Wahlspruch
Ein Wahlspruch (auch Devise) ist eine Maxime oder ein Motto, das sich eine Gruppe Gleichgesinnter, eine Person oder eine Organisation gibt, das das Ziel und den Anspruch deutlich machen soll. Solche Mottos werden meist nicht, wie Parolen, mündlich geäußert, sondern schriftlich und stammen entweder aus langen Traditionen, aus gemeinschaftlichen Festlegungen oder aber aus entscheidenden Ereignissen, wie aus einem Bürgerkrieg oder einer Revolution. Der Begriff Devise wurde von Philipp von Zesen durch den Ausdruck Wahlspruch eingedeutscht.
Wahlsprüche sind oft Bestandteil von Wappen. Sie stehen im Wappen in der Regel in einem Spruchband unter dem Wappenschild. Diese Platzierung stammt aus dem Mittelalter, in dem die große Mehrheit aller Adligen über ein Wappen und einen Wahlspruch verfügte. In der heraldischen Literatur sind auch die Begriffe Feldgeschrei bzw. Panier verbreitet, die auf einen Schlachtruf zurückgehen, und sich meist oberhalb des Wappens befinden.
In der heutigen Zeit haben viele Staaten einen Wahlspruch, und auch andere Institutionen führen Devisen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wahlsprüche von Personen
- 2 Wahlsprüche moderner Nationalstaaten
- 3 Wahlsprüche von Städten und Ländern
- 4 Wahlsprüche von Orden (Ordensdevise)
- 5 Wahlsprüche von Studentenverbindungen
- 6 Wahlsprüche kirchlicher Würdenträger
- 7 Sonstige
- 8 Wahlsprüche auf historischen Musikinstrumenten
- 9 Siehe auch
- 10 Literatur
- 11 Weblinks
Wahlsprüche von Personen
- Ich dien – Wahlspruch im Wappen des Prince of Wales
- Je l’enuie (frz.): „Ich fordere ihn heraus“ – Wahlspruch von Ludwig von Orléans
- Ich houd (flämisch): „Ich halte stand“ – Wahlspruch von Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund (in Erwiderung auf den von Ludwig von Orléans)
- Qui qu’en hogne, später aultre naray (frz.): „Ich will keine andere“ – Wahlspruch von Philipp dem Guten Herzog von Burgund
- Je lay emprins (frz.): „Ich habe es gewagt“ – Wahlspruch von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund
- Per tot discrimina rerum (lat.): „Durch so viele Gefahren“ – Wahlspruch von Maximilian I. (HRR)
- Fortune – infortune – fort une – Wahlspruch von Margarete von Österreich (1480–1530)
- Suum cuique (lat.): „Jedem das Seine“ – Wahlspruch von Friedrich I. (Preußen)
- Non soli cedit (lat.): „Nicht (einmal) der Sonne weicht er“ – Wahlspruch von Friedrich Wilhelm I. (Preußen)
- Pro Gloria et Patria (lat.): „Für Ruhm und Vaterland“ – Wahlspruch von Friedrich II. (Preußen)
- Yes we can (eng.): „Ja, wir können“ – Wahlspruch von Barack Obama
- Viribus unitis (lat.): „Mit vereinten Kräften“ – Wahlspruch von Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn
Wahlsprüche moderner Nationalstaaten
- Unus pro omnibus, omnes pro uno (lat.): «Einer für alle, alle für einen» – Wahlspruch der Schweiz
- Deo Juvante (lat.): „Mit Gottes Hilfe“ – Wahlspruch des Fürstentums Monaco
- E pluribus unum (lat.): „Aus vielen eines“ – steht auf dem Siegel Vereinigten Staaten von Amerika, seit 1956 lautet der Wahlspruch „In God We Trust“ (englisch): „Auf Gott vertrauen wir“
- Einigkeit und Recht und Freiheit: Beginn der Deutschen Nationalhymne, gilt als inoffizieller Wahlspruch des modernen Deutschlands
- Liberté, Egalité, Fraternité (frz.): „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – Wahlspruch der Französischen Revolution von 1789 und der Französischen Republik
- Ordem e Progresso (portugiesisch): „Ordnung und Fortschritt“ – Wahlspruch Brasiliens
- Pravda vítězí (tschechisch): „Die Wahrheit siegt“ – Wahlspruch Tschechiens
- Je maintiendrai (französisch): „Ich werde standhalten“ – Wahlspruch der Niederlande
Wahlsprüche von Städten und Ländern
- Dominium generosa recusat (lat.): „Die Stolze will keinen Herrn“ – Wappenspruch bzw. Wahlspruch der Stadt Pisa
- Nunquam retrorsum (lat.): „Niemals zurück“ – welfischer Wahlspruch und Wappenspruch des Königreichs Hannover
- Up ewig ungedeelt (niederdeutsch): „Auf ewig ungeteilt“ – Wahlspruch von Schleswig-Holstein
- Sit intra te concordia et publica felicitas (lat.): „In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen“ – Wahlspruch der Hansestadt Rostock
- MV tut gut als moderner Wahlspruch des Landesmarketings von Mecklenburg-Vorpommern
- Je me souviens (franz.): „Ich erinnere mich“ – Wahlspruch der kanadischen Provinz Québec
Viele Schweizer Kantone haben oder hatten früher einen Wahlspruch. Dieser findet sich auf Kantonsmünzen (vor 1850).
- Liberté et patrie(frz.): Freiheit und Vaterland – Waadt
- Post tenebras lux (lat.): Nach Dunkelheit Licht – Genf
- Dominus providebit (lat.): Der Herr wird vorsorgen – Bern / Randprägung des heutigen Fünffrankenstücks
- Uni soli deo gloria – St. Gallen (1624)
- Soli Deo opt max. laus. et gloria – St. Gallen (1621)
- Auxilio dei prospere (lat.): Mit Gottes Hilfe wachsen (wir) – Luzern (1714)
- Domine conserva nos in pace (lat.): Der Herr erhaltet unseren Frieden – Basel (1810)
- Cuncta per Deum (lat.): Alle durch Gott – Solothurn (1793)
- Nostra est Deus spes (lat.) Gott ist unsere Zuflucht – Schaffhausen (1631)
- Suum cuique – Neuenburg (1790)
- Iedem das seinige – Appenzell Usserrhoden (VR) (1809)
Wahlsprüche von Orden (Ordensdevise)
- Ora et labora (lat.): „Bete und arbeite“ – Leitspruch des Benediktinerordens
- Tuitio fidei et obsequium pauperum (lat.): „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ – Leitwort des Souveränen Malteserordens und des Johanniterordens
- Honi soit qui mal y pense (frz.): „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“ – Devise des englischen Hosenbandordens
- Suum cuique (lat.): „Jedem das Seine“ (gemeint ist: „Dass jedem Gerechtigkeit zuteil werde“) – Devise des Schwarzen Adlerordens und der Feldjägertruppe
Da der Orden am Vorabend der Staatsgründung gestiftet wurde, sollte damit gleichsam der Staat Preußen von Anbeginn unter dieses Motto gestellt werden, als Staat, in dem Gerechtigkeit herrscht. Suum cuique erscheint bereits bei Cato und Cicero. - Vom Fels zum Meer – Devise des Königlichen Hausordens von Hohenzollern
Wahlsprüche von Studentenverbindungen
Aus der Zeit der Studentenorden entstammend, führen fast alle Studentenverbindungen einen Wahlspruch in ihren Wappen. Beispiele hierfür sind:
- Virtuti semper corona, häufig nur als vsc vermerkt: „Dem Verdienste seine Krone“, aus dem Gedicht An die Freude von Friedrich Schiller achte Strophe – Wahlspruch des Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen
- Non quot sed quales (lat.): „Nicht wie viele, sondern was für welche!“ – Wahlspruch der Göttinger Burschenschaft Holzminda
- Jeder zu seiner Fahne! – Wahlspruch des Freiburger Vereins Jüdischer Studenten Ivria
- Frau sein, frei sein! – Wahlspruch der Verbindung Berliner Studentinnen Lysistrata
- In omnibus caritas! (lat.): „In allem sei Liebe!“ – Wahlspruch der Katholischen Akademischen Ferialverbindung Albertia zu Köln
Wahlsprüche kirchlicher Würdenträger
Traditionell wählen sich Bischöfe und Äbte der katholischen Kirche einen Wahlspruch, der das Programm ihres Pontifikates verdeutlichen kann. Aber auch Priester können sich ein Wappen und damit einen Wappenspruch geben.
- Nec laudibus, nec timore (lat.): „Weder Menschenlob, noch Menschenfurcht [soll uns bewegen]“ – Wappenspruch des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen, 1933–1946 Bischof von Münster
- Cooperatores veritatis (lat.): „Mitarbeiter der Wahrheit“ – Wappenspruch Papst Benedikts XVI. (sowohl als Erzbischof von München und Freising als auch als Bischof von Rom)
Sonstige
- In varietate concordia (lat.): „In Vielfalt geeint“ – Wahlspruch der Europäischen Union
- Omnia vincit amor (lat.): „Liebe besiegt alles“ – Wahlspruch einiger hochmittelalterlicher Ritter, besonders Turnierkämpfer. Er wird durch ein A angedeutet, das der Ritter entweder im Wappen führt oder auf seiner Kleidung aufgestickt trägt.
- Sapere aude! (lat.): „Wage es, verständig zu sein“ oder nach Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – Wahlspruch der Aufklärung
- Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr – Wahlspruch vieler Freiwilligen Feuerwehren; meist auf der Fahne zu finden.
Wahlsprüche auf historischen Musikinstrumenten
- Acta virum probant
- Soli deo gloria
- Laudate eum in chordis et organo (Psalmzitat)
Siehe auch
Literatur
- Max Löbe: Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche deutscher Fürstengeschlechter des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Barth, Leipzig 1883.