Ölpest im Golf von Mexiko 2010


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Datei:Deepwater Horizon oil spill - May 24, 2010.jpg
Ausmaß der Ölausbreitung im Golf von Mexiko am 24. Mai 2010 (Aufnahme der NASA)

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Die Ölpest im Golf von Mexiko 2010 wurde durch die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010 ausgelöst und ist eine der schwersten Umweltkatastrophen dieser Art.<ref>780 Millionen Liter – die bisher größte Ölpest aller Zeiten. In: Zeit Online. 3. August 2010</ref><ref>780 Millionen Liter Rohöl ausgelaufen. In: orf.at. 6. August 2010.</ref><ref>Joel Achenbach, David A. Fahrenthold: Oil spill dumped 4.9 million barrels into Gulf of Mexico, latest measure shows. In: washingtonpost.com. 3. August 2010.</ref> Die vom 20. April bis zum 16. Juli 2010 aus dem Bohrloch im Macondo-Ölfeld in den Golf von Mexiko ausgetretene Ölmenge wird auf 800 Millionen Liter geschätzt.<ref>Marcus Theurer: Ölindustrie: Das Milliardenloch. In: FAZ, 3. Januar 2012. ISSN 0174-4909. Abgerufen am 29. Mai 2012. </ref> Ähnlich große Rohölmengen traten im Jahr 1979/80 beim Blowout der Ixtoc-I-Bohrung aus. Mitte 2015 einigte sich BP mit der US-Regierung auf Schadensersatzzahlungen in Höhe von insgesamt 18,7 Milliarden Dollar, was der höchste Wert in der US-Geschichte ist.<ref> Deepwater-Horizon-Katastrophe: BP zahlt 18,7 Milliarden Dollar Schadensersatz. In: Spiegel-Online, 2. Juli 2015. Abgerufen am 2. Juli 2015.</ref>

Ursache

Hauptartikel: Deepwater Horizon

Am 20. April 2010 kam es auf der 2001 gebauten Ölbohrplattform Deepwater Horizon, welche von Transocean im Auftrag des Konzern BP betrieben wurde, nach Ausströmen von Erdgas aus dem Bohrloch zu einer Explosion, bei der elf Menschen starben und in deren Folge die Plattform zwei Tage später sank. Aus internen Dokumenten des BP-Konzerns geht hervor, dass zur Abdichtung des Bohrlochs trotz Warnungen von Fachleuten bewusst eine kostengünstige Methode mit größerem Risiko von Gasaustritt gewählt wurde.<ref name="nytimes20100527">Ian Urbina: BP Used Riskier Method to Seal Well Before Blast In: New York Times. 27. Mai 2010, abgerufen am 14. Juni 2010.</ref><ref name="nytimes2010530">Ian Urbina: Documents Show Early Worries About Safety of Rig. In: New York Times. 30. Mai 2010, abgerufen am 14. Juni 2010.</ref>

Bis zum 16. Juli 2010, als der Ölausfluss mit einem temporären Verschluss gestoppt werden konnte,<ref>ard.de: Hoffnungen treiben BP-Aktie vom 16. Juli 2010 (Seite nicht mehr vorhanden).</ref> strömten aus dem Bohrloch in 1500 Metern Wassertiefe Rohöl und Erdgas mit einem Druck von etwa 900 bar aus (Blowout).<ref>Georg Küffner: Die Suche nach der Nadel im Ozean. In: FAZ.NET. 13. Juli 2010.</ref>

Freigesetzte Ölmenge und Ölteppich

Datei:Gulf of Mexico oil spill May 1 cropped.jpg
Satellitenbild des Mississippideltas vom 1. Mai 2010. Der Ölteppich ist rechts der Bildmitte erkennbar.

Unmittelbar nach dem Untergang der Plattform wurde ein etwa 1,5 × 8 Kilometer großer Ölteppich beobachtet,<ref name="tagesschau134">Im Golf von Mexiko droht eine Ölpest@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung</ref> der sich nach wenigen Tagen auf eine Fläche von über 9.900 Quadratkilometern ausdehnte.<ref name="tagesschau29">Weiteres Öl-Leck entdeckt@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung</ref><ref name="focus2.5.">„Deepwater Horizon“: Ölteppich wird immer größer. In: Focus Online. 2. Mai 2010.</ref>

Die Menge des austretenden Öls kann nicht zuverlässig gemessen werden, und die angegebenen Schätzungen wurden immer wieder nach oben korrigiert. Nach einer Angabe vom 15. Juni 2010 strömten täglich geschätzt 5,6 bis 9,6 Millionen Liter (35.000 bis 60.000 Barrel) aus.<ref name="doi.gov20100615">Update: The Ongoing Administration-Wide Response to the Deepwater BP Oil Spill. In: DOI News. 15. Juni 2010, abgerufen am 16. Juni 2010.</ref><ref name="zeitonline20100616">Christoph von Marschall: Obamas Schlachtplan gegen das Öl. In: Zeit Online. 16. Juni 2010.</ref> Die Angaben gehen zurück auf die „Flow Rate Technical Group“ (FRTG) des US-amerikanischen Innenministeriums unter der Leitung von Admiral Thad Allen, der vom US-amerikanischen Präsident Obama zur Bewältigung der Krise eingesetzt wurde, unter Mitwirkung des Energieministers Steven Chu und der Direktorin der Geologiebehörde United States Geological Survey, Marcia McNutt. Die neue Schätzung beruht auf verbesserten Auswertungen der Videoaufnahmen vom Bohrloch. Noch am 10. Juni betrug die Schätzung 4 bis 4,8 Millionen Liter (25.000 bis 30.000 Barrel),<ref name="zeitonline20100616" /><ref name="doi.gov20100610">Admiral Allen, Dr. McNutt Provide Updates on Progress of Scientific Teams Analyzing Flow Rates from BP’s Well. In: doi.gov. 10. Juni 2010 (Presseerklärung des US-amerikanischen Innenministeriums, abgerufen am 13. Juni 2010).</ref> am 27. Mai 2 bis 4 Millionen Liter (12.000 bis 25.000 Barrel). Ein nicht genau bekannter Teil des Öls wurde ab dem 5. Juni durch eine vom für die Bohrung verantwortlichen Konzern BP installierte Stahlhaube aufgefangen und abgesaugt,<ref name="tagesschau20100605">tagesschau.de: Golf von Mexiko: Ein Drittel des Öls wird aufgefangen@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung. 5. Juni 2010, abgerufen am 5. Juni 2010.</ref> laut Meldungen vom 27. Juni wurden davon täglich etwa 1,6 Millionen Liter (10.000 Barrel) verbrannt und 2,4 Millionen Liter (15.000 Barrel) in Tankschiffe geleitet.<ref>ABC News: Artikel vom 27. Juni 2010 (Memento vom 29. Juni 2010 im Internet Archive), abgerufen am 28. Juni 2010</ref> Die insgesamt ausgetretene Ölmenge wird auf 500.000 bis 1 Million Tonnen geschätzt (Stand: 16. Juli 2010).<ref>Report: Trotz aller Ölkatastrophen wenig gelernt. In: Zeit Online. 16. Juli 2010.</ref>

Andere Berechnungen verschiedener Forscher, beispielsweise Steve Werely von der Purdue University, ergaben eine Austrittsmenge zwischen 8 und 14 Millionen Liter (50.000 bis 84.000 Barrel) täglich.<ref>Richard Harris: Gulf Spill Could Be Much Worse Than Believed. In: npr.org. 14. Mai 2010.</ref><ref>Suzanne Goldenberg: Marine scientists study ocean-floor film of Deepwater oil leak. In: guardian.co.uk. 13. Mai 2010.</ref><ref>Thomas Pany: Ölaustritt im Golf: Neue Schätzungen übertreffen Exxon-Valdez-Katastrophe. In: Telepolis. 14. Mai 2010</ref> In Berichten vom 28. Mai sprechen Experten der US-amerikanischen Regierung von der schlimmsten Ölpest, die es je in den Vereinigten Staaten gegeben hat.<ref>1979 strömten bei der Havarie einer mexikanischen Bohrinsel an der Ölquelle Ixtoc I 9 Monate lang nach Schätzungen der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) 10.000 bis 30.000 Barrel täglich in den Golf von Mexiko, nach Schätzungen insgesamt 400.000 bis 1.400.000 Tonnen. Monika Seynsche: Havarien, Blowouts und der Golfkrieg. In: Deutschlandradio. 2. Mai 2010, abgerufen am 31. Mai 2010.</ref> Nach den Schätzungen der FRTG ist etwa alle acht bis zehn Tage genauso viel Öl ausgetreten wie insgesamt beim verunglückten Tanker Exxon Valdez 1989 in Alaska.<ref>Justin Gillis, Henry Fountain: New Estimates Double Rate of Oil Flowing Into Gulf. In: New York Times. 10. Juni 2010, abgerufen am 14. Juni 2010.</ref><ref>BP kann Ölfluss doch nicht stoppen. In: Zeit Online. 28. Mai 2010</ref>

Am 17. Juni 2010 gab BP bekannt, dass sich noch geschätzte sieben Milliarden Liter (43 Millionen Barrel) Öl in der betroffenen Ölquelle befänden. Es würde somit noch zwei bis vier Jahre dauern, bis die Gesamtmenge ins Meer geflossen sei.<ref>Öl könnte noch vier Jahre fließen. In: derStandard.at. 18. Juni 2010.</ref>

Am 29. April 2010 trafen erste Ausläufer des Ölteppichs auf die Küste Louisianas.<ref name="SpOn, 30. April">Ölteppich erreicht US-Küste früher als erwartet. In: Spiegel Online. 30. April 2010.</ref> Am gleichen Tag wurde das austretende Öl von der US-amerikanischen Regierung zur nationalen Katastrophe erklärt. Somit konnten Teile der US-amerikanischen Streitkräfte zur Bekämpfung der Ölpest eingesetzt werden.<ref>Kampf mit „allen verfügbaren Mitteln“. In: orf.at. 29. April 2010, abgerufen am 29. April 2010.</ref> Zudem bat auch BP offiziell die US-amerikanische Armee um Hilfe bei der Bekämpfung des Ölteppichs<ref>Bericht auf WDR2 (Memento vom 4. Mai 2010 im Internet Archive)</ref> und übernahm die finanzielle Verantwortung für die Maßnahmen, die notwendig sind, um die Ölpest aufzuhalten,<ref>BP übernimmt Kosten für Ölpest-Bekämpfung. In: Spiegel Online. 30. April 2010.</ref> wobei diese Selbstverpflichtung vor der in den Vereinigten Staaten gesetzlich verankerten Haftungsobergrenze von 75 Millionen US-Dollar rechtlich kaum als bindend angesehen werden kann.<ref>Christoph von Marschall: Alle gegen eine. In: tagesspiegel.de. 5. Mai 2010.</ref> In den Bundesstaaten Louisiana, Florida, Mississippi und Alabama wurde der Notstand ausgerufen.<ref name="tagesschau164" /> Anfang Juli 2010 erreichte das Öl auch die Küste von Texas.<ref>Ölpest erreicht die Küste von Texas. In: nzz.ch. 6. Juli 2010.</ref><ref>Richard Fausset, Bob Drogin: Tar balls reach Texas as stormy weather hampers cleanup. In: latimes.com. 6. Juli 2010.</ref><ref>Campbell Robertson: Effects of Spill Spread as Tar Balls Are Found. In: nytimes.com. 6. Juli 2010 (abgerufen am 7. Juli 2010).</ref>

Ende Juni 2010 wurde mit einem Unterwasserfahrzeug der WHOI in einer Tiefe von 1100 Metern eine 35 Kilometer lange Wolke monoaromatischer Erdölkohlenwasserstoffe mit einer mittleren Breite von 1,9 Kilometern und einer vertikalen Ausdehnung von 200 Metern festgestellt, die keine Anzeichen bakterieller Zersetzung zeigte.<ref>Forscher finden riesige Ölwolke im Golf von Mexiko. In: Spektrum.de. 19. August 2010 (kostenpflichtiger Artikel).</ref><ref>Richard Camilli u. a.: Tracking Hydrocarbon Plume Transport and Biodegradation at Deepwater Horizon. In: Science. 330, Nr. 6001, 2010, doi:10.1126/science.1195223</ref>

Am 15. Juli 2010 berichteten das Unternehmen und die Medien, dass es gelungen sei, die Ventile eines Auffangzylinders zu schließen. Dadurch ströme erstmals seit Beginn der Katastrophe Ende April kein Öl mehr ins Meer.<ref name="Spiegel150710">Neue Absaugglocke installiert. BP bringt Ölfontäne erstmals zum Versiegen. In: Spiegel Online. 15. Juli 2010.</ref><ref name="FAZ160710">Leck im Golf dicht – Brasilien bohrt in Tiefsee. In: FAZ.NET. 16. Juli 2010, abgerufen 16. Juli 2010.</ref><ref name="Reuters160710">BP schließt erstmals Ölleck im Golf von Mexiko. In: Reuters Deutschland. 16. Juli 2010.</ref> Ob die Abdichtung dem Druck des herausströmenden Öls allerdings längerfristig standhalten würde, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Am 19. Juli 2010 wurde bekannt, dass nach Angaben der US-amerikanischen Regierung Ingenieure in weniger als drei Kilometer Entfernung zum Bohrloch Aussickerungen entdeckt hätten. Deshalb würde ein Leck vermutet, welches weiteres Öl ausströmen lasse. Außerdem müssten in diesem Fall vermutlich die Ventile der neuen Auffangglocke geöffnet werden, um so Druck vom ohnehin schon destabilisierten Meeresboden zu nehmen und die Lage weiter kontrollieren zu können. Zusätzlich würde erneut für ungefähr drei Tage Öl in das Meer strömen, wenn sich BP dafür entscheiden würde, das Öl aus dem Bohrloch direkt in Tankschiffe zu leiten, weil für die erforderlichen Arbeiten der Druck reduziert werden müsste und dafür die Ventile zu öffnen seien.<ref name="Spiegel190710-1">US-Regierung fürchtet neue Öllecks neben BP-Bohrloch. In: Spiegel Online. 19. Juli 2010.</ref><ref name="Spiegel190710-2">US-Regierung warnt vor neuen Öllecks. In: Spiegel Online. 19. Juli 2010.</ref> Durch Einzelbildanalyse einer etwa 50 Sekunden dauernden hochauflösenden Filmaufnahme von dem Ausbruchsereignis konnte die ausgetretene Menge an Erdöl berechnet werden. Die Bestimmung von Festkörpern im Flüssigkeitsstrom und Erstellung einer Weg/Zeit-Berechnung unter Berücksichtigung des bekannten Bohrlochquerschnitts ermöglichte eine tragfähige Volumensbestimmung. Danach sind mit einem Unsicherheitsbereich von ungefähr ±20 % zwischen dem 20. April und dem 15. Juli 2010, als die erste dichtschließende Verschlusskappe auf dem beschädigten Bohrloch aufgeflanscht wurde, jeden Tag zwischen 8,9 und 10,8 Millionen Liter Öl ins Meer geströmt. Bis zum Ende der Ölpest sind somit rund 700 Millionen Liter (4,4 Millionen Barrel) in den Golf von Mexiko geflossen.<ref>Ausmaß der US-Ölpest erstmals unabhängig berechnet. In: Spiegel Online. 24. September 2010, abgerufen am 8. Mai 2011.</ref><ref> Timothy J. Crone, Maya Tolstoy: Magnitude of the 2010 Gulf of Mexico Oil Leak. In: Science. 330, Nr. 6004, 2010, doi:10.1126/science.1195840.</ref>

Verbreitung durch Meeresströmungen und Winde

Der Vorsitzende Ozeanograph der „Ocean Observing and Monitoring Group“ der North Carolina State University, Ruoying He, gab am 5. Mai 2010 bekannt, dass der Süden von Florida sowie die Florida Keys dann betroffen wären, wenn sich der Ölteppich bis zum Golfstrom ausbreitet. Nach Ruoying He hängt in diesem Fall die Betroffenheit der Küsten weiter nördlich wesentlich von den örtlichen Windbedingungen ab, da sich der Golfstrom südöstlich von Charleston, im Süden von South Carolina, von der Küste entfernt. Dies wird durch den „Charleston Bump“, eine bis zu 400 m hohe Erhebung über dem Meeresboden, verursacht. Der Direktor des „Institute of Marine Sciences“ der University of Northern Colorado, Rich Luettich, wies darauf hin, dass das Öl auch für ein Jahr oder länger als lokales Problem verbleiben könnte und noch im Herbst oder kommenden Frühling Maßnahmen zum Küstenschutz erfordern könnte.<ref>Gulf Stream has swept goo to N.C. coast in the past.</ref> Am 19. Mai 2010 veröffentlichte die ESA Bilder des Envisat-Satelliten, die befürchten lassen, dass das Öl den Loop Current (Schleifenstrom) erreicht hat.<ref>Gulf of Mexico oil spill in the Loop Current. In: esa news. 19. Mai 2010 (abgerufen am 20. Mai 2010)</ref><ref>Dramatische Ausweitung der Ölpest befürchtet. In: orf.at. 20. Mai 2010.</ref> Mitte Juni 2010 bestätigen MODIS-Daten der NASA-Satelliten Terra und Aqua eine weitere Ausbreitung des Ölteppichs.<ref>Oil Slick in the Gulf of Mexico. In: Earth Observatory. 22. Juni 2010</ref><ref>Oil Slick in the Gulf of Mexico. In: Earth Observatory.</ref><ref>MODIS terra&aqua gsfc.nasa.gov (Abgerufen am 28. Juni 2010)</ref> Das Jet Propulsion Laboratory sammelte weitere Daten mit Synthetic Aperture Radar.<ref>UAVSAR results for gulf deployment to examine effects of Deepwater Horizon Oil Spill. In: Jet Propulsion Laboratory. abgerufen am 5. August 2010.</ref> Anfang Juli erreichten Teerklumpen auch die Küste von Texas. Damit waren zwei Monate nach dem Unglück die Küsten aller US-amerikanischen Bundesstaaten am Golf von der Ölpest betroffen.<ref>Ölpest erreicht die Küste von Texas. In: NZZ Online. 6. Juli 2010.</ref>

Maßnahmen zur Säuberung

An der Meeresoberfläche

Datei:Workers building boom against oil spill after Deepwater Horizon disaster.jpg
Mitarbeiter von diversen Umweltorganisationen bereiten schwimmende Barrieren für die Verlegung vor.

Kontrolliertes Abbrennen

Am 29. April 2010 wurde von den US-amerikanischen Behörden entschieden, den Ölteppich kontrolliert abzubrennen.<ref>„US-Küstenwache will Ölteppich verbrennen“ 28. April 2010 Deutschlandradio am 28. April 2010, abgerufen am 24. Mai 2010</ref> Die Wirksamkeit der Maßnahme war unzulänglich. Hoher Wellengang verhinderte zudem die Eingrenzung des Ölteppichs mit schwimmenden Barrieren.<ref name="SpOn, 30. April" /> Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die Wetter- und Ozeanographiebehörde der Vereinigten Staaten, war maßgeblich an der Bekämpfung der Ölpest beteiligt.<ref>noaa.gov: Deepwater Horizon: NOAA Roles (Memento vom 12. Juni 2010 im Internet Archive).</ref>

Dispersion des Öls

Datei:C-130 support oil spill cleanup.jpg
Eine C-130 Hercules bei der Verteilung eines Dispersionsmittels über dem Golf von Mexiko

Bis zum 5. Mai 2010 wurden rund eine Million Liter Chemikalien eingesetzt, um den Ölteppich aufzulösen. Das Gemisch namens Corexit 9500<ref>http://www.deepwaterhorizonresponse.com/posted/2931/Corexit_EC9500A_MSDS.539287.pdf (Memento vom 15. Juli 2010 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt</ref> sollte das Öl tief unter Wasser dispergieren, so dass es nicht an die Oberfläche steigt und es weniger wahrscheinlich ist, dass es an Land geschwemmt werden kann. Auf diese Weise wird das Öl in der Tiefsee verteilt und erscheint weniger sichtbar an der Oberfläche. Es wurden bereits mehrere Lagen von Öl tief unter der Wasseroberfläche entdeckt, eine hiervon mit einer Fläche von 80 Quadratkilometern. Die Ölschwaden hätten eine Höhe von etwa 100 Meter.<ref>BP meldet Erfolg im Kampf gegen die Ölpest. In: Spiegel Online. 16. Mai 2010.</ref><ref>Riesige Unterwasser-Ölschwaden entdeckt. In: Zeit Online. 16. Mai 2010.</ref>

Corexit wurde von Exxon entwickelt und wird inzwischen vom US-amerikanischen Chemiekonzern Nalco hergestellt, in dessen Aufsichtsrat auch BP vertreten ist. Der Verkauf des Mittels an BP brachte Nalco seit Beginn der Gegenmaßnahmen 40 Millionen Dollar Umsatz ein. (Stand: 21. Mai 2010)<ref>„Ölpest: Rote Karte für Chemiekeule Corexit“@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung tagesschau.de, 21. Mai 2010, abgerufen am 23. Mai 2010.</ref> Corexit wurde bereits 1979 nach der Explosion der Bohrinsel an der Ölquelle Ixtoc I und 1989 beim Tankerunglück der Exxon Valdez in Alaska eingesetzt. Umweltforscher wie Terry Hazen vom Lawrence Berkeley National Laboratory warnen seitdem vor den toxischen Auswirkungen, die die Corexit-Komponenten haben könnten, zumal manche Lösungsmittel schädlicher seien als das Öl selbst. In Großbritannien ist Corexit seit zehn Jahren verboten.<ref>Marc Pitzke: Mit Gift gegen Gift. In: Spiegel Online. 7. Mai 2010.</ref> Die US-amerikanischen Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) wies BP an, spätestens ab 24. Mai auf ein anderes, weniger giftiges Mittel umzusteigen. BP beharrt indes weiter auf Corexit – es verursache weniger Langzeit-Umweltschäden und sei zudem wirkungsvoller als andere Mittel, zitierte der Sender CNN aus einer BP-Mitteilung an die EPA. Die Behörde prüfe jetzt die Stichhaltigkeit des Arguments und werde dann endgültig entscheiden.<ref>BP räumt „katastrophale“ Ölpest ein auf bz-berlin.de</ref>

Obwohl die US-amerikanische Regierung Ende Mai 2010 angeordnet hat, die Verwendung so stark wie möglich zu begrenzen, sind weiterhin große Mengen Chemikalien zur Zersetzung des Öls durch die US-amerikanische Küstenwache erlaubt worden. Der Kongressabgeordnete Edward Markey wirft Admiral Thad Allen vor, BP in einem Zeitraum von 54 Tagen 74 Mal die Genehmigung erteilt zu haben, das Mittel auf der Meeresoberfläche sowie unter Wasser einzusetzen. Das ergäbe sich aus der Sichtung von Dokumenten. Gut 6,8 Millionen Liter Chemikalien sind seit Beginn der Ölpest eingesetzt worden, davon etwa drei Millionen nahe dem Leck am Meeresboden.<ref>Ölpest mit giftigen Chemikalien bekämpft. In: Süddeutsche.de. 1. August 2010, abgerufen am 2. August 2010.</ref>

Reinigung durch den umgebauten Supertanker A Whale

Zwischen dem 30. Juni und Mitte Juli 2010 war das Schiff A Whale gegen die Ölpest im Einsatz. Angeblich sollte A Whale täglich 80 Millionen Liter verschmutztes Meerwasser vom Öl befreien können. Die Menge des während des Testeinsatzes aufgesammelten Öls war nach dem Ergebnis zu vernachlässigen; der Einsatz wurde daraufhin eingestellt.<ref>Das bange Warten. In: Tages-Anzeiger. 17, Juli 2010 (abgerufen am 17. Juli 2010).</ref>

Am Meeresgrund

Datei:ROV Deepwater Horizon BOP.jpg
Greifarm eines Tauchroboters am Schalter für die manuelle Auslösung des „Blowout-Preventer“

Abdichtversuche mit Hilfe von Tauchrobotern

Da Taucher nicht bis in die gegebene Tiefe von 1500 Metern vordringen können, müssen alle Arbeiten am Meeresgrund mit ferngesteuerten Tauchrobotern durchgeführt werden. Nach dem Untergang der Plattform wurde mit deren Hilfe erfolglos versucht, den Blowout-Preventer am Meeresboden zu aktivieren.<ref>Loki45: Außer Kontrolle – der Erdöl-GAU! In: Zeit Online Leserartikel-Blog. 1. Mai 2010.</ref> BP scheiterte zudem mit dem Versuch, die drei Lecks mit Hilfe von Unterwasserrobotern zu schließen. Lediglich ein kleines Leck konnte am 5. Mai 2010 geschlossen werden.<ref>BP schließt Leck in gesunkener Plattform. (Memento vom 8. Mai 2010 im Internet Archive) In: ftd.de. 5. Mai 2010.</ref><ref>BP stems one of three Deepwater Horizon oil leaks, US coastguard says. In: guardian.co.uk. 5. Mai 2010 (abgerufen am 13. Mai 2010).</ref> Am 16. Mai gelang es mit Hilfe dieser Roboter, in das Ende des abgeknickten Steigrohres einen Stutzen (Riser Insertion Tube Tool) einzusetzen, mit dem es im Anschluss erstmals gelang, einen Teil des austretenden Öls aufzufangen und auf ein Schiff zu pumpen.<ref>Mitteilung der Deepwater Einsatzzentrale (Memento vom 6. August 2010 im Internet Archive) 16. Mai 2010, abgerufen am 3. August 2010</ref><ref>Schaubild des Riser-Insertion-Tool Verfahrens (Memento vom 4. Juli 2010 im Internet Archive) In: energy.gov. vom 7. Juni 2010, abgerufen am 3. August 2010 (PDF-Datei).</ref>

Auffangen mit großen Stahldomen

Die Versuche, das Öl aus den zwei verbleibenden Lecks mit großen kastenförmigen Stahldomen aufzufangen und kontrolliert an die Wasseroberfläche zu leiten, wurden am 13. Mai 2010 erfolglos abgebrochen. Ein wesentlicher Grund für das Fehlschlagen war die Bildung von eisähnlichem Methanhydrat aus dem im Öl enthaltenen Erdgas und Wasser, das die Steigleitung zum Abführen des Öls verstopfte. Zusätzlich bildete sich an der Oberseite des Doms eine Gasblase, welche den Dom daran hinderte senkrecht zu landen und ihm einen Auftrieb verlieh.<ref>BP unternimmt weiteren Versuch mit kleinerer Stahlglocke. In: derstandard.at. 13. Mai 2010</ref><ref>Joel Achenbach: 5,000 or 26,000 barrels a day: Size of gulf oil spill is a guesstimate. In: washingtonpost.com. 13. Mai 2010.</ref>

Abdeckung des Bohrlochkopfes mit Stahltrichter

Bei einem weiteren Versuch wurde das abgeknickte Steigrohr, aus dem an anderer Stelle das meiste Öl austrat, gleichzeitig an zwei Stellen getrennt. Dazu wurde es von einem Kran entlastet, an einer Seite mit einer Hydraulikschere geschnitten und mit einer diamantierten Seilsäge abgesägt. Auf diese nun einzige Austrittsstelle wird ein umgedrehter Trichter gesetzt,<ref>energy.gov Top-Hat-4 (Memento vom 4. Juli 2010 im Internet Archive). (2D-, 3D-Ansicht; PDF-Datei).</ref> der eine möglichst weitgehende Abdichtung ergibt und ein Absaugen durch ein neues Steigrohr an die Oberfläche ermöglicht. Dieser Trichter wird Lower Marine Riser Package Cap (LMRP Cap) genannt.<ref>Gail the Actuary: Deepwater Oil Spill – The LMRP Attempt, the „Press Conference“, and a Live Open Thread. In: The Oil Drum. 29. Mai 2010.</ref><ref>BP-Ingenieure schlugen lange vor dem Unglück Alarm In: Süddeutsche.de. 30. Mai 2010.</ref>

Hierzu wurde der angefertigte Trichter auf dem Meeresboden abgesetzt, mittels des Bohrgestänges des Bohrschiffes 'Enterprise’ aufgenommen und über dem LMRP positioniert. Das Aufsetzen musste schnell geschehen, da eine Verstopfung durch Methanhydrat den Erfolg unweigerlich zunichtegemacht hätte. Um sowohl Steigrohr als auch Trichter wasserfrei zu halten, wurde in letzteren Stickstoff eingeleitet und anschließend Methanol zur Unterdrückung der Methanhydratbildung beigegeben. Des Weiteren wurde das Steigrohr zusätzlich beheizt.<ref>BP Presseveröffentlichung, Folien zum Verfahren (Flash)</ref><ref>energy.gov (Memento vom 4. Juli 2010 im Internet Archive) Schaubild des LMRP-Cap Verfahren</ref>

Die Abdichtung gelang nur unzureichend, so dass unterhalb des Trichters weiterhin eine beträchtliche Menge Öl hervorquoll.

Aus dem LMRP-Stack wird durch zwei Hochdruckleitungen Öl entnommen und durch eine Ventil- und Manometerbatterie (Manifold) zur Plattform Q4000 geleitet.

Neuer Abdichtaufsatz

Nachdem die anderen Versuche scheiterten, gelang es den Ingenieuren von BP am 16. Juli 2010, mithilfe eines neuen Aufsatzes das Leck abzudichten.<ref>14. Juli 2010, diepresse.com: Durchbruch im Kampf gegen Ölpest? (Abgerufen am 22. Juli 2010)</ref> Dazu wurde der obere Flansch, der durch die Trennarbeiten am abgeknickten Steigrohr stark beschädigt worden war, demontiert und an seiner Stelle ein Zwischenstück, ein „Transition-Spool“ („Übergangs-Spule“) eingesetzt und verschraubt. Auf dieses konnte der eigentliche Dichtaufsatz, eine Anordnung schwerer BOP-Ventile mithilfe eines Bohrschiffes aufgesetzt und verriegelt werden. Im Anschluss wurden die Ventile nacheinander geschlossen, um den Ölfluss abzudrosseln und eine Druckstandsprüfung der Konstruktion, sowie der gesamten Bohrung („Integrity Test“, dt. „Integritätstest“) vorzunehmen.<ref>6.0 Item 25 Deepwater Horizon Containment - 30 JUN. Archiviert vom Original am 27. Februar 2012, abgerufen am 1. März 2014 (Übersicht der Folgeoperationen, sealing-cap).</ref><ref>6.0 Item 26 Enterprise Top Hat Phases - 07-04-2010. Archiviert vom Original am 27. Februar 2012, abgerufen am 1. März 2014 (Diagramm der möglichen „Top-Hats“ und deren Verwendung).</ref>

Zunächst war unklar, ob das Bohrloch dem Druck auf Dauer standhält.<ref name="Spiegel150710" /><ref name="FAZ160710" /><ref name="Reuters160710" /> Am 19. Juli 2010 gab die US-amerikanische Regierung bekannt, dass Ingenieure in weniger als drei Kilometer Entfernung zum Bohrloch Aussickerungen entdeckt hätten. Deshalb wurde ein Leck vermutet, welches weiteres Öl und eventuell Methangas ausströmen lassen und den Meeresboden weiter destabilisieren könnte. Sollte sich dies bestätigen, so müssten vermutlich die Ventile des neuen Abdichtaufsatzes geöffnet werden um den Druck zu reduzieren, damit sich die Lage nicht noch weiter verschlimmert und außer Kontrolle gerät.<ref name="Spiegel190710-1" /><ref name="Spiegel190710-2" />

Top-Kill-Methode

Ab 26. Mai 2010 wurden innerhalb von drei Tagen drei Versuche unternommen, das Leck mit Schlamm und Zement zu stopfen.<ref>energy.gov (Memento vom 13. Juni 2010 im Internet Archive). nachgereichte Ablaufübersicht v. 9. Juni 2010</ref> Dieses als Top Kill bezeichnete Verfahren wurde zuvor noch nie in einer Wassertiefe von 1500 Metern angewandt.<ref name="tagesschau164">Tagesschau: „Die Ölpest wird immer bedrohlicher“@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung, 1. Mai 2010</ref><ref>http://www.bp.com/genericarticle.do?categoryId=9033606&contentId=7062434 (Memento vom 31. Mai 2010 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt In: bp.com. 26. Mai 2010.</ref><ref>Umsetzung der „Top Kill“-Methode steht doch noch nicht fest. In: tauchen.de. 26. Mai 2010.</ref><ref>Q & A: „Top Kill“ procedure next up for BP oil spill. In: USA Today. 26. Mai 2010 (abgerufen am 27. Mai 2010).</ref> Bei der Operation wurden mehr als fünf Millionen Liter Schlamm mit einer Durchflussgeschwindigkeit von etwa 13.000 Liter/min in das Bohrloch eingepresst, wobei auch eine Reihe verschiedener Materialien wie etwa Gummiteile verwendet wurden, mit denen eine Abdichtung durch Verstopfungseffekte erreicht werden sollte.<ref>Noah Brenner, Anthony Guegel, Anthea Pitt: BP restarts drilling on second relief well. In: Upstream Online. 1. Juni 2010.</ref> Am 30. Mai gab BP bekannt, dass der Versuch fehlgeschlagen sei.<ref>BP erklärt Operation „Top Kill“ für gescheitert. In: Welt Online. 30. Mai 2010.</ref> Als Grund für das Scheitern wird unter anderem eine undichte Stelle in der Auskleidung des Bohrlochs in etwa 300 Metern Tiefe angenommen. Hierdurch gelangte der verwendete Schlamm in umgebende Gesteinsformationen, was die Wirksamkeit des Angriffs herabsetze.<ref name="evidence">BP Official Admits to Damage BENEATH THE SEA FLOOR. In: Washington’s Blog. 12. Juni 2010.</ref>

Seitliche Entlastungsbohrungen – Bottom-Kill-Methode

Kurz nach dem Untergang der Deepwater Horizon begann BP mit dem Erstellen zweier sicherheitshalber unabhängig voneinander stattfindenden Bohrungen in einem seitlichen Abstand von etwa 850 Metern zum außer Kontrolle geratenen Bohrloch. Der Macondo-Bohrkanal soll unmittelbar über der Öllagerstätte im darüberliegenden Deckgebirge getroffen werden. Eine technische Herausforderung stellt das zielgenaue Treffen des 18 Zentimeter dicken Bohrstrangs dar. Dabei kommt ein Sensor zur Trägheitsnavigation zur Anwendung. Die Feinsteuerung der Annäherung an das Metallrohr erfolgt am Ende mittels elektrischer Feldstärkemessung, welche durch die Unterstromsetzung des Macondo-Bohrstranges ermöglicht wird. Ursprünglich musste für jeden einzelnen Messvorgang das gesamte Bohrgestänge gezogen und danach eine Messsonde herabgelassen werden. Nach neuerem Einsatz von im Drillgestänge befindlichen Doppelsensoren gestaltet sich die Annäherungsphase als weniger arbeits- und zeitaufwändig.<ref>Süddeutsche: Auf die Entlastungsbohrungen kommt es an 13. Juli 2010</ref> Umgangssprachlich wird das Verfahren als „Entlastungsbohrung“ bezeichnet. Begriffsmäßig handelt es sich eher um „Belastungsbohrungen“, da der das undichte Bohrloch passierende Flüssigkeitsstrom künstlich beschwert und damit zum Stillstand gebracht werden soll.<ref name="dichtfuerimmer">Axel Fischer: Dicht für immer? In: Welt Online. 25. Juli 2010.</ref> Beabsichtigt ist, das leckgeschlagene Bohrloch möglichst tief zu treffen. Sobald dies erreicht ist, wird das Metallrohr (Casing) durchbohrt. Ist der Durchbruch soweit geglückt, soll unter anderem mit Mineralien wie Eisenoxid und Bariumsulfat angereicherter schwerer Schlamm bei gleichzeitiger kurzzeitiger Öffnung der bislang provisorisch verschlossenen Austrittsstelle in den dann aufsteigenden Flüssigkeitsstrom eingebracht werden. Unterstützt durch das Wirkprinzip der Wasserstrahlpumpe wird der seitlich zuströmende Ballastschlamm in den Flüssigkeitsstrom hineingezogen. Das hierdurch kurzfristig deutlich erhöhte Gewicht der im Bohrloch stehenden Flüssigkeitssäule soll den Blowout zum Erliegen und somit das Bohrloch unter Kontrolle bringen.<ref name="dichtfuerimmer" /> Durch nachfolgendes Einpumpen von speziellem abbindungszeitdefiniertem flüssigem Zement sollte anschließend eine permanente Versiegelung erreicht werden. Die Dauer beider Bohrungen war auf etwa drei Monate angesetzt. Am 19. September 2010, fünf Monate nach dem Untergang der Bohrplattform, erklärte Thad Allen die Quelle offiziell für „tot“. Alle Hohlräume seien nun mit gehärtetem Zement gefüllt, der alle Drucktests bestanden habe.<ref>Ölquelle im Golf von Mexiko offiziell versiegelt. In: tagesschau.de. 19. September 2010 (aufgerufen am 19. September 2010).</ref>

Mit einer seitlichen Entlastungsbohrung konnte auch der bisher größte Ölaustritt im Golf von Mexiko nach der Havarie an der mexikanischen Explorationsbohrung Ixtoc I im Juni 1979 nach 294 Tagen gestoppt werden.

Static-Kill-Methode

Am 21. Juli 2010 wurde gemeldet, dass BP dem oben erwähnten Verschließen des Bohrlochs durch die seitlichen Entlastungsbohrungen mit einer anderen Aktion zuvorkommen könnte. Bei diesem Static Kill genannten Verfahren wird schwerer Schlamm von einer Plattform über Schläuche durch die Ventile des alten BOP gepumpt und anschließend die Bohrung mit Zement versiegelt. Der Vorzug gegenüber der missglückten Top-Kill-Methode liegt darin, dass nicht mit hohem Druck gegen die Flussrichtung des Öls gearbeitet werden muss. Da der Ölfluss bereits abgedrosselt ist, kann der Schlamm ohne nennenswerten Druckanstieg übergeschichtet werden. Laut BP wird diese Operation bereits parallel zu den Entlastungsbohrungen vorbereitet, aber die Einsatzleitung der US-amerikanischen Regierung müsse entscheiden, ob tatsächlich ein Anlauf unternommen werde.<ref name="Spiegel210710">BP will Öl-Leck vorzeitig versiegeln. In: Spiegel Online. 21. Juli 2010.</ref>

Am 6. August 2010 wurde bekannt gegeben, dass das Leck nun mit dieser Methode definitiv abgedichtet sei.<ref>Öl-Leck abgedichtet. In: phoenix.de. 6. August 2010.</ref>

Ökologische Folgen

Datei:Gulf Oil Slick Approaching Loop Current MODIS.png
Diese MODIS-Aufnahme vom 18. Mai zeigt den Loop Current und die vermutete Ausdehnung des Ölteppichs (eingezeichneter Umriss) am 17. Mai 2010

Die Bohrstelle liegt im Zentrum eines Gebietes von Tierschutzreservaten.<ref>Defenders of Wildlife Wildlife Climate Change Department (Hrsg.): Coastal Wildlife Areas Vulnerable to Gulf Oil Spill. Mai 2010 (englisch, PDF-Datei; 2,0 MB).</ref>

Vom Öl gefährdet sind das Mississippi-Delta und insbesondere das dort liegende Wildschutzgebiet Pass à l’outre. Experten nehmen an, dass diese Katastrophe das Ausmaß des Tankerunglücks der Exxon Valdez übertreffen wird.<ref>Gregor Peter Schmitz: Ölflut zwingt Obama in die Krisen-Offensive. In: Spiegel Online. 30. April 2010.</ref>

Durch den Versuch des kontrollierten Abbrennens des Ölteppichs kam es zu einer erheblichen Luftverschmutzung. Zudem verbleiben bei dieser Vorgehensweise die Schadstoffe aus dem Öl (beispielsweise toxische polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) als Rückstände im Meer und gelangen weiterhin in die Nahrungskette.<ref>Britta Fecke, Stephan Lutter: Wenn der Ölteppich die Küste erreicht. In: Deutschlandfunk. 30. April 2010.</ref> Die Methode wurde bereits nach einem Unglück vor Neufundland im Jahre 1993 angewandt und hatte dort unterschiedliche Auswirkungen.

Die US-amerikanische Behörde NOAA erklärte, Vögel und Säugetiere könnten eher einem Feuer als einem Ölteppich entkommen. Die Auswirkungen auf Fische und andere Meerestiere sind der NOAA zufolge aber unklar.<ref>Neues Leck könnte Öl-Desaster vor US-Küste beschleunigen. In: handelsblatt.com. 29. April 2010, abgerufen am 3. Mai 2010.</ref>

Über die Menge des nach Verschließen des Lecks im Meer noch vorhandenen Öls gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während laut NOAA bis Mitte August 74 Prozent des Öls abgebrannt, abgesaugt oder biologisch abgebaut worden seien, kamen Forscher der University of Georgia zu einem gegenteiligen Ergebnis: demnach seien 80 Prozent des ausgelaufenen Öls noch im Meer vorhanden, ein großer Teil sei durch die Ausbringung der Chemikalie Corexit lediglich unter die Meeresoberfläche gedrückt worden und bedrohe dort das Plankton und damit die gesamte marine Nahrungskette.<ref>Das Öl ist immer noch da. (Memento vom 20. August 2010 im Internet Archive) In: tagesschau.de. 19. August 2010.</ref>

Im Verlauf der Katastrophe musste BP einräumen, dass nicht alle Küstenabschnitte geschützt werden können und errichtete Öl-Barrieren teilweise wirkungslos waren, weshalb unter anderem Seevögelkolonien sowie Fisch- und Austernbestände in der Region erhebliche Schäden erleiden werden.<ref>CNN vom 29. April 2010</ref> Nachdem der Ölteppich Inseln und Küstenabschnitte erreicht hat, sind nach Angaben des NABU verheerende Auswirkungen für Zehntausende in der Region brütende Küstenvögel wie Braunpelikane und Rötelreiher unvermeidlich. In der Brutsaison sind viele Strandbrüter wie Seeregenpfeifer und Scherenschnäbel dem Öl schutzlos ausgeliefert. Auch Delfine, Meeresschildkröten und Fische, für die das weitverzweigte Mississippi-Delta eine besonders wichtige Kinderstube darstellt, sind von der Ölkatastrophe bedroht.<ref>Öl gefährdet die Meeresumwelt weltweit. In: nabu.de. 4. Mai 2010 (NABU-Pressemeldung).</ref> Als Hilfsmaßnahme versuchen Tierschützer, verölte Vögel zu finden und zu reinigen. Ob gereinigte Tiere jedoch eine nennenswerte Überlebenschance haben, ist umstritten. Einige Experten, wie die deutsche Zoologin Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer sowie Vertreter des WWF, schätzen die Überlebenschancen gereinigter Tiere auf weniger als ein Prozent und sprechen sich deswegen dafür aus, verölte Tiere lieber zu töten.<ref>Clare Sestanovich: Oiled birds: To clean or euthanize? In: FP Passport. 11. Juni 2010.</ref><ref>Experten empfehlen Töten statt Putzen. In: Spiegel Online. 4. Mai 2010.</ref><ref>Daniel Lingenhöhl: Lieber töten als putzen. In: spektrum.de. 14. Juni 2010.</ref> Zudem schätzen Wissenschaftler, dass bei einer Ölkatastrophe für jeden gefundenen Seevogel 100 andere Vögel unbemerkt sterben.<ref>Schadensersatz nach Ölkatastrophe – Die miesen Tricks der Konzerne. (Memento vom 23. Juni 2010 im Internet Archive) In: ard.de. 13. Juni 2010</ref>

Im Mai und Juni 2010 wurden Berichte über den Sauerstoffgehalt des Wassers in der Nähe des Ölteppichs bekannt. Der Sauerstoffgehalt hat bereits um 30 Prozent abgenommen und die Konzentration von Methan ist extrem hoch, so das Ergebnis von Laboruntersuchungen der University of Georgia und Texas A&M University.<ref>Julie Steenhuysen: Methane in Gulf „astonishingly high“: U.S. scientist. In: reuters.com. 22. Juni 2010.</ref><ref>Suzanne Goldenberg: Biologists find ’dead zones’ around BP oil spill in Gulf. In: guardian.co.uk. 30. Juni 2010</ref><ref>Overlooked Danger in Gulf Oil Spill: Methane. (Memento vom 21. Juni 2010 im Internet Archive) In: aolnews.com. 18. Juni 2010 (abgerufen am 6. Juli 2010).</ref> Ein deutlich abgesenkter Sauerstoffgehalt bedeutet eine erhebliche Schädigung des Planktons und kleiner Meeresorganismen. Durch diesen Eingriff wird das Nahrungsnetz und damit die Lebensgrundlage von Meerestieren (Fische, Weichtiere) im Golf von Mexiko langfristig stark gestört.<ref>Ralph Sina: Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. In einem Meer aus Öl und Chemie@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung In: tagesschau.de. 16. Mai 2010.</ref>

Seit dem 2. Juni 2010 gilt im Bereich der Tierschutzgebiete im Bereich der Mississippi-Mündung und der Küste von Florida ein Fischfangverbot.

Am 9. Juni 2010 teilten die Gesundheitsbehörden des US-amerikanischen Bundesstaates Louisiana mit, dass mehr als 70 Personen durch die Ölpest erkrankt seien. Die Betroffenen klagten über Atemprobleme, gereizte Augen sowie Kopf- und Brustschmerzen; acht Menschen mussten ins Krankenhaus.<ref>70 Menschen infolge von Ölpest erkrankt. In: Focus Online. 10. Juni 2010.</ref>

Im Juli 2010 teilte die US-amerikanische Umweltbehörde mit, dass durch die mehr als 5600 sich im Einsatz befindenden Schiffe und weiteren Fahrzeuge (z. B. Helikopter, Bulldozer, Lastkraftwagen und andere Transportmittel) weitere ökologische Schäden zu erwarten seien. Auch die Umweltorganisation American Birding Association gab an, dass die Öl-Reinigungstrupps zahlreiche Nistplätze in Vogelkolonien zerstört und seltene Vögel gefährdet hätten. Außerdem sei die dem US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana vorgelagerte Insel East Grand Terre schwer geschädigt worden durch den anfänglichen Einsatz von Helfern, die über keine oder wenig einschlägige Erfahrung verfügten, wie zum Beispiel Shrimp-Fischern, Arbeitslosen, Studenten und Wanderarbeitern.<ref name="Spiegel210710" />

Konsequenzen

Datei:Gulf Coast Platforms.jpg
Lageplan der etwa 4000 aktiven Öl- und Gasförderplattformen im Norden des Golf von Mexiko (Stand 2006)

Politik

Infolge des Unglücks wurde in den Vereinigten Staaten ein zunächst auf sechs Monate befristetes Moratorium von Tiefseebohrungen beschlossen.<ref>Gregor Peter Schmitz: „Top Kill“-Desaster erschüttert Amerika. In: Spiegel Online. 30. Mai 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.</ref> Im Juni wurde dieses Verbot von einem amerikanischen Bundesgericht in New Orleans aufgehoben; das Gericht entsprach damit der Klage von 32 Öl-Unternehmen. Das Weiße Haus kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.<ref>Gericht hebt Obamas Bohrstopp auf. In: Zeit Online. 22. Juni 2010.</ref>

In einem Interview mit dem Online-Magazin Politico.com verglich der US-amerikanische Präsident Obama die Ölpest sogar mit den Terroranschlägen am 11. September 2001. Er sagte dazu:

“In the same way that our view of our vulnerabilities and our foreign policy was shaped profoundly by 9/11, I think this disaster is going to shape how we think about the environment and energy for many years to come.”

„In gleicher Weise, wie unsere Sicht auf unsere Verwundbarkeiten und unsere Außenpolitik tiefgreifend durch 9/11 verändert wurde, glaube ich, dass diese Katastrophe unsere Denkweise über die Umwelt und Energie für viele kommende Jahre verändern wird.“

Barack Obama: Politico.com<ref>Obama: Gulf spill ’echoes 9/11'. Politico.com, 12. Juni 2010, abgerufen am 21. August 2011.</ref><ref>Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko: Obama vergleicht Ölpest mit 9/11. Spiegel Online, 14. Juni 2010, abgerufen am 21. August 2011.</ref>

Konzern

Auf Druck der US-amerikanischen Regierung hin zahlt BP ab Mitte 2010 für drei Quartale keine Dividenden aus.<ref>Jonathan Weisman, Guy Chazan: BP setzt Dividendenzahlungen für mindestens drei Quartale aus. In: FinanzNachrichten.de. 17. Juni 2010, abgerufen am 17. Juni 2010.</ref> Laut Berechnungen von BP und einer Konzernveröffentlichung vom 25. Juni 2010 betragen die bis dahin angelaufenen Kosten der Ölpest knapp 2 Milliarden Euro (2,35 Mrd. USD), laut Angaben Anfang Juli bereits 2,5 Milliarden Euro (3,1 Mrd. USD)<ref>Rettet Gaddafi BP vor der Pleite? In: bild.de. 6. Juli 2010.</ref>. Seit Beginn der Katastrophe hat sich der Wert der BP-Aktie etwa halbiert.<ref>BPs Kosten für Beseitigung der Ölpest explodieren. In: Spiegel Online. 25. Juni 2010.</ref> Wegen der finanziellen Folgen der Katastrophe und des stark gefallenen Aktienkurses fürchtet der Konzern eine feindliche Übernahme, in britischen Regierungskreisen wird der Zusammenbruch des größten Unternehmens des Landes für möglich gehalten. Um dies zu verhindern, sucht der Konzern nach Investoren.<ref>Marcus Theurer: BP kämpft gegen den Zusammenbruch. In: FAZ.NET. 6. Juli 2010.</ref> BP hat im Juli 2010 angekündigt, Unternehmensanteile in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar zu verkaufen, um Kosten im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe zu finanzieren.<ref>Ölpest im Golf von Mexiko kann 100.000 Jobs kosten. In: Welt Online. 21. Juli 2010. Aufgerufen am 24. Juli 2010.</ref> Auch ein Verkauf der deutschen Tochtergesellschaft Aral wurde in Betracht gezogen.<ref>Trennt sich BP von Aral? (Memento vom 2. August 2010 im Internet Archive) In: ard.de.</ref> Bis März 2011 wurden 41 Milliarden Dollar an Rückstellungen gebildet. 19 Milliarden Dollar wurden bis dahin zur Schadensbegleichung ausgegeben.<ref>Ölpest kostete BP bislang 19 Milliarden Dollar. tagesschau.de, 30. März 2011, abgerufen am 30. März 2011.</ref>

Im November 2012 einigte sich BP nach Verhandlungen mit den US-Behörden darauf, eine Geldbuße in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar zu zahlen. Die Zahlungen sind über einen Zeitraum von sechs Jahren zu leisten.<ref>BP zahlt Rekordstrafe von 4,5 Milliarden Dollar Spiegel Online, 15. November 2012</ref>

Entschädigung der Betroffenen

Zur Entschädigung der Opfer der Ölkatastrophe gab BP Mitte Juni 2010 bekannt, einen Treuhandfonds über 20 Milliarden US-Dollar einzurichten, der den Betroffenen zugutekommen werde. Am 20. Juli 2010 vermeldete BP den Verkauf einiger Geschäftsfelder an den amerikanischen Konkurrent Apache Corporation. Der Erlös von sieben Milliarden US-Dollar (5,5 Milliarden Euro) für Anlagen und Geschäftsteile in den Vereinigten Staaten, Kanada und Ägypten, solle in den Treuhandfonds fließen.<ref name="Spiegel210710" /> Außerdem werden 100 Millionen US-Dollar zum Ausgleich von Verdienstausfällen von Ölarbeitern bereitgestellt. Um einen Gerichtsprozess zu vermeiden, hat BP mit den mehr als 100.000 Zivilklägern im März 2012 einen Vergleich vor dem Distrikt-Gericht in New Orleans geschlossen, bei dem Entschädigungszahlungen von 7,8 Milliarden US-Dollar (ca. 5,9 Mrd. Euro) vereinbart wurden.<ref>BP zahlt acht Milliarden Dollar an Ölpest-Kläger. spiegel.de, 3. März 2012, abgerufen am 3. März 2012.</ref>

Klagen der Betroffenen

Gegen BP

Am 19. Juli 2010 wurde gemeldet, dass Anwälte von Geschädigten der Katastrophe in den Vereinigten Staaten mindestens drei Klagen gegen BP unter dem RICO Act eingereicht haben. Dieser bezeichnet ein Bundesgesetz, welches ursprünglich gegen die Mafia gerichtet war. Falls BP danach verurteilt wird, könnte sich – neben eventuell weiteren ausgesprochen Strafen – die Schadensersatzsumme auf das Dreifache des tatsächlich entstandenen Schadens erhöhen. Derzeit prüft das Justizministerium der Vereinigten Staaten, ob der RICO Act in diesem Fall zur Anwendung kommt.<ref>Öl-Opfer verklagen BP nach Anti-Mafia-Gesetz. In: Spiegel Online. 19. Juli 2010.</ref> Im März 2012 einigen sich BP und private Kläger in den Vereinigten Staaten auf eine Schadensersatzzahlung von 5,9 Milliarden Euro (7,8 Milliarden US-Dollar).<ref>Damir Fras: BP zahlt Ölpest-Opfern Milliarden. In: fr-online.de. 4. März 2012.</ref> Siehe: Deepwater-Prozess

Gegen andere Firmen

Am 15. Juli reichten Anwälte beim obersten Gericht in New Orleans, Louisiana, eine Klage gegen 17 Firmen ein, die den Brand nach der Explosion der Deepwater Horizon auf See bekämpften. Die Kläger gehen davon aus, dass Standardprozeduren der Industrie, die vor der Bekämpfung spezieller Ölfeuer auf See mit Wasserkanonen warnen, missachtet wurden. Zwischen 38 und 190 m³ pro Minute an Löschwasser von jedem der acht Boote zur Brandbekämpfung habe zur Überflutung der Bohrplattform geführt, wodurch deren Sinken verursacht und anschließend die Ölpest ausgelöst wurde, heißt es in der Klageschrift. Bei adäquater Brandbekämpfung wäre die Deepwater Horizon stabil an ihrem Standort verblieben, was die Verbindung von der Plattform zur Quelle aufrechterhalten hätte. Dies hätte die Möglichkeit, den Ölaustritt zu kontrollieren, deutlich erhöht. Vertreten werden kommerzielle Fischereien, Anrainer deren Land betroffen ist, sowie Beschäftigte der Ölindustrie, die aufgrund der Ölpest ihren Arbeitsplatz verloren haben.<ref>Laurel Brubaker Calkins, Margaret Cronin Fisk: Oil Spill Caused by Firefighters. In: Boomberg News. 16. Juli 2010.</ref>

Am 3. Januar 2013 gab das US-amerikanische Justizministerium bekannt, dass der Schweizer Plattformbetreiber Transocean wegen seiner Mitschuld an der Katastrophe 1,4 Mrd. US-Dollar (ca. 1,06 Mrd. Euro) zur Beilegung von Zivil- und potenziellen Strafklagen zahle. Das Unternehmen habe ein Schuldbekenntnis unterschrieben, das noch von einem Gericht in New Orleans bestätigt werden muss. Die Summe setze sich aus einer Milliarde US-Dollar für die Gewässerverunreinigung und 400 Millionen US-Dollar als Strafe für kriminelle Handlungen zusammen. Transocean werde den Betrag über einen Zeitraum von fünf Jahren ableisten, wobei im laufenden Jahr 560 Mio. US-Dollar zu entrichten seien.<ref>Ölpest im Golf von Mexiko: Schweizer Konzern Transocean muss Milliarden-Strafe zahlen bei focus.de, 4. Januar 2013 (abgerufen am 4. Januar 2013).</ref>

Fischerei

Datei:Deepwater Horizon oil spill fishing closure map 2010-06-21.png
Am 21. Juni 2010 betrug die für Fischerei gesperrte Fläche 225.290 km², was etwa 36 % der staatlichen Gewässer im Golf von Mexiko entspricht.

Am 2. Mai 2010 verhängte die NOAA ein Verbot des kommerziellen und privaten Fischfangs in den betroffenen staatlichen Gewässern zwischen der Mündung des Mississippi und der Pensacola-Bucht. Das Verbot betraf anfangs ein Gebiet von 17.650 km².<ref>NOAA Closes Commercial and Recreational Fishing in Oil-Affected Portion of Gulf of Mexico, Deepwater Horizon Incident Joint Information Center. 2. Mai 2010. </ref><ref>FB10-029: Deepwater Horizon Oil Spill: Emergency Area Closure in the Gulf of Mexico, NOAA, National Marine Fisheries Service, Southeast Regional Office, Southeast Fishery Bulletin. 3. Mai 2010. Abgerufen am 3. Juni 2010. </ref> Bis zum 21. Juni hat die NOAA die gesperrte Fläche mehr als ein Dutzend Mal vergrößert, so dass nun ein Gebiet von 225.290 km² (etwa 36 % der staatlichen Gewässer im Golf von Mexiko) für den Fischfang gesperrt ist, was sich entlang der Küste des Atchafalaya Basin bis nach Panama City in Florida erstreckt.<ref>http://sero.nmfs.noaa.gov/bulletins/pdfs/2010/FB10-055_BP_Oil_Spill_Closure_060210.pdf (Link nicht abrufbar)</ref><ref>Deepwater Horizon/BP Oil Spill: Size and Percent Coverage of Fishing Area Closures Due to BP Oil Spill, NOAA, National Marine Fisheries Service, Southeast Regional Office. 21. Juni 2010. Abgerufen am 22. Juni 2010.  Table.</ref> Am 24. Mai 2010 rief die US-amerikanische Regierung den Notstand für die Fischerei in Alabama, Mississippi und Louisiana aus.<ref>Bruce Alpert: The feds declare fisheries disaster in La., Miss., Ala., Times-Picayune. 25. Mai 2010. </ref> Die Kosten für die Fischerei-Industrie belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 2,5 Milliarden US-Dollar.<ref name="fishing$1">Bryan Walsh: With Oil Spill (and Blame) Spreading, Obama Will Visit Gulf, News.yahoo.com. Abgerufen am 3. Mai 2010. </ref>

Tourismus

Laut Wirtschaftswissenschaftlern der University of Central Florida besteht die Möglichkeit, dass der Ölteppich die „schlimmste Katastrophe in der Geschichte des Tourismus von Florida“ werden könnte.<ref>Zac Anderson: First oil hits florida shores. In: Sarasota Herald Tribune. 5. Juni 2010.</ref> Ersten Schätzungen zufolge könnte der Schaden für den Tourismus entlang der Paradise Coast in Florida drei Milliarden US-Dollar betragen.<ref name="fishing$1" />

Arbeitsmarkt

Am 20. Juli 2010 sagte die amerikanische Ratingagentur Moody’s voraus, dass bis Ende des Jahres 2010 ungefähr 17.000 Arbeitsplätze an der Golfküste wegfallen könnten. Dieses gelte jedoch nur, wenn bis dahin die Ausbreitung der Ölpest gestoppt sei und die US-amerikanische Regierung das Moratorium für Ölbohrungen nicht durchsetze. Im schlimmsten Fall könnten es sogar über 100.000 Arbeitsplätze sein. Die am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige seien bisher die Fischindustrie und die Landwirtschaft, insbesondere im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Laut dem Arbeitsministerium der Vereinigten Staaten sei die Arbeitslosenquote dort im Juni 2010 um 0,2 Prozentpunkte auf sieben Prozent gestiegen. Damit sei Louisiana einer von nur fünf US-amerikanischen Bundesstaaten mit wachsenden Arbeitslosenzahlen.<ref name="Spiegel210710" />

Langfristige Auswirkungen auf die Ölförderung

Experten für die Entwicklung der Erdölförderung, wie etwa Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, befürchten, dass höhere Sicherheitsauflagen bei technisch und ökologisch riskanten Ölförderprojekten als Reaktion auf die Havarie zu Einschränkungen der Förderung und Ausfällen führen könnten.<ref>Nach Bohrstopp: Steigende Ölpreise befürchtet. In: Focus Online. 15. Juni 2010.</ref> Diese werden von der Internationalen Energieagentur auf bis zu 300.000 Barrel, von Steffen Bukold bei Einbeziehung weiterer Ölförderregionen auf bis zu eine Million Barrel pro Tag, beziffert, da ein sehr großer Anteil von zukünftig zu erschließenden Ölquellen in den OECD-Staaten auf Tiefseeförderungen basieren solle. Dass ein derart hoher Anteil allerdings auf realistischen Prognosen beruhe, wird wiederum von Experten der ASPO wie Klaus Bitzer in Zweifel gezogen. Sie befürchten auch bei Ausbleiben eines Moratoriums einen frühzeitigen Rückgang der Ölförderung (Peak Oil), da sich mit Projekten, wie sie zum Beispiel vor der Küste Brasiliens geplant sind, gewaltige technologische Risiken verbänden. Tatsächlich entspricht die Ölförderung in der Tiefsee ungefähr dem Zuwachs zwischen dem Jahr 2000 und 2009.<ref>Fitz Vorholz: Welt ohne Stoff. In: Zeit Online. 18. Juni 2010.</ref> Das Verhältnis zwischen Zuwachs der Förderung aus Tiefseeprojekten und wachsendem Verbrauch gilt ähnlich auch für die Vereinigten Staaten. Die Menge des nach bisherigen Planungen in Offshore-Bohrungen vor der Küste in den nächsten Jahren zusätzlich geförderten Öls würde jedoch gerade ausreichen, um den Zuwachs des Verbrauchs der Vereinigten Staaten auszugleichen. Der fortlaufende Rückgang der nationalen konventionellen Ölförderung muss durch steigende Importe ausgeglichen werden.<ref>Matthias Brake: Der Preis für den Ölhunger. In: Telepolis. 4. Mai 2010.</ref>

Koordination

Die in die Bekämpfung der Ölkatastrophe eingebundenen Unternehmen und Behörden koordiniert unter Führung von BP das Deepwater Horizon Unified Command. Dazu gehören sowohl die notwendigen Abstimmungen bei der Bekämpfung der Ölpest selbst wie auch die Steuerung der Berichterstattung darüber.<ref>Gulf of Mexico Oil Spill Response (Memento vom 3. Juni 2010 im Internet Archive)</ref>

Die NOAA und das Coastal Response Research Center (CRRC) der Universität von New Hampshire erarbeiteten gemeinsam ein Geographisches Informationssystem zur Kartierung der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko.<ref>Karte auf gomex.erma.noaa.gov</ref><ref>Coastal Response Research Center</ref>

Öffentlichkeitsarbeit der Beteiligten

Der Konzern BP liefert auf seiner Website Informationen über die Vorgänge zur Eindämmung der Ölpest. Auf der Website zur Ölpest sind jedoch nur unverfängliche Bilder zu sehen, die nach Beobachteransicht kaum etwas mit der Realität der Umweltverschmutzung zu tun haben.<ref name="zdf">Anatol Locker: Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven:@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.heute.deBP fährt die PR-Armada auf. In: heute.de. 18. Mai 2010.</ref> Zudem kaufte der Konzern mehrere Schlüsselwörter wie „Oil Spill“ („Ölpest“) bei verschiedenen Suchmaschinen, um Internetnutzer verstärkt auf die eigenen Darstellungen zu leiten.<ref>Matthias Kremp: Krisen-PR wegen Ölpest – BP kauft Suchmaschinenergebnisse. In: Spiegel Online. 10. Juni 2010.</ref>

Im Juli 2010 veröffentlichte BP mehrere mit Software zur Bildbearbeitung manipulierte Fotos im Internet.<ref>John Aravosis: FLASHBACK: BP photoshops fake photo of oil spill crisis command center to make it look busy. In: AMERICAblog. 20. April 2011.</ref><ref>Brian Barrett: BP Photoshops Another Official Image Terribly. In: Gizmodo. 21. Juli 2010.</ref><ref>Weiteres veröffentlichtes Bildmaterial findet sich auf http://www.deepwaterresponse.com/ unter [1] sowie der nunmehr neu aufgesetzten Seite http://www.restorethegulf.gov/ unter http://www.restorethegulf.gov/multimedia.shtm</ref>

Das Weiße Haus setzt auf eine offene Kommunikation über das Internet, um der steigenden Kritik zu begegnen. Beispielsweise wird täglich über ein Blog berichtet, welche rechtlichen und praktischen Schritte die US-amerikanische Regierung gegen die Ölpest unternimmt.<ref name="zdf" />

Presseberichte dokumentieren, wie BP und Vertreter der Regierung Fotojournalisten dabei behindern, die Orte zu besichtigen, an denen die Auswirkungen der Ölpest am deutlichsten zu sehen seien.<ref>YouTube – Bp’s rules</ref><ref>Reymer Klüver: Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Betreten verboten. In: Süddeutsche.de. 11. Juni 2010.</ref> Einem CBS-Kamerateam, welches einen mit Öl bedeckten Strandabschnitt filmen wollte, wurde sogar mit Verhaftung gedroht. Auch Überflüge seien teilweise untersagt worden.<ref>Rezeption des ursprünglichen Berichts in Wird Deep Water ein Waterloo? auf Handelsblatt.de, 27. Mai 2010; FDC 0/5100 NOTAM der Federal Aviation Administration, 9. Juni 2010 (abgerufen am 13. Juli 2010)</ref> Ähnliche Beschwerden gab es von Associated Press, Newsweek, der Washington Post und der New York Times.<ref>Marc Pitzke: Ölpest im Golf. BP-Zensoren verschleiern die Umweltkatastrophe. In: Spiegel Online. 12. Juni 2010.</ref>

Um die Ölpest zu bekämpfen, hat der BP-Konzern versucht, örtliche Fischer unter Vertrag zu nehmen. Das zu unterzeichnende Master Charter Agreement enthielt jedoch eine Klausel, die den Fischern rechtliche Schritte gegen BP verwehrt hätte.<ref>Steven Gray: Caught in an Oil Storm: The Plight of Gulf Fishermen. In: time.com. 4. Mai 2010 (englisch).</ref><ref>Master Vessel Charter Agreement. In: kreweoftruth.com. (PDF, englisch; 605 kB).</ref> Verträge des Konzerns mit universitären Forschungseinrichtungen beinhalten Verschwiegenheitsvereinbarungen und Publikationsverbot für mindestens drei Jahre.<ref>„Scientists who sign the contract to work for BP will be subject to a strict confidentiality agreement. They will be barred from publishing, sharing or even speaking about data they collected for at least three years.“ In: Report: BP Looks To Buy Up Gulf Coast Scientists In: cbsnews.com. 16. Juli 2010</ref><ref>Jack Stripling: BP oil debate spills into academia In: usatoday.com. (Abgerufen am 20. Juli 2010).</ref>

Kritische Öffentlichkeit

Datei:Mermaids Boycott BP.jpg
Boykottforderung bei einem von diversen Protesten

In den Vereinigten Staaten wurde unter der Federführung der A.N.S.W.E.R. Coalition („Act Now to Stop War and End Racism“) eine Kampagne unter dem Namen Seize BP organisiert. Sie verlangt, das Vermögen von BP zu beschlagnahmen und zum Schadensausgleich heranzuziehen. Vom 3. bis 13. Juni 2010 fanden in 54 Städten Kundgebungen statt.<ref>seizeBP.org</ref>

Greenpeace England startete einen Wettbewerb This is what you think BP should look like und ruft zum kritischen Neuentwurf (Adbusting) des BP-Logos auf.<ref>Focus Online: Angriff auf das BP-Logo. In: YouTube. Abgerufen am 1. September 2011.</ref><ref>What’s behind BP’s logo? Greenpeace, abgerufen am 14. Juni 2010.</ref>

Verschiedene international bekannte Musiker gaben an, BP-Produkte zu boykottieren, darunter: Anthrax, Backstreet Boys, Black Label Society, Creed, Disturbed, Filter, Flogging Molly, Godsmack, Hellyeah, Korn, Lady Gaga, Megadeth, Rise Against und Rob Zombie.<ref>Timo Winter: KORN: Weitere Bands boykottieren BP! In: In-Your-Face.de. 19. Juni 2010.</ref> Die Nutzergruppe Boycott BP des sozialen Netzwerks Facebook erhielt regen Zulauf, bis zum 9. Juli 2010 mehr als 800.000 Personen.<ref>Boycott BP. In: Facebook. Abgerufen am 1. September 2011.</ref>

Auch in Deutschland wird ein Boykott von BP und der deutschen Tochterfirma Aral diskutiert. Die Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, riefen indirekt dazu auf.<ref>Jakob Schlandt: BP-Boykott funktioniert. US-Amerikaner tanken bei Konkurrenz. In: fr-online.de. 25. Mai 2010.</ref> Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag Winfried Hermann, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und der Bremer Umweltsenator Reinhard Loske unterstützen den Boykott.<ref name="grueneboykott">Grünen-Politiker fordern BP-Boykott. In: dts Nachrichtenagentur. 19. Juni 2010.</ref> Seit Juni 2010 boykottiert Liqui Moly BP.<ref>LIQUI MOLY boykottiert BP. In: liqui-moly.de. 30. Juni 2010.</ref> Einer repräsentativen Umfrage zufolge boykottieren 53 Prozent der Deutschen BP und 44 Prozent Aral. In Zukunft wollen zwei Drittel BP und 55 Prozent der befragten Bundesbürger Aral boykottieren.<ref>Umfrage: BP segelt ins Image-Fiasko. In: news4press.com. 25. Juni 2010.</ref> Laut einer Umfrage boykottieren 35 Prozent der Österreicher BP-Tankstellen, weitere 15 Prozent der Befragten erwägen einen Boykott.<ref>Ölpest in Mexiko – und 88 Prozent der Österreicher leiden mit. In: Tiroler Tageszeitung Online. 24. Juni 2010.</ref>

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace<ref>Sigrid Totz: Warum ruft Greenpeace nicht zum BP-Boykott auf? In: greenpeace.de. 26. Mai 2010.</ref> oder BUND<ref name="grueneboykott" /> sehen einen Boykott dagegen kritisch, weil die Ölkatastrophe auf einen Unfall zurückgehe und man „nicht gegen die Ursache dieses Unfalls boykottieren“ könne. Sie fordern dazu auf, insgesamt weniger Erdöl zu verbrauchen.<ref name="Michel">Nadine Michel: Umweltschützer kritisieren BP-Boykott. „Treibstoffe sind nie sauber“. In: taz.de. 16. Juni 2010.</ref> Die Situation sei nicht mit einem ähnlichen Boykott von Shell zu vergleichen, der 1995 die geplante Versenkung des schwimmenden Öltanks Brent Spar verhindern konnte. Auch wird diskutiert, ob ein Boykott nicht eher die Tankstellenpächter als den Konzern BP träfe.<ref name="Michel" />

Am 19. April 2011 berichtete Greg Palast, dass schon 2008 ein Blowout an einer von BP mit kostengünstigem Bohrzement versehenen Ölquelle im Kaspischen Meer stattgefunden hatte, der von BP geheim gehalten wurde.<ref name="palast-20110419">Greg Palast: BP’s Secret Deepwater Blowout. (Memento vom 24. April 2011 auf WebCite) 19. April 2011, abgerufen am 24. April 2011.</ref>

Siehe auch

Literatur

  • Margaret A. McCoy, Judith A. Salerno: Assessing the Effects of the Gulf of Mexico Oil Spill on Human Health. The National Academies Press, Washington 2010, ISBN 978-0-309-15781-0, online.

Weblinks

Commons Commons: Ölpest im Golf von Mexiko 2010 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

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