Weltpostverein


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Weltpostverein
WPV, UPU
 
Flagge der UPU
 
Mitgliedsstaaten der UPU
Englische Bezeichnung Universal Postal Union
Französische Bezeichnung Union postale universelle
Organisationsart Sonderorganisationen
Status Aktiv
Sitz der Organe

Bern, Schweiz

Vorsitz Bishar Abdirahman Hussein
Mitgliedstaaten

Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (außer Andorra, Marshallinseln, den Föderierten Staaten von Mikronesien und Palau) und die Vatikanstadt

Amts- und Arbeitssprachen

Weltpostsprache Französisch
Weitere Arbeitssprache Englisch

Weitere Amtssprachen

Arabisch
Chinesisch
Russisch
Spanisch
Portugiesisch

Gründung

9. Oktober 1874

Währungen

Bis 2003: Goldfranken
Sonderziehungsrecht

http://www.upu.int/
Datei:DR 1924 369 Heinrich von Stephan.jpg
Die Sonderbriefmarke zum 50-jährigen Bestehen des Weltpostvereins 1924 zeigt den Mitbegründer Heinrich von Stephan.
Datei:DBPB 1949 41 Heinrich von Stephan.jpg
75 Jahre Weltpostverein mit einer Abbildung von Stephans, Erstausgabe am 9. April 1949

Der Weltpostverein (kurz WPV; englisch Universal Postal Union, französisch Union postale universelle, kurz UPU) wurde 1874 gegründet und regelt bis heute die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden und die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs. Der Hauptsitz des Weltpostvereins ist seit der Gründung in Bern in der Schweiz. Er hat seit dem 4. Oktober 2011 insgesamt 192 Mitgliedstaaten. Hauptrechtsgrundlagen des Vereins sind die Satzung (Constitution) vom 10. Juli 1964, ergänzt durch die Allgemeine Verfahrensordnung (Règlement général), sowie der Weltpostvertrag (Convention postale universelle).<ref>Siehe Art. 22 der Satzung; Gesetz zu den Verträgen vom 15. September 1999 des Weltpostvereins vom 18. Juni 2002 (BGBl. II S. 1446).</ref>

Geschichte

Am 9. Oktober 1874 wurde im Rathaus zum Äusseren Stand von Bern (Schweiz) auf Vorschlag des deutschen Generalpostdirektors Heinrich von Stephan ein Allgemeiner Postverein von 22 Staaten gegründet. Dieser zählt zu den ältesten Internationalen Organisationen. Der Weltpostvertrag<ref>s:Vertrag, betreffend die Gründung eines allgemeinen Postvereins</ref> wurde von 20 Gründungsstaaten ratifiziert und trat am 1. Juli 1875 in Kraft.

Diese waren: Ägypten, Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien, Türkei, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika. Zum 1. Januar 1876 traten auch Frankreich und im Juli 1879 Japan dem Weltpostverein bei.

Der Postverein regelt auf seinen Postkongressen die internationale Zusammenarbeit der nationalen Postverwaltungen. Auf dem zweiten Kongress, der 1878 stattfand, wurde der Allgemeine Postverein zum Weltpostverein, im selben Jahr entstanden das Wertbriefabkommen und das Postanweisungsabkommen. 1881 trat der Postpaketvertrag in Kraft. Auf dem Weltpostkongress 1885 folgten Zusatzabkommen zum Weltpostvertrag, Wertbriefabkommen, Postpaketvertrag und zum Postanweisungsabkommen. Das Postauftragsabkommen und ein Abkommen über Ausweisbücher traten 1886 in Kraft.

Auf dem Weltpostkongress in Wien 1891 wurden alle bestehenden Verträge erneuert. Die Änderungen traten am 1. Juli 1892 in Kraft, das neu hinzugekommene Postzeitungsabkommen am 1. Januar 1893. Die auf dem Kongress in Washington erzielten Verbesserungen traten am 1. Januar 1899 in Kraft.

Am 4. Juli 1947 wurde der Weltpostverein eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Er ist mit 192 Mitgliedstaaten das internationale Forum für die Kooperation zwischen Postverwaltungen (oder den entsprechenden Postministerien und Regulierungsbehörden) und Postunternehmen.

Der Sitz der Organisation ist Bern, wo sich das Internationale Büro (die Verwaltung) des Weltpostvereins befindet. Von hier aus wird alle vier Jahre (bis 2004 betrug das Intervall durchweg fünf Jahre) der Weltpostkongress organisiert. Generaldirektor des Internationalen Büros des Weltpostvereins ist seit dem 1. Januar 2013 Bishar Hussein aus Kenia.<ref>Meldung der UPU zum Amtsantritt des neuen Generaldirektors vom 9. Januar 2013 (englisch), abgerufen am 24. Februar 2013</ref>

An die Bedeutung der Stadt Bern für das weltweite Postwesen erinnert das Weltpost-Denkmal.

Vereinszweck

Der Weltpostvertrag von 1874 regelt die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden und die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs. Bis heute besteht die Hauptaufgabe des Weltpostvereins in der Sicherstellung einer weltumspannenden, zeitnahen Zustellung von Briefen und Paketen über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Die Notwendigkeit einer koordinierenden Instanz wie des Weltpostvereins wird deutlich angesichts der Zahlen, die das weltweite Postwesen beschreiben (Stand 2003):

  • 6 Millionen Postmitarbeiter
  • 700.000 Poststellen
  • 430 Milliarden Briefe (davon 6 Milliarden grenzüberschreitend)
  • 4,4 Milliarden Pakete (davon 82 Millionen grenzüberschreitend)

Zahlreiche Übereinkommen (Arrangements) zum Weltpostvertrag wurden bei den Weltpostkongressen beschlossen. Auf dem Kongress 1999 in Peking wurde z. B. das Postzahlungsdienste-Übereinkommen verabschiedet, welches das Postgiroübereinkommen, das Postanweisungsübereinkommen und das Postnachnahmeübereinkommen zusammenfasst.

Amtssprache des Weltpostvereins ist Französisch; seit 1994 ist Englisch die zweite Arbeitssprache des Internationalen Büros.

Praktische Bedeutung für den einzelnen Postkunden hatte der Weltpostverein vor allem bei Verlust von Sendungen. So richtete sich beispielsweise der Entschädigungsbetrag für eine verlorene Einschreibsendung zunächst nach dem „Goldfranken“ (für ein Einschreiben gab es 75 Goldfranken), später nach Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds, wobei immer eine Umrechnung in die Währung des Landes des Absenders stattfand.

Der Weltpostverein gibt auch den Internationalen Antwortschein (Coupon-réponse international) heraus. Dieser Kupon kann in jedem Land der Welt in Briefmarken umgetauscht werden, deren Nennwert dem billigsten Auslandsbrief entspricht. Auf diese Weise kann ein Absender die Kosten für einen Antwortbrief übernehmen. Die von den Postverwaltungen in Briefmarken umgetauschten Antwortscheine werden an den Weltpostverein gesandt, mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Antwortscheinen der jeweiligen Postverwaltung verrechnet und gegebenenfalls Mehrausgaben erstattet.

Weltpostkongresse

Hauptartikel: Weltpostkongress
  1. Weltpostkongress 1874 in Bern
  2. Weltpostkongress 1878 in Paris
  3. Weltpostkongress 1885 in Lissabon
  4. Weltpostkongress 1891 in Wien
  5. Weltpostkongress 1897 in Washington D.C.
  6. Weltpostkongress 1906 in Rom
  7. Weltpostkongress 1920 in Madrid
  8. Weltpostkongress 1924 in Stockholm
  9. Weltpostkongress 1929 in London
  10. Weltpostkongress 1934 in Kairo
  11. Weltpostkongress 1939 in Buenos Aires
  12. Weltpostkongress 1947 in Paris
  13. Weltpostkongress 1952 in Brüssel
  14. Weltpostkongress 1957 in Ottawa
  15. Weltpostkongress 1964 in Wien
  16. Weltpostkongress 1969 in Tokio
  17. Weltpostkongress 1974 in Lausanne
  18. Weltpostkongress 1979 in Rio de Janeiro
  19. Weltpostkongress 1984 in Hamburg
  20. Weltpostkongress 1989 in Washington D.C.
  21. Weltpostkongress 1994 in Seoul
  22. Weltpostkongress 1999 in Peking
  23. Weltpostkongress 2004 in Bukarest
  24. Weltpostkongress 2008 in Genf
  25. Weltpostkongress 2012 in Doha
  26. Weltpostkongress 2016 in Istanbul

(General-)Direktoren

Die ersten neun Direktoren (bis 1966) stammten alle aus der Schweiz und wurden vom Bundesrat gewählt. Danach lag die Wahl in der Kompetenz der Weltpostkongresse.

  1. 1875–1892 Eugène Borel (1835–1892)
  2. 1893–1899 Edmund Höhn (1838–1899)
  3. 1900–1919 Eugène Ruffy (1854–1919)
  4. 1919–1925 Camille Decoppet (1862–1925)
  5. 1925–1937 Evaristo Garbani-Nerini (1867–1944)
  6. 1937–1944 Reinhold Furrer (1875–1944)
  7. 1945–1949 Alois Muri (1879–1971)
  8. 1950–1960 Fritz Hess (1895–1970)
  9. 1961–1966 Eduard Weber (1901–1970)
  10. 1966–1973 Michel Rahi (1912–1973; Ägypten)
  11. 1973–1974 Anthony Hubert Ridge (Vereinigtes Königreich)
  12. 1974–1984 Mohamed Ibrahim Sobhi (Ägypten)
  13. 1985–1995 Adwaldo Cardoso Botto de Barros (Brasilien)
  14. 1995–2005 Thomas E. Leavy (USA)
  15. 2005–2012 Edouard Dayan (Frankreich)
  16. seit 2013 Bishar Abdirahman Hussein (Kenia)

Top-Level-Domain

Anfang August 2012 wurde die Top-Level-Domain .post in die Root-Zone der ICANN eingetragen. Der Weltpostverein tritt dabei als sogenannter Sponsor der generischen Domain auf und ist auch für deren Vergabe an dritte Personen und Unternehmen verantwortlich. Allerdings gibt es aufgrund der absehbar hohen Anforderungen an Registrare derzeit keine Provider, die eine Registrierung von .post-Domains ermöglichen. Auch die nationalen Postvereine und Postdienstleister verwenden .post bisher nicht.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatNeue Top-Level Domain .post geht live. In: united-domains Blog. 8. August 2012, abgerufen am 13. August 2012.</ref>

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Koller, Hans Friedrich Leinung: 40 Jahre Vollzugsrat des Weltpostvereins, in: Jahrbuch der Deutschen Bundespost 1987 S. 9–100.
  • Marc Moser: 100 Jahre Weltpostverein. (Fortsetzungsartikel) In: Archiv für deutsche Postgeschichte 1974 Nr. 1 S. 3–26 und 1975 Nr. 1 S. 21–78.
  • Hans Paikert, Armin Gasser, Dietrich Oldenburg: Union Postale Universelle UPU. Die UPU-Studie. Philatelistische Belege zum Thema Weltpostverein, Düsseldorf 1979.
  • O. Veredarius: Das Buch von der Weltpost, Berlin 1885.
  • 100 Jahre Weltpostverein. In: Sammler Express Ausgabe Nr. 17/1974, S. 390 f
  • Moussibahou Mazou, L'Union postale universelle - Passé, présent et avenir, Maisonneuve & Larose / Servedit, Paris 2004
  • R. Egidy: Die Entwicklung des Weltpostvereins. In: Illustriertes Briefmarken-Journal, Nr. 17/1910, S. 403–405
  • 140 Jahre Weltpostverein – Über Grenzen hinweg; in: postfrisch – Das Philatelie-Journal; Heft: September-Oktober 2014 Nr. 5/2014; S. 26–27.

Weblinks

Commons Commons: Weltpostverein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />