Niederschlesien
Niederschlesien (schlesisch: Niederschläsing; polnisch: Dolny Śląsk) ist der nordwestliche Teil der Region Schlesien. Es erstreckt sich um den Mittellauf der Oder. Heute liegt Niederschlesien zum größten Teil in Polen. Die Hauptstadt der Region ist Breslau.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Provinz Niederschlesien im Februar 1945 von der Roten Armee besetzt und kurz darauf unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die Bewohner nicht aus den Städten und Dörfern geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben und durch Polen ersetzt.
Die unter Missachtung der Atlantik-Charta und mit dem Ziel der Annexion vorgenommenen Vertreibungen erfolgten in dem östlich der Neiße gelegenen Teil Niederschlesiens. Im deutsch-polnischen Grenzvertrags von 1990 wurde in diesem Zusammenhang ein Gewaltverzicht vereinbart. Bei der Neugliederung der Woiwodschaften 1999 wurden die historischen Grenzen Niederschlesiens teilweise wieder berücksichtigt.
Der von Polen annektierte Teil Niederschlesiens ist heute hauptsächlich in die Woiwodschaften Niederschlesien und Oppeln unterteilt, kleine Teile gehören zur Woiwodschaft Lebus.
Niederschlesien entwickelt sich wirtschaftlich positiv, besonders erfolgreich ist Breslau. Die Stadt und ihre Umgebung zählen zu den beliebtesten Investitionsstandorten Polens. In Breslau entstand bis zur Inbetriebnahme im März 2012 ein neuer internationaler Terminal des Nikolaus-Kopernikus-Flughafens.
Der bei Deutschland verbliebene Teil des ehemals in der Provinz Niederschlesien verwalteten preußischen Anteils der Oberlausitz ist heute nach mehreren Kreisgebietsreformen auf die sächsischen Landkreise Bautzen und Görlitz sowie auf den brandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz verteilt.
Kromlau, Jämlitz und Tschernitz gehörten über Jahrhunderte hinweg zum Herzogtum Sagan und waren schlesische Exklaven in der Lausitz, bis sie nach 1815 bei einer Grenzbereinigung in die Provinz Brandenburg umgegliedert wurden. Noch länger, nämlich bis 1945, gehörte Pechern – in einem über die Neiße reichenden Zipfel des Herzogtums Sagan – zu Schlesien.
Bedeutende Städte
Deutscher Name | Polnischer Name | Schlesischer Name | Einwohner (2012) |
---|---|---|---|
Beuthen an der Oder | Bytom Odrzański | Beuthn on derr Auder | 4437 |
Breslau | Wrocław | Brassel/Gruß Brassel | 631.377 |
Bunzlau | Bolesławiec | Bunzel | 39.992 |
Frankenstein | Ząbkowice Śląskie | Franksteen | 15.904 |
Glatz | Kłodzko | Glootz/Glooz/Gloatz | 28.517 |
Glogau | Głogów | Glauge | 69.127 |
Goldberg in Schlesien | Złotoryja | Gulprich | 16.447 |
Grünberg in Schlesien | Zielona Góra | Grienberg | 119.182 |
Guhrau | Góra | Guhre | 12.509 |
Hirschberg im Riesengebirge | Jelenia Góra | Herschbrig/Herschbrich | 83.097 |
Jauer | Jawor | Jauer | 24.150 |
Landeshut in Schlesien | Kamienna Góra | Landshutt | 20.448 |
Lauban | Lubań | Laubn | 22.194 |
Liegnitz | Legnica | Liegnz | 102.708 |
Lüben | Lubin | Liebn | 74.886 |
Löwenberg | Lwówek Śląski | Lamrich | 9364 |
Militsch | Milicz | Militsch | 11.931 |
Neumarkt in Schlesien | Środa Śląska | Neumorkt/Neumoarkt | 9239 |
Oels | Oleśnica | Oels | 37.237 |
Ohlau | Oława | Ohle | 32.022 |
Ost-Görlitz | Zgorzelec | Ust-Gerltz | 32.332 |
Polkwitz | Polkowice | Polkwitz | 22.730 |
Reichenbach im Eulengebirge | Dzierżoniów | Reichenboch | 34.704 |
Schweidnitz | Świdnica | Schweinz | 60.023 |
Strehlen | Strzelin | Strahla | 12.589 |
Trebnitz | Trzebnica | Trepnitz | 12.727 |
Waldenburg | Wałbrzych | Walmbrig/Walmbrich | 119.216 |
Wohlau | Wołów | Wohle | 12.605 |
Zobten am Berge | Sobótka | Zota | 7027 |
Wirtschaft und Infrastruktur
Polnischer Anteil
Die traditionelle Verkehrsachse Niederschlesiens ist die Oder sowie parallel zu ihr verlaufende Straßen. Viele Städte sind historisch an Stellen entstanden, an denen die Oder überquert werden konnte. Von Westen nach Osten verlief außerdem die Via Regia. In Nord-Süd-Richtung wird das Gebiet von der alten Bernsteinstraße durchquert. 1846 wurde die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn erbaut, die Berlin mit Breslau verband. Im Jahr 1847 wurde Görlitz aus Richtung Osten von Breslau-Kohlfurt her erreicht, wodurch eine durchgehende Verbindung von Breslau nach Dresden entstand. Die gebirgigen Regionen in Südschlesien wurden durch die Schlesische Gebirgsbahn erschlossen, im Norden wurden durch die Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft bedeutende Verbindungen geschaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen die Verbindungen ins polnische Kernland wie beispielsweise über Łódź oder alternativ über Posen nach Warschau sowie die Verbindung Breslau-Stettin an Bedeutung. Daneben bestehen Autobahnen und Schnellstraßen wie die A4, A8 und A18. In Zielona Góra-Babimost (Grünberg-Bomst) und Breslau bestehen Flughäfen.
Deutscher Anteil
Zentrum des heute deutschen Anteils an Schlesien ist Görlitz, wo die Bundesautobahn 4 die Neiße überquert. 1847 wurde die Bahnstrecke Dresden–Görlitz eröffnet. Der Bahnhof Görlitz wird von Eisenbahnverbindungen aus Berlin, Dresden und Zittau sowie von Verbindungen aus Richtung Polen erreicht, wobei letztere seit Frühjahr 2015 vorläufig eingestellt sind.