Hiskija
Hiskija (Ezechia, Hiskia oder Hiskias, hebräisch חזקיהו Chiskijahu; geboren 752 v. Chr.; gestorben 697 v. Chr.) war von 725 v. Chr. bis 698 v. Chr. König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Hiskija hat die Eroberung des Nordreiches Israel durch die Assyrer 722 v. Chr. miterlebt. Auch das Südreich Juda, mittlerweile ein Vasall Assurs, stand in Gefahr, von den Assyrern erobert zu werden. Er ließ Jerusalems Stadtmauern verstärken. Ob der sogenannte 500 m lange Hiskija-Tunnel unter Hiskija erbaut wurde, bleibt unklar, da eine nicht vollständig erhaltene Inschrift darüber nichts besagt. Der Tunnel leitete die vor der Stadt liegende Gihon-Quelle in den innerhalb der Mauern gelegenen Teich von Siloah, um für den Fall einer Belagerung die Wasserversorgung Jerusalems sicherzustellen.
Biblische Überlieferung
Die Rettung vor Assyrischer Eroberung
In der biblischen Erzählung bat Hiskija JHWH um Beistand. Diese Bitte erhörend, wurde ein Engel entsandt, um in einer Nacht 185.000 Soldaten Assurs zu erschlagen (Jes 37,36 EU). Sanherib musste die Belagerung Jerusalems abbrechen lassen. Auf Grund dieser Niederlage wurde der nach Assyrien zurückgekehrte Sanherib von zwei Söhnen ermordet. Die biblische Version wird mit Herodots Bericht in Verbindung gebracht, der eine Mäuseplage für den Tod der 185.000 Soldaten verantwortlich machte. Manche moderne Autoren sehen in diesem Bericht einen Hinweis auf eine Seuche.
Kultreform Hiskijas
Der Fall Samarias 722 v. Chr. hatte zur Folge, dass Tausende Israeliten vom Nordreich in Richtung Juda flohen. Besonders unter dem Einfluss des Schülerkreises des israelitischen Propheten Hosea hat die Diskussion der Gründe dieser politischen Katastrophe in Juda zu sozialen und religiösen Reformen geführt. Berichtet wird in 2 Kön 18,4 EU über die Kultreform Hiskijas, bei denen Kulthöhen (nicht unbedingt jedoch meist erhöhte Kultstätten)<ref>Körting Corinna: Der Schall Des Schofar: Israels Feste Im Herbst. Berlin; New York: de Gruyter, 1999, Seite 79 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft; Bd. 285). — ISBN 3-11-016636-4.</ref> abgeschafft und Mazzeben (Steinmäler) und Ascheren (Kultpfähle) zerstört wurden. Sogar die auf Mose zurückzuführende eherne Schlange Neḥuschtan (Num 21, 4-9 EU) wird zerschlagen. Damit wird allein dem Kult JHWHs im Zentralheiligtum zu Jerusalem Platz eingeräumt.
Neben den in der Bibel genannten kultischen werden darüber hinausgehende soziale und theologische Reformen im 2. Buch Mose (Ex 20,23-23,19 EU) erwähnt. Auch wenn im Buch der Könige nicht erwähnt, ist das Bundesbuch als Basis der hiskijanischen Reform anzusehen. Diese Reform, welche die alleinige Verehrung JHWHs in den Mittelpunkt rückte, wurde jedoch mit dem Sohn und Nachfolger Hiskijas, Manasse, wieder abgeschafft (2 Kön 21 EU).
Hiskijas Krankheit
Gemäß dem Tanach wurde Hiskija durch JHWH (Jes 38,9-20 EU) von einer gefährlichen Krankheit geheilt, wobei als Vermittler der Prophet Jesaja eine wichtige Rolle spielte.
Hiskijas Tod
Hiskija starb 697 v. Chr. und hinterließ den Thron dem zwölfjährigen Sohn Manasse.
Historische Angaben
Sanheribs 3. Feldzug
701 v. Chr. wagte Hiskija im Bund mit Askalon und im Vertrauen auf ägyptische Hilfe den Aufstand gegen Assyrien, was Sanherib veranlasste, während seines dritten Feldzugs in die Region Jerusalem zu marschieren. Gemäß der Inschrift auf dem Sanherib-Prisma berichtet er über die Ereignisse im Raum Jerusalem:„Wie ein Vogel im Käfig war Hiskija in seiner königlichen Residenz eingeschlossen. Schanzen warf ich gegen ihn auf, und das Hinausgehen aus seinem Stadttor machte ich unmöglich.....Ich trieb fort 200.150 Menschen, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, unzähliges großes und kleines Vieh....Seine befestigten Städte händigte ich Mitinti von Asdod, Padi von Ekron und Zilbel von Gaza aus.“
Folgen des Aufstands
Es erfolgte anschließend neben der Deportation nach Assyrien der Abtransport von 30 Talenten Gold und 800 Talenten Silber. Der befreite König Padi aus Ekron wurde wieder in sein Amt eingesetzt. Von diesem Feldzug berichtet ein Wandrelief, das im Palast von Ninive gefunden wurde und heute im Britischen Museum in London ausgestellt ist. Sanherib starb 681 v. Chr., 20 Jahre nach diesem Feldzug. Der Bericht von Herodot bezieht sich auf den Feldzug Sanheribs gegen den ägyptischen Pharao Schabataka, bei welchem der Angriff auf Ägypten von Sanherib plötzlich abgebrochen werden musste.
Archäologie
Archäologisch ließen sich in den für Hiskija wirtschaftlich wichtigen Orten Grabungsschichten aus der Zeit des Feldzugs nachweisen. So wurden z. B. in Lachisch durch den Archäologen David Ussushkin Reste des assyrischen Rampenbollwerks sowie Zeugnisse gefunden, die eine Zerstörung der Stadt dokumentieren. Des Weiteren wird der biblische Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung Judas sowie die Kultreform Hiskijas durch die Archäologie gestützt. Die Assyrer deportierten nach 722 v. Chr. wohl vor allem die Oberschicht im nördlichen Israel. Umfassende archäologische Surveys der letzten Jahre ergaben, dass die überwiegende Mehrzahl der ländlichen Bevölkerung in den Dörfern sesshaft geblieben zu sein scheint. Nur im Süden des Nordreiches, hauptsächlich auf dem Gebiet des Stammes Benjamin, nahm die Bevölkerung und die Zahl der Dörfer nun rapide ab. Die Assyrer bemühten sich hier in der Folge fremde Bewohner anzusiedeln, wohl vorwiegend aus der Gegend um Babylon, die hier eine bedeutende Olivenölproduktion betrieben. Sie schufen damit eine Pufferzone zum erstarkenden Südreich.
Die Zahl der Dörfer und Bewohner Judas und Jerusalems nahm nun schlagartig zu. In vielen Provinzorten, wie Lachisch, die Festung Arad, die nun massiv ausgebaut wurde, und Be’er Scheva, fand man Tempel oder Altarreste, die entweder rituell vergraben oder verbaut wurden, jedenfalls offenbar ihres kultischen Zweckes enthoben. Gleichzeitig wurde in Jerusalem massiv die Schriftkultur, die vorher in Palästina nur am Hofe in Samaria ausgeprägt war, entwickelt, verbunden mit der konsequenten Einführung von standardisierten Siegeln, Steingewichten, Vorratskrügen der königlichen Wirtschaft. Im Dezember 2015 wurde berichtet, dass ein Siegelabdruck des Königs bei Grabungen in Jerusalem entdeckt worden sei.<ref>Siegel des judäischen Königs Hiskia entdeckt. Website idea.de. Abgerufen am 6. Dezember 2015.</ref>
Aufwändig gestaltete Familien- und Felskammergräber an den steilen Hängen östlich und südlich Jerusalems, sowie die Felskammern ein paar hundert Meter nördlich der Stadt trugen nun Inschriften. Markant ist aber vor allem die hebräische Inschrift des Hiskija-Tunnels, die 1880 entdeckt wurde. Hiskijas Reform scheint vor allem eine politische gewesen zu sein, er bemühte sich wohl, durch den einheitlichen Kult und eine gemeinsame Tradition die saulschen Überlieferungen mit der Davidischen Tradition des Südens zu verschmelzen.
Liturgische Rezeption
Das Canticum Ezechiae, Lied des Hiskija aus Jes 38,9-20 EU, war Bestandteil der Laudes im Totenoffizium und findet sich daher in allen Stundenbüchern.
Anmerkungen und Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Michael Hanst: Hiskia (Ezechias). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 900–901.
- Siegfried Herrmann: Hiskia. In: Theologische Realenzyklopädie. de Gruyter, Berlin 15.1986, S.398-404. ISBN 3-11-008585-2
- Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Alte Folge. Bd 1. Mohn, Gütersloh 1982, ISBN 3-579-00060-8
- Kurt Galling: Sanheribs 3. Feldzug. in: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI). Text 39. Mohr, Tübingen 1968, 1979 (3.Aufl.), S.67/68.
- Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: David und Salomo. C.H.Beck, München 2006, S.111ff. ISBN 3-406-54676-5
Weblinks
- Raik Heckl: Hiskia. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Ahas | König von Juda 727 v. Chr. - 698 v. Chr. | Manasse |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hiskija |
ALTERNATIVNAMEN | Ezechia; Hiskia; Hiskias |
KURZBESCHREIBUNG | König von Juda als Nachfolger seines Vaters Ahas |
GEBURTSDATUM | 8. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | 697 v. Chr. |