Pärnu
Pärnu | ||||||
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Staat: | Estland Estland | |||||
Kreis: | 27px Pärnu | |||||
Koordinaten: | 58° 23′ N, 24° 31′ O {{#coordinates:58,383333333333|24,516666666667|primary | dim= | globe= | name= | region=EE-67 | type=city
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Höhe: | 10 m | |||||
Fläche: | 32,22 km² | |||||
Einwohner: | 42.470 (2011) | |||||
Bevölkerungsdichte: | 1.318 Einwohner je km² | |||||
Zeitzone: | EET (UTC+2) | |||||
Telefonvorwahl: | (+372) 044 | |||||
Bürgermeister: | Romek Kosenkranius
(parteilos) | |||||
Webpräsenz: | ||||||
Karte von Estland, Position von Pärnu hervorgehoben |
Pärnu (deutsch Pernau) ist eine Hafenstadt im Kreis Pärnu in Estland mit 42.470 Einwohnern (2011<ref>Pärnu - Frendy.de</ref>). Pärnu gilt als wichtiges Seebad an der estnischen Küste.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Pärnu liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Die Stadt hat einen etwa drei Kilometer langen Sandstrand am nördlichen Ausläufer des Rigaischen Meerbusen.
Geschichte
Die Stadt wurde 1251 vom Deutschen Orden gegründet, die Ordensburg um 1265 erstmals erwähnt. Pernau wurde Mitglied der Hanse (als eisfreier Hafen sehr wichtig in Livland). Sie war seit dem Livländischen Krieg 1561 in schwedischem Besitz und erlebte eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. 1699 bis 1710 war Pernau Sitz der Dorpater Universität „Academia Gustavo Carolina“. Die Stadt kam dann nach der Eroberung Pernaus durch russische Truppen im Zuge der Belagerung von Pernau während des Großen Nordischen Krieg im Frieden von Nystad 1721 zum russischen Kaiserreich (Gouvernement Livland). Schon unter schwedischer Herrschaft war begonnen worden, die Stadt zur Festungsstadt auszubauen, was unter russischer Herrschaft fortgesetzt wurde. Im Jahr 1835 wurde der Status als Festungsstadt wieder aufgehoben. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Rohstoffhandel für Pernau immer bedeutender. Während der Seeblockade in der Napoleon-Zeit kam es zu einem Niedergang der Handelsstadt.
1838 öffnete in Pärnu die erste Badeanstalt ihre Türen. Auf dem Gelände des ehemaligen Festungsrings entstand in den folgenden Jahrzehnten ein Grüngürtel mit zahlreichen Parkanlagen. Nach und nach entwickelte sich die Stadt zum Badekurort. Der Aufschwung des Kurbetriebs setzte sich zur Zeit der Estnischen Republik nach 1920 fort und viele Badekurgäste reisten auch aus dem Ausland an, insbesondere aus Schweden, Deutschland und Lettland. Pernau war als Heil- und Seebad mit Schlammbädern und langen Sandstränden bekannt.
1939/40 verließen die deutschen Einwohner von Pernau die Stadt. 1940 wurde sie von der Roten Armee besetzt und Teil der Estnischen Sowjetrepublik. Im Juli 1941 erfolgte die Besetzung durch die deutsche Wehrmacht. Durch sowjetische Luftangriffe und mit Einrücken der Roten Armee im September 1944 wurde die Stadt weitgehend zerstört. Nach dem Krieg erfolgte die Restaurierung der alten Bausubstanz.
Auch zur Zeit der Sowjetunion lief der Kurbetrieb weiter, trotz erheblicher Verschmutzung des Wassers des Flusses Pärnu und der angrenzenden See. Einer der berühmtesten Kurgäste war der Geiger David Oistrach, der in den Sommern 1954 bis 1971 in Pärnu Urlaub machte. Nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands wurde Pärnu im Juni 1996 wieder zur „offiziellen Sommerhauptstadt“ Estlands ernannt. Die Wasserverschmutzung war 1993 mit dem Bau einer modernen Kläranlage beseitigt worden.
Die Universität Tartu (Dorpat) hatte hier von 1699 bis 1710 zeitweise ihren Sitz und unterhält hier heute ein Kolleg (ca. 1.000 Studenten im Studienjahr 2004/2005).
Bevölkerung
1881 | 1897 | 1922 | 1934 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2000 | 2009 | 2011 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
12966 | 12898 | 18499 | 20334 | 22367 | 50224 | 54051 | 53885 | 46476 | 44024 | 42470 |
Tourismus
Die Lage, das Klima und der Strand machten Pärnu spätestens seit Eröffnung der ersten Badeanstalt im Jahr 1838 zu einem beliebten Kur- und Badeort. Auch heute wird die Stadt gelegentlich als estnische Sommerhauptstadt bezeichnet: Der Bürgermeister von Tallinn übergibt zum Beginn der Sommersaison symbolisch die Hauptstadtrechte an den Bürgermeister von Pärnu. Die meisten Touristen sind Esten, Finnen, Deutsche und – wie auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg – Schweden. Die Stadt besitzt einen großen Yachthafen und einen Flughafen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind in der Altstadt die Elisabethkirche, die Katharinenkirche, der Rote Turm, die Villa Ammende und das Tallinner (Revaler) Tor.
Im neuen Konzerthaus der Stadt findet jeden Sommer das internationale David-Oistrach-Festival statt. Ferner findet jährlich im Juli das Pärnu International Documentary Film Festival <ref>Pärnu International Documentary Film Festival</ref> statt. Im Juni 2010 war Pärnu als Mitglied der „modernen Hanse“ außerdem Gastgeber der 30th International Hanseatic Days.<ref>30th International Hanseatic Days</ref>
Estonia-Gedenkstätte
Die Gedenkstätte für die 1994 beim Untergang des Fährschiffes Estonia Gestorbenen mit einer zwölf Meter hohen Skulptur wurde im Jahr 1997 von Mati Karmin und Tiit Trummal geschaffen. Ein langes, mit Granit eingefasstes Kiesbeet führt zu einer erhöhten quadratischen Plattform. Auf dieser steht ein schwarzer Gedenkstein, über dem sich ein filigraner schwarzer „Baldachin“ aus zwei ineinander verschränkten „Toren“ aus Stahl erhebt. In dem Baldachin schwebt ein schrägliegendes versilbertes Stahlkreuz.
Kriegsgräberstätten
1993 wurde ein deutscher Soldatenfriedhof bei Pärnu eingeweiht, mit 960 Gefallenen beider Weltkriege. In der Nähe befindet sich ein Gräberfeld mit estnischen Kriegstoten aus den Jahren 1919/20.
Politik
Wappen
Beschreibung: In Blau eine weiße Wolke im rechten Obereck, aus der ein rotbekleideter Arm hervorragt und ein goldenes Kreuz mit einseitig geschrägten Kreuzarmen hält. Links schwebt ein mit dem Bart zur Schildmitte zeigender goldener Schlüssel mit einer Dreipassreite.
Städtepartnerschaften
Pärnu unterhält seit 1994 eine Städtepartnerschaft zum russischen Sotschi.
Verkehr
Pärnu liegt direkt an der Straßenverbindung zwischen Riga und Tallinn.
Bildung
In Pärnu befinden sich eine Außenstelle der privaten Estonian Entrepreneurship University for Applied Sciences<ref>http://www.eek.ee/index.php?pg=292&fil=par</ref> sowie unter anderem die Deutsche Technologieschule Pärnu (Pärnu Saksa Tehnoloogiakool) der Stiftung Bildung & Handwerk<ref>http://www.stiftung-bildung-handwerk.de/s-b-h/2-Unternehmensgruppe/25-International/65-Estland.htm</ref>
Söhne und Töchter der Stadt
- Georg Wilhelm Richmann (1711–1753), Physiker
- Carl Gustav Jochmann (1779–1830), Publizist
- Friedrich Fromhold Martens (1845–1909), Völkerrechtler
- Theodor Scheinpflug (1862–1919), deutsch-baltischer Pastor und evangelischer Märtyrer
- Hedda von Schmid (1864–1921), deutsche Schriftstellerin
- Nicolai Guleke (1878–1958), deutsch-baltischer Chirurg
- Olev Siinmaa (1881–1948), Architekt
- Elisabeth Kaerrick (1886–1966), Dostojewski-Übersetzerin ins Deutsche
- Herbert Hahn (1890–1970), Anthroposoph
- Jānis Kalniņš (1904–2000), Komponist
- Mart Port (1922–2012), Architekt
- Ivar Grünthal (1924–1996), Dichter
- Aleksander Loit (* 1925), schwedischer Historiker estnischer Abstammung
- Els Oksaar (1926–2015), Linguistin
- Jaan Talts (* 1944), Gewichtheber
- Harry Jürgens (* 1949 in Pärnu; lebt in Leipzig), Grafiker, Illustrator und Exlibriskünstler
- Andrus Veerpalu (* 1971), Skilangläufer
- Sergei Hohlov-Simson (* 1972), Fußballspieler
- Marek Lemsalu (* 1972), Fußballspieler
- Indrek Zelinski (* 1974), Fußballspieler
- Tõnis Kasemets (* 1974), Autorennfahrer
- Sergei Terehhov (* 1975), Fußballspieler
- Kaido Külaots (* 1976), Schachgroßmeister
- Teet Allas (* 1977), Fußballspieler
- Raio Piiroja (* 1979), Fußballspieler
- Taavi Rähn (* 1981), Fußballspieler
- Karl Palatu (* 1982), Fußballspieler
- Tanel Melts (* 1988), Fußballspieler
- Sergei Mošnikov (* 1988), Fußballspieler
- Rauno Alliku (* 1990), Fußballspieler
- Triinu Esken (* 1992), Fußballspielerin
Einzelnachweise
<references />