Maximilian Schell
Maximilian Schell (* 8. Dezember 1930 in Wien; † 1. Februar 2014 in Innsbruck)<ref>Schauspieler Maximilian Schell ist tot, n24.de vom 1. Februar 2014</ref> war ein Schauspieler, Regisseur und Produzent mit österreichischer und schweizerischer Staatsangehörigkeit. Er gewann 1962 den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in Das Urteil von Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Maximilian Schell war der Sohn von Hermann Ferdinand Schell, einem Schweizer Schriftsteller, und Margarethe Noé von Nordberg, einer Wiener Schauspielerin. Er war das dritte von vier Kindern nach Maria und Carl und vor Immy. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 verlegte die Familie ihren Wohnsitz von Wien nach Zürich.
Schell verbrachte seine weitere Jugend in Zürich und wurde künstlerisch auch durch seine Eltern geprägt. Er studierte an der Züricher Universität Philosophie, Kunstgeschichte sowie Musik- und Theaterwissenschaft auch in Basel und München. Ferner war er Fußballspieler beim Grasshopper Club Zürich, dessen bekennender Anhänger er bis zu seinem Tod war. 1952 wechselte er in das darstellende Fach, studierte nebenbei am Konservatorium Bern (heute: Hochschule der Künste Bern) Klavier und debütierte im Herbst 1952 am Theater Basel als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg. 1959 wechselte Schell nach verschiedenen Stationen an die Münchner Kammerspiele. Noch im gleichen Jahre holte ihn Gustaf Gründgens nach Hamburg, wohin er zu dessen Abschied 1963 für die berühmt gewordene Hamlet-Inszenierung zurückkehrte.
Ende der 1960er-Jahre spielte er in London, nebenbei übersetzte er Werke von John Osborne und William Shakespeare. 1978 übernahm er von Curd Jürgens die Rolle des Jedermann bei den Salzburger Festspielen, die er bis 1982 verkörperte. Schell trat auch als Opernregisseur hervor. 2007 überraschte er als Operettenregisseur, indem er die Operette Wiener Blut von Johann Strauss erfolgreich auf die Seebühne im österreichischen Mörbisch brachte.
Auch im Film und im Fernsehen erreichte er große Bekanntheit. So drehte er bereits 1955 seinen ersten Film Kinder, Mütter und ein General. 1957 stand er erstmals in Hollywood vor der Kamera. Neben Marlon Brando war er in Die jungen Löwen zu sehen. Spätestens seine Rolle eines Verteidigers von Nazi-Verbrechern in Stanley Kramers Film Das Urteil von Nürnberg machte ihn zum internationalen Star. Er erhielt dafür 1962 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Weitere Filme folgten, unter anderem Topkapi (1964) mit Peter Ustinov, Die Akte Odessa (1974) oder Deep Impact (1998).
Ende der 1960er-Jahre begann er auch als Produzent und Regisseur hinter der Kamera zu agieren. Bereits sein Erstling Erste Liebe (1970) war ein großer Erfolg. Es folgten Der Fußgänger (1974) und Friedrich Dürrenmatts Der Richter und sein Henker (1975). In seiner vielbeachteten Dokumentation Marlene (1984) über Marlene Dietrich ist er besonders präsent als Zuhörer.<ref>Fritz Göttler: Der Junge mit der Strähne – Großer kleiner Bruder: Der Schauspieler Maximilian Schell wird achtzig. In: Süddeutsche Zeitung vom 8. Dezember 2010</ref> 2003 folgte mit Meine Schwester Maria eine Filmbiografie über seine seit längerem an Demenz leidende Schwester Maria Schell.
Schell galt weltweit als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspieler deutscher Sprache. Außerdem war er weitere Male als bester Darsteller und Nebendarsteller sowie für den besten ausländischen und den besten Dokumentarfilm für den Oscar nominiert worden. 2002 erhielten er und seine Schwester Maria einen Bambi für ihr Lebenswerk.
Aufsehen erregte seine drei Jahre andauernde Liaison mit Soraya, der ehemaligen Frau des letzten Schahs von Persien. Im Jahr 1985 lernte Schell bei den Dreharbeiten zu Peter der Große die russische Schauspielerin Natalja Eduardowna Andreitschenko kennen, die er im Juni 1986 heiratete; 1989 wurde ihre gemeinsame Tochter Nastassja geboren.<ref>Maximilian Schell verließ seine Frau, Vorarlberg Online (vol.at) vom 21. Mai 2002, abgerufen am 2. Februar 2014</ref> Seit 2002 von seiner Ehefrau getrennt lebend und seit 2005 geschieden, hatte er vorübergehend ein Verhältnis mit der österreichischen Kunsthistorikerin Elisabeth Michitsch. Seit 2008 war er mit der 47 Jahre jüngeren deutschen Opernsängerin Iva Mihanovic liiert, die er am 20. August 2013 heiratete.<ref>Maximilian Schell liebt diese Frau oe24.at vom 28. November 2009</ref><ref>Maximilian Schell: Hochzeit in den Alpen Gala vom 21. August 2013, abgerufen am 23. August 2013</ref>
Neben seinen Tätigkeiten für Theater, Film und Fernsehen widmete sich Maximilian Schell der Musik, der Malerei, und gelegentlich schrieb er auch. Darüber hinaus führte er als Erzähler durch die Dokumentationsreihe Terra X: Imperium. Er lebte abwechselnd in Los Angeles und auf dem elterlichen Berghof in Preitenegg (Kärnten). Maximilian Schell war einer der Taufpaten der Schauspielerin Angelina Jolie. Diese Verbindung entstand durch Jolies Vater Jon Voight, der 1974 in Die Akte Odessa und 1975 in Schells Dürrenmatt-Verfilmung Der Richter und sein Henker Hauptrollen übernahm.
Schell war mit dem Schriftsteller und späteren tschechischen Präsidenten Václav Havel befreundet. Als dieser im Jahre 1989 durch ein Ausreiseverbot den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels nicht persönlich in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen konnte, verlas Schell dort stellvertretend die von Havel verfasste Rede. In den meisten seiner Filme synchronisierte sich Schell selbst, in einigen lieh ihm Erik Schumann seine Stimme.
Während Fernsehdreharbeiten brach Schell am 18. Jänner 2014 in einem Kitzbüheler Hotel zusammen. In einem Bezirkskrankenhaus wurde eine Lungenentzündung festgestellt, von der sich der 83-Jährige gut erholte, so dass er das Krankenhaus zehn Tage später wieder verlassen konnte.<ref>Schell aus Krankenhaus entlassen Tirol-Nachrichten auf orf.at vom 28. Jänner 2014</ref> Am 30. Jänner 2014 wurde er im Landeskrankenhaus Innsbruck wegen Rückenschmerzen operiert. Aus der Narkose erwachte er nicht mehr und starb in der Nacht auf Samstag, den 1. Februar 2014 kurz nach drei Uhr.<ref>Maximilian Schell: Der Weltstar von der Alm, Kurier Online vom 1. Februar 2014</ref> Zahlreiche Medien veröffentlichten Nachrufe.<ref>sueddeutsche.de: Rastloser Wanderer, spiegel.de, FAZ.net: Der ewige Gentlemanbub‘, zeit.de: Wanderer durch die Künste, tagesschau.de</ref>
Das Grab von Maximilian Schell befindet sich auf dem Gemeindefriedhof von Preitenegg, wo seine Schwester Maria Schell liegt. Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde in einem Felsbrocken auf dem Anwesen der Schells beigesetzt.<ref>knerger.de: Das Grab von Maximilian Schell</ref>
Filmografie (Auswahl)
Darsteller
|
|
Regisseur
- 1970: Erste Liebe
- 1973: Der Fußgänger
- 1975: Der Richter und sein Henker
- 1975: Ansichten eines Clowns (nur Coproduktion)
- 1979: Geschichten aus dem Wiener Wald
- 1984: Marlene
- 2002: Meine Schwester Maria
Auszeichnungen
- 1961: NYFCC-Award, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
- 1962: Oscar, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
- 1962: Golden Globe, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
- 1962: Laurel Award, Beste schauspielerische Leistung in Das Urteil von Nürnberg
- 1965: Ondas Award (Bester Hauptdarsteller)
- 1970: San Sebastián International Film Festival, Silver Seashell für Erste Liebe
- 1974: Deutscher Filmpreis, Goldene Schale für Der Fußgänger
- 1974: Golden Globe für Der Fußgänger
- 1974: Oscar-Nominierung, Bester fremdsprachiger Film für Der Fußgänger
- 1975: San Sebastián International Film Festival, Silver Seashell für Der Richter und sein Henker
- 1976: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für The Man in the Glass Booth
- 1976: Golden-Globe-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für The Man in the Glass Booth
- 1977: NYFCC-Award, Bester Hauptdarsteller in Julia
- 1978: Oscar-Nominierung, Bester Nebendarsteller in Julia
- 1978: Golden-Globe-Nominierung, Bester Nebendarsteller in Julia
- 1979: Deutscher Filmpreis, Filmband in Silber (Programmfüllender Spielfilm) für Der Richter und sein Henker
- 1979: Goldener Hugo Award für Geschichten aus dem Wienerwald
- 1980: Deutscher Filmpreis, Filmband in Silber (Programmfüllender Spielfilm) für Geschichten aus dem Wienerwald
- 1984: Deutscher Filmpreis, Filmband in Gold (darstellerische Leistung) für Morgen in Alabama
- 1984: Deutscher Filmpreis, Filmband in Silber (Dokumentarfilm) für Marlene
- 1985: Golden-Globe-Nominierung (Dokumentarfilm) für Marlene
- 1985: Oscar-Nominierung, (Dokumentarfilm) für Marlene
- 1985: Bundesverdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
- 1990: Deutscher Filmpreis, Filmband in Gold (Ehrenpreis)
- 1992: Emmy-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) in dem Fernsehfilm Miss Rose White
- 1993: Emmy-Nominierung (Bester Nebendarsteller) in dem Fernsehfilm Stalin
- 1993: Golden Globe (Bester Nebendarsteller) in dem Fernsehfilm Stalin
- 1999: Method Fest für sein Lebenswerk
- 1999: Platin Romy für sein Lebenswerk
- 2000: Satellite Award, Mary Pickford Award für sein Lebenswerk
- 2002: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
- 2002: Bambi
- 2006: Bayerischer Filmpreis (Ehrenpreis für künstlerische Meisterschaft und Humanismus)
- 2008: DIVA-Award für das Lebenswerk
- 2009: Premio Roma<ref>Maximilian Schell in würdigem Rahmen geehrt, derstandard.at vom 17. Juli 2009, abgerufen am 20. Juli 2009</ref>
- 2009: Bambi für das Lebenswerk
- 2011: Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke (Ehrenpreis)
Werke
- Maximilian Schell: Der Rebell. Eine Erzählung. C. Bertelsmann, München 1997, ISBN 978-3-570-12181-8.
- Maximilian Schell: Ich fliege über dunkle Täler oder Etwas fehlt immer. Erinnerungen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50178-0.
Literatur
- Gero von Boehm: Maximilian Schell. 15. Jänner 2001. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 272–281.
- Mats Staub: Maximilian Schell. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1597 f.
Weblinks
- Literatur von und über Maximilian Schell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Gautier: Schell, Maximilian im Historischen Lexikon der Schweiz
- Maximilian Schell in der Internet Movie Database (englisch)
- Maximilian Schell bei filmportal.de
- Maximilian Schell im Regie Guide
- „Ich fliege über dunkle Täler“. Maximilian Schell im Gespräch mit Oliver Spiecker. In: Frankfurter Rundschau. 28. November 2008, S. 25.
- Rudolf Ulrich: Maximilian Schell – Schauspieler/Produzent/Regisseur/Autor. In: Österreich Journal. Ausgabe 90 (30. November 2010, online), S. 103–106.
- Historische Interviews mit Maximilian Schell im Online-Archiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schell, Maximilian |
KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-schweizerischer Schauspieler, Regisseur und Produzent |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1930 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 1. Februar 2014 |
STERBEORT | Innsbruck |