Mohn


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mohn (Begriffsklärung) aufgeführt.
Mohn
Sand-Mohn (Papaver argemone), Illustration

Sand-Mohn (Papaver argemone), Illustration

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie: Papaveroideae
Gattung: Mohn
Wissenschaftlicher Name
Papaver
L.

Mohn (Papaver) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) mit weltweit zwischen 50 und 120 Arten.

Eine wichtige Kulturpflanze ist der Schlafmohn (Papaver somniferum). Die leuchtend roten Blüten des in Mitteleuropa wilden Klatschmohns (Papaver rhoeas) blühen ab Ende Mai und kennzeichnen den Beginn des Frühsommers (siehe Phänologie).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Mohn-Arten sind ein-, zwei-, mehrjährige (selten monokarpisch) oder ausdauernde krautige Pflanzen. Die Pflanzenteile führen einen weißen oder gelben Milchsaft, der giftige Alkaloide enthält. Die aufsteigenden bis aufrechten Stängel sind meist borstig behaart, selten kahl, verzweigt oder unverzweigt und können beblättert oder unbeblättert sein.

Die wechselständig, spiralig am Stängel verteilt und/oder in einer basalen Rosette angeordneten Laubblätter sind gestielt bis ungestielt. Die Blattspreite kann geteilt oder einfach sein. Die Blattränder sind selten kahl, meist gebuchtet oder gesägt. Nebenblätter fehlen.<ref name=FloraChina>Mingli Zhang & Christopher Grey-Wilson: Papaver in der Flora of China, Volume 7, 2008, S. 278: Online.</ref><ref name=FloraPakistan>Eintrag in der Flora of Pakistan.</ref><ref name=FloraNorthAmerica>Eintrag in der Flora of North America.</ref>

Generative Merkmale

Datei:Papaver lapponicum subsp. occidentale.jpg
Die vielen Staubblätter und der Fruchtknoten des Alpen-Mohns (Papaver alpinum subsp. alpinum)
Datei:Papaver-rhoeas-170504-800-1.jpg
Klatschmohn-Blüte unmittelbar nach ihrer Entfaltung noch mit den zwei behaarten Kelchblättern

Die Blüten stehen meist einzeln oder selten in traubigen zymösen Blütenständen. Wenn Blütenstandschäfte vorhanden sind, dann sind sie meist borstig behaart. Meist hängen die eiförmigen bis kugeligen Blütenknospen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit einer doppelten Blütenhülle. Die zwei (selten drei) freien meist borstig behaarten Kelchblätter fallen beim Öffnen der Blüte ab. Die Farbe der vier (selten fünf oder sechs) Kronblätter variiert je nach Art von meist rot, orangerot bis gelb, selten weiß oder lavendelfarben. Die vielen (50 bis 100) freien, fertilen Staubblätter werden zentripetal gebildet. Die Staubfäden sind weiß, gelb, grün, purpurfarben bis rot oder manchmal schwärzlich. Die Staubbeutel sind länglich bis kugelförmig. Vier bis 24 Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsen, der borstig behaart oder kahl und meist eiförmig ist. Es sind viele Samenanlagen vorhanden. Es sind gleich viele Narben wie Fruchtblätter vorhanden. Diese sitzen direkt auf dem Fruchtknoten; Griffel fehlen. Die Ränder des Diskus sind gebuchtet oder geteilt. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie).

Datei:Slaapbol R0017601.JPG
Kapsel des Schlafmohns (Papaver somniferum) mit Milchsaft
Datei:Papaver somniferum.jpg
Samen vom Schlafmohn (Papaver somniferum) unter dem Stereomikroskop (Skala in mm)

Es werden borstig behaarte oder kahle, selten stachelige, harte, offene oder geschlossene Kapselfrüchte gebildet, die viele Samenkörner enthalten. Dabei handelt es sich um so genannte Porenkapseln, einer in nur wenigen Pflanzengattungen verbreiteten Form der Kapselfrüchte. Diese dienen einer semachoren Verbreitung: Neigt sich der Stängel – manche Arten unterstützen das, indem der Stängel mit einem Knick abtrocknet – durch Wind oder Berührung, fallen die Samen aus den Poren wie aus einem Salzstreuer. Die ölhaltigen Samen (früher Magsamen genannt<ref>William Turner: The names of herbes (A D 1548), hrsg. von James Britten, London 1881, Neudruck Vaduz 1965, S. 59</ref>) sind schwarz, braun, dunkelgrau oder weiß, klein und nierenförmig. Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.<ref name=FloraNorthAmerica />

Systematik und Verbreitung (Auswahl)

Die Erstveröffentlichung des Gattungsnamens Papaver erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 508 <ref>Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.</ref>. Als Lectotypus wurde 1913 von N. L. Britton und A. Brown in Ill. Fl. N.U.S., zweite Auflage, 2, S. 136 Papaver somniferum L. festgelegt. Die Gattung Papaver gehört zur Tribus Papavereae in der Unterfamilie der Papaveroideae innerhalb der Familie der Papaveraceae <ref name="GRIN">Eintrag bei GRIN (Germplasm Resources Information Network). Zugriff November 2010.</ref>.

Papaver

Seit Kadereit 1988 <ref>J.W. Kadereit. Sectional affinities and geographical distribution in the genus Papaver L. (Papaveraceae), In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen, 1988, 63, S. 139–156.</ref> wird die Gattung Papaver in elf Sektionen gegliedert <ref name="GRIN" />:

  • Sektion Argemonidium Spach (Syn.: Argemonorhoeades)
  • Sektion Californica Kadereit
  • Sektion Carinata
  • Sektion Horrida Elkan
  • Sektion Macrantha Elkan
  • Sektion Meconella Spach
  • Sektion Meconidium
  • Sektion Papaver
  • Sektion Pilosa
  • Sektion Pseudopilosa Popov ex K.-F.Günther
  • Sektion Rhoeadium Spach

Es gibt etwa 50 bis 120 (wohl heute etwa 80 bis 100 Arten) Papaver-Arten, hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten des zentralen und südlichen Europas und Asiens, außerdem in der Neuen Welt, in Ozeanien, Australien, im nördlichen Afrika und nur eine Art in Südafrika.<ref name=FloraChina /><ref name=FloraNorthAmerica /><ref name=FloraPakistan /><ref name="GRIN" /> Hier eine Auswahl:

Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 9 (Paeoniaceae to Capparaceae). Seite 41, Helsinki 1991. ISBN 951-9108-08-4</ref>

Nicht-Papaver

Opiate

Datei:Mohnfeld.JPG
Mohnfeld mit kultiviertem Schlafmohn
Datei:Mohnfeld Provence.JPG
Klatschmohnfeld mit Papaver rhoeas in der Provence

Da in Schlafmohnsamen geringe Mengen an Opiaten enthalten sind, wurde der Verzehr von mohnsamenhaltigen Nahrungsmitteln in deutschen Gefängnissen untersagt, da dieser bei Urinproben auf Opiate zu positiven Resultaten führen kann und nicht unterschieden werden kann, ob die Alkaloide durch Rauschgiftkonsum oder den Verzehr der genannten Nahrungsmittel aufgenommen wurden.<ref>123recht: [1]. 28. August 2003.</ref>

In Deutschland sind nur zwei Sorten ('Zeno morphex' und 'Mieszko') mit einem sehr niedrigen Morphingehalt zum genehmigungspflichtigen Anbau zugelassen.<ref>Zeno-Projekte: [2]. Aufgerufen: 18. Januar 2008.</ref>,<ref>DSV Deutsche Saatveredelung: [3] Aufgerufen: 18. Januar 2008.</ref> In Österreich ist der Anbau von Schlafmohn völlig legal und blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Bekannt ist der Waldviertler Grau- und Blaumohn, der sich in vielen Rezepten der österreichischen Mehlspeisküche, aber auch in unzähligen Regalen von Lebensmittelmärkten wiederfindet.<ref>Waldviertler Grau- Blaumohn (deutsch)</ref> Es wird heute aber auch verstärkt Mohn aus anderen Ländern im Handel angeboten, dessen Morphingehalt aufgrund zum Beispiel unsauberer Erntemethoden stark erhöht sein kann. Aus diesem Grund sollte auf Verwendung von Mohn in Babynahrung verzichtet werden. Bei Mohnkuchen und Mohnbrötchen können die Opiate durch die Erhitzung im Ofen wirkungslos gemacht werden.<ref>„Morphin in Mohnsaat und Mohnkuchen – Ein Risiko für den Verbraucher?“</ref>

Symbolik

Datei:Heinrich Assmann Mohnfeld.jpg
Mohnfeld (Heinrich Assmann, 1914)

Mohn gilt als Nationalblume der Republik Polen. Unter anderem ist daher auch die Sorte 'Mieszko' nach dem gleichnamigen polnischen Fürsten Mieszko I. aus dem 10. Jahrhundert benannt.

Im kollektiven Gedächtnis der Briten ist der Mohn mit den vier Flandernschlachten des Ersten Weltkriegs verbunden. Er dekoriert in Form künstlicher Abbildungen entsprechend die beiden nationalen Grabmäler des unbekannten Soldaten. Wegen der Darstellung brennenden Mohns im Internet ist am 11. November 2012 im Vereinigten Königreich ein 19-jähriger Mann festgenommen worden. <ref>http://www.kent.police.uk/news/latest_news/121111_burning_poppy.html Man due to be interviewed in connection with Facebook posting. Man from Aylesham arrested</ref> In einem anderen Fall wurde ein Mann, der öffentlich Plastiknachbildungen von Mohn verbrannte, zu einer Geldbuße verurteilt.<ref>http://www.guardian.co.uk/uk/2012/nov/12/kent-man-arrested-burning-poppy Kent man arrested after picture of burning poppy posted on internet</ref>

In den Mysterien von Eleusis wurde der Mohn als Symbol der Erde, des Schlafens und des Vergessens zu Ehren der Göttin Demeter eingesetzt.<ref> Udo Becker: Lexikon der Symbole. Nikol Verlag (genehmigte Lizenz des Verlags Herder), Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-139-0, S. 193.</ref>

Literatur

  • Mingli Zhang & Christopher Grey-Wilson: Papaver in der Flora of China, Volume 7, 2008, S. 278: Online. (Abschnitt Beschreibung)
  • J.C. Carolan, I.L. Hook, M.W. Chase, J.W. Kadereit & T.R. Hodkinson: Phylogenetics of Papaver and Related Genera Based on DNA Sequences from ITS Nuclear Ribosomal DNA and Plastid trnL Intron and trnL–F Intergenic Spacers, In: Annals of Botany, Volume 98, Issue 1, S. 141-155: Fulltext-Online.
  • Beschreibung in der Western Australian Flora. (englisch)
  • Eintrag in der Flora of Pakistan. (englisch)
  • Robert W. Kiger & David F. Murray: Papaver in der Flora of North America, Volume 3, 1997: Online. (Abschnitt Beschreibung)
  • Walter Erhardt u. a.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller: Exkursionsflora von Deutschland. Band 5. Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag. Berlin, Heidelberg 2008. ISBN 978-3-8274-0918-8

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Mohn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons Commons: Mohn (Papaver) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />