Flensburger Förde


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Datei:Flensburger Förde 1910.JPG
Die Flensburger Förde um 1910 (mit deutschen Ortsnamen auch für das heute dänische Nordufer)

Die Flensburger Förde (dänisch: Flensborg Fjord) ist eine Förde im Bereich der westlichen Ostsee auf der Ostseite der Kimbrischen Halbinsel. Durch die Flensburger Förde verläuft die Staatsgrenze zwischen Dänemark und Deutschland. An ihrem Ende liegt die Fördestadt Flensburg. Das Westende der Förde markiert zugleich den westlichsten Punkt der Ostsee.

Begriffsdeutung

Obwohl die dänische Bezeichnung den Begriff Fjord enthält, ist die Flensburger Förde als glaziale Tieflandsform im geomorphologischen Sinne kein Fjord, sondern eine Förde, die jedoch im Tourismusjargon seit jüngerer Zeit häufig fälschlich als ein solcher bezeichnet wird.<ref>Flensburg Fjord Tourismus GmbH</ref> Aufgrund der niedrigen Seitenflanken kann sie auch nicht als fjordähnlich bezeichnet werden.<ref>Liedtke, H. (1981): Die nordischen Vereisungen in Mitteleuropa. – Forschungen zur Deutschen Landeskunde 204.</ref><ref>Schmidtke, K.-D. (1993): Die Entstehung Schleswig-Holsteins. Neumünster. 128 S.</ref> Im Dänischen steht das Wort Fjord gleichermaßen für eine Förde wie auch für einen Fjord (eine glaziale Hohlform im Gebirge) und ist etymologisch mit dem deutschen Wort Förde verwandt.

Entstehung

Datei:Flensburger Förde 1650.jpg
Historische Karte von 1650

Bei der Förde handelt es sich um die Ausschürfung einer Gletscherzunge, die zuletzt während der Weichsel-Kaltzeit überprägt wurde. An den Rändern befinden sich entsprechende Grund- und Endmoränenablagerungen. Die Entwässerung der Förde während der Vereisung erfolgte u.a. durch ein Gletschertor im Bereich des Krusau-Tunneltals.<ref>Gripp, K. (1964): Erdgeschichte von Schleswig-Holstein. Neumünster. 411 S.</ref>

Hauptorte

Am innersten Ende der Förde liegt Flensburg als größte Siedlung an der Förde. Am östlichen Ufer der Innenförde befindet sich das Seebad Glücksburg mit seinem berühmten Wasserschloss. Das dänische Sønderborg (dt.: Sonderburg) liegt im Nordosten.

Topographie

Die Flensburger Förde ist 40 bis 50 Kilometer lang (je nach Abgrenzung zur Kieler Bucht) und hat von allen Förden der Kimbrischen Halbinsel die größte Wasserfläche. Sie bildet damit als langgezogener Seitenarm der Ostsee deren westlichsten Punkt. Gegliedert wird die Förde durch die markante Halbinsel Holnis, die die Flensburger Förde in die Innenförde (südwestlich) und die Außenförde (östlich) teilt. Die westlichste Spitze der Förde bildet der Flensburger Hafen. Nebenbuchten der Förde sind die Geltinger Bucht, das Nybøl Nor und die Sønderborg Bugt mit dem Vemmingbund und dem Hørup Hav. Die Untiefe Bredgrund (dt.: Breitgrund) markiert den Übergang der Förde in die Kieler Bucht, in die an dieser Stelle von Norden der Kleine Belt einmündet. Das Hørup Hav (deutsch Höruper Haff) trennt die Halbinsel Kegnæs (deutsch Kekenis) vom übrigen Als. Bei Gammel Pøl geht die Förde in den Kleinen Belt (dän.: Lille Bælt) über.

  • Südufer

Typischerweise wird das Südufer der Außenförde durch unterschiedliche Formen der Ausgleichsküste geprägt.<ref>Liedtke, H., Marcinek, J. 2001: Physische Geographie Deutschlands. Gotha.</ref> Steile Abschnitte mit Grundmoränenkliffs wechseln mit meist schmalen Strandbereichen ab, an denen zahlreiche Badestrände bestehen. Langballigau ist der einzige Fischereihafen. Ein Wahrzeichen ist die kleine Kirche von Neukirchen, die wie ihr gegenüber liegendes Pendant zu Kegnæs (dt.: Kekenis) von Herzog Johann dem Jüngeren errichtet wurde. Weiter östlich liegt die Geltinger Bucht mit einem ehemaligen Fährhafen, der heute als Marina genutzt wird. Das landschaftlich eindrucksvolle Naturschutzgebiet Geltinger Birk markiert das östliche Ende der Förde.

  • Bilder Südufer
  • Nordufer

Das nördliche Ufer der Förde und die beiden Ochseninseln (dän.: Okseøer) gehören zu Dänemark. Der schmale Sund bei Egernsund (dt.: Ekensund) verbindet die Förde mit ihrer nördlichsten Bucht, dem Nybøl Nor (dt.: Nübeler Noor). Hier befinden sich noch einige bedeutende Ziegeleien sowie der Ort Gråsten (dt.: Gravenstein). Zwischen dem Noor und der Außenförde liegt die Halbinsel Broager Land mit der Gemeinde Broager (dt.: Broacker). Östlich davon befinden sich die Düppeler Höhen. Die Stadt Sønderborg (dt.: Sonderburg) ist nach Flensburg größter Ort an der Förde. Hier trennt der Als Sund (dt.: Alsen Sund) die Halbinsel Sundeved von der Insel Als (dt.: Alsen). Entlang des nördlichen Fördeufers führt der rund 74 km lange Wanderweg Gendarmstien (dt. Gendarmenpfad) entlang, der früher von dänischen Grenzgendarmen zur Grenzüberwachung genutzt wurde.

  • Bilder, Nordufer

Schifffahrt

Geschichte

Datei:Gedenktafel am Gebäude Schiffbrückstraße 8 an Friedrich Mommse Bruhn, Gründer der Flensburger Förde Dampfschifffahrt, Bild 02.JPG
Gedenktafel am Gebäude Schiffbrückstraße 8 an Friedrich Mommse Bruhn, Gründer der Flensburger Förde Dampfschifffahrt
Datei:Alexandra Flensburg2007.jpg
Salon- und Fördedampfer Alexandra von 1908

Als Gründer der Flensburger Fördeschifffahrt gilt der Kaffeehändler Friedrich Mommse Bruhn (1832–1909), der mit der Seemöwe 1866 den ersten Fördedampfer in Dienst stellte. Es entstand ein lukrativer Linienverkehr der Dampfer-Compagnie, der von Flensburg über Kollund, Ekensund und Gravenstein am Nordufer bis nach Glücksburg-Sandwig am Südufer führte. Mit weiteren Schiffen wie zwei Jahre später der Seeadler und die Heinrich-Adolph sowie neuen Anlegestellen in Randershof, Rinkenis-Sandacker und Brunsnis bauten Flensburger und Sonderburger See- und Kaufleute unter Bruhns Führung die Fördeflotte zu einer der stattlichsten Küstenflotten Deutschlands aus. Dazu wurde im März 1873 die Flensburg-Ekensunder Dampfschiffsgesellschaft und zwei Monate später mit der Skjold auf der Linie Apenrade-Sonderburg-Flensburg die konkurrierende Sonderburger Dampfschifffahrts-Actien-Gesellschaft gegründet, welche 1897 zur Vereinigten Flensburg-Ekensunder und Sonderburger Dampfschiffs-Gesellschaft (kurz „Vereinigte“) fusionierten. Zu ihrem Höhepunkt 1910 besaß die Reederei 25 Schiffe (1913 sogar 29, darunter die Feodora von 1898, die Alexandra von 1908 und die Albatros von 1912), die insgesamt bei bis zu 50 Abfahrten täglich über eine Million Fahrgäste und 1,2 Mio. Stückgut beförderten.<ref name="Flensburger Fördeschifffahrt"> Andreas Westphalen: Flensburger Fördeschifffahrt. 1866–1975. Eine Ära und ihre Relikte. H. M. Hausschild GmbH, Bremen 2005, ISBN 3-89757-237-0.</ref>

Nach der Grenzziehung 1920, bei der Flensburg sein Hinterland verlor und der Passzwang eingeführt wurde, sowie der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre kam die Fördeschifffahrt fast zum Erliegen und 1935 das Ende der Vereinigten. Ein Generationswechsel hin zu Motorschiffen wie der Forelle (1934) und der Libelle (1934) führte 1935 zur Gründung der Förde Reederei; es entstanden neue Anlegestellen in Solitüde, an der Holnisspitze und in Langballigau und in Flensburg 1937 eine neue Fördebrücke, ein zweckmäßiger Ziegelsteinflachbau, der bis zur Neugestaltung der Schiffbrücke im Jahr 1997 hielt. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Viehtransporte die Personenschifffahrt aufrecht. Nach Aufhebung der Sperrzone für deutsche Schiffe am dänischen Nordufer begann ab 1953 (zunächst zwischen Kollund und Flensburg) die Ära der grenzüberschreitenden Butterfahrten, belebt durch die Konkurrenz der 1957 neugegründeten Reedereien Hansa-Linie und Flensburger Personen-Schifffahrt GmbH. Die boomende Fördeschifffahrt verzeichnete Mitte der 1960er Jahre über zweieinhalb Mio. Fahrgäste, die auf neugebauten Schiffen wie der Glücksburg (1959), Mürwik (1960), Holnis (1961), Meierwik (1963), Jürgensby (1966) und mit der Langballigau (1966) bis nach Ærøskøbing fuhren. Mit der Außerdienststellung der Alexandra 1975 endete die große Ära der Fördedampfer und die Flensburger Fördeschiffe wurden in den 1980er und 1990er Jahren nach und nach verkauft.<ref name="Flensburger Fördeschifffahrt"/>

Gegenwart

Die Förde gilt heute als bedeutendes Segelrevier. Segler aus vielen Ländern besuchen sie jedes Jahr. Die Flensburg-Fjord-Regatta und die Rum-Regatta werden hier alljährlich ausgetragen. Die Meeresbucht ist auch für kommerziell betriebene Lastschiffe schiffbar; Schiffe aus der Flensburger Werft benutzen sie als Verbindung in die offene Ostsee. Ebenso ist die Flensburger Förde als traditioneller Marinestandort in Mürwik für die militärische Seefahrt bedeutend. Zudem verkehren auch nach Ende der Butterfahrten vor allem im Sommerhalbjahr noch Ausflugsschiffe auf unterschiedlichen Routen, unter anderem von Flensburg nach Glücksburg und nach Dänemark rund um die Ochseninseln.

Regattasport

Die Flensburg-Fjord-Regatta und die Rum-Regatta werden jedes Jahr am Himmelfahrtswochenende veranstaltet. Als Pendant zur Rum-Regatta begründete der Unternehmer Oliver Berking von der Flensburger Robbe & Berking Yachtwerft 1994 die Flensburger Klassiker-Regatta, die auf der Förde seit 2006 alle vier Jahre im Juni mit der Classic Week eine Fortsetzung findet. Die Ostsee-Regatta zwischen Flensburg, Sønderborg, Kappeln, Eckernförde und Kiel findet in der Woche vor der Kieler Woche statt und wird organisiert vom Freundeskreis Klassische Yachten.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatRegatta-Zirkus auf Ostsee-Tournee. In: Schleswiger Nachrichten. 11. Juni 2014, abgerufen am 16. Juni 2015.</ref>

Leuchttürme

Das Feuerschiff Flensburg (bis 1924 Kalkgrund II) lag von 1910 bis 1963 vor der Geltinger Bucht, eine südliche Bucht der Flensburger Förde. Im Jahre 1963 wurde es durch einen Leuchtturm ersetzt.

In und an der Förde stehen mehrere bekannte Leuchttürme: An der Innenförde befindet sich am südlichen Ufer östlich von Schausende der Leuchtturm Holnis lt. behördlicher Bezeichnung (der Ort Holnis ist weiter entfernt als Schausende). Am Übergang zur Ostsee befindet sich der Leuchtturm Kalkgrund in der Förde (näher zum Südufer), am Nordufer der Leuchtturm Kegnæs Fyr. Der Ausgang der Förde nördlich von Bredgrund markiert der Leuchtturm Gammel Pøl Fyr. Der am südlichen Ende des Ausgangs gelegene Leuchtturm Falshöft ist mittlerweile außer Betrieb.

Wal- und Seehundsichtungen

Sichtungen von Buckelwalen gab es 1766, mit Ossi 1978 sowie 2003 und mit Bucki im Jahr 2008. Gleich zwei dieser Meeressäuger wurden im Jahr 2014 in der Förde gesichtet<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatTierische Sensation in der Ostsee: Erstmals zwei Buckelwale in Flensburger Förde gesichtet. In: Flensburger Tageblatt. 8. Juli 2014, abgerufen am 21. August 2014.</ref><ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatVon Flensburg in die Ostsee : Bye Bye Buckelwal – oder doch nicht? In: shz.de. 18. Juli 2014, abgerufen am 21. August 2014.</ref> und einen Weißwal (Beluga) sichtete man 2012 vor Sonwik.<ref name="SHZ 15. Juli 2015"/><ref name="Kuriose Tierbegegnungen"/>

Im März 1911 strandete ein Finnwal vor Westerholz.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatBernd Philipsen: Westerholz: Das Wal-Drama am Fördestrand. In: shz.de. 16. März 2011, abgerufen am 1. September 2014.</ref> Den Flensburger Innenhafen stattete 2006 der junge Finnwal Henry einen Besuch ab.<ref name="Kuriose Tierbegegnungen">Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatWale, Pumas, bunte Vögel: Kuriose Tierbegegnungen: Was sich in SH so alles herumtreibt. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 10. Dezember 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015.</ref> Vier Jahre später wurde im Juni 2010 ein 15 Meter langer Finnwal bei Flensburg gesichtet<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatFlensburg: Finnwal erschreckt Ruderin auf Förde. In: Flensburger Tageblatt. 16. Juni 2010, abgerufen am 1. September 2014.</ref> und Mitte Juli 2015 ein Finnwal vor Kollund und den Ochseninseln.<ref name="SHZ 15. Juli 2015">Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatMeeressäuger in der Ostsee: Großer Finnwal schwimmt in der Flensburger Förde. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 15. Juli 2015, abgerufen am 17. Juli 2015.</ref><ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatFinnwal in der Förde: Flensburger Polizei veröffentlicht Wal-Video. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 16. Juli 2015, abgerufen am 17. Juli 2015.</ref>

Selten zu sehen sind auch Seehunde, die Anfang des 20. Jahrhunderts kurz vor der Ausrottung standen. Zu jener Zeit konkurrierten die Raubtiere mit den Fischern und wurden diese gegen eine Fangprämie von 5 bis 10 Mark gemeuchelt. Im Juni 2013 war wieder ein Seehund bei den Ochenseninseln zu Gast.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatMerle Bornemann: Ochseninseln: Seehund-Besuch in der Flensburger Förde. In: Flensburger Tageblatt. 7. Juni 2013, abgerufen am 28. Mai 2015.</ref> „Sichtlich wohl“ fühlte sich ein Seehund im Sommer 2015. Anfang Juli 2015 erstmals auf der Sandbank an der Holnisspitze vor dem NABU-Vogelschutzgebiet gesichtet bereitete das später zutraulich gewordene Tier Vergnügen für Spaziergänger, die sich Anfang September 2015 in Klevelücke (Steinbergholz) aufhielten.<ref> Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag (Hrsg.): Robbe fühlt sich in der Förde wohl. In: Flensburger Tageblatt. 8. September 2015, S. 14.</ref>

Sehenswürdigkeiten an der Flensburger Förde

Am Nordufer bzw. in Dänemark
Am Südufer

Literatur

  •  Gert Uwe Detlefsen: Flensburger Schifffahrt – vom Raddampfer zum Kühlschiff. Christians & Reim Verlag, 1983, ISBN 3-87950-073-8.
  •  Gert Uwe Detlefsen, Gerhard Moltsen, Alfred Schneider: Vom Dampfboot zum Katamaran. Die Geschichte der Flensburger Fördeschiffahrt und aller Tochterfirmen. Hauschild Verlag, Bremen 2000, ISBN 3-89757-079-3.
  •  Andreas Westphalen: Flensburger Fördeschifffahrt. 1866–1975. Eine Ära und ihre Relikte. H. M. Hausschild GmbH, Bremen 2005, ISBN 3-89757-237-0.
  •  360 Grad rund um die Flensburger Förde 2005/2006. Werkstatt Verlag, Juni 2005, ISBN 3-9809622-2-9.

Weblinks

Commons Commons: Flensburger Förde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

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