Kornewo


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Zinten)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Siedlung
Kornewo
Zinten

Корнево
Flagge Wappen
[[Datei:{{#property:P41}}|120px|rand|zentriert|Flagge]]
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1313
Frühere Namen Zinten (bis 1947)
Siedlung seit 1947
Bevölkerung 1912 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)<ref name="einwohner_aktuell">Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)</ref>
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238443
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 807 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 27′ N, 20° 18′ O54.4520.3Koordinaten: 54° 27′ 0″ N, 20° 18′ 0″ O{{#coordinates:54,45|20,3|primary dim=10000 globe= name=Kornewo
Zinten
region=RU-KGD type=city
  }}

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Lage im Westteil Russlands

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Lage in der Oblast Kaliningrad‎

Kornewo (russisch Корнево, deutsch Zinten) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört zur Landgemeinde Pogranitschnoje im Rajon Bagrationowsk.

Geographische Lage

Kornewo liegt östlich des Frischen Haffs, etwa 23 Kilometer östlich von Mamonowo und 35 Kilometer südwestlich von Kaliningrad.

Geschichte

Datei:Elbing-Königsberg1910.jpg
Zinten östlich von Heiligenbeil am Frischen Haff auf einer Landkarte von 1910.

Das Kirchdorf Zinten (prußisch sinds: Hartriegel-Strauch; sindats: sitzen, siedeln) erhielt 1313 die Stadtrechte nach Kulmer Recht. Ursprünglich gehörte der Ort zum Ermland, blieb aber bei der Teilung 1466 nach dem Zweiten Thorner Frieden ebenso wie Heiligenbeil beim restlichen Ordensstaat und wird seither zur Landschaft Natangen gerechnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt auf fast 6.000 Einwohner heran. Sie war seit 1938 Garnisonsstadt (I. Abt. Panzerregiment 10 in der Seydlitz-Kaserne) und von vielseitigen mittelständischen Betrieben geprägt. In Zinten gab es u.a. seit 1865 ein Amtsgericht, einen Bahnhof (1885), Pferderennplatz (1936), Waldbad (1932), Stadtpark (1932), Ski-Schanzen (1936), Turnhalle (1929), Jugendherberge (1934) und div. Vereine.

Da es in der Zeit bis 1773 im katholischen Ermland für Protestanten nicht erlaubt war, sich länger als ein Jahr dort aufzuhalten, umgingen viele evangelische Ermländer diese Regel, indem sie sich für einen Tag im nahe gelegenen Zinten niederließen. Dies brachte der Stadt den noch im 20. Jahrhundert geläufigen Scherznamen „Ausland“ ein.

Die Stadt war planmäßig mit einem regelmäßigen Straßennetz angelegt worden. Das Rathaus stand mitten auf dem Marktplatz. Auf einer Anhöhe stand die Kirche, welche 1741 neu gebaut wurde. Zinten gehörte zum Landkreis Heiligenbeil. Bemerkenswert ist das Stadtwappen, das zwei sich kreuzenden silberne Türme zeigt, Über diesen schwebt in blauem Feld ein goldener Stierkopf.

Während der Kesselschlacht von Heiligenbeil im Februar 1945, bei der die 4. Armee der deutschen Wehrmacht zerschlagen wurde, wechselte Zinten mehrmals den Besitzer und wurde ebenso wie die benachbarte Kreisstadt im stärksten Ausmaß zerstört. Seit 1945 liegt Zinten unmittelbar nördlich der polnisch-russischen Grenze und war damit seiner Entwicklungschancen beraubt. Heute ist der Ort nur noch eine bescheidene Siedlung. Die Altstadt wurde nicht wieder aufgebaut, von der Kirche steht nur noch ein mahnendes Turmfragment. Stadtrechte hat der Ort nicht mehr.

Im Jahr 1947 wurde Zinten in Kornewo umbenannt und gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets.<ref name="Umbe">Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)</ref> Seit 2008 gehört der Ort zur Landgemeinde Pogranitschnoje.

Dorfsowjet/Dorfbezirk Kornewski 1947–2008

Der Dorfsowjet Kornewski (ru. Корневский сельский Совет, Kornewski selski Sowet) wurde im Juni 1947 eingerichtet.<ref name="Umbe" /> Bis zum Jahr 1962 lag er im Rajon Laduschkin. Nach dessen Auflösung gelangte der Dorfsowjet in den Rajon Bagrationowsk. Nach dem Zerfall der Sowjetunion trug die Verwaltungseinheit die Bezeichnung Dorfbezirk Kornewski (ru. Корневский сельский округ, Kornewski selski okrug). Im Jahr 2008 wurden im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung die verbliebenen drei Orte Kornewo, Kossatuchino und Medowoje in die neu gebildete Landgemeinde Pogranitschnoje eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Alexandrowskoje (Александровское) Bomben und Robitten<ref>Robitten lag allerdings im polnischen Teil</ref> Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski (Moritten). Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vermutlich spätestens in den 1980er Jahren verlassen.
Donskoje (Донское) Dothen, Gedau und Schwengels Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski.<ref>Im amtlichen Kaliningrader Ortsverzeichnis von 1976 wird er allerdings als zum Dorfsowjet Pogranitschny gehörend bezeichnet, was beim Blick auf die Karten allerdings als unwahrscheinlich erscheint</ref>. Der Ort wurde vor 1976 verlassen.
Kornewo (Корнево) Zinten Verwaltungssitz
Kossatuchino (Косатухино) Barsen Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Zwetkowski im Rajon Kaliningrad. Seit 1959 (?) im Dorfsowjet Kornewski.
Kwischen (Квишен) Kuyschen,
1938–1945 "Kuschen"
Der bis 1938 geltende deutsche Ortsname wurde weiterverwendet. Der Ort wurde vermutlich um 1990 verlassen.
Lesnaja (Лесная) Hollstädt Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Lesnoi (Лесной) Wangnicken<ref>Es handelte sich hierbei um das Vorwerk zum Gut Tykrigehnen (Gemeinde Sollnicken im Kreis Preußisch-Eylau); nicht zu verwechseln mit der Gemeinde Wangnicken, Kreis Heiligenbeil</ref> Der Zeitpunkt der Umbenennung und die anfängliche Einordnung in einen Dorfsowjet ist unbekannt. Der Ort wurde vermutlich vor 1976 an den Ort Medowoje angeschlossen
Medowoje (Медовое) Sollnicken und Tykrigehnen Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Zwetkowski im Rajon Kaliningrad. Seit 1959 (?) im Dorfsowjet Kornewski.
Michailowskoje (Михайловское)<ref>auch als Michailowka bezeichnet</ref> Maraunen und Nonnenhausen Der Ort wurde im Jahr 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vermutlich um 1990 verlassen.
Mitschurino (Мичурино) Klaussitten und Korschellen Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Nischneje (Нижнее) Sollecken Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Zwetkowski im Rajon Kaliningrad. Seit 1959 (?) im Dorfsowjet Kornewski gelegen, wurde er vermutlich um 1990 verlassen.<ref>War er in der "Endphase" noch an den Ort Kossatuchino angeschlossen?</ref>
Ochotnoje (Охотное) Bombitten Der Ort wurde im Jahr 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Oktjabrski. Seit 1954 gehörte er vermutlich zum Dorfsowjet Tschapajewski und seit 1963 (?) zum Dorfsowjet Kornewski. Der Ort wurde vor 1976 verlassen.
Sowetski (Советский) Ein 2 km nördlich von Medowoje gelegener Ort, der vermutlich um 1990 an Medowoje angeschlossen wurde.
Usornoje (Узорное) Jäcknitz Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.

Die vier im Jahr 1950 umbenannten Orte Poretschje (Ober Ecker), Priwolnoje (Plössen), Puschkino (Wesselshöfen) und Skworzowo (Dösen) wurden zunächst in den Dorfsowjet Kornewski eingeordnet, kamen dann (vor 1976) aber zum Dorfsowjet Pogranitschny.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Anzahl Anmerkungen
1875 3.201<ref name="VG">Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Ostpreußen: Landkreis Heiligenbeil (2006).</ref>
1880 3.226<ref name="VG" />
1890 3.360 davon 58 Katholiken und 55 Juden<ref name="VG" />
1910 3.382
1933 3.955<ref name="VG" />
1939 5.801<ref name="VG" />
2002 1.870<ref name="Volk">Volkszählungsdaten</ref>
2010 1.912<ref name="Volk" />

Kirche

Kirchspiel

Zinten war schon in vorreformatorischer Zeit Kirchdorf und Pfarrsitz eines Kirchspiels. Bis 1945 gehörten die damals 5.840 Gemeindeglieder zum Kirchenkreis Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 43 Ortschaften gehörten zum Kirchspiel Zinten (* = Schulort), in dem zwei Pfarrer tätig waren:

  • Albenlauck
  • Alt Legden
  • Amalienwalde
  • Bomben (heute russisch:
    Alexandrowskoje)
  • Bombitten* (Ochotnoje)
  • Bükühnen
  • Dösen* (Skworzowo)
  • Domlitten
  • Dothen (Donskoje)
  • Düsterwalde
  • Ernstfelde
  • Gedau (Donskoje)
  • Grünlinde
  • Jäcknitz (Usornoje)
  • Kelmkeim
  • Klaussitten (Mitschurino)
  • Klein Klingbeck
  • Korschellen
  • Kukehnen
  • Kumgarben
  • Kupgallen
  • Kuschen
  • Langendorf
  • Lehmkühnen
  • Maggen
  • Maraunen* (Michailowskoje)
  • Nausseden
  • Nemritten*
  • Neu Legden
  • Nonnenhausen
    (Michailowskoje)
  • Ober Ecker (Poretschje)
  • Otten
  • Palmkrug*
  • Plössen* (Priwolnoje)
  • (Köllmisch/Königlich) Pohren
  • Preußisch Wäldchen
  • Robitten (Alexandrowskoje,
    bis 1994 Robity)
  • Rosen
  • Schwengels (Donskoje)
  • Sperwienen
  • Unter Ecker
  • Wesselshöfen* (Puschkino)
  • Worwegen
  • Woyditten*
  • Zinten* (Kornewo)

Pfarrer

Von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Zinten als evangelische Geistliche:

  • Gregorius Kempe, ab 1524
  • Valentin Hayn, bis 1535
  • George Baumgart, 1535–1549
  • Valentin Schulz, 1550–1596
  • Martin Schmulck, bis 1568
  • Marcus Schwilling, 1568–1572
  • Jacob Grening, 1590–1627
  • Martin Forqver, 1598–1600
  • Simon Kranich, 1600–1613
  • Friedrich Martini, 1613
  • George Kretschmer, 1614–1640
  • Stephan Cimdarsus, 1627–1641
  • Daniel Putzius, 1640–1656
  • Daniel Martini, 1641–1662
  • Johann Caspar Sack, 1656–1680
  • August Mauritius, 1662–1685
  • Andreas Meier, 1681–1735
  • Georg Friedrich Möser, 1686–1700
  • Gottfried Zahn, 1700–1740
  • Andreas Theodor Meier, 1718–1762
  • Gottlieb Richter, 1740–1755
  • Carl Friedrich Burow, 1755–1794
  • Andreas Gotthard Meier, 1762–1803
  • Ernst August Friesen, 1769–1774
  • Carl Friedrich Holstein, 1775–1815
  • Ernst Christ. Wohlfromm, 1804–1826
  • Christian Leopold Stuber, 1815–1828
  • Wilhelm Eduard Reichel, 1826–1860
  • Friedrich Wilhelm Rauschke, 1829–1839
  • Wilhelm Otto Glogau, 1830–1832
  • Leopold Eduard Grohnert, 1832–1834
  • Julius Otto Steinwender, 1834–1844
  • Julius Carl W. Lube, 1840–1846
  • Johann Friedrich Schröder, 1847–1853
  • August Moritz Hitzigrath, 1850–1853
  • Karl Joh. Emil Nietzki, 1854–1884
  • Arthur Erasmus, 1879–1881
  • Heinrich Max A. Buttgereit, 1881–1883
  • Oskar Paul Rahn, 1884
  • Friedrich Emil Wilhelm Kühn, 1884–1897
  • Paul Ostermeier, 1884–1886
  • Arthur Georg Hempler, 1887–1922
  • Leopold Krösle, 1897
  • Emil Rud. W. Rousselle, 1898–1923
  • Leo Grunau, 1922–1934
  • Rudolf Erich Sack, 1923–1926
  • Gottfried H.J. Podlech, 1927–1932
  • Kurt von Grot, 1932–1945
  • Heinz Gerstmann, 1934–1945

Söhne und Töchter des Ortes

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformatuion bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968

Weblinks