Sonwik
Das an der Flensburger Innenförde gelegene Hafenviertel Sonwik ist der zivil bewohnte, am Wasser liegende Teil des Stadtbezirks Stützpunkt Flensburg-Mürwik,<ref>Zahlenspiegel Teil 3: Stadtteile. Stadt Flensburg, abgerufen am 2013-26-04. </ref> in welchem sich auch die Marineschule Mürwik befindet. Das 12,5 ha große Gebiet<ref name="Die Welt 2010"/> umfasst zum größten Teil die Anlagen des ehemaligen Marinestützpunkts Flensburg-Mürwik. Es gehört zum Stadtteil Mürwik und besteht im Wesentlichen aus der Marina Sonwik, eingefasst von 20 bundesweit beachteten Wasserhäusern<ref name="Die Welt 2010"/>, und einer Uferpromenade, bei der zur Landseite hin ehemalige Marinegebäude stehen, die im Stil der norddeutschen Backstein-Neogotik gehalten sind.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Name leitet sich ab aus dem Nordfriesischen Son für Sonne und Wik für Bucht, bedeutet also etwa Sonnenbucht.<ref name="Die Welt 2010">Sonwik ist zu Flensburgs Vorzeigeort geworden. In: Die Welt. 16. Januar 2010, abgerufen am 10. Januar 2015. Timo Lindemann: </ref><ref>Vgl. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Sonwik</ref> Der Blick von der Promenade aufs Wasser ist allerdings nicht nach Süden ausgerichtet, sondern nach Westen bis Nordwesten, dem Punkt am Horizont, wo die Sonne untergeht. Die Gegend wurde früher teilweise auch Klein-Westerland genannt.<ref name="A">Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!, Flensburg 2009, Artikel: Klein Westerland</ref>
Geschichte
Klein-Westerland
In den 1870er Jahren begannen die Flensburger Teile des heutigen Gebietes Sonwik als Badestrand zu nutzen. Im Gegensatz zum Ostseebad auf der anderen Fördeseite wurde kein Eintritt verlangt. Zudem war es näher an der Flensburger Innenstadt als Solitüde, welches sich später als weitere Alternative auf dem Ostufer der Förde herausbildete. In Analogie zu Westerland auf Sylt wurde das Gebiet Klein Westerland genannt. Der öffentliche Badestrand bestand bis in die 1930er Jahre. In dieser Zeit übernahm die Marine die Strandfläche und bebaute sie.<ref name="A"/>
Nutzung durch die Marine
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Marine auf dem oberhalb gelegenen Gelände am Fördehang die Torpedostation errichtet (1901/1902), die als Kaiserliche Torpedoschule diente.<ref>Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 544</ref> Die beiden Kasernengebäude (Tirpitz-Kaserne und Maaß-Kaserne) der Torpedostation sind stark baulich verändert erhalten geblieben,<ref>Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 544</ref> sie liegen an der Torpedostraße, die ihren Namen am 2. Oktober 1914 erhielt.<ref>Vgl. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel Torpedostraße.</ref> Auch das benachbarte nördlich gelegene Gelände, an das Sonwik heute grenzt, wurde übernommen. Auf besagten nördlichen Gelände wurde 1907 bis 1910 von Baurat Adalbert Kelm nach Vorbild der Marienburg die Marineschule als Marineakademie der Kaiserlichen Marine für Kaiser Wilhelm II. errichtet. Später diente der Marinestützpunkt der Reichs- und Kriegsmarine als Ausbildungsstätte für Seeoffiziere. Wie schon erwähnt, wurde das Gebiet Klein-Westerland in den 1930er Jahren ebenfalls übernommen und bebaut.<ref name="A"/> Zudem wurden in dieser Zeit auch oberhalb der Torpedostation eine große Anzahl Gebäude errichtet, auf diese Weise entstand die Torpedo- und Nachrichtenschule.<ref>Vgl. Flensburger Tageblatt: 1284 bis 2009: Die Stadtchronik, vom: 1. Januar 2009; abgerufen am: 12. Januar 2015</ref> Zum Ende des Zweiten Weltkriegs nutzte Großadmiral Karl Dönitz, der von Hitler kurz vor seinem Selbstmord zum Reichspräsidenten und Nachfolger ernannt worden war, zusammen mit weiteren Regierungsmitgliedern sowie Generälen, Kommandanten, SS-Offizieren und Parteifunktionären das Militärgebiet mit der Marineschule (damals „Sonderbereich Mürwik“ genannt) als Regierungssitz bis zu dem Zeitpunkt, als er zusammen mit den besagten anderen Personen von der britischen Armee verhaftet wurde. In der Zeit nach dem Krieg wurde die benachbarte Marineschule zunächst als Lazarett, als Pädagogische Hochschule und als Zoll-Schule genutzt.
Ab dem 5. Mai 1952 wurde das Gebäude der Bonte-Kaserne (es liegt im südlichen Teil von Sonwik) vom Kraftfahrt-Bundesamt genutzt.<ref name="Festschrift">50 Jahre Kraftfahrt-Bundesamt 1951–2001. PDF, abgerufen am 15. Dezember 2014.</ref> Seit November 1956 werden in der Marineschule von der damals neu gegründeten Bundesmarine (ab 1990 Deutsche Marine) Marinesoldaten ausgebildet. Der Burgbau der Marineschule liegt also direkt neben Sonwik im Norden. Er wird aufgrund seines Anblicks sowie seiner Funktion auch „Marine-Burg“ wie auch „Rotes Schloss am Meer“ genannt. In den Jahren 1961 bis 1965 entstand in der Fördestraße 16, östlich von der Marineschule, ein neues, größeres Gebäude, das im Jahre 1965 vom Kraftfahrt-Bundesamt bezogen wurde,<ref name="Festschrift" /> sodass die Bonte-Kaserne frei für die militärische Nutzung wurde.
Entstehung Sonwiks
Anfang der 1990er Jahre führte der politische Wandel im Osten zu einer militärischen Entspannung in Europa. Die deutsche Marine gab auf Grund der fehlenden Bedrohung aus dem Osten und der nach der Wiedervereinigung eingeleiteten Neustrukturierung den Flensburger Stützpunkt nach einiger Zeit auf. Ein großer Teil der militärischen Liegenschaften wurde daher 1993 freigegeben. Nicht aufgegeben wurde dabei aber der Bootshafen der Marineschule Mürwik.
Im Jahre 2002 begannen vier private Investoren die denkmalgeschützten Marinegebäude zu renovieren. Damals erhielt das Gebiet, in dessen Bauzeit 100 Mio. Euro investiert wurden<ref name="Die Welt 2010"/>, seinen neuen Namen. Die ersten Einheiten wurden im Sommer 2003 bezogen. Zudem errichteten Investoren in Sonwik Wasserhäuser mit 360°-Rundumblick sowie ein Kapitänshaus. Auch renovierten sie das Sanitätshaus Haus 11. Es entstand die 4-Sterne-Marina Sonwik. Sie umfasst heute ca. 370 Liegeplätze.
Anlage
Die Sonwik-Marina liegt auf der Ostseite der Flensburger Innenförde, nahe Kielseng. Über die insgesamt vierspurige Straße von Kielseng ist Sonwik gut erreichbar. Die Marinegebäude Sonwiks wurden als Kulturdenkmale des Stadtteils Mürwik eingetragen und unterliegen daher strengen Denkmalschutzauflagen. Sie werden als Büro- und Gewerbefläche sowie Eigentumswohnungen genutzt. Zusätzlich zu den bestehenden Gebäuden errichteten die Investoren zwei 40 Meter hohe L-förmige Neubauten, jeweils Luv und Lee genannt.<ref>Der nördlichere der beiden Türme (Nordturm) ist Lee und der südlichere Luv (Südturm). Von der gegenüberliegenden Seite des Wassers erkennt man Lee zur Linken und Luv zur Rechten.</ref>
Auf den Außenmolen des Hafens stehen moderne Wasserhäuser, zu denen teilweise auch private Bootsanleger gehören, die nur durch die Eignern bzw. Mietern genutzt werden dürfen. Aufgrund der Wassertiefe von über 5 m können auch Schiffe bis über 75 Fuß Länge die Hafenanlage nutzen. Die Ansteuerung der Marina ist bei Tag und Nacht unproblematisch, da Fahrwassertonnen gelegt sind und der Eingang erleuchtet ist. Eine Bootstankstelle und ein Drei-Tonnen-Kran sind auf dem Gelände der Marina untergebracht. Eine Promenade verbindet Sonwik mit der Flensburger Innenstadt. Außerdem nutzt das Wasserflugunternehmen Clipper Aviation Sonwik als Wasserlandeplatz.
Außerdem wurden in Sonwik nach der Umnutzung eine ganze Zahl verschiedener Skulpturen aufgestellt, beispielsweise 2009 die Skulptur „Zu zweit im Wind“, der Bildhauerin Tietze Schmuck.<ref>Flensburger Tageblatt: Zu zweit im Wind: Neue Skulptur in Sonwik, vom 20. Oktober 2009; abgerufen am: 12. Januar 2015</ref>
2014 gab es Pläne auf der nördlichen bisher unbebauten Mole, ein weiteres, zugleich größeres Wasserhaus zu bauen, was dazu führte, dass ein neuer Bebauungsplan für die besagte Nordmole von Sonwik angedacht wurde.<ref>Flensburger Tageblatt: Sonwik: Wettbewerb um die Nordmole geht weiter, vom 7. März 2014; abgerufen am: 12. Januar 2015</ref>
Einzelnachweise
<references/>
Weblinks
- Sonwik.de (Seite des Bauprojektes)
Koordinaten: 54° 48′ 37″ N, 9° 27′ 18″ O{{#coordinates:54,810170536111|9,4549584388889|primary
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