Ištar


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Ištar (Sumerogramm: DINGIR INANNA dMÙŠ = akkadisch Ištar, sumerisch Inanna) war eine mesopotamische Planetengöttin und wurde unter anderem auch als Göttin des Krieges und des sexuellen Begehrens verehrt. Sie verkörperte den Planeten Venus und war die Tochter Sins und Schwester von Šamaš. Dietz-Otto Edzard hält sie für die hervorragendste, aber „wegen ihrer vielfältigen und vielschichtigen Gestalt am schwierigsten zu erfassende Göttin des sumerischen und akkadischen Pantheons“<ref>Dietz-Otto Edzard, Mesopotamien: Die Mythologie der Sumerer und Akkader, in: H. W. Haussig (Hrsg.), Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart: Klett 1962, 1, S. 81.</ref>. Für Rivkah Harris verkörpert Ištar zwei Quellen potentieller Unordnung und von Gewalt: Sex und Krieg<ref>Rivkah Harris, Inanna-Ishtar as Paradox and a Coincidence of Opposites. History of Religions 30/3, 1991, S. 270.</ref>.

Name

Claus Wilcke führt den akkadischen Namen Ištar auf den gemeinsemitischen Namen ʻAṯtar zurück.<ref>Claus Wilcke, Inanna-Ishtar, in: Erich Ebeling/Bruno Meissner (Hrsg.), Reallexikon der Assyriologie 5. Berlin: de Gruyter 1976, S. 75.</ref> Die namentliche Pluralform ištaratu bezeichnete den Begriff der Weiblichkeit.

Verbreitung

Babylonien

Datei:Pergamon Museum Berlin 2007112.jpg
Detailansicht eines Löwen, Symbol der Göttin Ischtar, an der Prozessionsstraße zum Ischtar-Tor

Ištar war die wichtigste babylonische Göttin. Sie wurde sowohl als Morgen- als auch als Abendstern verehrt. Ištar kann in männlicher und weiblicher Form auftreten<ref>Rivkah Harris, Inanna-Ishtar as Paradox and a Coincidence of Opposites. History of Religions 30/3, 1991, Anm. 29; Anm. 36; Anm. 49; S. 268–270.</ref>. Ihr Symboltier ist der Löwe, und eines ihrer Epitheta ist deshalb labbatu (Löwin).<ref>Rivkah Harris, Inanna-Ishtar as Paradox and a Coincidence of Opposites. History of Religions 30/3, 1991, S. 272.</ref> Ein weiteres mit Ištar assoziiertes Tier ist der Schakal, eine Hymne verkündet: „Ein Schakal auf Lämmerjagd bist du!“<ref>Morris Jastrow, Die Religion Babyloniens und Assyriens 1. Gießen 1905, S. 530.</ref>. Ihre göttlichen Dienerinnen waren Ninatta, Kulitta, Sintal-irti und .<ref>Hans Gustav Güterbock, A Hurro-Hittite Hymn to Ishtar. Journal of the American Oriental Society 103/1, 1983 (Studies in Literature from the Ancient Near East dedicated to Samuel Noah Kramer), S. 156–157.</ref>

Beinamen und spezifische Stadtgötter

  • Gušea (dGu-se-e-a)
  • Irninītu (dIr-ni-ni-i-t)
  • Die kriegerische Ištar von Arbela ähnelt eher der Šawuška als der babylonischen Ištar<ref name="Ursula Seidl 2001">Ursula Seidl, The Urartian Istar-Sawuska. In: Altan Çilingiroǧlu, G. Darbyshire (Hrsg.), Anatolian Iron Ages 5. Proceedings of the 5th Anatolian Iron Ages Colloquium Van, 6.-10. August 2001. British Institute of Archaeology at Ankara Monograph 3. Ankara 2005, S. 169.</ref>.
  • Die Ištar von Ninive ist seit altbabylonischer Zeit belegt, so aus Texten aus Mari und Rima<ref>Stephanie Dalley, Old Babylonian Tablets from Nineveh; and possible Pieces of Early Gilgamesh Epic. Iraq 63, 2001, S. 156.</ref>. Sie war auch eine Heilgöttin, wie das Gebet des Aššur-bāni-apli (Assurbanipal) zeigt.
  • Die Ištar von Subartu entspricht der hurritischen Šawuška.

Mythen

In den meisten akkadischen Mythen gelingt es Ištar, meist unter Einsatz ihrer Sexualität, sich dort durchzusetzen, wo andere Götter scheitern. Lediglich gegen ihre Schwester Ereškigal, die Herrin der Unterwelt (Ištars Fahrt in die Unterwelt auch Ištars Höllenfahrt, die auf das sumerische Epos von Inannas Gang in die Unterwelt zurückgeht) versagt sie. Auch den Steindämonen Ullikummi, der weder sehen noch hören kann, kann sie nicht bezirzen.

Vergleiche

Gleichsetzungen

  • sumerische Inanna
  • hurritische Göttin Šauška<ref name="Ursula Seidl 2001" />
  • hethitische Pirinkir<ref>Gary Beckman, Ištar of Nineveh reconsidered. Journal of Cuneiform Studies 50, 1998, S. 1.</ref>
  • Moremi, Göttin der Yoruba<ref>Dierk Lange, Das hebräische Erbe der Yoruba: II. Israelitische Geschichte und Kanaanäischer Kult, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 146, 1999, S. 137.</ref>

Moderne Rezeption

Wiktor Pelewin greift den Ischtarmythos in seinem Roman „Generation P“ (1999) auf. Abraham Merritt versetzte in seinem Roman The Ship of Ishtar einen modernen Menschen in die akkadische Götterwelt.

In Neil Gaimans The Sandman – Brief Lives wird Ištar als Gottheit beschrieben (gleichzeitig auch Astarte sowie Dumuzis Schwester Belili). Diese arbeitet auf Grund des Mangels an religiöser Verehrung, die für Götter überlebenswichtig ist, in einem Stripclub (mit der Begründung „even a little worship is better than nothing“, dt.: „selbst ein wenig Verehrung ist besser als gar nichts“). Thematisiert werden im Zusammenhang mit und durch Ištar unter anderem Tempelprostitution und die Auswirkungen eines Matriarchats.

Zudem taucht die Göttin Ischtar im Horrorfilm Blood Feast von Herschell Gordon Lewis auf, der 1963 als erster Splatterfilm überhaupt in die Kinos kam und 2002 mit Blood Feast 2 – All You Can Eat durch denselben Regisseur fortgesetzt wurde. In den Filmen tötet ein ägyptischer Caterer junge Frauen für ein Festmahl, um die Göttin Ištar wieder zum Leben zu erwecken.

1987 wurde mit Dustin Hoffman, Warren Beatty, Haluk Bilginer und Isabelle Adjani in den Hauptrollen ein Film mit dem Titel Ishtar gedreht. Er erntete äußerst schlechte Kritiken und konnte seine Produktionskosten bei weitem nicht einspielen.

Auch in die Bildende Kunst fand die Göttin Eingang: Ischtars Rolle in der Geschichte der Frauen machte die feministische Künstlerin Judy Chicago deutlich: Sie widmete ihr in der Arbeit The Dinner Party (1974–1979) eines der 39 Gedecke am Tisch<ref>http://www.brooklynmuseum.org/eascfa/dinner_party/home.php Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk, abgerufen am 15. April 2014.</ref>.

Sonstiges

Der zweite kleinere Kontinent auf dem Planeten Venus erhielt den Namen Ištar Terra.

Siehe auch

Literatur

  • G. Barton: The Semitic Istar Cult. Hebraica 9, 1893, 131–165.
  • G. Barton: The Semitic Istar Cult (continued). Hebraica 10, 1893, 1–74.
  • Dietz-Otto Edzard: Mesopotamien. Die Mythologie der Sumerer und Akkader. In: H. W. Haussig (Hrsg.), Wörterbuch der Mythologie, ed. (Stuttgart: Klett, 1962), 1, 86–89.
  • Helmut Freydank u. a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien. VMA-Verlag, Wiesbaden 1997 ISBN 3-928127-40-3.
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004 ISBN 3-7608-2306-8.
  • Rivkah Harris: Inanna-Ishtar as Paradox and a Coincidence of Opposites. History of Religions 30/3, 1991, 261–278.
  • N. Na'aman: The Ishtar Temple at Alalakh. Journal Near Eastern Studies 39, 1980, 209–214.
  • Nanette B. Rodney: Ishtar, the Lady of Battle. The Metropolitan Museum of Art Bulletin NS 10/7, 1952, 211–216.
  • Wolfram von Soden: Zwei Königsgebete an Ištar aus Assyrien. AfO 77, 1974, 36–49.
  • Claus Wilcke: Inanna-Ishtar (Mesopotamien). A. Philologisch. In: In Erich Ebeling, Bruno Meissner (Hrsg.), Reallexikon der Assyriologie. (Berlin: de Gruyter, 1976) Band 5, 74–87.

Weblinks

Commons Commons: Ishtar – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienVorlage:Commonscat/Wartung/P 2 fehlt, P 1 ungleich Lemma

Einzelnachweise

<references />