Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Moskau)
Mariä-Entschlafens-Kathedrale russisch: Uspenski-Kathedrale Успенский собор | ||||||
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Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale vom Kathedralenplatz aus gesehen Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale vom Kathedralenplatz aus gesehen | ||||||
Daten | ||||||
Ort | Moskau | |||||
Baujahr | 1475 bis 1479 | |||||
Koordinaten | 37,616944444444|primary | dim= | globe= | name=Mariä-Entschlafens-Kathedrale russisch: Uspenski-Kathedrale Успенский собор |
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Besonderheiten | ||||||
größte Kirche innerhalb des Moskauer Kremls · ältestes vollständig erhaltene Gebäude in Moskau · von 1547 bis 1896 Ort der Zaren-Krönung · Grabkirche der Moskauer Metropoliten und orthodoxen Patriarchen |
Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, manchmal auch mit dem russischen Namen Uspenski-Kathedrale genannt (russisch Успенский собор/Transliteration Uspenskij sobor) ist die größte Kirche innerhalb des Moskauer Kremls und das älteste vollständig erhaltene Gebäude in Moskau. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie 1475–79 auf Geheiß des Moskauer Großfürsten Iwan III. durch den italienischen Architekten Aristotele Fioravanti erbaut und ist architektonisch von der Renaissance beeinflusst. In der Kathedrale wurden von 1547 bis 1896 die Zaren gekrönt. Außerdem sind dort die Moskauer Metropoliten und die Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche beigesetzt.
Der Name bezieht sich auf den Tod der heiligen Maria, Mutter Jesu.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale steht frei auf dem höchsten Punkt des Kreml- (oder Borowizki-)Hügels an der Nordseite des Kathedralenplatzes (Соборная площадь). Eine schmale Gasse trennt sie im Norden vom Patriarchenpalast mit der Zwölf-Apostel-Kirche. Südwestlich erhebt sich der Glockenturm Iwan der Große, im Süden am gegenüberliegenden Platzende die Erzengel-Michael-Kathedrale. Im Südwesten, ebenfalls nur durch einen schmalen Durchgang von der Kirche getrennt, steht der Facettenpalast.
Geschichte
Hypothesen zum Gründungsbau
Über die frühe Baugeschichte existieren keine zeitgenössischen Aufzeichnungen mehr. Daher ist die Frage, wann Vorgängerbauten errichtet wurden und welche Gestalt sie hatten, in der Wissenschaft umstritten. Bei Ausgrabungen entdeckte man 1968 im Bereich der heutigen Kirche ein mittelalterliches Gräberfeld mit zum Teil äußerst kostbaren Beigaben, die auf die Mitte des 12. bis in die 20er Jahre des 14. Jahrhunderts datiert wurden. Die Existenz des Friedhofs und das hohe Alter einiger Fundstücke deuten darauf hin, dass schon zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung des Moskauer Kremls 1156 an dieser Stelle eine Kirche stand. Wie alle Gebäude des hochmittelalterlichen Moskau bestand sie höchstwahrscheinlich aus Holz und ist daher restlos verschwunden.<ref>Vgl. hierzu .“</ref>
Sowjetära und Nachwendezeit
Bald nach der Übersiedlung der neuen sowjetrussischen Regierung nach Moskau im März 1918 wurde die Kathedrale, wie auch alle anderen Kirchen im Moskauer Kreml, für Gottesdienste geschlossen und zum Museum erklärt. Zum orthodoxen Osterfest am 5. Mai 1918 zelebrierte Vikar Trifon von Dmitrow den für lange Zeit letzten Gottesdienst in der Kathedrale. Der Künstler Pawel Korin hielt dieses denkwürdige Ereignis in einer Ölskizze mit dem Titel „Das Vergehen der Rus“ (Русь уходящая, 1935–59) fest. 1922 beschlagnahmte das Regime den größten Teil der Ausstattung und des Kirchenschatzes, der zum Großteil in den Fundus der Rüstkammer des Kremls und der Tretjakow-Galerie überging. Einige Stücke wurden gegen Devisen ins Ausland verkauft. 1949/50, 1960 und 1978 fanden Restaurierungsarbeiten statt. Eine Wiederbelebung der Mariä-Entschlafens-Kathedrale als Gotteshaus erfolgte erst wenige Jahre vor der Auflösung der Sowjetunion, zur Perestroika-Zeit: Nachdem bereits 1989 und 1990 Gottesdienste in der Kirche stattgefunden hatten, wurde die Kathedrale 1991 der Russisch-Orthodoxen Kirche zurückübereignet.
Funktionen
Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale erfüllte seit ihrer erstmaligen Errichtung im Jahre 1327 bis 1918 eine Reihe religiöser und repräsentativer Funktionen: Sie war die Hof- und Krönungskirche der Großfürsten von Moskau und der russischen Zaren und Kaiser, auch dann noch, als der Regierungssitz längst nach Sankt Petersburg verlegt worden war. Als Hauptkirche der Eparchie Moskau und der gesamten Russischen Orthodoxie wurden in ihr Metropoliten und Patriarchen (ab 1589) geweiht und bis 1721 auch bestattet. Die enorme Bedeutung der Kathedrale zeigt sich ebenso in dem großen Grundbesitz, den sie bis zur Verstaatlichung der kirchlichen Liegenschaften durch Katharina die Große 1765 besaß.
Beschreibung
Architektur
Fioravanti orientierte sich beim Entwurf zwar an der gleichnamigen Kathedrale in Wladimir − unter anderem wurde das Kalksteinmauerwerk, die umlaufenden Blendarkaturen in der unteren Fensterzone, die Gewändeportale, die Halbkreisform der Sakomary und die bis dahin unübliche Fünfzahl der bekrönenden Pendentifkuppeln mit Tambour übernommen; allerdings brachte er auch zahlreiche neue Gestaltungselemente ein. Abweichend von der damaligen russischen Baupraxis ließ Fioravanti Pfeiler, Gewölbe und Kuppeltamboure in Backstein ausführen. Das im Vergleich zu Haustein wesentlich geringere Gewicht entlastete die Umfassungsmauern. Letztere bestehen aus Kalkstein wie auch alle anderen Teile des Bauwerks, die anschließend skulptural ausgearbeitet wurden.<ref>Kavel'macher 1995, „Успенский собор был выстроен Аристотелем в смешанной технике — Originaltitel: В. И. Федоров: Успенский собор: исследование и проблемы сохранения памятника. В кн.: Успенский собор Московского кремля. Материалы и исследования. Москва 1985. Стр. 52-68.
- [I. Ja. Kačalova: K istorii nyne suščestvujuščego ikonostasa Uspenskogo sobora. In: Gosudarstvennye Muzei Moskovskogo Kremlja (GMMK) (Hrsg.): Materialy i issledovanija. II, Sovetskij chudožnik, Moskva 1976, S. 104-108 (http://www.kremlin.museum.ru/img/uploaded/files/MaterialsInvestigations/part02/v02s06_Kachalova.pdf, abgerufen am 18. Januar 2009).] − Originaltitel: И. Я. Качалова: К истории ныне существующего иконостаса Успенского собора. В кн: Государственные Музеи Московского Кремля (ГММК): Материалы и исследования. Вып. II. Советский художник. Москва, 1976. Cтр. 104-108.
- [V. V. Kavel'macher: K voprosu o pervonačal'nom oblike Uspenskogo sobora Moskovskogo kremlja. In: Central'nyj naučno-issledovatel'skij institut teorii i istorii architektury (Hrsg.): Architekturnoe nasledstvo. 38, Moskva 1995, ISSN 0320-0841, S. 214-35 (http://www.rusarch.ru/kavelmakher7.htm, abgerufen am 13. Januar 2009).] — Originaltitel: В. В. Кавельмахер: К вопросу о первоначальном облике Успенского собора Московского кремля. В кн.: Архитектурное наследство/Центральный научно-исследовательский институт теории и истории архитектуры. Вып. 38. Москва, 1995. Стр. 214-235.
- [B. M. Kloss, V. D. Nazarov: Letopisnye istočniki XV veka o stroitel'stve moskovskogo Uspenskogo sobora. In: Istorija i restavracija pamjatnikov Moskovskogo Kremlja. VI, Moskva 1989, S. 20-42 (http://www.russiancity.ru/books/b9.htm, abgerufen am 12. Januar 2009).] — Originaltitel: Б. М. Клосс, В. Д. Назаров: Летописные источники XV века о строительстве московского Успенского собора. В кн.: История и реставрация памятников Московского Кремля. Вып. VI. Москва 1989. Стр. 20-42.
- [K. K. Romanov: O formach moskovskogo Uspenskogo sobora 1326 i 1474 gg. In: Materialy i ssledovanija po archeologii Moskvy. Nr. 44, 1955, S. 7-19.] — Originaltitel: К. К. Романов: О формах московского Успенского собора 1326 и 1474 гг. В кн.: Материалы и сследования по археологии Москвы. Вып. 44. Москва 1955. Стр. 7-19.
- [V. P. Vygolov: Architektura Moskovskoj Rusi serediny XV veka. Kul'tovaja architektura. Graždanskaja architektura. Krepostnaja architektura. Uspenskij Sobor v Moskve (1472-1479). Nauka, Moskva 1988.] — Originaltitel: В. П. Выголов: Архитектура Московской Руси середины XV века. Культовая архитектура. Гражданская архитектура. Крепостная архитектура. Успенский Собор в Москве (1472-1479). Москва: Наука, 1988.
- [S. V. Zagraevskij: Zodčestvo Severo-Vostočnoj Rusi konca XIII-pervoj treti XIV veka.. ALEV-V, Moskva 2003, ISBN 5-94025-046-7 (http://www.rusarch.ru/zagraevsky4.htm, abgerufen am 12. Januar 2009).] — Originaltitel: С. В. Заграевский: Зодчество Северо-Восточной Руси конца XIII–первой трети XIV века Москва: АЛЕВ-В, 2003.
Deutschsprachige Literatur
- Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Institut für Kunstgeschichte (Hrsg.): Geschichte der russischen Kunst. Bd. III, Dresden, Verlag der Kunst 1959 (Originaltitel: История Русского Искусства, übersetzt von Kurt Küppers).
- Sebastian Kempgen: Die Kirchen und Klöster Moskaus – ein landeskundliches Handbuch. Sagners slavistische Sammlung, hrsg. von Peter Rehder, Bd. 21, Otto Sagner, München 1994, ISBN 3-87690-566-4, S. 70-78.
Weblinks
- Commons Commons: Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Moskau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- die Mariä-Entschlafens-Kathedrale. In: Structurae
- The Assumption Cathedral. In: The Moscow Kremlin. The Kremlin Museums, abgerufen am 13. Januar 2009 (englisch, Beschreibung der Kathedrale und ihrer bedeutendsten Ausstattungsstücke).