Stephen Hawking
Stephen William Hawking, CH, CBE, FRSA (* 8. Januar 1942 in Oxford, Großbritannien) ist ein britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker. Von 1979<ref>Kevin C. Knox: From Newton to Hawking. Cambridge University Press, 2003, ISBN 0-521-66310-5, S. 426 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref> bis 2009<ref>Stephen Hawking gibt Lehrstuhl auf. derStandard.at, 30. September 2009</ref> war er Inhaber des renommierten Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge.
Stephen Hawking lieferte bedeutende Arbeiten zur Kosmologie, Allgemeinen Relativitätstheorie und der Physik der Schwarzen Löcher. Durch populärwissenschaftliche Bücher über moderne Physik ist er auch einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt geworden.
1963 wurde bei Hawking Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Mediziner prophezeiten ihm, nur noch wenige Jahre zu leben.<ref>Stephen Hawking : Ein Genie geht in Rente. In: Spiegel Online. 24. Oktober 2008, abgerufen am 3. Oktober 2010. </ref> Allerdings handelt es sich vermutlich um eine chronisch juvenile ALS, die durch einen extrem langen Krankheitsverlauf gekennzeichnet ist. Seit 1968 ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Rahmen der Grunderkrankung (konsekutive Progressive Bulbärparalyse) und der Behandlung einer schweren Lungenentzündung verlor er 1985 die Fähigkeit zu sprechen. Für die verbale Kommunikation nutzt er seitdem einen Sprachcomputer, den er durch eine einzige Bewegung seines Wangenmuskels<ref>Video heute journal: Das Leben, das Universum und der Rest (7. September 2010, 3:06 Min.) in der ZDFmediathek, abgerufen am 3. Oktober 2010 (offline)</ref> bzw. seiner Augen steuert.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werdegang
Ausbildung und Studium
Stephen Hawing wurde als Sohn des Tropenmediziners Frank Hawking und dessen Frau Isobel Hawking, einer Wirtschaftswissenschaftlerin, geboren. Frank Hawking entstammte einer Familie von Großbauern in Yorkshire, sein Großvater John Hawking verlor jedoch den Großteil seines Vermögens im Rahmen einer landwirtschaftlichen Wirtschaftskrise zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Robert Hawking, der Vater von Frank, und dessen Frau konnten sein Medizinstudium nur mit Hilfe der Einnahmen einer kleinen Schule in Boroughbridge finanzieren und er selbst bekam einige Stipendien und Preise, mit denen er sich finanzierte und auch seinen Eltern etwas Geld zurückgeben konnte. 1937 befand er sich auf einer Forschungsreise in Afrika am Kongo und beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam er nach England zurück, um sich dem Militär anzuschließen. Seine spätere Frau war die Tochter eines praktischen Arztes und eine von acht Kindern der Familie, sie durfte trotz der finanziellen Engpässe der Familie studieren und arbeitete nach dem Studium als Finanzinspektorin und später als Sekretärin. Vor der Geburt ihres Sohnes zogen Frank und Isobel vorübergehend aus dem Londoner Stadtgebiet (Stadtteil Highgate) nach Oxford gezogen, um so der Bedrohung durch deutsche Bombardierung durch die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg zu entgehen, da es einen Vertrag zwischen Deutschland und Großbritannien gab, nach dem die Universitätsstädte nicht bombardiert werden sollten. 18 Monate nach Stephen wurde seine Schwester Mary geboren, seine zweite Schwester Phillippa kam auf die Welt als er fünf Jahre alt war. Stephen Hawking wuchs im Norden Londons auf und 1950 zog die Familie erneut um, diesmal nach St Albans nördlich von London, wo Stephen Hawking ab 1953 die St Albans School besuchte.
Der Wunsch des Vaters war es, dass sein Sohn Medizin studieren sollte, um in seine Fußstapfen als Arzt zu treten. Hawking konzentrierte sich daher in Leistungskursen auf Drängen seines Vaters auf Chemie und belegte Mathematik nur als Nebenfach. Noch vor dem Schulabschluss nahm er probeweise an einer Aufnahmeprüfung für die Universität Oxford teil, die er mit Auszeichnung bestand und die ihm überraschend ein Studien-Stipendium gewährte.
Wissenschaftliche Arbeit
Stephen Hawking erwarb 1962 seinen Bachelor-Abschluss an der Universität Oxford. Wenig später wechselte er zu Trinity Hall an der Universität Cambridge, wo er seine Promotion über theoretische Astronomie und Kosmologie begann und 1966 abschloss (Ph.D.)<ref name="hawkingphd">Stephen Hawking: Properties of Expanding Universes. University of Cambridge, 1966, OCLC 62793673</ref>. Da ihm die für die Aufnahme in Cambridge notwendige Examensnote fehlte, trat er zu einer mündlichen Prüfung an, die er mit Bestnote bestand. Nach seiner Doktorarbeit wurde er Research Fellow und später Professorial Fellow am Gonville and Caius College der Universität Cambridge.
Berühmt wurde er in den 1960er Jahren für den Beweis der notwendigen Existenz von Singularitäten in der allgemeinen Relativitätstheorie unter sehr allgemeinen Voraussetzungen (gemeinsam mit Roger Penrose, siehe Singularitäten-Theorem). Für diese Arbeit erhielt er 1966 den angesehenen Adams Prize der Universität Cambridge. Er wechselte an das Institut für Theoretische Astronomie in Cambridge, wo er bis 1973 blieb. Danach arbeitete er am Institut für angewandte Mathematik und Theoretische Physik und begann mit seiner quantenmechanischen Interpretation der Schwarzen Löcher.
1974 entwickelte er das Konzept der „Hawking-Strahlung“, nach der schwarze Löcher in der Quantenfeldtheorie (je nach der Masse des schwarzen Lochs mehr oder weniger schnell) zerstrahlen. Anschaulich kann man sich dies als Folge der Vakuumpolarisation vorstellen: im Vakuum werden ständig Teilchen-Antiteilchen-Paare erzeugt und es gibt eine effektive Strahlung, wenn eines dieser Teilchen im schwarzen Loch verschwindet, das andere aber entkommt.
In den 1980er Jahren entwickelte Hawking<ref>Zuerst in einem Vortrag auf einer Konferenz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im Vatikan 1982. Hartle und Hawking veröffentlichten ihre Arbeit unter dem Titel Wave function of the universe. In: Physical Review D. Band 12, 1983, S. 2960.</ref> mit James Hartle einen Zugang zur Quantengravitation und deren Kosmologie über eine euklidische Pfadintegralformulierung. Dabei wird in der mathematischen Pfadintegralformulierung, ursprünglich von Richard Feynman für die Quantenfeldtheorie entwickelt, über alle möglichen Konfigurationen von Raum-Zeiten („Pfade“) summiert, was durch Integrale über die Metrik-Tensorfelder, die nach der allgemeinen Relativitätstheorie die Raum-Zeiten festlegen, dargestellt wird. Um die Integrale mathematisch behandeln zu können, wird ein auch in der Quantenfeldtheorie üblicher Trick angewandt: Das Pfadintegral wird zu imaginären Werten der Zeit fortgesetzt, so dass die Metriken, über die summiert wird, eine Signatur wie bei der Metrik eines euklidischen Raumes statt des Vorzeichens des Minkowski-Raums wie in der allgemeinen Relativitätstheorie bekommen. Hartle und Hawking schlugen vor, in den Pfadintegralen nur geschlossene Raumzeiten ohne dreidimensionale Ränder zu berücksichtigen (kompakte euklidische Metriken), da diese die dominanten Beiträge liefern würden. Sie nannten dies ihren no boundary proposal („ohne Grenzen“ oder „ohne Rand“) und sahen darin eine natürliche Formulierung für Probleme der Quantenkosmologie („Die Randbedingung des Universums besteht darin, dass es keinen Rand hat“).<ref>Hawking in: Hawking, Penrose: Raum und Zeit. rororo, 1998, S. 111.</ref> Neben dem Vorschlag von Hawking und Hartle sind auch andere Möglichkeiten diskutiert worden, insbesondere die Tunnellösung von Alexander Vilenkin (1982), der Entstehung eines Universums aus dem Nichts. Ursprünglich favorisierte Hawking aufgrund seiner Theorie geschlossene Universen, in den 1990er Jahren zeigte er aber mit Neil Turok, dass auch offene inflationäre Universen als Lösung im no boundary proposal möglich sind. Der euklidische Pfadintegral-Zugang zur Quantenkosmologie ist wegen des Übergangs von Minkowski-Metriken, wie sie eigentlich in der Natur realisiert sind, zu euklidischen Metriken außerhalb der Hawking-Schule, die konsequent daran festgehalten hat, umstritten.
Hawking ist Mitglied auf Lebenszeit bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.<ref>Michael Mason: Alliance, Many of the greatest minds of science meet regularly in Vatican City to counsel the pope on the hot topics of the day. In: Discover Magazine. September 2008, S. 43.</ref>
„The Black Hole Information Loss Problem“
Auf der 17. „General Relativity“ Konferenz in Dublin 2004 kündigte Hawking an, das Problem des Informationsverlusts Schwarzer Löcher gelöst zu haben, dies stieß aber auf Kritik. Das Problem besteht darin, dass Schwarze Löcher, die nur durch wenige Quantenzahlen beschrieben werden, aber Materie (Informationen) „verschlucken“ und nur, wie Hawking gezeigt hatte, thermisch strahlen (die einzige „Information“ dabei ist ihre Temperatur und Entropie, die proportional zu ihrer Oberfläche ist), Informationen vernichten, oder anders ausgedrückt in der Quantenmechanik zu einer „nicht unitären“, die Wahrscheinlichkeiten nicht erhaltenden Zeitentwicklung führen. Die Frage ist dann, ob es nicht doch einen Ausweg gibt, der die Informationen erhält. John Preskill hatte mit Hawking 1997 eine Wette abgeschlossen (die neben Hawking auch Kip Thorne hielt), dass es in der Quantengravitation einen solchen Ausweg gibt, Hawking hatte dagegen gehalten. In seiner Rede auf dem Kongress wechselte Hawking seinen Standpunkt und meinte, dass Informationen doch erhalten bleiben, was er mit einer Pfadintegral-Formulierung der Quantengravitation in nicht-trivialen Topologien bewiesen zu haben glaubte.<ref>Hawking: Information loss in black holes. In: Physical Review. Band 72, 2005, S. 084013</ref>
Das Problem spielt eine wichtige Rolle in der Quantengravitation und war dort seit der Formulierung des Problems durch Hawking 1975<ref>Hawking: Particle creation by black holes. In: Communications in Mathematical Physics. Band 43, 1975, S. 199; Breakdown of predictability in gravitational collapse. In: Physical Review D. Band 14, 1976, S. 2416.</ref> Gegenstand kontroverser Debatten. Gegner von Hawking waren zum Beispiel Leonard Susskind<ref>Leonard Susskind: 20 years of debate with Stephen. In: Gibbons, Shellard, Rankin: The future of theoretical physics. Cambridge University Press, 2003.</ref> und Gerardus ’t Hooft, die im Gegensatz zu Hawking für eine Gültigkeit der Quantenmechanik auch im Bereich Schwarzer Löcher eintraten. Susskind veröffentlichte darüber sogar ein Buch (The Black Hole War: My battle with Stephen Hawking to make the world safe for quantum mechanics, 2008). Es besteht nach wie vor kein Konsens über die Lösung des Problems. Der bekannte Gravitationstheoretiker Kip Thorne beispielsweise weigerte sich im Gegensatz zu Hawking, den Verlust der Wette anzuerkennen.
Populärwissenschaftliche Schriften und Rezeption
1981 nahm Hawking an einer Kosmologietagung im Vatikan teil, wo er sein Konzept vorstellte, laut dem das Universum keine Grenzen haben solle. In diesem Vortrag stellte er das All zugleich als ein Phänomen dar, das einfach vorhanden ist und dementsprechend keines Schöpfergottes bedarf.
„Wenn das Universum einen Anfang hatte, können wir von der Annahme ausgehen, dass es durch einen Schöpfer geschaffen worden sei. Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende; es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?<ref>Zitiert aus: Stephen Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit. Kap. 8</ref>“
1988 erschien mit Eine kurze Geschichte der Zeit das erste populärwissenschaftliche Buch Hawkings, in dem er die Theorien zur Entstehung des Universums, zur Quantenmechanik und zu Schwarzen Löchern darstellt. Das Buch wurde weltweit ein Bestseller und verkaufte sich in Millionenauflage. Als wissenschaftlicher Autor schrieb Hawking zudem weitere erfolgreiche populärwissenschaftliche Werke.
Im April 2010 äußerte sich Stephen Hawking über mögliche Risiken, die die Suche nach außerirdischem Leben für die Menschheit haben könnte.<ref>Riskante Kontakte: Stephen Hawking warnt vor Aliens. In: Handelsblatt.com. HB London, 26. April 2010, abgerufen am 3. Oktober 2010. </ref><ref>Jonathan Leake: Don’t talk to aliens, warns Stephen Hawking. The Sunday Times, 25. April 2010, abgerufen am 3. Oktober 2010 (english). </ref><ref>CNN Larry King live: Stephen Hawking’s Warning on Space Aliens. CNN, 30. April 2010, abgerufen am 3. Oktober 2010 (english, Transkription von TV-Beitrag). </ref> Hawking sieht jedoch die Notwendigkeit, den Weltraum zu besiedeln.<ref>Stephen Hawking: Mensch muss zum Überleben den Weltraum besiedeln (Memento vom 24. Dezember 2012 im Internet Archive), AFP über Google News, 9. August 2010 (abgerufen am 26. August 2010)</ref><ref>Stephen Hawking: mankind must move to outer space within a century. telegraph.co.uk, 9. August 2010.</ref><ref>Timothy Bancroft-Hinchey: Stephen Hawking: Colonize Space or Die. But How? PRAVDA.Ru, 10. August 2010, abgerufen am 4. Oktober 2010 (english). </ref>
Im September 2010 äußerte Hawking erstmals eindeutig, dass für die Entstehung des Universums kein Gott notwendig gewesen war. Es sei nicht nötig, so der Wissenschaftler, zur Erklärung eine Hand Gottes mit ins Spiel zu bringen. Die Times zitierte aus seinem neuen Buch The Grand Design (dt. Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums):
„Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen. […] Spontane Schöpfung ist der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, warum das Universum existiert, warum wir existieren.<ref>Physiker Hawking: Kein Gott nötig für Universum. In: Focus Online. Focus, 2. September 2010, abgerufen am 3. Oktober 2010. </ref>“
Privatleben
Während seines Studiums in Oxford begannen die ersten Anzeichen für seine Erkrankung, die sich während seiner Studienzeit 1963 bis 1965 in Cambridge verstärkten. Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) begann sein Nervensystem zu zerstören. Seine geistigen Fähigkeiten waren davon allerdings nicht betroffen. Die Diagnose veränderte sein Leben und bewirkte einen Motivationsschub. Hawking begann 1965 seine Doktorarbeit bei Dennis Sciama und heiratete Jane Wilde, mit der er drei Kinder bekam.<ref>Joan Smith: Books: Stephen Hawking: the man who mistook his wife for a nurse. The Independent, 15. August 1999</ref> Da seine Hand zu dieser Zeit schon Lähmungserscheinungen zeigte, wurde seine Dissertation von unterschiedlichen Helfern geschrieben. Seit 1968 ist er zur Fortbewegung auf den Rollstuhl angewiesen.
Bei einem Besuch des Forschungszentrums CERN in Genf erlitt Hawking 1985 eine Lungenentzündung, die in seinem Zustand lebensbedrohlich war. Es kam zu einer Atemnot, die nur durch einen Luftröhrenschnitt überwunden werden konnte. Seitdem hat Hawking infolge seiner Grunderkrankung auch seine Sprechfähigkeit verloren.
1990 erfolgte die Scheidung von seiner Ehefrau Jane. Danach lebte Hawking mit seiner Pflegerin Elaine Mason zusammen, die er 1995 heiratete. Sie begleitete ihn während seiner Lehr- und Forschungstätigkeit sowie auf Forschungsreisen. 2006 ließen sie sich scheiden.<ref>Stephen Hawking to divorce second wife. dailymail.co.uk, 19. Oktober 2006</ref><ref>David Sapsted: Hawking and second wife agree to divorce. Telegraph, 20. Oktober 2006.</ref>
Im Oktober 2008 empfing Papst Benedikt XVI. den Physiker und Kosmologen im Vatikan.<ref>Egbert Nießler: Der Papst und der Professor. Hamburger Abendblatt, 1. November 2008, abgerufen am 4. Oktober 2010. </ref><ref>Pope meets with Stephen Hawking. The China Post, 2. November 2008, abgerufen am 4. Oktober 2010 (english). </ref>
Sprachcomputer (DECtalk DTC01)
Nach seiner Lungenentzündung im Jahr 1985 konnte Hawking nicht mehr sprechen.<ref>Stephen Hawking : Ein Genie geht in Rente. In: Spiegel Online. 24. Oktober 2008, abgerufen am 4. Oktober 2010. </ref> Zur Verständigung zog er eine Augenbraue hoch, wenn jemand auf den richtigen Buchstaben auf einer Tafel gedeutet hatte. Danach benutzte er einen Sprachcomputer. Mit einem Taster in der Hand konnte er aus einer Liste von Begriffen von einem Bildschirm wählen, die dann an einen Sprachgenerator geschickt wurden. So brachte er es auf bis zu fünfzehn Wörter in der Minute.
Inzwischen sind seine Finger zu schwach dafür. Eine Zeit lang wurde ein Infrarotsensor in seiner Brille benutzt, der durch ein Kabel mit dem Sprachcomputer verbunden ist. Der Sensor sendete einen Infrarotstrahl aus, der unterschiedlich reflektiert wird, je nachdem, ob Hawking seinen rechten Wangenmuskel anspannte. Dadurch wurde der Schalter ausgelöst und eine Auswahl auf dem Bildschirm bestätigt. Mittlerweile ist es Hawking nicht mehr möglich, den rechten Wangenmuskel zur Kommunikation zu verwenden. Der Sprachcomputer wurde so modifiziert, dass er Hawkings Befehle durch dessen Augen-Bewegungen erkennt und ausführt.
Rezeption in der Populärkultur
In Angriff der Borg – Teil 1 der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert wirkte Hawking auf eigene Bitte hin mit. Er stellte als einzige Person im Star-Trek-Universum sich selbst dar, wobei er in einer Holodecksimulation zusammen mit Data (Brent Spiner), Isaac Newton (John Neville) und Albert Einstein (Jim Norton) Poker spielt – und gewinnt. Die Szene dauert knapp drei Minuten. Als er die Kulissen des Maschinenraums mit dem Warpkern im Zentrum besichtigte, soll er sinngemäß gesagt haben: „Ich arbeite daran“. Bereits zwei Jahre zuvor, in der Episode Odan, der Sonderbotschafter, trägt eine Fähre der Enterprise den Namen Hawking.
Hawking plante auch einen Kinofilm über sich und seine Thesen. Unter dem Titel Beyond the Horizon arbeitete er seit 2006 einige Zeit mit Leonard Mlodinow am Drehbuch und wollte selbst die Hauptrolle spielen.<ref>Stephen Hawking arbeitet an Kinofilm. netzeitung.de, 15. Oktober 2006, archiviert vom Original am 21. Juni 2007, abgerufen am 4. Oktober 2010. </ref>
Hawking hatte in mehreren Folgen der Zeichentrickserien Die Simpsons<ref name="simpsons" /> und Futurama<ref name="futurama" /> Gastauftritte und lieh auch für diese die Stimme seines Sprachcomputers. In der ARD-Sendung Beckmann sagte er, dass Die Simpsons „das Beste im amerikanischen Fernsehen“ seien.
Zudem hatte Hawking in den TV-Serien Cosmo und Wanda, Dilbert, The Big Bang Theory sowie bei der Show Monty Python Live (mostly) (Juli 2014) Gastauftritte.
Ebenso wurde er im Londoner Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds verewigt.
In dem Song Keep Talking der Gruppe Pink Floyd auf dem Album The Division Bell spricht Stephen Hawking mit seinem Sprachcomputer unter anderem den einleitenden Satz “For millions of years mankind lived just like the animals. Then something happened which unleashed the power of our imagination. We learned to talk.” (deutsch: „Millionen Jahre lebten die Menschen wie die Tiere. Dann passierte etwas, das die Kraft unserer Vorstellung entfesselte. Wir lernten zu sprechen.“). Ursprünglich hatte Hawking die auf dem Album verwendeten Zeilen für einen Werbespot im britischen Fernsehen eingesprochen.
Auch auf dem Album Crack the Skye der Progressive-Metal-Band Mastodon werden Stephen Hawkings Theorien über das Wurmloch als ein Thema behandelt.
In den Büchern der Hyperion-Saga von Dan Simmons werden Raumschiffe mit dem sogenannten Hawking-Antrieb auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigt. Eines der Schiffe trägt den Namen HS Stephen Hawking.
Unter dem Titel Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit gibt es eine TV-Biografie (GB 2004) mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle. Sie befasst sich mit den Jahren seines Studiums in Oxford – mit der Zeit also, als die ersten Symptome seiner Erkrankung auftauchten und er seine Doktorarbeit begann (1962–1965). The Theory of Everything (dt. Die Entdeckung der Unendlichkeit) aus dem Jahr 2014 ist eine weitere Biographie über diesen Zeitraum, die sich auf die Beziehung zu seiner damaligen Frau Jane Hawking konzentriert. Hawking wird darin von Eddie Redmayne gespielt, der für seine Darstellung Hawkings mit dem Golden Globe als Bester Hauptdarsteller – Drama und dem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.
Im September 2013 erschien ein Dokumentarfilm über sein Leben mit dem Titel Hawking – A brief history of mine, an dem Hawking als Drehbuchautor mitgewirkt hat.
Der Name des Rappers MC Hawking rührt ebenfalls vom Nachnamen des berühmten Physikers her.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
- 1974 Mitglied („Fellow“) der Royal Society
- 1975 Eddington-Medaille
- 1976 Dannie-Heineman-Preis
- 1979 Albert-Einstein-Medaille
- 1982 Commander of the British Empire
- 1984 Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences
- 1984 Aufnahme in die American Philosophical Society
- 1985 Goldmedaille der Royal Astronomical Society
- 1986 Aufnahme in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften (als bekennender Atheist)<ref>Academicians: Stephen W. Hawking. Päpstliche Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 4. Oktober 2010 (english). </ref>
- 1987 Dirac-Medaille<ref>Dirac medal recipients. Institute of Physics, abgerufen am 14. Juni 2014 (english). </ref>
- 1988 Wolf Prize in Physics
- 1989 Companion of Honour
- 1989 Prinz-von-Asturien-Preis
- 1992 Aufnahme in die National Academy of Sciences
- 1999 Julius-Edgar-Lilienfeld-Preis der American Physical Society<ref>1999 Julius Edgar Lilienfeld Prize Recipient. American Physical Society, abgerufen am 4. Oktober 2010 (english). </ref>
- 2005 Smithson Bicentennial Medal der Smithsonian Institution<ref>Awards and Medals. Smithsonian Institution, abgerufen am 18. August 2011 (english). </ref>
- 2006 Copley Medal der Royal Society<ref>Forscherpreis: Weltraum-Medaille für Hawking. Focus, abgerufen am 18. August 2011. </ref>
- 2009 Presidential Medal of Freedom<ref>Stephen Hawking given Presidential Medal of Freedom by Barack Obama. The Daily Telegraph, abgerufen am 4. Oktober 2010 (english). </ref>
- 2013 Special Fundamental Physics Prize
Schriften (Auswahl)
- mit George F. R. Ellis: The Large Scale Structure of Spacetime. Cambridge 1973
- Hawking on the Big Bang and Black Holes. World Scientific, 1993 (Sammlung seiner wissenschaftlichen Arbeiten)
- mit W. Israel (Hrsg.): General Relativity: An Einstein Centenary Survey. Cambridge 1979, (darin Hawking: The path integral approach to quantum gravity)
- Quantum Cosmology. Les Houches Lectures, 1984
- Quantum Mechanics of Black Holes. In: Scientific American. Februar 1977
- The Edge of Spacetime. In Davies (Hrsg.): The New Physics. 1989
- The occurence of singularities in cosmology 1-3. In: Proceedings of the Royal Society A. Band 294, 1966, S. 511, Band 295, 1966, S. 490, Band 300, 1967, S. 107.
- mit Roger Penrose: The singularities of gravitational collapse and cosmology. In: Proceedings of the Royal Society A. Bd. 314, 1970, S. 529–548.
- Particle Creation by black holes. In: Communications in Mathematical Physics. Bd. 43, 1975, S. 199.
- A brief history of time. 1988
- Eine kurze Geschichte der Zeit. rororo, 1991, ISBN 3-499-60555-4.
- Black Holes and Baby Universes and Other Essays
- Eine sechsteilige BBC-Reihe (300 Minuten insgesamt), 1997 (Titel darunter)
- Teil 1: Sehen ist Glauben,
- Teil 2: Am Anfang von Raum und Zeit
- Teil 3: Kosmische Alchemie
- Teil 4: Der Joker: Dunkle Materie
- Teil 5: Schwarze Löcher und noch darüber hinaus
- Teil 6: Eine Antwort auf alles
- mit Roger Penrose: The Nature of Space and Time. Princeton 1996 (getrennte Vorlesungen von Penrose und Hawking; Hawkings Teil des Buches ist frei erhältlich unter arXiv:hep-th/9409195)
- Raum und Zeit. rororo, 2000
- The Universe in a Nutshell
- Das Universum in der Nussschale. Erweiterte Neuausgabe: Dtv, 2003, ISBN 3-423-33090-2.
- Stephen Hawking: Die kürzeste Geschichte der Zeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-498-02986-X.
- Stephen Hawking: Giganten des Wissens. Eine bebilderte Reise in die Welt der Physik. Weltbild Buchverlag, Augsburg 2005, ISBN 3-89897-180-5.
- mit Lucy Hawking: Der geheime Schlüssel zum Universum. cbj-Verlag, 2007, ISBN 978-3-570-13284-5 (Kinderbuch).
- mit Lucy Hawking: Die unglaubliche Reise ins Universum. cbj-Verlag, 2009, ISBN 978-3-570-13392-7 (Kinderbuch).
- mit Leonard Mlodinow: Der große Entwurf. Eine neue Erklärung des Universums. Deutsch von Hainer Kober. Rowohlt, Reinbek 2010, ISBN 978-3-498-02991-3.
- Meine kurze Geschichte. Deutsch von Hainer Kober. Rowohlt Verlag, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-03025-4. (Taschenbuch 2015, ISBN 978-3-499-63058-3)
Film
- Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit. (OT: Hawking.) Fernsehfilm. Regie: Philip Martin. Großbritannien 2004, BBC
- Die Entdeckung der Unendlichkeit. (OT: The Theory of Everything.) Kinofilm. Regie: James Marsh. 2014
- Gastauftritt in der Serie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert
- drei Gastauftritte in der Serie The Big Bang Theory
- vier Gastauftritte in der Serie Die Simpsons<ref name="simpsons">Simpsons Wiki: Stephen Hawking. Abgerufen am 20. August 2015. </ref>
- Gastauftritt in der Serie Futurama (Staffel 2 Episode 20)<ref name="futurama">Anthology of Interest I - Futurama Wiki, the Futurama database. In: Futurama Wiki. Abgerufen am 20. August 2015. </ref>
Literatur
- Hubert Mania (Hrsg.): Das große Stephen-Hawking-Lesebuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-04488-5.
- Michael White, John Gribbin: Stephen Hawking − Die Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995, ISBN 3-499-19992-0.
- Rüdiger Vaas: Hawkings neues Universum − Wie es zum Urknall kam. Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11378-3.
- Gary Gibbons, Paul Shellard, Stuart Rankin (Hrsg.): The future of theoretical physics and cosmology- celebrating Stephen Hawkings Contributions to Physics. Cambridge University Press 2003, 2009 ISBN 0-521-82081-2 (Konferenz zu Hawkings 60. Geburtstag in Cambridge, darin von Hawking: Sixty Years in a nutshell. Publikationsverzeichnis).
- Paul Parsons, Gail Dixon, John Gribbin (Vorwort): Stephen Hawking im 3-Minuten-Takt. Sein Leben, sein Werk, sein Einfluss (Originaltitel: 3-Minute Stephen Hawking, übersetzt von Carl Freytag), Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-33003-2.
- Jane Hawking: Mein Leben mit Stephen Hawking: die Liebe hat elf Dimensionen (Originaltitel: Travelling to Infinity, übersetzt von Ralf Pannowitsch und Christiane Wagler), Piper, München / Zürich 2013, ISBN 978-3-492-05559-8.
Weblinks
- Stephen Hawkings Website (englisch)
- Hawking, Stephen W. bei SPIRES
- Literatur von und über Stephen Hawking im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Stephen Hawking in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Stephen Hawking in der Internet Movie Database (englisch)
- Stephen Hawking in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Stephen William Hawking. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Mitschnitte von zahlreichen Vorträgen Stephen Hawkings am Kavli Institute for Theoretical Physics, Santa Barbara
- TED.COM Vortrag von Stephen Hawking: „Asking big questions about the universe“
- Hawking: Cosmology from the top down. 2003 (englisch)
- John Baez zu Hawking auf GR 17 Konferenz, Dublin 2004, mit der Rede Hawkings
- Kontaktadresse Hawkings auf der Website der Universität Cambridge
- Conférence à l’Université de Genève
Einzelnachweise
<references />
1978: Chien-Shiung Wu | 1979: George Eugene Uhlenbeck, Giuseppe Occhialini | 1980: Michael E. Fisher, Leo Kadanoff, Kenneth Wilson | 1981: Freeman Dyson, Gerardus ’t Hooft, Victor Weisskopf | 1982: Leon Max Lederman, Martin L. Perl | 1983/4: Erwin Hahn, Sir Peter B. Hirsch, Theodore Maiman | 1984/5: Conyers Herring, Philippe Nozières | 1986: Mitchell Feigenbaum, Albert J. Libchaber | 1987: Herbert Friedman, Bruno Rossi, Riccardo Giacconi | 1988: Roger Penrose, Stephen Hawking | 1989: nicht vergeben | 1990: Pierre-Gilles de Gennes, David J. Thouless | 1991: Maurice Goldhaber, Valentine Telegdi | 1992: Joseph Hooton Taylor, Jr. | 1993: Benoît Mandelbrot | 1994/5: Witali Lasarewitsch Ginsburg, Yōichirō Nambu | 1995/6: nicht vergeben | 1996/7: John Archibald Wheeler | 1998: Yakir Aharonov, Sir Michael Berry | 1999: Dan Shechtman | 2000: Raymond Davis junior, Masatoshi Koshiba | 2001: nicht vergeben | 2002/3: Bertrand Halperin, Anthony James Leggett | 2004: Robert Brout, François Englert, Peter Higgs | 2005: Daniel Kleppner | 2006/7: Albert Fert, Peter Grünberg | 2008–2009: nicht vergeben | 2010: John Clauser, Alain Aspect, Anton Zeilinger | 2011: Maximilian Haider, Harald Rose, Knut Urban | 2012: Jacob Bekenstein | 2013: Peter Zoller, Ignacio Cirac | 2014: nicht vergeben | 2015: James Bjorken, Robert Kirshner
Personendaten | |
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NAME | Hawking, Stephen |
ALTERNATIVNAMEN | Hawking, Stephen William |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 8. Januar 1942 |
GEBURTSORT | Oxford |