Wald-Scheinmohn


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Wald-Scheinmohn
Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica)

Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Papaveroideae
Gattung: Scheinmohn (Meconopsis)
Art: Wald-Scheinmohn
Wissenschaftlicher Name
Meconopsis cambrica
(L.) Vig.


Der Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica), auch Kambrischer Scheinmohn und Pyrenäen-Scheinmohn<ref name="Rothmaler 5"/> genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Scheinmohn (Meconopsis) in der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Sie ist die einzige in Europa vorkommende Art dieser Gattung. Die walisische Partei Plaid Cymru verwendet eine stilisierte Blüte des Wald-Scheinmohnes als Logo.<ref name="BBCnews" />

Beschreibung und Ökologie

Datei:Meconopsis cambrica06.jpg
Blüte im Detail mit vier Kronblättern und vielen Staubblättern

Der Wald-Scheinmohn ist eine sommergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von durchschnittlich 30 bis 50 cm, an günstigen Standorten auch bis zu 75 cm erreicht. Als Speicherorgan dient eine kräftige verdickte Primärwurzel, botanisch als Rübe bezeichnet. Die Pflanze führt gelben Milchsaft.<ref name="Rothmaler 5" /> Der Wald-Scheinmohn bildet Horste.<ref name="Nabu" /> Die Grundblätter und 1 bis 3 Stängelblätter sind bis zu 25 cm lang gestielt, entwickeln eine Länge bis zu 20 cm und sind fiederschnittig. Im Grundriss zeigen sie eine lanzettliche Form.<ref name="Rothmaler 5"/> Die Abschnitte sind verkehrt-eiförmig gestaltet. Der Blattrand ist gezähnt.<ref name="telebotanica" />

Die Blüten entspringen einzeln den Blattachseln. Der Blütenstiel ist bis zu 35  cm lang. Die zwittrige Blüte ist radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Der Blütendurchmesser beträgt 4 bis 8 cm.<ref name="Rothmaler 5"/> Die zwei kahlen, grünen Kelchblätter fallen nach dem Öffnen der Blütenknospe rasch ab. Die vier Kronblätter sind ausgeprägt gelbe oder orange.<ref name="Rothmaler 5"/> Der oval eiförmige und unbehaarte Fruchtknoten geht in einen deutlich kurzen Griffel über. Die 4 bis 6 strahlenförmig angeordneten Narben laufen an der Spitze des Griffels herab; auffallend ist ihre deutliche Wölbung nach außen.<ref name="Rothmaler 5"/><ref name="telebotanica" /> Die Blütezeit erstreckt sich gewöhnlich von Juni bis Juli, bisweilen wurden blühende Exemplare bereits im Mai gesichtet, einige auch noch in den Monaten August bis Oktober.<ref name="roth2"/>

Es werden glatte Kapselfrüchte gebildet. Ihre Form entspricht einer elliptischen Keule. Die Kapselfrucht ist nicht gekammert, besitzt also nur ein Fruchtfach. Bei Reife bilden sich analog der Anzahl der Fruchtblätter an der Spitze der Kapselfrucht 4 bis 6 Öffnungen, über welche die Samen bei Wind ausgestreut wird.<ref name="Rothmaler 5"/><ref name="telebotanica" /> Die Samenkörner sind schwarz.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.<ref name="Oberdorfer2001" />

Verbreitung und Standorte

Der Wald-Scheinmohn kommt auf den britischen Inseln und in Westeuropa vor. In Deutschland tritt der Wald-Scheinmohn als „verwilderte Zierpflanze“ auf. Ob seine Vorkommen in einigen Gebieten als eingebürgert zu werten sind und wenn ja seit wann - in der Diskussion steht das Jahr 1930 - ist noch nicht abschließend geklärt. Dies betrifft seltene Vorkommen im nordwestlichen Bayern, in Baden-Württemberg, im südlichen Nordrhein-Westfalen, im östlichen Hessen und im südöstlichen Niedersachsen. Unbeständig, das heißt relativ schnell wieder verschwindend, jedoch regelmäßig neu eingeschleppt, gilt der Wald-Scheinmohn mit seltenen Beständen im südlichen Bayern, südlichen Thüringen, östlichen Sachsen und Schleswig-Holstein<ref name="roth2" />, hier auch auf Helgoland.<ref name="HasslerSchmitt" /> In Österreich wurde er im Bundesland Niederösterreich gesichtet, ebenso wie im Stodertal in Oberösterreich und im Stadtgebiet Oberndorf in Salzburg.<ref name="Landesmuseum.at" /> In der Schweiz kommt sie im Jura vor.<ref name="telebotanica" />

Das Habitat des Wald-Scheinmohns sind feuchte, schattige Plätze und der Wald.<ref name="telebotanica" /> Er wächst meist auf steinigem Boden im Gebirge. Daher ist er besonders daran angepasst, Lücken und Spalten zwischen Felsen und Steinen zu besiedeln. In seinem westlichen Verbreitungsgebiet ist er zunehmend in offenerem Gelände mit geringerem Bewuchs anzutreffen. Dadurch ist es der Pflanze möglich, die städtische Umwelt zu besiedeln, indem sie zwischen gepflasterten Steinplatten und am Fuß von Mauern wächst.<ref name="Landesmuseum.at" />

Der Wald-Scheinmohn ist Begleitart des pflanzensoziologischen Verbands Nitrophytische Waldsaum-Gesellschaften (Alliarion Oberd.), der zur Ordnung der Nitrophytischen Saumgesellschaften (Convolvuletalia sepium R. Tx.) innerhalb der Klasse der Ausdauernden Ruderalgesellschaften (Artemisietea vulgaris Lohm) gehört.<ref name=roth2/>

Systematik

Die Erstbeschreibung als Papaver cambricum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in seinem Werk Species Plantarum.<ref name="Linné1753">Species Plantarum Band 1, 1. Auflage, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 508 (online).</ref> Louis Guillaume Alexandre Viguier stellte 1814 für diese Art die zunächst monotypische Gattung Meconopsis auf.<ref name="Viguier1814">L. G. A Viguier: Histoire naturelle, médicale et économique des Pavots et des Argémones. J. Martelaine, Montpellier 1814, S. 48–49, Abb. 3 (online).</ref> Eine 2011 durch Joachim W. Kadereit, Chris D. Preston und Francisco J. Valtuena veröffentlichte phylogenetische Untersuchung deutet darauf hin, dass diese Art wieder in die Gattung Mohn (Papaver) eingegliedert werden sollte.<ref name="Kadereit2011" />

Nutzung

Der Wald-Scheinmohn ist seit 1640 in Kultur.<ref name="Rothmaler 5"/> Er wird in Gärten als Zierpflanze für den sonnigen bis halbschattigen Bereich genutzt. Es gibt davon auch Zuchtformen, darunter halbgefüllte und gefüllte Sorten, wie beispielsweise die gefüllte Sorte Meconopsis cambrica 'Plena'.<ref name="SchattenpflanzenDe" /> oder ‘Muriel Brown’, eine gefüllte Sorte mit orangen Blüten.<ref name="Rothmaler 5"/> ‘Aurantiaca’ ist eine orangeblühende und ‘Flore-Pleno’ eine halbgefüllte gelbblühende Sorte.<ref name="Hudak1993" /><ref name="TheIndependent1994" />

Belege

Literatur

  •  Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  •  Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen, Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 154-161.

Einzelnachweise

<references> <ref name="Rothmaler 5">  Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen, Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 154-161.</ref> <ref name="roth2">  Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3. </ref> <ref name="Nabu">Naturschutzbund Deutschland e.V. - NABU: Pflanzliste für Baumscheiben. S. 3. (PDF-Datei, abgerufen am 15. Januar 2012)</ref> <ref name="telebotanica"> Meconopsis cambrica (L.) Vig., 1814 auf Tela Botanica.</ref> <ref name="HasslerSchmitt"> Meconopsis cambrica in: Flora von Deutschland – Eine Bilder-Datenbank von Michael Hassler und Bernd Schmitt auf der Internetseite der Universität Karlsruhe</ref> <ref name="Landesmuseum.at"> Bemerkenswerte floristische Funde aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark, Teil III, S. 18 und 19, PDF-Datei.</ref> <ref name="Kadereit2011"> Joachim W. Kadereit, Chris D. Preston, Francisco J. Valtuena: Is Welsh poppy, Meconopsis cambrica (L.) Vig. (Papaveraceae), truly a Meconopsis? In: New Journal of Botany. Band 1, Nummer 2, 2011, S. 80–87, DOI:10.1179/204234811X13194453002742.</ref> <ref name="SchattenpflanzenDe"> Gefüllter Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica 'Plena')</ref> <ref name="Hudak1993"> Joseph Hudak: Gardening with perennials month by month, Timber Press, 1993, ISBN 978-0881922646, S. 174 Online</ref> <ref name="TheIndependent1994"> GARDENING / The beds that we most desire: Gardeners try to create their own visions of nature perfected, but find that plants have other ideas. These schemes show you how to turn dismal grass into a flowery meadow, transform a stony patch without back-breaking work, or luxuriate among heady scents in: The Independent vom 27. März 1994</ref> <ref name="BBCnews"> Plaid image change ʹa new startʹ BBC News vom 24. Februar 2006 (englisch)</ref> <ref name="Oberdorfer2001">Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 427.</ref> </references>

Weiterführende Literatur

  • Fritz Köhlein: Mohn und Scheinmohn. Papaver, Meconopsis und andere Papaveraceae, Ulmer Verlag Stuttgart 2003. ISBN 3-8001-3921-9

Weblinks

Commons Commons: Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien