Roberto Burle Marx


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:Roberto Burle Marx 1981.jpg
Roberto Burle Marx (1981)

Roberto Burle Marx (* 4. August 1909 in São Paulo; † 4. Juni 1994 in Rio de Janeiro) war ein brasilianischer Landschaftsarchitekt, Pflanzensammler und Maler.

Leben

Roberto Burle Marx war der vierte Sohn des Wilhelm Marx aus Trier, deutsch-jüdischer Abstammung und der Sängerin und Pianistin Cecília Burle.<ref>Larry Rohter: A New Look at the Multitalented Man Who Made Tropical Landscaping an Art . In: The New York Times. 20. Januar 2009. Abgerufen am 29. Dezember 2010.</ref> Er wuchs ab 1913 in Rio de Janeiro auf, in einer kunstliebenden progressiven Familie.<ref name="Noel Kingsbury 2011">Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World's leading designers. Pavillon, London 2011, S. 47.</ref> Er hatte eine Klavier- und Gesangsausbildung mit einem guten klaren Bariton und hatte ursprünglich vor, Berufsmusiker zu werden. Er sang später gerne auf Partys<ref>James van Sweden und Thomas Christopher, The Artful Garden. Creative inspiration for Landscape design. New York, Random House 2011, 110</ref>. Burle Marx studierte Malerei an der Escola de Belas Artes<ref name="ReferenceA">Carlos Smaniotto Costa: Ein Protagonist der brasilianischen Avantgarde, Brasilien feiert den 100. Geburtstag des Gartenarchitekten Roberto Burle Marx. (PDF; 15,4 MB) In: Stadt + Grün/Das Gartenamt 58, 2009/8, S. 52. Abgerufen am 6. Dezember 2012.</ref>, dann 1928/29 in Berlin, wo er stark vom Kubismus beeinflusst wurde. Grundkenntnisse der brasilianischen Flora erwarb er in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens in Dahlem während seines Studiums daselbst.<ref>Das Verlangen nach Form, O Desejo da Forma: Neoconcretismo und zeitgenössische brasilianische Kunst. Akademie der Künste, Berlin 2010, ISBN 978-3-88331-162-3 (Ausstellungskatalog, 3. September bis 7. November 2010, Akademie der Künste). Darin S. 282 Kurzbiografie.</ref> Als Gartenarchitekt war er jedoch Autodidakt<ref name="ReferenceA" />.

Er arbeitete mit den Architekten Lúcio Costa, Le Corbusier und Oscar Niemeyer zusammen<ref>Guy Cooper, Gordon Taylor: Paradise transformed. The private Garden for the 21st Century. Monacelli Press, New York 1996, S. 12.</ref>. 1932 legte er Dachgarten des Hauses von Alfredo Schwartz in Rio de Janeiro an, sein erster Auftrag. 1934 bis 1937 arbeitete er in der Park- und Gartenverwaltung von Recife und legte 1935 den Casa Forte-Platz an, der vor allem mit brasilianischen Regenwald-Pflanzen gestaltet war - damals eine Sensation<ref name="Noel Kingsbury 2011" />. Der Euclides da Cunha-Platz in derselben Stadt wird dagegen von Pflanzen der lokalen Caatinga, vor allem Kakteen dominiert<ref name="ReferenceB">Carlos Smaniotto Costa: Ein Protagonist der brasilianischen Avantgarde, Brasilien feiert den 100. Geburtstag des Gartenarchitekten Roberto Burle Marx. (PDF; 15,4 MB) In: Stadt + Grün/Das Gartenamt 58, 2009/8, S. 53</ref>.

1949 kaufte er mit seinem Bruder Siegfried die 80 ha große Farm Sítío Santo Antonio da Bica in Campo Grande südlich von Rio de Janeiro, wo er eine Gärtnerei betrieb<ref>Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World's leading designers. Pavillon, London 2011, S. 46.</ref>. Er kultivierte hier tropische Pflanzen, die er auf seinen Expeditionen gesammelt hatte, um sie als Gartenpflanzen zu verwenden, darunter Bromelien, Palmfarne, Dickfußgewächse, Bogenhanf, Heliconien und Flamingoblumen. Der Hausgarten selber besteht aus einer mit Beeten umgebenen Rasenfläche mit einem Teich. Tür- und Fensterstürze abgerissener Häuser aus Rio und verwitterte Granitblöcke aus der Umgebung dienen als Gestaltungselement<ref>Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World's leading designers. Pavillon, London 2011, S. 50.</ref>. Er vermachte das Anwesen 1985 dem Staat. Es wird heute durch das Nationale Institut für Historisches und Künstlerisches Erbe (Instituto do Patrimônio Histórico e Artístico Nacional) verwaltet und kann besichtigt werden<ref name="ReferenceB" />. 1955 gründete Burle Marx ein Architekturbüro in Rio de Janeiro.<ref name="ReferenceB" />

Burle Marx war auch in der brasilianischen Naturschutzbewegung tätig und sah die Ausrottung einheimischer Pflanzen mit Sorge<ref name="Noel Kingsbury 2011" />.

Bedeutung

Burle Marx gilt als der Begründer der modernen Gartenarchitektur überhaupt<ref>Guy Cooper, Gordon Taylor: Paradise transformed. The private Garden for the 21st Century. Monacelli Press, New York 1996, S. 12.</ref> und der Begründer einer spezifisch brasilianischen Gartenarchitektur.<ref name="Noel Kingsbury 2011" /> Er verwendete in Brasilien heimische Pflanzen, um Gärten und Parkanlagen zu gestalten. Insgesamt 33 Arten wurden nach ihm benannt, darunter Pflanzenarten Begonia burle-marxii, Calathea burle-marxii sowie Philodendron burle-marxii.

Seine Gärten zeichnen sich durch organische, geschwungene Formen aus, die mit Pflanzen der Neotropen in kräftigen, warmen Farben bepflanzt sind. Burle Marx bevorzugte asymmetrische Formen. Der Gesamteindruck ist oft der eines abstrakten Gemäldes. Für Burle Marx war Gartengestaltung „Malen mit Pflanzen“<ref name="Noel Kingsbury 2011" />. Er forderte „Ein Garten muß immer ein Kunstwerk sein.“<ref name="ReferenceC">Norbert Schindler, Walter Rossow und Roberto Burle Marx: Erinnerungen an zwei Altmeister der Garten- und Landschaftsarchitektur. In: Stadt + Grün 2001/1, S. 33.</ref> Da oft keine ausgebildeten Gärtner zur Gartenpflege zur Verfügung standen, musste die Bepflanzung oft homogen gehalten werden<ref name="Noel Kingsbury 2011" />. Die Architektur des Hauses steht im stetem Wechselspiel mit der Gestaltung des Gartens. Burle Marx versuchte auch, den Garten in die Landschaft einzugliedern<ref name="ReferenceC" />. Zu seinen bevorzugten Pflanzenarten zählten die Baumart Tibouchina urvilleana, Taglilien, der Strauch Beaucarnea recurvata, Setcreasea pallida und die Riesenbromelie Alcantarea imperialis<ref>Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World's leading designers. Pavillon, London 2011, S. 52–53.</ref>. Einzelne Bäume werden als Akzentpflanzen genutzt.

In Rio sollen nun auch 88 Gärten, die Burle Marx gestaltet hat, unter Denkmalschutz gestellt werden<ref name="ReferenceA" />.

Arbeiten (Auswahl)

  • Dachgarten des Hauses von Alfredo Schwartz, Rio de Janeiro (1932)
  • Dachgarten des Ministeriums für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro (heute Palácio Gustavo Capanema), fertiggestellt 1937
  • Casa Forte-Platz und Euclides da Cunha-Platz in Recife (1937)
  • Praça Salgado Filho in Rio de Janeiro (1938)
  • Bepflanzungsplan für den brasilianischen Pavillon auf der Weltausstellung 1939 in New York
  • Gartendesigns für öffentliche Gebäude in Brasília, darunter das Ministério das Relaciones Exteriores (1965), Ministerio da Justica, Ministerio de Exército und Tribunal de Contas da União
  • Pampulha-Park in Belo Horizonte (1942)
  • Parque do Ibirapuera, São Paulo (1954)
  • Banco Safra, Rua Bela Cintra, São Paulo
  • Gartenanlage des Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro (1955)
  • Der 120 ha große Aterra de Flamengo in der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro (1961) in Zusammenarbeit mit Emigdyo de Mello Filho, in dem hauptsächlich einheimische Pflanzen verwendet werden, insgesamt über 200 verschiedene Arten. Der Park ist seit 1964 als nationales Kulturgut registriert.
  • Banco National Desenvolvimento Econômico Social, Rio de Janeiro
  • Petrobras-Gebäude, Rio de Janeiro
  • Die 4 km lange Calçadão de Copacabana entlang der Avenida Atlântica, abstrakte Ornamente in weißem Kalkstein und schwarzem und roten Basalt, Rio de Janeiro (1970), die erste Strandpromenade Brasiliens
  • Garten der deutschen Botschaft in Brasília, fertiggestellt 1971
  • KLCC Park in Kuala Lumpur, Malaysia
  • Privatgarten Vargem Grande Faenza in Areiras, São Paulo (1979)
  • Largo da Carioca, Rio de Janeiro (1985)
  • Cascade Garden in Longwood Gardens (1992)
  • Entwürfe für Neugestaltung des Rosa-Luxemburg-Platzes in Berlin (1994)
  • Logo der brasilianischen Fremdenverkehrsbehörde Embratur
  • Centro de Arte Contemporânea Inhotim, Brumadinho, Minas Gerais. Es handelt sich um einen Garten mit tausenden von Tropenpflanzen, der seit 2010 den Titel Botanischer Garten führt.

Publikationen

Ausstellungen

  • Landschaft und Gärten. Roberto BURLE MARX, Ausstellung im Berlin-Pavillon am Tiergarten des Berliner Hauptamt für Grünflächen und Gartenbau 1976.
  • The Unnatural Art of Garden", Retrospektive im Museum of Modern Art in New York 1991.
  • Roberto BURLE MARX, Ausstellung der Landesgruppe Berlin des BDLA im Schloss Charlottenburg 1989.
  • Gartenarchitekt und Künstler Roberto BURLE MARX, Berliner Grün GmbH, Ausstellung 1993.
  • Brasilia. Architektur der Moderne in Brasilien der IFA-Galerie in Berlin 2000<ref>Norbert Schindler, Walter Rossow und Roberto Burle Marx: Erinnerungen an zwei Altmeister der Garten- und Landschaftsarchitektur. In: Stadt + Grün 2001/1, S. 31–34.</ref>
  • A permanência do Instável (Die Dauerhaftigkeit des Unbeständigen), in Rio zur Feier seines 100. Geburtstags 2009.<ref name="ReferenceA" />

Galerie

Literatur

  • William H. Adams (Hrsg.): Roberto Burle Marx. The unnatural art of the garden, MOMA, New York 1991, ISBN 0-87070-197-5 [Ausstellungskatalog]
  • Sima Eliovson: The gardens of Roberto Burle Marx, Thames & Hudson, London 1991, ISBN 0-500-01507-4
  • Frieder Goeser, Roberto revisited. Ausstellung über das Werk von Roberto Burle Marx in Berlin. Garten + Landschaft 120, 2010/1, S. 42.
  • Marta Montero: Burle Marx. The lyrical landscape, Thames & Hudson, London 2001, ISBN 0-500-51046-6
  • Vera B. Siqueira: Burle Marx, Cosac & Naify, Sao Paulo 2004, ISBN 85-7503-089-2

Weblinks

Commons Commons: Roberto Burle Marx – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />