewählt. In: Buchmarkt. 29. November 2010, abgerufen am 20. August 2014.</ref>
Verlagsnummer 3-453<ref>Profilansicht: Heyne HC. In: Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 10. November 2014.</ref>
Verlagsgruppe Random House
Gattung Belletristik, Sachbuch
Website www.heyne.de

Der Heyne Verlag (früher Wilhelm Heyne Verlag, Eigenschreibweise HEYNE) ist ein deutscher Verlag mit Sitz in München, der 1934 in Dresden gegründet und im Jahr 2000 an Axel Springer verkauft wurde. 2004 wurde er Teil der Verlagsgruppe Random House.<ref>Bertelsmann darf Heyne übernehmen. Keine Übermacht mehr zu befürchten. In: Handelsblatt. 25. November 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Heyne zählte 1999 zu den größten deutschen Verlagshäusern.<ref>Sven Felix Kellerhoff: Der Riese lauert im Internet. Das Ranking der 100 größten Buchverlage zeigt, daß sich die Spitze immer weiter vom Fußvolk absetzt. In: Berliner Morgenpost, 21. April 1999, S. 42.</ref>

Geschichte

Wilhelm Heyne gründete den nach ihm benannten Verlag am 15. Februar 1934 in Dresden.<ref>Hans-Michael Körner (Hrsg.), Bruno Jahn: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Saur, München 2005, ISBN 978-3-598-11730-5, S. 855.</ref> Zu den ersten Autoren gehörten Reinhold Conrad Muschler („Die Unbekannte“), Werner Bergengruen („Die drei Falken“), Ernst Moritz Mungenast („Christoph Gadar“) und Arthur-Heinz Lehmann („Rauhbautz will auch leben!“) sowie die US-amerikanische Schriftstellerin Gwen Bristow mit „Tiefer Süden“.<ref name="Fetzer (1993), S. 9" /> 1940 erwarb Franz Schneekluth eine Minderheitsbeteiligung am Wilhelm Heyne Verlag, nachdem er bereits 1935 Leiter des Verlags geworden war. Während der Luftangriffe auf Dresden wurde das Verlagshaus in der Reichsstraße vollständig zerstört.<ref>Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 157, 1990.</ref> Nach Kriegsende nahm man 1948 die Tätigkeit in München wieder auf, wobei Wilhelm Heyne zunächst nur 40 Prozent der Anteile am Verlag hielt.<ref name="Fetzer (1993), S. 9">Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 9.</ref>

1951 trat Rolf Heyne in den Wilhelm Heyne Verlag ein<ref>Dr. Matthias Gretzschel: Der Verleger Rolf Heyne ist 72-jährig in München gestorben. In: Hamburger Abendblatt, 9. Dezember 2000, S. 6.</ref>, dessen Geschäftsführung er Anfang der 1960er Jahre übernahm. Unter seiner Ägide baute man maßgeblich das Taschenbuch-Programm des Verlags auf.<ref name="Grasberger (1999)">Thomas Grasberger: Patriarch ohne Nachfolger. Der Münchener Verleger Rolf Heyne liebt schöne Dinge und Bücher. In: Die Welt, 14. August 1999, S. 2.</ref> Dieses wurde 1966 um das Werk Georges Simenons erweitert, das der Wilhelm Heyne Verlag von Kiepenheuer & Witsch erhalten hatte. Außerdem übernahm man die Taschenbücher des Kindler Verlags. <ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 10.</ref> Die 1950er und 60er Jahre waren außerdem durch die Einführung diverser Reihen neben dem regulären Programm (Allgemeine Reihe) gekennzeichnet, beispielsweise Heyne Paperbacks für Werke der Weltliteratur sowie Heyne Science Fiction und Heyne Sachbuch.<ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 11.</ref> Letzteres startete mit „Zivilcourage“ von John F. Kennedy, für das der Autor den Pulitzer-Preis erhielt.<ref>Heinz-Dietrich Fischer, Erika J. Fischer: Der Pulitzer-Preis: Konkurrenten, Kämpfe, Kontroversen. Lit, Berlin 2007, ISBN 978-3-8258-0339-1, S. 188.</ref> 1970 wurde der Moewig Verlag, den die Familie Heyne vor dem Zweiten Weltkrieg gekauft hatte, an Heinrich Bauer verkauft.<ref>Horst Albert Glaser: Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1995. Eine Sozialgeschichte. Haupt, Bern 1997, ISBN 978-3-258-05584-8, S. 678.</ref>

Im Jahr 1974 kooperierte der Wilhelm Heyne Verlag mit der Verlagsgruppe Bertelsmann<ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 12.</ref>, die dadurch den Markt für Taschenbücher besser abdecken wollte.<ref>Ein neues Kind für die Familie. In: Die Zeit. 11. März 1977, abgerufen am 1. Juni 2014.</ref> Gleichzeitig sollte Heyne der Zugriff auf Jugend-, Sach- und Fachbuch-Titel erleichtert werden.<ref>Verlage: Bertelsmann kooperiert mit Heyne. In: Der Spiegel. 11. November 1974, abgerufen am 1. Juni 2014.</ref>. Außerdem arbeitete man mit dem Hestia Verlag aus Bayreuth zusammen.<ref name="Fetzer (1994), S. 16" /> Ende der 1970er Jahre wurde außerdem ein Paket von Lizenzen des Verlags Fritz Molden erworben, um das Programm von Heyne zu erweitern.<ref>Fritz Molden: Aufstieg und Fall eines Verlegers. Hoffmann und Campe, Hamburg 1984, ISBN 978-3-455-08630-0, S. 175.</ref> Zu diesem Zeitpunkt waren die Heyne-Taschenbücher in einer Gesamtauflage von über 100 Millionen Stück erschienen.<ref name="Fetzer (1994), S. 16" /> 1976 begann mit „Winnetou I.“ die Karl May-Reihe<ref>Gert Ueding (Hrsg.), Klaus Rettner: Karl-May-Handbuch. Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1813-8, S. 128.</ref>, es entstanden auch weitere spezialisierte Programme wie Heyne Geschichte und Heyne Lyrik.<ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 13.</ref>

1982 wurde der Wilhelm Heyne Verlag schließlich unter Führung von Hans-Joachim Brede und Friedhelm Koch vom Einzelunternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt<ref name="Fetzer (1994), S. 16" />, Rolf Heyne war Kommanditist mit einer Einlage von acht Millionen Deutsche Mark.<ref>Handelsregister A des Amtsgerichts München. 17. März 1982, abgerufen am 1. Juni 2014 (HRA 60893).</ref> Anfang der 1990er Jahre kaufte der Verlag die Mehrheit an Zabert Sandmann und arbeitete mit den Verlagen Haffmans und Beltz-Quadriga im Bereich diverser Imprints zusammen. Bis Ende 1993 erschienen im Heyne Verlag insgesamt 16.000 Titel in einer Auflage von 500 Millionen Exemplaren.<ref name="Fetzer (1994), S. 16">Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 16.</ref> Ende der 1990er Jahre bekundeten nach Medienberichten mehrere Großverlage Interesse an einer Übernahme von Wilhelm Heyne, darunter Bertelsmann und die Verlagsgruppe Holtzbrinck.<ref>Großverlage an Heyne interessiert. In: Allgemeine Zeitung, 6. November 1998.</ref> Nach Medienberichten räumte man Bertelsmann die besten Chancen ein<ref>Auf dem Buchmarkt steht nächste Groß-Fusion bevor. In: Süddeutsche Zeitung, 5. November 1998, S. 1.</ref>, jedoch kam im Dezember 2000 schließlich Axel Springer zum Zug.<ref>Springer übernimmt Mehrheit am Heyne-Verlag. In: Handelsblatt. 6. Dezember 2000, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Rolf Heyne sollte in den Aufsichtsrat der neuen Verlagsgruppe Heyne Ullstein einziehen, verstarb aber kurz nach der Akquisition.<ref>Nach schwerer Krankheit: Münchner Verleger Rolf Heyne gestorben. In: Spiegel Online. 8. Dezember 2000, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref>

Im Februar 2003 wollte die Verlagsgruppe Random House die Verlage Ullstein Heyne List von Axel Springer übernehmen.<ref>Burkhard Riering: Bertelsmann kauft Springers Buchgruppe. In: Die Welt. 12. Februar 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Das Bundeskartellamt genehmigte die Akquisition jedoch nicht, da eine marktbeherrschende Stellung im Bereich deutschsprachiger Taschenbücher befürchtet wurde.<ref>Fusion steht auf der Kippe. In: Manager Magazin. 22. Mai 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Daraufhin beschränkte man sich lediglich auf den Wilhelm Heyne Verlag<ref>Grünes Licht für Heyne-Übernahme. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. November 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref>, während die verbleibenden Verlage sowie die Heyne-Programme für Esoterik und Fantasy an den schwedischen Bonnier-Konzern weitergereicht wurden.<ref>Nur Heyne bleibt: Random House verkauft Ullstein, List und Econ an die schwedische Verlagsgruppe Bonnier. In: die tageszeitung. 7. Oktober 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Die Ratgeber- und Hörbuch-Verlage waren Teil der Transaktion, der das Bundeskartellamt im November des Jahres schließlich zustimmte.<ref>Random House übernimmt Heyne - Bundeskartellamt genehmigt Zusammenschluss. In: BuchMarkt. 25. November 2003, abgerufen am 31. Mai 2014.</ref> Im Rahmen der Übernahme wurde die Wilhelm Heyne Verlag Gesellschaft mit beschränkter Haftung auf die Muttergesellschaft verschmolzen.<ref>Handelsregister B des Amtsgerichts München. 1. März 2004, abgerufen am 31. Mai 2014 (HRB 67454).</ref> Seitdem ist der Heyne Verlag ein Teil der Verlagsgruppe Random House, der im Buchhandel als eigenständiger Verlag behandelt wird.<ref>Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-7657-3229-4.</ref>

Programm

Früher organisierte der Heyne Verlag sein Programm in sogenannten Reihen, von denen insgesamt über 50 Stück existierten. Gegenstand einer Reihe waren entweder bestimmte Themen (z.B. Heyne Filmbibliothek) oder Ereignisse (z.B. Heyne Jubiläumsreihe seit 1993).<ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 600-602.</ref> 2014 waren sämtliche verfügbaren Werke in die Kategorien Spannung, Unterhaltung für Frauen, Historische Programme, Das junge Programm, Fantasy & Science Fiction, Hardcore sowie Sachbuch und Ratgeber gegliedert.<ref>Heyne Verlag, abgerufen am 3. Juni 2014 (Website der Verlagsgruppe Random House).</ref> Heyne veröffentlicht sowohl Hardcover als auch Taschenbücher, zu den Autoren zählen beispielsweise Nicholas Sparks, Robert Harris, Amelie Fried, Sabine Thiesler, John Grisham und Stephen King.<ref>Anja Sieg: Thriller-Urgestein fühlt sich im Gerichtssaal wohl. John Grisham gibt Deutschland-Debüt. In: buchreport. 31. August 2010, abgerufen am 3. Juni 2014.</ref><ref>Doppelte Erfolgsaussichten. In: buchreport. 13. Juni 2013, abgerufen am 3. Juni 2014.</ref>

Mitte der 1980er Jahre brachte der Verlag erstmals die Collection Rolf Heyne auf den Markt, um das Hardcover-Programm auszubauen.<ref>Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 15.</ref> Zweck des Imprints war nach eigener Aussage die Veröffentlichung hochwertiger Bildbände, die den „ästhetischen Ansprüchen“ des Verlegers gerecht werden sollten.<ref>Bücher für den erlesenen Geschmack. Juni 2014, abgerufen am 4. Juni 2014.</ref> Ein zentrales Thema der Reihe war zum Beispiel die Französische Küche<ref name="Grasberger (1999)" />, aber auch Babyfotos von Anne Geddes.<ref>Auflagenkönig. Zum Tode des Verlegers Rolf Heyne. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Dezember 2000, S. 52.</ref> Mit Übernahme des Wilhelm Heyne Verlags durch Axel Springer im Jahr 2000 ging das Programm in der Collection Rolf Heyne GmbH & Co. KG auf, die seitdem als selbstständiger Verlag weitergeführt wurde.<ref>Springer übernimmt Heyne-Verlag. In: Der Tagesspiegel, 8. Dezember 2000, S. 30.</ref> Ende 2014 stellte Rolf Heynes Witwe Anja die Geschäftstätigkeit der Collection Rolf Heyne ein. <ref>Die geheimnisvollen TV-Pläne eines Zeitungshauses. In: Handelsblatt. 27. März 2015, abgerufen am 27. März 2015.</ref>

Literatur

  • Hans Altenhein: Der Wilhelm Heyne Verlag in Dresden (1934 bis 1944), in: Aus dem Antiquariat 1/2015, S. 1-9.
  • Günther Fetzer (Hrsg.): 30 Jahre Heyne-Taschenbücher: 1958-1988. Heyne, München 1988, ISBN 978-3-453-03206-4.
  • Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9.
  • Werner Bauer, Wolfgang Jeschke (Hg.): Science-fiction, Fantasy & Horror im Heyne-Taschenbuch. Das Programm 1960 bis Oktober 1998. Heyne Science-fiction & Fantasy 4999. Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06226-4.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

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