Métis


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Datei:Metis Blue.svg
Flagge der Métis Nation of Canada
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Flagge der Métis Nation of Alberta, früher Flagge der Anglo-Métis oder Countryborn
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Métis-Indianer auf Büffeljagd, Skizze des kanadischen Malers Paul Kane aus dem Jahr 1846.
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Métis-Indianer auf Büffeljagd, Ölgemälde von Paul Kane, das nach seinen Skizzen entstand.

Die Métis (sprich: [meːˈtiː], französisch für Mestizen) sind eine Ethnie in Kanada und Teilen der Vereinigten Staaten, wie North Dakota und Montana. Sie sind Nachfahren europäischer Pelzhändler – insbesondere aus Frankreich, England und Schottland – und Frauen indianischer Abstammung. Einst gab es große kulturelle, sprachliche sowie religiöse Unterschiede zwischen französischstämmigen Métis sowie englisch- und gälischstämmigen Métis.

Die French Métis, die die größte Gruppe stellen, sind Nachfahren von frankophonen Händlern und Trappern sowie Frauen insbesondere der Ethnien der Cree, Anishinabe, Saulteaux, Nakota, Ojibwa, Abenaki, Menominee, Mi'kmaq oder Maliseet. Nach der Niederlage Frankreichs im Französisch-Indianischen Krieg musste dieses im Pariser Frieden 1763 Kanada an die Briten abtreten – und konnte somit die französischen Siedler sowie deren indianische Verbündete und die Metis-Gemeinden nicht mehr schützen. Daher zogen viele französischstämmige Métis sowie französische Händler, Trapper und Siedler weiter nach Westen in die Rocky Mountains sowie nach Nordwesten in die Wälder – wo sie Frauen der Chipewyan, Woodland Cree, Dogrib, Yellowknife, Slavey, Gwich'in und Inuvialuit heirateten. Durch diese Verbindung entwickelte sich eine eigene Sprache, das Michif (auch French Cree, Mitchif), das auf dem sog. Métis French (ein Dialekt des kanadischen Französisch) sowie meist dem Cree sowie zusätzlichen Lehnwörtern aus den Englischen und weiteren Sprachen der First Nations – wie dem Ojibwe (Anishinaabemowin), Assiniboine und Dene.

Die Anglo-Métis (meist als Countryborn bezeichnet) waren eine Métis-Gruppe im 19. Jhd. aus Nachfahren von Trappern, Händlern und Mountain Men, die meist von den Orkney-Inseln, aus Schottland oder England stammten sowie deren indianischen Frauen – oft hatten diese Männer bei mehreren Stämmen, mit denen sie Handel trieben, eine Frau und mit ihr Kinder. Die Sprache dieser Kinder war meist die ihrer indianischen Mütter, die meist den Cree, Saulteaux, Assiniboine und Stoney angehörten sowie Canadian English. Einige ihrer Väter sprachen zudem Gälisch oder Schottisch, was zur Entwicklung des Bungee (Bungie, Bungay oder Red River Dialect) führte.

Geschichte

Die Entwicklung der Métis fand sukzessive im Zeitraum zwischen dem 17. Jahrhundert und dem späteren 19. Jahrhundert statt. Die ersten Métis lebten um 1600 auf der Labrador-Halbinsel; ihre Väter waren europäische (französische, baskische, portugiesische) Fischer. Im Zuge der Westwanderung der französischen Pelzhändler entstanden Gemeinden der westlichen Métis in Manitoba, später auch in Saskatchewan und Alberta, in Teilen Ontarios und am Mackenzie River, wo sie unter englischen Einfluss gerieten. Während die Hudson Bay Company der englischen Pelzhändler jedoch Ehen zwischen den Trappern und einheimischen Frauen ablehnte, wurden diese von der North West Company (Compagnie de Nord-Ouest) der französischen Jäger und Händler nicht nur akzeptiert, sondern gefördert. Die Métis arbeiteten für beide Gesellschaften erfolgreich als Pfadfinder, Jäger, Fallensteller und Dolmetscher.<ref>First people of Canada</ref>

International bekannt wurden die Métis durch die Red-River-Rebellion und Louis Riel (1844–1885), der 1869 am Red River, dem heutigen Manitoba, mit dem Comité National des Métis de la Rivière Rouge eine provisorische Provinzregierung bildete und den Eintritt in die kanadische Konföderation anstrebte. Anlass war der Verkauf des Landes durch den vorherigen Besitzer, die Hudson Bay Company, an die kanadische Regierung und die dadurch entstandene Unsicherheit der Landrechte der Métis. 1885 führte Riel die Métis als „Prophet“ in die Nordwest-Rebellion gegen die kanadische Regierung und wurde am 16. November 1885 wegen Hochverrats gehängt. Dies führte zu Spannungen zwischen den englischen und französischen Kanadiern, die mit den Métis sympathisiert hatten.

Seit 1982 sind die Métis als indigenes Volk in Kanada anerkannt, seit 1983 vertritt sie in Kanada das Métis National Council. Es gibt im Gegensatz zu den First Nations kein Anerkennungsverfahren. Die Gemeinden bestimmen selbst, wer zu ihnen gehört. Ihre Gesamtzahl lag nach den Ergebnissen der Volkszählung von 2006 bei 389.785.<ref>Indian and Northern Affairs Canada. Métis.</ref>

Sprache

Die Mehrheit der Métis spricht heute Englisch, das Bungee der Anglo-Métis war nur bis nach 1900 in Gebrauch. Französisch und Michif, eine Art Kreolsprache, ist die Sprache der Métis mit französischen Vorfahren. Michif geht aber offenbar nicht auf ein Pidgin zurück, sondern hat sich aus Cree und Französisch entwickelt – das Nominalsystem ist französisch, das Verbalsystem ist Cree.

Politische Organisationen der Métis

Trotz seines Namens ist das Métis National Council (MNC) keine nationale Organisation und repräsentiert keinesfalls alle Métis in ganz Kanada, sondern es ist nur die Dachorganisation der sog. Historic Métis Nation oder Red River Métis in Ontario, Manitoba, Saskatchewan, Alberta und British Columbia. Die Mitglieder müssen also Nachfahren der Historic Métis Nation sein, die einst im Historic Métis Nation Homeland (die kanadischen Prärieprovinzen – die Red-River-Kolonie (in Manitoba), Saskatchewan, Alberta – sowie Montana und North Dakota in den Vereinigten Staaten) vor und zur Zeit der Red-River-Rebellion als die Métis unter Führung von John Bruce (oder Brousse) sowie Louis Riel am 8. Dezember 1869 die Provisorische Regierung der Métis in den Northwest Territories ausriefen. Ein weiteres wichtiges Datum für die Entstehung der Métis Nation ist die Battle of Seven Oaks von 1816 während des Pemmikan-Kriegs. Einige Mitglieder des Métis National Council – vor allem aus Ontario und British Columbia, betrachten diese regionale Definition als zu eng, da diese wahrscheinlich selbst die mögliche Aufnahme von Mitgliedern aus den Nordwest-Territorien ausschließt.

Literatur

  • Maria Campbell: Halfbreed. McClelland and Stewart, Toronto 1973, ISBN 0-7710-8330-0.
  • Martha Harroun Foster: We Know Who We Are. Métis Identity in a Montana Community. University of Oklahoma Press, Norman OK 2006, ISBN 0-8061-3705-3.
  • Jacqueline Peterson: Many Roads to Red River: Métis genesis in the Great Lakes Region, 1680–1815. In: Jacqueline Peterson, Jennifer S. H. Brown (Hrsg.): The New Peoples. Being and Becoming Métis in North America (= Manitoba Studies in Native History. Bd. 1). University of Manitoba Press, Winnipeg 1985, ISBN 0-88755-617-5, S. 37–71.
  • Chris Andersen: Metis. Race, Recognition, and the Struggle for Indigenous Peoplehood. University of British Columbia Press, Vancouver 2014.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Metis – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienVorlage:Commonscat/Wartung/P 2 fehlt, P 1 ungleich Lemma

Einzelnachweise

<references />