Kleintransporter
Als Kleintransporter bezeichnet man in Deutschland kleine Lastkraftwagen, die aufgrund ihres zulässigen Gesamtgewichts bis 3,5 Tonnen mit der Fahrerlaubnis Klasse B gefahren werden dürfen. Die Nutzlast eines Kleintransporters liegt zwischen etwa 0,5 und 1,5 Tonnen. Ab 3,5 Tonnen ist ein Fahrtenschreiber Pflicht sowie der Führerschein Klasse C1 (bis 7,5 Tonnen) oder C.
Inhaltsverzeichnis
Abgrenzung
Eine gesetzliche Definition, z. B. in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, gibt es nicht. Im unteren Grenzbereich sind die Hochdachkombis anzusiedeln, die jedoch meist als PKW zugelassen sind. Zu den Kleintransportern gehören ebenfalls Lieferwagen/Kastenwagen, die sich nur in Details wie fehlenden hinteren Seitenscheiben von einem zugehörigen PKW-Modell unterscheiden.
Inzwischen werden häufig auch Transporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 t als Kleintransporter bezeichnet. Hierbei handelt es sich eigentlich um Leichte LKW – eine Gruppe der LKW, die bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen reicht und die nicht mehr mit dem Pkw-Führerschein gefahren werden dürfen. Konstruktiv und äußerlich haben sich diese teilweise stark den Kleintransportern angenähert. Zahlreiche Typen wie DB Sprinter sind in Ausführungen für beide Nutzlast-Klassen im Angebot.
Ähnlich wie LKW werden viele Kleintransporter auch mit Fahrerkabine und daran anschließenden unterschiedlichen Aufbauten angeboten. Wie bei den Hochdachkombis gibt es auf Basis der Kleintransporter von den meisten Herstellern auch einen Kleinbus zur Personenbeförderung, teilweise auch eine Mischform als „Doppelkabine“.
Sonderschutzfahrzeuge fallen auch aufgrund ihrer Panzerung in den Bereich der Leicht-LKW bis oder darüber. Bis einem zulässigen Gesamtgewicht können diese mit einer Ausnahmegenehmigung auch mit Führerscheinklasse B gefahren werden.
Geschichte
Zu Vorkriegszeiten wurden von unterschiedlichen Herstellern sogenannte Eil-Lieferwagen hergestellt. Diese boten meist eine Nutzlast von 200–300 kg und waren nur dreirädrig. Beispiele für damalige Hersteller sind Tempo und Framo. Auch vierrädrige Kleintransporter wurden noch zu Vorkriegszeiten hergestellt, zum Beispiel ab 1938 der Framo V 500. Nach dem Krieg wurden die bisher gebräuchlichen Pferdefuhrwerke zunehmend von Kleintransportern, damals auch Schnelltransporter genannt, verdrängt. Die Fahrzeuge hatten zunächst eine aus heutiger Sicht schwache Motorisierung von 10–25 KW und waren sehr spartanisch ausgestattet. Typische frühe Vertreter in Deutschland waren der DKW-Schnellaster, der Tempo Matador und der VW Transporter, bzw. in der DDR der Framo V 501/2. In Frankreich wurde der Citroën Typ H bereits 1947 vorgestellt.
Neben den leichteren Kleintransportern gab es größere Wagen mit einer zulässigen Gesamtmasse von über 3,5 bis 7,5 Tonnen. Einerseits Fahrzeuge mit einem Nutzmasse von 2–3 Tonnen, wie etwa Opel Blitz oder Phänomen Granit 30K. Noch größere waren 3–4-Tonner wie Mercedes Benz L 3500 und IFA H3A. Zeitgenössisch als Leichte LKW eingestuft, sind sie nach heutiger Auffassung ebenfalls den Kleintransportern zuzurechnen.
Im Laufe der Jahre wurden auch leichte Kleintransporter mit immer stärkeren Motoren ausgerüstet und komfortabler. Inzwischen stehen sie sowohl in Fahrleistungen als auch Ausstattung einem PKW kaum nach. Zu einem Problem wurde es dabei, dass von Fahrern der Kleintransporter oft nicht beachtet wird, dass die Fahrstabilität nicht der eines PKW gleicht, was gerade auf Autobahnen zu einer Häufung von schweren Unfällen mit Kleintransportern führte. Die Breite des Angebots wurde immer stärker spezialisiert und differenziert, um für jedes Nachfrage- und Preissegment ein passendes Fahrzeug im Programm zu haben. Häufiger noch als bei der PKW-Herstellung gibt es bei Kleintransportern eine konzernübergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fabrikaten.
Modelle
Größenklassen aktueller Modelle
Für eine Unterteilung in kleine, mittlere und große Kleintransporter gibt es keine Definition, die Übergänge zum Lieferwagen-PKW einerseits und den Leichten LKW andererseits werden oft nicht klar abgegrenzt. Da die meisten Hersteller mit der Zeit das Angebot an Kleintransportern auf mehrere Modelle erweitert haben, entstehen mehr oder weniger automatisch verschiedene Größenklassen.
Gruppen-Marken | Klein (z. T. „Hochdachkombi“) | Mittel | Groß (über 3,5 t als „LKW“) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kleintransporter-Kastenwagen: Max. Ladevolumen von/bis (in m³ bei Einzelkabine) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2–3 | 3–4 | 4–5 | 5–6 | 6–7 | 7–8 | 8–9 | 9–10 | 10–11 | 11–12 | 12–13 | 13–14 | 14–15 | 15–16 | 16–17 | 17–18 | 18–19 | 19–20 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Toyota | Dyna/ToyoAce | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Proace[3] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Peugeot, Citroën | Bipper / Nemo[2] | Partner / Berlingo[8] | Expert II / Jumpy II[3] | Boxer II / Jumper II[4] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fiat, Ram, Iveco | Fiorino[2] | Doblò II[9] | Scudo II[3] | Ducato III / Promaster I[4] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Daily VI | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Opel, Vauxhall, Chevrolet, GMC | Combo D[9] | Vivaro A[5] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Movano B[6] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Express/Savana[7] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Renault, Nissan | Kangoo II[10] | Trafic II / Primastar I[5] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NV200 | Master III / NV400[6] | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mercedes-Benz, Freightliner | Citan[10] | Vito (BR 447) | Sprinter II[1] | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Volkswagen | Caddy III/IV | Transporter T5/T6 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Crafter[1] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ford | Transit Courier | Transit Connect | Transit | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Transit Custom | E-Serie | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hyundai | H-1 / H200 | H350 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kooperationen & Gemeinschaftsentwicklungen: [1] Mercedes-Benz Sprinter ist weitgehend baugleich mit Freightliner Sprinter und VW Crafter; zwischenzeitlich auch als Dodge Sprinter |
Weitere, z. T. historische Modelle
Folgende Liste zeigt ausgewählte, meist historisch wichtige Kleintransporter:
- Citroën: Typ H
- DKW: DKW-Schnellaster
- Hanomag-Henschel: Harburger Transporter
- Hyundai: H100 / Porter
- IFA: Barkas B 1000
- Mitsubishi: L300
- Nissan: Urvan, Vanette
- Piaggio: Ape / Vespacar, Porter (Daihatsu Hijet)
- Škoda/TAZ: Škoda/TAZ 1203, TAZ 1500
- Subaru: Libero
- Suzuki: Carry /Super-Carry
- Tempo: Matador, Wiking, Rapid
- Toyota: LiteAce, Hiace
Bilder
- DKW 3-6 F800-3 1956.jpg
DKW-Schnellaster
- Kombi Furgão.jpg
VW Transporter, zweite Generation
- Citroen hy sst.jpg
Citroën Typ H
- Bedford blitz v sst.jpg
- Bongowagon.jpg
- 1st Chevrolet Express -- 09-27-2010.jpg
Chevrolet Express
- Ford Transit Connect -- 08-25-2009.jpg
Ford Transit Connect
- Mercedes-Benz Sprinter Modelljahr 2006.jpg
Mercedes-Benz Sprinter
- Peugeot Boxer front 20071108.jpg
Peugeot Boxer
- NISSAN NV200 VANETTE 16S.jpg
Nissan NV200
- Fiat Fiorino Kombi.JPG
Aufbauformen
Neben der typischen Aufbauform des Kastenwagens gibt es eine Vielzahl weiterer Aufbauformen für Kleintransporter. Die Form des Kleinbusses wird oft als eigene Fahrzeugklasse behandelt.
- Iveco Daily front 20080625.jpg
Iveco Daily als Kastenwagen
- Iveco Daily white.JPG
Iveco Daily mit Kofferaufbau
- Iveco Daily pickup truck rear.jpg
Iveco Daily mit Pritsche
- Iveco Daily 35C15 podwozie w Krakowie.jpg
Iveco Daily als Fahrgestell
- ADAC Iveco Daily.JPG
Iveco Daily als Fahrzeugtransporter
- Bus Iveco Daily 50C14 CNG.jpg
Iveco Daily als Kleinbus
Unfälle mit Kleintransportern
Kleintransporter
- unterliegen bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t keiner gesonderten Geschwindigkeitsbegrenzung,
- können mit dem Pkw-Führerschein (Klasse B, früher Klasse III) gefahren werden,
- verbinden starke Motoren mit einer gegenüber normalen Pkw deutlich größeren Masse
- daher sind sie bei zeitkritischen Transporten (Kurierfahrten) entsprechend populär.
Deshalb wurde Kritik vor allem an der Bremskraft der Fahrzeuge geübt. Für die Größe und vor allem das Gewicht seien sie mit zu schwachen Bremsen ausgerüstet, die zudem nach einigen Bremsvorgängen heiß laufen und den Bremsweg weiter verlängern würden. Nach 10 Bremsungen verlängere sich der Bremsweg teilweise um über 10 %. Zudem brauche man für den Betrieb der Fahrzeuge weder Fahrtenschreiber, noch seien Ruhezeiten für die Fahrer vorgeschrieben.
Während die Zahl der Kleintransporter von 1995 bis 2000 um rund 25 Prozent zunahm, stieg die Anzahl schwerer Verkehrsunfälle, an denen Kleintransporter beteiligt waren, um mehr als 50 Prozent. Die Zahl der schweren Unfälle wuchs also gut doppelt so schnell wie die Zahl der Fahrzeuge. Dies ist jedoch auch auf die gestiegenen Fahrleistungen pro Fahrzeug zurückzuführen. Bezogen auf die gefahrenen Kilometer sind Kleintransporter nicht überdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt.
Zwischen 1991 und 2001 stieg die Zahl der Kleintransporter um 127 %, die Anzahl von Unfällen mit Beteiligung von Kleintransportern stieg um 103 %.
Durch diese Diskussion sind auch Wohnmobile unberechtigt in Verruf geraten, die zwar auf denselben Basisfahrzeugtypen aufbauen, jedoch fast ausschließlich im Urlaub mit viel Zeit Verwendung finden. Da sie meist von privaten Eigentümern selbst genutzt werden, werden Wohnmobile aufgrund ihres relativ hohen Wertes in der Regel sehr vorsichtig gefahren. Somit weisen sie eine äußerst niedrige Unfallbilanz aus, die darüber hinaus meist durch technische Mängel (Reifenplatzer) verursacht wird. Es wurde darüber nachgedacht, gewerblich genutzte Kleintransporter über eine Geschwindigkeitsbegrenzung „einzubremsen“. Dies wurde jedoch verworfen.