Xylole


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Xylole
Name o-Xylol m-Xylol p-Xylol
Andere Namen 1,2-Dimethylbenzol
1,2-Dimethylbenzen
1,3-Dimethylbenzol
1,3-Dimethylbenzen
1,4-Dimethylbenzol
1,4-Dimethylbenzen
Strukturformel 90px 90px 45px
CAS-Nummer 95-47-6 108-38-3 106-42-3
1330-20-7 (Isomerengemisch)<ref name="GESTIS_a">Eintrag zu CAS-Nr. 1330-20-7 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 16. März 2008 (JavaScript erforderlich).</ref>
PubChem 7237 7929 7809
Summenformel C8H10
Molare Masse 106,17 g·mol−1
Aggregatzustand flüssig
Kurzbeschreibung farblose Flüssigkeit
Schmelzpunkt −25,2 °C<ref name="GESTIS_o">Eintrag zu CAS-Nr. 95-47-6 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 7. Dezember 2012 (JavaScript erforderlich).</ref> −48 °C<ref name="GESTIS_m">Eintrag zu CAS-Nr. 108-38-3 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 7. Dezember 2012 (JavaScript erforderlich).</ref> 13,3 °C<ref name="GESTIS_p">Eintrag zu CAS-Nr. 106-42-3 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 7. Dezember 2012 (JavaScript erforderlich).</ref>
Siedepunkt 144 °C<ref name="GESTIS_o"/> 139 °C<ref name="GESTIS_m"/> 138 °C<ref name="GESTIS_p"/>
Löslichkeit in Wasser 180 mg·l−1<ref name="GESTIS_o"/> 174 mg·l−1<ref name="GESTIS_m"/> 200 mg·l−1<ref name="GESTIS_p"/>
GHS-
Kennzeichnung
aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) <ref> Eintrag aus der CLP-Verordnung zu CAS-Nr. 1330-20-7 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).</ref>
H- und P-Sätze 226​‐​312+332​‐​315
keine EUH-Sätze
210​‐​302+352<ref name="GESTIS_o"/> 302+352<ref name="GESTIS_m"/> 210​‐​302+352<ref name="GESTIS_p"/>
Gefahrstoff-
kennzeichnung

<ref name="GESTIS_o"/><ref name="GESTIS_m"/><ref name="GESTIS_p"/><ref>Für Stoffe ist seit dem 1. Dezember 2012, für Gemische seit dem 1. Juni 2015 nur noch die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung gültig. Die EU-Gefahrstoffkennzeichnung ist daher nur noch auf Gebinden zulässig, welche vor diesen Daten in Verkehr gebracht wurden.</ref>
Gesundheitsschädlich
Gesundheits-
schädlich
(Xn)
R-Sätze 10​‐​20/21​‐​38
S-Sätze (2)​‐​25
MAK Schweiz: 100 ml·m−3 bzw. 435 mg·m−3<ref>SUVA: Grenzwerte am Arbeitsplatz 2015 – MAK-Werte, BAT-Werte, Grenzwerte für physikalische Einwirkungen, abgerufen am 2. November 2015.</ref>

Die Xylole (altgr. ξύλον xýlonHolz“) (auch Xylene oder nach der IUPAC-Nomenklatur Dimethylbenzene) sind flüssige organisch-chemische Verbindungen mit einem charakteristischen aromatischem Geruch und der allgemeinen Summenformel C8H10. Sie zählen zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen und bestehen jeweils aus einem Benzolring mit zwei Methylsubstituenten (–CH3). Durch unterschiedliche Anordnung der Methylgruppen ergeben sich drei Konstitutionsisomere des Xylols: 1,2-Xylol (ortho-Xylol), 1,3-Xylol (meta-Xylol) und 1,4-Xylol (para-Xylol). In der Technik (z. B. als Lösungsmittel) werden sie meist als (ungetrenntes) Isomerengemisch verwendet und setzen sich in der Regel aus 60 % m-Xylol, 10–25 % o-Xylol und 10–25 % p-Xylol zusammen. Als Lösungsmittel verwendete Xylolmischungen enthalten häufig auch Ethylbenzol, das im gleichen Temperaturbereich siedet und ähnliche Lösungseigenschaften besitzt.

Eigenschaften

Xylole sind farblose Flüssigkeiten, die kaum in Wasser löslich sind (0,2 g/l). In Ethern, Alkoholen, Benzol und Aceton zeigen sie jedoch gute Löslichkeit. Wässrige Lösungen zeigen schon im Konzentrationsbereich von 0,53 bis 1,8 ppm einen erkennbaren Geschmack. Xylole haben typische aromatische Gerüche; die Geruchsschwelle liegt bei 0,2 und 174 mg/m3. Die Siedepunkte der drei Isomere liegen nah beieinander, während ihre Schmelzpunkte sich deutlich unterscheiden. Das p-Xylol besitzt, wie z. B. Benzol oder Cyclohexan, durch seine hohe Symmetrie einen vergleichsweise hohen Schmelzpunkt. Die Dichte beträgt 0,86–0,88 g/cm3<ref name="GESTIS_a"/>; die Xylole sind also alle leichter als Wasser. Der Flammpunkt liegt bei etwa 30 °C (abhängig vom Isomer),<ref name="GESTIS_a"/> die Zündtemperatur zwischen 463 und 528 °C.<ref name="GESTIS_a"/> Sie verbrennen mit stark rußender Flamme.

Gewinnung und Darstellung

Rohstoffquellen für die Gewinnung der Xylole sind Kohle (aus Steinkohlenteer) und Erdöl (durch Cracken), wobei Isomerengemische anfallen. Da die Isomere ähnliche Siedepunkte haben, ist eine Auftrennung durch Destillation schwierig. Die Abtrennung des o-Isomers wird technisch durch Rektifikation durchgeführt, anschließend kann p-Xylol aufgrund seines relativ hohen Schmelzpunktes durch Ausfrieren getrennt werden. Großtechnisch spielt die Abtrennung des p-Xylols mit Hilfe der Adsorption mit einem Molekularsieb eine wichtige Rolle.

Verwendung

Xylole finden als Lösungsmittel Verwendung und dienen zur Herstellung von Kunst- und Klebstoffen. Da der Flammpunkt von Xylol oberhalb von 21 °C liegt, ist es in der Praxis neben Butylacetat eines der wichtigsten Lösungsmittel für Lacke. Weiterhin werden sie Kraftstoffen zur Erhöhung der Oktanzahl beigemengt.

p-Xylol ist Ausgangsstoff für Terephthalsäure, die zur Herstellung von gesättigten Polyestern verwendet wird. o-Xylol dient zur Gewinnung der Phthalsäure, meist für die Herstellung von Kunstharzen oder Kunstfasern. Durch Nitrierung erhält man die Nitroxylole, die durch anschließende Reduktion zur Darstellung der Xylidine dienen.

Neben Toluol gehören die Xylole zu den technisch wichtigsten aromatischen Kohlenwasserstoffen, den sogenannten BTEX-Aromaten.

Reaktionen

Die Methylgruppen (–CH3) können zu Carboxygruppen oxidiert werden. Geeignete Oxidationsmittel zur Umsetzung beider Methylgruppen sind beispielsweise Kaliumpermanganat oder Chromschwefelsäure. o-Xylol wird so in Phthalsäure, m-Xylol in Isophthalsäure und p-Xylol in Terephthalsäure überführt. o-Xylol kann katalytisch – z. B. an Vanadium(V)oxid – in der Gasphase zu Phthalsäureanhydrid oxidiert werden.<ref name=Philipp>Bertram Philipp, Peter Stevens: Grundzüge der Industriellen Chemie, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1987, ISBN 3-527-25991-0, S. 181.</ref> Durch Sauerstoff (z. B. in Gegenwart von Cobaltstearat als Katalysator) erhält man die entsprechenden Monocarbonsäuren, die Toluylsäuren (Methylbenzoesäuren). Ebenfalls durch selektive Oxidation lassen sich die Benzoldicarbaldehyde erhalten. Xylole gehen die für Aromaten typischen Substitutionsreaktionen ein.

Gefahren

Xylole sind entzündlich und wirken gesundheitsschädigend bei Aufnahme über die Haut und die Atemwege. Sie können zum Beispiel Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Schwindel und Atemnot hervorrufen. Xylole sind wassergefährdend (WGK 2).<ref name="GESTIS_a"/> Zwischen einem Luftvolumenanteil von 1 bis 8 % bilden sie explosive Gemische.<ref name="GESTIS_a"/> Emissionen von Xylolen sind hauptsächlich auf den Kfz-Verkehr zurückzuführen. In den letzten Jahren ist ein Rückgang der Xylolemissionen zu verzeichnen. Die Auswirkungen einzelner Xylole auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt werden unter REACH im Rahmen der Stoffbewertung im Jahr 2015, des Isomeregemisches im Jahre 2017 von Deutschland geprüft.<ref>Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Community rolling action plan (CoRAP) Substance evaluation Table, abgerufen am 1. August 2015.Vorlage:CoRAP-Liste/2015 </ref>

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Bewertung von Toluol- und Xylol-Immissionen. Erich Schmidt Verlag, Berlin (2000), ISBN 3-503-04071-4.

Weblinks

Commons Commons: Xylole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: xyl- – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen