SGL Carbon


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SGL Carbon SE
SGL Carbon Group Logo.svg
Rechtsform Societas Europaea
ISIN DE0007235301
Gründung 1992
Sitz Wiesbaden, DeutschlandDeutschland Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 6.284 (Dezember 2013)<ref name="gb2013">Geschäftsbericht 2013 (PDF; 3,3 MB)</ref>
Umsatz 1.477,0 Mio (2013)<ref name="gb2013" />
Branche Spezialchemie
Website www.sglgroup.com
Datei:Schierstein Söhnlein Kelterrei.JPG
Hauptsitz der SGL Carbon Gruppe in Wiesbaden-Schierstein

Die SGL Carbon SE mit Sitz in Wiesbaden ist ein internationaler Hersteller von Produkten aus Kohlenstoff. Zu den Produkten gehören Kohlenstoff- bzw. Graphiterzeugnisse und kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe. Kerngeschäft ist die Herstellung von Graphitelektroden für das Stahl- und Aluminiumschmelzen.

SGL Carbon unterhält 40 Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und Asien sowie Niederlassungen in über 100 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen – neben der Hauptverwaltung in Wiesbaden – mit insgesamt drei Produktionswerken vertreten, die sich in Meitingen, in Bonn sowie im Frankfurter Stadtteil Griesheim befinden.

Die Aktie des Unternehmens war seit 1995 im MDAX der Deutschen Börse gelistet. Kurzfristig zwischen dem 23. September und dem 27. November 2013 und seit dem 22. September 2014 gehören die SGL Carbon Aktien zum SDAX.

Geschichte

Die ursprüngliche SGL Carbon AG entstand 1992 aus einem Zusammenschluss zwischen der „SIGRI GmbH“ (ehemals „Siemens Elektrographit“) und „Great Lakes Carbon“ (USA) zu einer Aktiengesellschaft. 1993 folgte die französische „Pechiney Grafite“. Von der Gründung bis zum Jahresende 2013 war Robert J. Koehler Vorstandsvorsitzender.

Die „SIGRI“ ging zurück auf die 1878 in Berlin als Tochterunternehmen der Siemens & Halske AG gegründete „Gebr. Siemens & Co“ (Gesco). Anfänglich produzierte das Unternehmen Kohlestifte. 1920 errichtete das Unternehmen ein Zweigwerk in Meitingen und fusionierte 1928 mit der im oberschlesischen Ratibor beheimateten „Planiawerke AG für Kohlefabrikation“ zur neuen „Siemens Planiawerke AG für Kohlefabrikate“.

Während des Zweiten Weltkriegs stellten die Siemens Planiawerke unter anderem die Graphit-Strahlruder für die V2-Rakete her.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Zusammenschluss des Meitinger Werks der „Siemens Planiawerke AG für Kohlefabrikate“ mit der Chemischen Fabrik Griesheim zur „Siemens Plania Chemisches Werk Griesheim“, das 1953 mehrheitlich von der Hoechst AG übernommen wurde. 1967 kam auch die „Siemens Planiawerke AG für Kohlefabrikate“ durch Fusion mit der Elektroden-Fabrikation der Hoechst AG mehrheitlich unter das Dach des Chemiekonzerns. Dort wurde sie zusammen mit dem „Siemens Plania Chemisches Werk Griesheim“ und anderen Unternehmungen der Hoechst AG zusammengelegt, 1985 in „SIGRI GmbH“ umbenannt, schließlich 1989 vollständig von der Hoechst AG übernommen und als eigener Geschäftsbereich ("GB O") geführt.

Nach der Fusion mit der „Great Lakes Carbon“ blieb die Hoechst AG mit 50 % der Aktien an dem neuen Unternehmen beteiligt. Die verbliebene Beteiligung wurde 1996 infolge der Umstrukturierung des Hoechst-Konzerns verkauft, seitdem befindet sich die SGL Carbon AG im Streubesitz.

Infolge der Weltwirtschaftskrise ab 2007 investierte die SGL Carbon in weitere Produktionsstandorte und Tochterfirmen wie SGL Rotec GmbH & Co. KG. (Herstellung von z. B. Rotorblättern für Windkraftanlagen), SGL Kümpers GmbH & Co. KG, SGL epo GmbH, Benteler SGL GmbH & Co. KG., Dr. Schnabel GmbH, SGL Automotive Carbon Fibers GmbH & Co. KG.

Am 27. Januar 2009 wechselte SGL Carbon die Rechtsform von einer Aktiengesellschaft (AG) zu einer Europäischen Gesellschaft (SE).

Am 16. August 2011 brach ein Großfeuer in einem Produktionsgebäude am Standort Meitingen aus.<ref>Augsburger Allgemeine: Meitingen: Nach Großbrand: SGL Group rechnet mit ProduktionsausfällenVideo Lokal-TV.</ref>

2015 wurde die US-Tochter „Hitco“ mit Verlust verkauft.<ref>Hitco: SGL Carbon verkauft US-Tochter mit Verlust. In: Handelsblatt. Abgerufen am 5. August 2015.</ref>

Produkte

Der Geschäftsbereich „Graphite Materials & Systems“ stellt Graphit her. Hauptabnehmer der Produkte und Anwendungen sind der Apparatebau, die Automobil- und die chemische Industrie, die Elektronik, die Energiewirtschaft, die Halbleiterindustrie, der Industrieofen- und der Maschinenbau, die Medizintechnik und Pharmazie sowie die Nukleartechnik und der Umweltschutz.

Der Bereich „Carbon Fibers & Composites“ umfasst Kohlenstofffasern, Brems- und Kupplungsbeläge sowie Verbundmaterialien für die Luft- und Raumfahrt, die Automobilindustrie, den Maschinen- und Apparatebau, die Medizintechnik, die Energietechnik (Windkraftanlagen) sowie den Sportbereich (Badmintonschläger).

Im Geschäftsbereich „Performance Products“ werden Graphitelektroden hergestellt, die bei der Stahlerzeugung in Elektrolichtbogenöfen und der Aluminiumerzeugung nach dem Hall-Héroult-Prozess zum Einsatz kommen. Darüber hinaus werden Kohlenstoffelektroden gefertigt, die bei anderen Schmelzflusselektrolysen (wie z. B. Weißer Phosphor oder Silizium) gebraucht werden.

Joint Venture mit BMW

2010 wurde bekannt, dass SGL mit seinem Anteilseigner BMW in der „SGL Automotive Carbon Fibers“ beim Projekt BMW i3 (Megacity Vehicle) zur Herstellung leichterer Personenkraftwagen zusammenarbeitet.<ref>SGL Carbon Werkstour "Herstellung von Carbonfasern" BMW i3.</ref>

Konzernstruktur

Das operative Geschäft gliedert sich in die beiden Segmente „Advanced Materials“ und „Performance Products“; es wird von drei globalen Geschäftsbereichen betrieben: Graphite Materials & Systems (GMS), Carbon Fibers & Composites (CFC) und Performance Products (PP). Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes (seit Juni 2009 ein Joint Venture mit Brembo) baut Carbon-Keramik-Bremsscheiben für Porsche, Bugatti, Lamborghini, AMG und Audi. SGL ist auch Mitglied der Carbon Composites e. V., ein Verbund zur Förderung der Anwendung von Faserverbundstoffen.<ref>Carbon-composites.eu: Mitglieder.</ref>

Produktionsstandorte und Konzerngesellschaften

Quelle:<ref>Standorte</ref>

Europa

Großbritannien
  • Muir of Ord, Schottland – SGL Carbon Fibers Lt.
  • Halifax, England – P.G. Lawton (Industrial Services) Ltd.
Deutschland
  • Lathen – SGL Kümpers GmbH & Co. KG
  • Rheine – SGL Kümpers GmbH & Co. KG
  • Paderborn – Benteler SGL GmbH & Co. KG
  • Willich – SGL epo GmbH
  • Lemwerder – SGL Rotec GmbH & Co. KG
  • Limburg – Dr. Schnabel GmbH
  • Kelheim – European Precursor GmbH (44 % Kapitalanteil, Rest Lenzing AG, Österreich)
    • Wiesbaden – SGL Carbon SE (Hauptverwaltung)
  • Bonn – SGL Carbon GmbH
  • Frankfurt am Main Werk Griesheim – SGL Carbon GmbH
  • Meitingen – SGL Carbon GmbH, SGL TECHNOLOGIES GmbH, Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes GmbH
  • Wackersdorf – SGL Automotive Carbon Fibers GmbH & Co. KG. – Produktion von Carbonfasermatten aus PAN-Fasern.
Österreich
  • Ried, Österreich – Benteler SGL Composite Technology GmbH
  • Steeg, Österreich – SGL Carbon GmbH & Co. KG
Frankreich
  • Chedde – SGL Carbon SAS
Polen
Italien
  • Stezzano, Italien – Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes S.p.A.
  • Verdello, Italien – SGL Carbon S.p.A
Russland
  • Schachty, Russland – SGL Process Technology, OOO
Spanien
  • La Coruña, Spanien – SGL Carbon S.A.
  • Madrid, Spanien – SGL Gelter S.A.

Nordamerika

USA
  • Moses Lake (Washington) – SGL Automotive Carbon Fibers LLC
  • Evanston (Wyoming) – SGL Carbon Fibers LLC
  • St. Marys (Pennsylvania) – SGL Carbon LLC
  • Strongsville (Ohio) – SGL Carbon Technic LLC
  • Sinking Spring (Pennsylvania) – SGL Carbon LLC
  • Hickman (Kentucky) – SGL Carbon LLC
  • Ozark (Arkansas) – SGL Carbon LLC
  • Morganton (North Carolina) – SGL Carbon LLC
  • Charlotte (North Carolina) – SGL Carbon LLC (Hauptverwaltung Nord Amerika)
  • Arkadelphia (Arkansas) – HITCO Carbon Composites Inc.
  • Valencia (Kalifornien) – SGL Technic Inc.
  • Gardena (Kalifornien) – HITCO Carbon Composites Inc.

Asien

Indien
  • Pune – SGL Carbon India PVT. Limited
Malaysia
  • Banting – SGL Carbon SDN BHD
China
  • Ningbo – Ningbo SSG Co. Ltd. (60 % Kapitalanteil)
  • Shanghai – SGL Carbon Far East Ltd., SGL Tokai Carbon Ltd., SGL Carbon Graphite Technic Ltd.
  • Yangquan – SGL Quanhai Carbon (Shanxi) Co., Ltd. (80 % Kapitalanteil)
Korea
  • Kyung Ki-Do – SGL Carbon Karahm Ltd. (50,9 % Kapitalanteil)
Japan
  • Otake – MRC SGL Precursor Co. Ltd. (Joint Venture mit Mitsubishi Rayon Co. Ltd. [MRC])
  • Yamanashi – Graphite Chemical Engineering Co. Ltd.
  • Narita – SGL Carbon Japan Co., Ltd.

Wettbewerber

Eigentümerstruktur

Anteil Anteilseigner
~29 % Streubesitz
26,87 % SKion GmbH, Bad Homburg, kontrolliert durch Susanne Klatten
15,16 % BMW AG, kontrolliert durch Quandt (Familie), Susanne Klatten davon 9,99 % durch Finanzinstrumente gesicherte Anteile.<ref name="Handelsblatt">Handelsblatt.com, abgerufen am 18. November 2011.</ref><ref>Rüdiger Jungbluth: Clash der Clans – In: Die Zeit, Nr. 48, 24. November 2011.</ref>
8,18 % Volkswagen AG
9,14 % Voith GmbH, Heidenheim an der Brenz
4,70 % Crédit Agricole Asset Management (CAAM), gehört zur Crédit Agricole-Gruppe (Frankreich)
3,55 % Mackenzie Financial Corporation, gehört über die IGM Financial Inc. zur Power Corporation of Canada
2,89 % Fidelity Investments (USA)

Stand: November 2011

SGL arena

Hauptartikel: SGL arena

Die 2009 in Augsburg unter dem Namen impuls arena eröffnete Fußball-Arena des FC Augsburg trägt seit der Saison 2011/12 den Namen SGL Arena, da SGL Carbon nach dem Aufstieg des Vereins in die erste Bundesliga die Namensrechte erworben hat.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

50.04528.1928Koordinaten: 50° 2′ 42,7″ N, 8° 11′ 34,1″ O{{#coordinates:50,0452|8,1928|primary

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