Tübingen


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Tübingen (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Tübingen
48.529.0555555555556341Koordinaten: 48° 31′ N, 9° 3′ O{{#coordinates:48,52|9,0555555555556|primary
dim= globe= name= region=DE-BW type=city
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Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Tübingen
Höhe: 341 m ü. NHN
Fläche: 108,12 km²
Einwohner: 85.871 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-BW">Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2014 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 794 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 72070–72076
Vorwahlen: 07071
07073 (Unterjesingen)
07472 (Bühl)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 08 4 16 041
Stadtgliederung: 23 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 1
72070 Tübingen
Webpräsenz: www.tuebingen.de
Oberbürgermeister: Boris Palmer (Grüne)
Lage der Stadt Tübingen im Landkreis Tübingen

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Datei:Tübingen - Neckarfront 04.jpg
Neckarfront mit Hölderlinturm und Stiftskirche
Datei:TuebingenNeckar.jpg
Blick von der Stiftskirche auf den Neckar

Tübingen (im schwäbischen Dialekt Diebenga) ist eine Universitätsstadt im Zentrum Baden-Württembergs. Sie liegt am Neckar rund 30 Kilometer südlich von Stuttgart. Die Stadt ist Sitz des Landkreises Tübingen und des gleichnamigen Regierungsbezirks. Gemeinsam mit der östlichen Nachbarstadt Reutlingen bildet sie eines der 14 Oberzentren des Landes. Seit 1. April 1956 ist Tübingen Große Kreisstadt. Als zwölftgrößte Stadt Baden-Württembergs hat Tübingen etwa 85.000 Einwohner (Mai 2013) und besitzt von allen Städten Deutschlands den niedrigsten Altersdurchschnitt (39,0 Jahre am 31. Dezember 2011). Tübingen ist hinter Ludwigsburg und Esslingen am Neckar die drittgrößte Mittelstadt in Baden-Württemberg.

Mit der 1477 gegründeten Eberhard Karls Universität gehört die Stadt zu den klassischen deutschen Universitätsstädten. Das städtische Leben wird stark geprägt von den rund 28.400 Studenten (Stand: Wintersemester 2015/2016).<ref>Studentenstatistik Wintersemester 2015/2016 der Universität Tübingen</ref>

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Tübingen liegt im mittleren Neckartal zwischen Nordschwarzwald und Schwäbischer Alb. In Tübingen mündet der Goldersbach in die Ammer, die wie die Steinlach in den Neckar mündet. Im Zentrum der Stadt liegen der Schlossberg und der Österberg, an den Stadträndern befinden sich unter vielen anderen der Schnarrenberg mit den neuen Universitätskliniken und der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik, der 475 m hohe Spitzberg als Hausberg des Stadtteils Hirschau, der Herrlesberg und die Härten. Der niedrigste Punkt des Tübinger Stadtgebiets befindet sich mit 307 m ü. NN im östlichen Neckartal, der höchste ist der Hornkopf im Schönbuch nördlich des Stadtteils Hagelloch mit 515,2 m Höhe. Im Norden Tübingens beginnt der Naturpark Schönbuch. Die Schwäbische Alb beginnt etwa 20 km weiter südöstlich.

Datei:MittelpunktBaWue.jpg
Skulptur am geographischen Mittelpunkt Baden-Württembergs im Stadtgebiet von Tübingen

Geographischer Landesmittelpunkt von Baden-Württemberg

In Tübingen liegt in dem kleinen Wald Elysium, unterhalb des Luise-Wetzel-Wegs in der Nähe des Botanischen Gartens auf 48° 32′ 15,9″ N, 9° 2′ 28,21″ O48.537759.041169{{#coordinates:48,53775|9,041169|

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   |globe=
   |name=Geografischer Landesmittelpunkt von Baden-Württemberg
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  }}, der geographische Landesmittelpunkt von Baden-Württemberg nach der Schwerpunkt-Berechnungsmethode. Ein drei Tonnen schwerer, kegelförmiger Stein aus dem Frankenjura symbolisiert diesen Punkt. Er hat eine Neigung von 11,5°; dies soll die Hälfte der Erdneigung darstellen.<ref>Tübingen mittendrin, Geodäsie und Botanik (Memento vom 7. April 2010 im Internet Archive)</ref>

Wird der geographische Landesmittelpunkt dagegen nach der Mittelungsmethode der jeweiligen Landes-Extrempunkte berechnet, liegt er in Böblingen.<ref>Viele Wege führen zum Mittelpunkt. In: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung. 22. Oktober 2015, abgerufen am 5. Dezember 2015.</ref><ref>Getrübtes Glück am Nabel des Landes. In: Schwäbisches Tagblatt. 9. November 2015, abgerufen am 5. Dezember 2015.</ref>

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Tübingen, im Uhrzeigersinn von Nordosten beginnend genannt:

Stadtgliederung

Die Stadt Tübingen ist in 23 Stadtteile eingeteilt, darunter 10 sogenannte äußere Stadtteile. Von den letztgenannten sind acht erst bei der jüngsten Gemeindereform der 1970er Jahre eingegliedert worden und heute zugleich Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung. Das heißt, sie haben einen von den Wahlberechtigten bei jeder Kommunalwahl zu wählenden Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher an der Spitze. Ferner gibt es jeweils eine Verwaltungsstelle. Die beiden bereits 1934 eingemeindeten Stadtteile Derendingen und Lustnau haben je einen Ortsbeirat und eine Geschäftsstelle der Stadtverwaltung. Sie sind in drei bzw. vier statistische Stadtteile untergliedert, die in der nachfolgenden Übersicht dahinter eingerückt genannt sind. Verwaltungs- und Geschäftsstellen sind quasi Stadtteil-Rathäuser, bei denen man die wichtigsten städtischen Angelegenheiten erledigen kann.

Innerhalb einiger Stadtteile gibt es teilweise weitere Stadtviertel, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben. Dabei handelt es sich meist um Neubausiedlungen oder Wohngebiete, deren Grenzen durchaus auch fließend sein können. Jeder Stadtteil und dessen Untergliederungen tragen für statistische Zwecke eine dreistellige Nummer.<ref>Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnung nach Stadtteilen und Status am 31. Dez. 2012 (PDF; 46 kB)</ref>

011 Zentrum 6096 03 Derendingen 6489
Datei:Karte Tübingen Stadtteile.png
Stadtgliederung Tübingens
012 Universität 7937   031 Zentrum 1831
013 Wanne 5089   032 Feuerhägle 3525
014 Schönblick/Winkelwiese 3427   032 Mühlenviertel 665
014 Waldhäuser Ost 4379   033 Gartenstadt 468
014 Studentendorf WHO 1730 111 Bebenhausen 328
015 Österberg 1450 121 Pfrondorf 3257
015 Gartenstraße 830 131 Weilheim 1472
016 Au/Unterer Wert 1168 141 Kilchberg 1218
016 Französisches Viertel 2321 151 Bühl 2036
017 Südstadt 9980 161 Hirschau 3224
018 Weststadt 8065 171 Unterjesingen 2567
02 Lustnau 9570 181 Hagelloch 1635
  021 Zentrum 3001
  021 Herrlesberg/Stäudach 2016
  022 Denzenberg 1918
  022 Sand 400
  023 Neuhalde 1244
  026 Aeule 991

Raumordnung

Tübingen liegt im Süden des Verdichtungsraums Stuttgart (Umfang siehe unter Stuttgart). Die Stadt bildet mit der Nachbarstadt Reutlingen das Oberzentrum der Region Neckar-Alb, dem folgende Mittelzentren zugeordnet sind:

Für folgende Städte und Gemeinden des Landkreises übernimmt Tübingen auch die Aufgaben des Mittelbereichs:

Geologie

Datei:Tübingen.JPG
Luftaufnahme von Tübingen
Datei:Tübingen Österberg.jpg
Nordhang des Österbergs, ein labiler Baugrund

Der oberflächennahe geologische Untergrund Tübingens wird überwiegend von den Gesteinen der Mittleren Keuper (km) gebildet. Auf die steilen Keuperhänge folgen Schichtflächen, die von den Tonsteinen des Schwarzen Jura (Lias α1) gebildet werden. Die Schichtflächen liegen zwischen 440 und 500 m ü. NN und weisen meist eine gering mächtige Löss-Überdeckung auf, die während der Kaltzeiten dort abgelagert wurde.

Folgende Schichtenabfolge ist aufgeschlossen:

  • Lösslehm: Aus dem Lösslehm sind gute Ackerböden entstanden, auf denen, soweit sie nicht besiedelt wurden, Getreide angebaut wird.
  • Schwarzer Jura α: Wichtigster Stufenbildner in Tübingen.
  • Rhätsandstein: Fossilienreicher Sandstein, der auch zu Bauzwecken verwendet wurde.
  • Knollenmergel: Sie bilden die Oberhangbereiche und sind aufgrund ihrer Plastizität ein schlechter Baugrund.
  • Stubensandstein: Dieser Keuper-Sandstein wurde früher als Scheuersand gebrochen und bildet stellenweise ebenso Schichtflächen aus.
  • Untere Bunte Mergel, Kieselsandstein, Obere Bunte Mergel: Sie bilden die unteren Hangbereiche in Tübingen.
  • Schilfsandstein: Der Schilfsandstein kommt zum Beispiel im Bett des Neckars zu Tage. Er bildet den Sockel der Neckarbrücke. Die vom Schilfsandstein bedingte Neckarfurt begünstigte die Gründung Tübingens.
  • Alluviale Schotter: Sie bilden die ebenen Talgründe des Neckars und seiner Nebenbäche Steinlach und Ammer und werden zu Bauzwecken abgebaut. Daher rühren die im Neckartal vorhandenen Baggerseen.

Die von Alluvium, Stubensandstein und Lias α gebildeten Verebnungen haben eine wichtige Bedeutung als stabiler Baugrund und auch für die Anlage große Flächen in Anspruch nehmender Gebäude. Universität und Gewerbe wurden auf der alluvialen Schwemmlandebene angesiedelt. Neue Kliniken, das Neubaugebiet Waldhäuser Ost und die Naturwissenschaftlichen Fakultäten auf der Morgenstelle entstanden auf Stubensandstein und Lias α.

Hinderlich für die Bebauung und deshalb die bauliche Entwicklung hemmend ist der Knollenmergel. Deswegen sind beispielsweise der Nordhang des Österbergs sowie der Steinenberg frei von Bebauung.

Ca. 5 km nördlich von Tübingen befindet sich ein geologischer Lehrpfad am Kirnberg (Schönbuch), bei dem die Keuperschichten auf mehreren Schautafeln erläutert werden.<ref>Johannes Baier: Der Geologische Lehrpfad am Kirnberg (Schönbuch) – Die Vergangenheit des Keupers. Fossilien 31(5), 36–40; Wiebelsheim 2014.</ref> Der Lehrpfad Kirnberg liefert einen guten geologischen Überblick zur Tübinger Geologie.

1831 wurde für den Bau des neuen Anatomiegebäudes (Österbergstraße 3) eine rund 70 m tiefe Brunnenbohrung zur Wasserversorgung abgeteuft, die auch wissenschaftlich beschrieben wurde und eine der ältesten geologischen Keuper-Profile von Süddeutschland darstellt.<ref>Johannes Baier: Die Bohrung am Österberg in Tübingen von 1831. – Jahresbericht Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 96, 331–340; Stuttgart, 2014. ISSN 0078-2947</ref>

Klima

Datei:Tübingen in winter.JPG
Seltener Anblick: Zugefrorener Neckar im Februar 2012

Das Tübinger Klima bewegt sich etwa im Durchschnitt Baden-Württembergs. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,7 °C und liegt damit ungefähr in der Mitte zwischen den Werten der klimatisch begünstigten Städte im Rheintal (z. B. Karlsruhe: 10,3 °C) und den kalten Orten auf den Hochflächen (z. B. Villingen-Schwenningen: 6,7 °C). Auch die im langjährigen Mittel gemessene jährliche Niederschlagsmenge von 741 mm liegt etwa im Durchschnitt der Werte anderer Städte in Baden-Württemberg (z. B. Stuttgart: 679 mm / Freiburg im Breisgau: 954 mm).

Der regelmäßig wärmste Monat in Tübingen ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 18 °C, der kälteste der Januar mit einem Durchschnitt von −0,7 °C. Mit mittleren 101 mm fällt der meiste Regen im Juni. Die regenärmsten Monate sind der März und der Dezember mit einem langjährigen Durchschnitt von 39 mm.

Das Stadtklima ist stark durch die zahlreichen Erhebungen geprägt. So ist es im Winter keine Seltenheit, dass die am Neckar gelegenen Stadtteile völlig schneefrei sind, während die Höhenlagen eine geschlossene Schneedecke aufweisen. Auch die Lage der Hänge hat klimatische Auswirkungen. So ist beispielsweise der Südhang des Spitzbergs ausgesprochen warm und artenreich, während die Nordseite wesentlich kälter ist und nur einen Bruchteil der biologischen Vielfalt der Südseite aufweisen kann.

Tübingen (1990–2008)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
38
 
4
-2
 
 
37
 
6
-1
 
 
49
 
10
2
 
 
46
 
14
4
 
 
75
 
19
9
 
 
91
 
22
12
 
 
88
 
24
14
 
 
69
 
24
13
 
 
61
 
19
10
 
 
64
 
14
6
 
 
52
 
8
2
 
 
45
 
4
-1
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: http://www.weatheronline.de/weather/maps/city?LANG=de&CEL=C&SI=kph&MAPS=over&CONT=dldl&LAND=DL&REGION=0001&WMO=10733&UP=0&R=0&LEVEL=161&NOREGION=1
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tübingen (1990–2008)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 4,2 6,3 10,1 14,1 19,0 22,1 24,2 24,3 19,3 14,4 7,8 4,0 Ø 14,2
Min. Temperatur (°C) -1,6 -1,1 1,5 4,2 8,7 11,9 13,6 13,4 9,5 6,1 1,9 -0,8 Ø 5,6
Temperatur (°C) 1,3 2,6 5,8 9,2 13,9 17,0 18,9 18,8 14,4 10,2 4,8 1,6 Ø 9,9
Niederschlag (mm) 37,9 37,2 48,6 46,2 75,1 91,3 88,3 69,3 60,5 63,7 51,7 44,9 Σ 714,7
Sonnenstunden (h/d) 2,6 3,5 4,3 5,6 6,9 7,5 7,3 7,1 5,4 3,8 2,4 2,1 Ø 4,9
Regentage (d) 13,6 12,9 14,6 14,1 14,6 14,6 14,2 13,2 13,2 13,8 15,0 15,0 Σ 168,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
4,2
-1,6
6,3
-1,1
10,1
1,5
14,1
4,2
19,0
8,7
22,1
11,9
24,2
13,6
24,3
13,4
19,3
9,5
14,4
6,1
7,8
1,9
4,0
-0,8
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
37,9
37,2
48,6
46,2
75,1
91,3
88,3
69,3
60,5
63,7
51,7
44,9
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Geschichte

Datei:Weilheimer Menhir 2008.jpg
Menhir von Weilheim als Kopie nahe dem Fundort des Originals
Datei:De Merian Sueviae 242.jpg
Tübingen um 1650, umgeben von Weingärten, Kupferstich von Matthäus Merian
Datei:Tuebingen Strodtbeck.jpg
Ansicht von Tübingen um 1820, Gouache von O.F. Strodtbeck
Datei:Tuebingen um 1900.jpg
Tübingen etwa um 1891–1894

Vorgeschichte und erste urkundliche Erwähnung

Die Region um die Stadt Tübingen ist spätestens seit dem Magdalénien, dem jüngsten Abschnitt des Jungpaläolithikums, von eiszeitlichen Jägern und Sammlern aufgesucht worden. Im Folgenden lässt sich in Form von Werkzeugfunden, Bestattungen, Hausgrundrissen oder Siedlungsresten in nahezu alle prähistorischen Epochen die Anwesenheit von Menschen nachweisen, z. B. die der Bandkeramischen, der Rössener, der Schnurkeramischen und auch der Großgartacher Kultur, .<ref>Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Landkreis Tübingen (Stuttgart 1967) S. 157 ff.</ref> Die Bronzezeit ist in Tübingen u. a. durch den sensationellen Fund des „Menhirs von Weilheim“ vertreten.<ref>H. Reim: Der frühbronzezeitliche Menhir von Weilheim, Stadt Tübingen. In: J. Reischmann (Hrsg.): 900 Jahre Weilheim. Ein Heimatbuch. 1991, S. 55 ff.</ref> Aus der älteren Eisenzeit sind auf dem Stadtgebiet Tübingens zahlreiche Grabhügel der Hallstattzeit bekannt, wie etwa der Grabhügel von Tübingen-Kilchberg.<ref>J. Hald: Die Eisenzeit im Oberen Gäu: Studien zur hallstatt- und latènezeitlichen Besiedlungsgeschichte. Stuttgart 2009, S. 169 f.</ref> Aus der Zeit um 85 n. Chr. stammen Spuren der Römer, die hier den Neckar-Limes errichteten. Im Zusammenhang mit der Belagerung von „castrum twingia“ (Zwingburg) durch König Heinrich IV. wird Schloss Hohentübingen 1078 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es ist von einer ländlichen Vorgängersiedlung auszugehen, die im Bereich des hochflutsicheren Sattels zwischen Schloss- und Österberg zu verorten ist. Darauf gibt allein schon der Ortsname den Hinweis: der Name des Ortsgründers Tuwo in der Vorsilbe und die Namensendung auf -ing(en) deuten auf Gründung während der Völkerwanderungszeit hin.<ref>Weitere etymologische Beschreibungen zur Herkunft des Ortsnamens gibt es auf TÜpedia.</ref> Die Tübinger Unterstadt hat dort ihren Ursprung. Die Oberstadt entstand erst später als Erweiterung der Burgmannensiedlung unterhalb der Burg.

Mittelalter

Aus dem Jahre 1191 stammt die erste Erwähnung von Kaufleuten, was als Beweis für einen Marktplatz gilt. Mitte des 11. Jahrhunderts gehört das Gebiet um Tübingen den Grafen von Zollern.<ref>Ludwig Karl Schmid: der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft nach meist ungedruckten Quellen. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Reichs-Geschichte. Gebrüder Scheitlin, 1862, 626 Seiten.</ref> Stadtrechte werden 1231 zum ersten Mal genannt. Im Jahre 1262 gründete Papst Alexander IV. ein Augustiner-Eremitenkloster, mit einem Franziskanerkloster folgte das zweite Kloster in Tübingen, gegründet mit Unterstützung des Pfalzgrafen Heinrich von Tübingen, genau zehn Jahre später. Um 1300 erhält Tübingen eine Lateinschule, die spätere Schola anatolica. 1342 gelangen Burg und Stadt an die Grafen von Württemberg. Die Stadt wurde kurz darauf Sitz eines Amtes.

Tübingen wird Universitätsstadt

Mit der Verlegung des Sindelfinger Martinsstiftes nach Tübingen 1476 wurde ein Kollegiatstift gegründet, das die wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen für die Gründung einer Universität bot. Die Pfarrkirche St. Georg wurde zur Stiftskirche. Die Gründung der Eberhard Karls Universität erfolgte ein Jahr darauf. Am 8. Juli 1514 wurde der Tübinger Vertrag, der als wichtigstes Verfassungsdokument des Herzogtums Württemberg gilt, geschlossen. Als Ort des Vertragsabschlusses darf Tübingen seither die württembergischen Geweihstangen in seinem Wappen führen. Mit der Einführung der Reformation endete zwischen 1534 und 1535 die Geschichte der Klöster der Stadt. 1535 nahm Leonhart Fuchs einen Ruf an die Universität an, ein Jahr später wurde von Herzog Ulrich von Württemberg als Stipendium für evangelische Theologiestudenten das Evangelische Stift Tübingen gegründet, das 1547 in das ehemalige Augustinereremiten-Kloster einzog.

Dreißigjähriger Krieg

Zwischen 1622 und 1625 besetzte nach der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai die Katholische Liga das evangelische Herzogtum Württemberg. 1629 trat dann das Restitutionsedikt in Kraft. Während des „Kirschenkriegs“ vom 28. Juni bis 11. Juli wurde Tübingen geplündert. Nach der Schlacht bei Nördlingen übergab der Kommandant Johann Georg von Tübingen im September 1634 das von 70 Bürgern besetzte Schloss Hohentübingen kampflos an die kaiserlichen Truppen. Immerhin wurde Tübingen dank des Engagements eines Tübinger Bürgersohns, der als (evangelischer) Rittmeister im Fürstenbergischen Regiment in kaiserlichen Diensten stand, nicht geplündert. Tübingen war anschließend meist von bayerischen Truppen besetzt.

In den Jahren 1635 und 1636 starben 1.485 Menschen in der Stadt an der Pest. Zwei Jahre später fiel die Schwedische Armee in Tübingen ein. Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Schloss Hohentübingen 1647 von den Franzosen belagert (Belagerung von Schloss Hohentübingen). Am 14. März wurde der Südostturm mit Hilfe einer Mine gesprengt. Die bayerische Besatzung gab auf und erhielt ehrenvollen Abzug. Die Franzosen blieben bis 1649 in Tübingen.

18. Jahrhundert

Datei:Stadtplan Tübingen 1819.png
Katasterplan der Stadt Tübingen aus dem Jahr 1819

Bei einem Stadtbrand wurden 1789 Teile der östlichen Altstadt im Bereich der heutigen Neuen Straße zerstört und dann auf begradigten Grundrissen im klassizistischen Stil wieder aufgebaut. 1798 gründete Johann Friedrich Cotta, der Verleger deutscher Klassiker wie Goethe und Schiller, in Tübingen die Allgemeine Zeitung, die in den folgenden Jahren zur führenden politischen Tageszeitung Deutschlands werden sollte.

19. Jahrhundert

Von 1807 bis 1843 lebte Friedrich Hölderlin in Pflege im Hölderlinturm am Neckar. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt erstmals nennenswert über die mittelalterlichen Grenzen hinaus mit der rechtwinkligen Wilhelmsvorstadt an der Neuen Aula und dem (Alten) Botanischen Garten. Im sogenannten Gôgenaufstand von 1831 zogen etwa 60 Handwerksburschen und Weingärtner als Protest gegen Polizeiwillkür durch die Stadt und sangen das Schiller’sche Räuberlied.<ref>Wilfried Setzler: Kleine Tübinger Stadtchronik (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)</ref> Die lokale Obrigkeit richtete einen Hilferuf an die offiziell nicht bestehenden und verbotenen Studentenverbindungen, und bewaffnete studentische Sicherheitswachen wurden gegen die Aufständischen eingesetzt.<ref>Robert Kurz: Schwarzbuch Kapitalismus: Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft. (PDF; 2,5 MB)</ref> Beim Tübinger Brotkrawall von 1847 wurde ein aus etwa 150 Studenten bestehendes akademisches Sicherheits-Corps der Universität Tübingen unter der Führung von Carl Heinrich Ludwig Hoffmann aus den Arsenalen der Universität bewaffnet. Das Sicherheitscorps beendete die Unruhen, indem es entschlossen gegen die sozialen Interessen der armen Bevölkerungsschichten antrat.<ref>Ulrich Köpf: Historisch-kritische Geschichtsbetrachtung: Ferdinand Christian Baur und seine Schüler: 8. Blaubeurer Symposion. Franz Steiner Verlag, 1994, S. 97.</ref><ref>Helmut Marcon, Heinrich Strecker, Günter Randecker: 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen: Leben und Werk der Professoren: die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen und ihre Vorgänger (1817–2002). Franz Steiner Verlag, 2004, S. 212.</ref>

20. Jahrhundert

Datei:PSinner-Hirsch nach Bombenab.jpg
Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr.180 inspiziert während des Ersten Weltkriegs einen Fliegerbombenschaden in der Tübinger Hirschgasse

Ab 1873 ist Tübingen Militärstandort, südlich der Stadt wird eine Infanterie-Kaserne eingerichtet, in der das 10. Württembergische Infanterieregiment Nr. 180 stationiert wird. Im Jahr 1938 erhält die Kaserne den Namen Thiepval-Kaserne, benannt nach dem in der französischen Provinz Picardie gelegenen Weiler Thiepval, wo während der Sommeschlacht im September 1916 Soldaten dieses Regimentes kämpften. Eine Tafel an der Kasernenmauer erinnert daran. Bei einem französischen Luftangriff im Ersten Weltkrieg wurden 16 Häuser beschädigt. Von 1914 bis 1916 wird eine zweite Kaserne errichtet, die zunächst als Neue Kaserne bezeichnet wird und ebenfalls 1938 zur Erinnerung an die Lorettoschlacht den Namen Loretto-Kaserne erhält. 1935 wird eine dritte Kaserne eröffnet, die 1938 von Burgholzkaserne in Hindenburg-Kaserne umbenannt wird.

Durch die Deutsche Gemeindeordnung wurde Tübingen 1935 zum Stadtkreis erklärt, blieb aber innerhalb des Landkreises Tübingen, dessen Gebiet 1938 erheblich vergrößert wurde. 1933 bis 1943 bestand in Tübingen eine Außendienststelle der Gestapo.<ref>Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier (Hrsg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern. Stuttgart 2013, ISBN 3-89657-138-9, S. 94ff.</ref> Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in der Gartenstraße 35–37 von SA-Männern niedergebrannt. An 14 jüdische Opfer der Shoa erinnert heute ein Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof nördlich der B 28 Richtung Wankheim. Der jüdischen Opfer der NS-Diktatur wird auch an der Mauer zur Stiftskirchenseite auf dem Holzmarkt seit 1983 mit einer Gedenktafel gedacht,<ref>Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 92 ff.</ref> ebenso seit 2000 mit dem Denkmal Synagogenplatz an der Gartenstraße.

Am 19. April 1945 endete für Tübingen der Zweite Weltkrieg. Drei Luftangriffe hatten 82 Häuser völlig zerstört, 104 schwer und 607 leicht beschädigt.<ref>Erich Keyser: Württembergisches Städtebuch, S. 489. Stuttgart 1955</ref> Durch die Initiative des Standortarztes Theodor Dobler wurde die Stadt kampflos an die französischen Truppen übergeben. 1946 wurde Tübingen Hauptstadt des Landes – ab 1949: BundeslandesWürttemberg-Hohenzollern, bis dieses im neuen Land Baden-Württemberg aufging. Die Stadt wurde „unmittelbare Kreisstadt“. 1952 wurde Tübingen Sitz des Regierungsbezirks Südwürttemberg-Hohenzollern, der bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 in den Regierungsbezirk Tübingen überführt wurde. 1956 erhielt Tübingen die Bezeichnung Große Kreisstadt. 1965 wurde Tübingen mit dem Europapreis für hervorragende Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet. Durch die Eingliederung von acht Gemeinden erreichte das Stadtgebiet zwischen 1971 und 1974 seine heutige Ausdehnung. Bei der 1973 durchgeführten Kreisreform erhielt der Landkreis Tübingen ebenfalls seine heutige Ausdehnung.

Datei:Tübingen Garnisonsstadt.jpg
La Place de Tübingen-Reutlingen, ehemaliges Zentrum der französischen Garnisonsstadt
Datei:TuebingenStadtmauer.jpg
Als Hauswand verbauter Rest der ehemaligen Stadtmauer nahe dem Haagtor

Bis in die 1990er Jahre blieb Tübingen französische Garnisonsstadt. Die französischen Soldaten prägten das Stadtbild mit. Außer den drei Tübinger Kasernen nutzte die französische Garnison zahlreiche Wohngebäude, insbesondere in der Südstadt.

Geschichte der Stadtteile bzw. Ortschaften und Wohnplätze

Die Orte, die als Folge der Eingemeindung in den 1970er Jahren eine Ortschaftsverfassung mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher haben, werden als Ortschaft bezeichnet, sind aber laut Hauptsatzung der Stadt ebenso Stadtteile wie die früher eingemeindeten Stadtteile. Ferner gibt es noch einen Wohnplatz, der nie eine selbständige Gemeinde war.

  • Ammern (Wohnplatz) wurde um 1120 als „Ambra“ erstmals erwähnt. Durch diverse Schenkungen der Pfalzgrafen von Tübingen kam der Ort im 12. Jahrhundert an das Kloster Obermarchtal, das ab 1303 bereits die Vogtei innehatte. Danach verschwand das Dorf allmählich. Die verbliebenen Güter kamen mit Obermachtal 1803 an die Fürsten von Thurn und Taxis und ab 1806 unter württembergische Verwaltung. 1852 wurde Ammern Besitz des königlichen Hauses Württemberg und gehörte politisch zur Gemeinde Derendingen, mit der es 1934 nach Tübingen eingemeindet wurde. 1935 wurde die Teilgemeinde Ammern und 1978 die Markung Ammern aufgelöst.
  • Bebenhausen (Ortschaft) wurde 1185 als „Bebenhusin“ erstmals erwähnt, doch ist die Siedlung bereits älter. Die Pfalzgrafen von Tübingen stifteten ein Kloster, das zunächst von Prämonstratensern besiedelt war. 1190 folgten Zisterzienser aus Schönau bei Heidelberg. Spätestens ab 1204 war das Kloster reichsunmittelbar. Erst Ende des 14. Jahrhunderts gelangte es unter die Herrschaft Württembergs. 1534 wurde es nach Einführung der Reformation aufgelöst. Die Güter des Klosters und der zugehörige Ort wurden durch württembergische Vögte im Klosteramt Bebenhausen verwaltet. 1759 wurde dieses zum Oberamt erhoben und dessen Sitz nach Lustnau verlegt. Ab 1807 gehörte Bebenhausen zum Oberamt Tübingen.
  • Bühl (Ortschaft) wurde um 1100 als „de Buhile“ erstmals erwähnt. Um 1120 werden Edelfreie von Bühl genannt. Im 12. Jahrhundert gelangte der Ort an die Grafen von Hohenberg. Ab 1292 war Bühl als Lehen an Amman von Rottenburg vergeben, die es bis 1502 innehatten. Dann wurde es aufgeteilt. Unter anderen waren die Herren von Ehingen zu Kilchberg und die Herren von Stein zum Rechtenstein die Besitzer. Letztere bauten ab 1550 das Schloss. Die Oberhoheit über Bühl oblag bei Österreich. Das Lehen wurden mehrmals eingezogen und wieder verpfändet. 1805 kam Bühl an Württemberg und wurde dem Oberamt Rottenburg zugeordnet. Bei dessen Auflösung 1938 kam Bühl zum Landkreis Tübingen.
  • Derendingen (Stadtteil) wurde um 1089 als „Taredingin“ erstmals erwähnt. Die Herren von Derendingen waren Dienstleute der Grafen von Achalm, welche die Hälfte des Ortes an das Kloster Zwiefalten verkauften. Über die andere Hälfte herrschten im 13. Jahrhundert Dienstleute der Pfalzgrafen von Tübingen, die ihren Anteil 1342 an Württemberg veräußerten. Doch konnte das Kloster Zwiefalten seinen Anteil am Dorf später noch ausbauen. 1750 vertauschte das Kloster Zwiefalten seinen Besitz mit Württemberg, so dass ganz Derendingen württembergisch war. Der württembergische Teil gehörte stets zum Amt bzw. Oberamt Tübingen.
  • Hagelloch (Ortschaft) wurde 1106 als „Hagunloch“ erstmals erwähnt. Über mehrere Herrschaften gelangte der Ort 1296 durch Verkauf an das Kloster Bebenhausen, mit dem er 1534 an Württemberg kam. Bis 1807 verblieb Hagelloch unter der Verwaltung des Klosteramts Bebenhausen und kam dann zum Oberamt Tübingen.
  • Hirschau (Ortschaft) wurde um 1204 als „Hizroune“ erstmals erwähnt. Über mehrere Herrschaften kam der Ort unter hohenbergisches Lehen und ab 1381 an Österreich. Ab 1621 war Hirschau wieder an die Freiherren von Hohenverg, ab 1733 an die Herren von Raßler verpfändet (bis 1762). Nach dem Übergang an Württemberg 1805 wurde Hirschau 1807 dem Oberamt Rottenburg zugeteilt und kam bei dessen Auflösung 1938 zum Landkreis Tübingen.
  • Kilchberg (Ortschaft) wurde im 12. Jahrhundert als „Kiliberc“ erstmals erwähnt. Der Ortsadel waren Dienstleute der Pfalzgrafen von Tübingen. Ab 1429 kam der Ort an die Herren von Ehingen zu Hohenentringen, doch war ein Achtel des Ortes bereits seit 1389 württembergisch. Die Ehinger erbauten das Schloss. Im 17. Jahrhundert wurde der Ort auf verschiedene Herrschaften aufgeteilt, unter anderem an Leutrum von Ertingen. 1805 kam Kilchberg an Württemberg und wurde dem Oberamt Tübingen zugeordnet.
  • Lustnau (Stadtteil) wurde um 1120 als „Lustnow“ erstmals erwähnt. Der Ort wurde von pfalzgräflichen Ministerialen derer von Lustnau beherrscht. Doch gelangte das Dorf nach und nach an das Kloster Bebenhausen, das hier einen Pfleghof errichtete. Nach Aufhebung des Klosters war Lustnau Sitz des Klosteramtes Bebenhausen, das erst 1807 aufgelöst wurde. Seither gehörte der Ort zum Oberamt Tübingen. Durch große Bautätigkeiten erweiterte sich das Dorf ab etwa 1930 in Richtung Tübingen, so dass der Ort heute mit der Kernstadt verwachsen ist.
  • Pfrondorf (Ortschaft) wurde um 1200 als „Prundorf“ erstmals erwähnt. Zunächst bei den Pfalzgrafen von Tübingen, gelangte der Ort an die Herren von Lustnau und schließlich um 1400 an das Kloster Bebenhausen, zu dessen Klosteramt der Ort gehörte. 1807 kam Pfrondorf zum Oberamt Tübingen.
  • Unterjesingen (Ortschaft) wurde Ende des 11. Jahrhunderts als „Yesingen“ erstmals erwähnt. Nach dem Ort benannte sich ab 1299 Marschälle von Jesingen. Das Dorf gehörte zur Burg Roseck, die im Besitz der Herren von Ow war und 1410 an das Kloster Bebenhausen gelangte. Dorf und Burg wurden somit württembergisch und gehörten zum Klosteramt Bebenhausen. 1807 kam Jesingen zum Oberamt Tübingen und 1810 zum Oberamt Herrenberg. Zur Unterscheidung zum benachbarten Ort Oberjesingen wurde die Vorsilbe Unter- beigefügt, so dass der Ort seither Unterjesingen genannt wird. Bei der Auflösung des Oberamtes Herrenberg 1938 kam Unterjesingen zum Landkreis Tübingen.
  • Waldhausen (Stadtteil) wurde um 1100 erstmals erwähnt. Um 1270 kam der Ort an das Kloster Bebenhausen und ab 1534 zum Klosteramt Bebenhausen. 1807 kam der Ort zum Oberamt Tübingen, blieb aber stets ein Teil der politischen Gemeinde Bebenhausen. 1934 wurde der Ort nach Tübingen umgemeindet. 1967 wurde die Gemarkung Waldhausen aufgehoben. In den 1970er Jahren entstand unweit des Weilers Waldhausen ein neues Wohngebiet „Waldhäuser Ost (WHO)“, das heute mit der Kernstadt Tübingen zusammengewachsen ist.
  • Weilheim (Ortschaft) wurde um 1100 als „Wilon“ erstmals erwähnt. Nach dem Ort benannten sich ab 1271 Ministeriale der Pfalzgrafen von Tübingen. 1342 kam der Ort mit Tübingen an Württemberg und war ab 1500 dem Amt bzw. späteren Oberamt Tübingen zugeteilt.

Religionen

Christentum

Tübingen gehörte zunächst zum Bistum Konstanz und war dem Archidiakonat „vor dem Wald“ (Kapitel Sülchen) zugeordnet. Infolge der Zugehörigkeit zum Herzogtum Württemberg wurde hier, wie im übrigen Württemberg, ab 1535 die Reformation eingeführt. Die in der Stadt tätigen Reformatoren waren Ambrosius Blarer und Balthasar Keuffelin. Danach war Tübingen über viele Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Stadt. 1559 trat die große Kirchenordnung in Kraft. Tübingen wurde auch bald Sitz eines Dekanats (siehe Kirchenbezirk Tübingen) innerhalb der Württembergischen Landeskirche, das zunächst zur Generalsuperintendentur Bebenhausen gehörte. Ab 1692 gab es ein Dekanat Lustnau. 1806 wurde Tübingen Sitz einer eigenen Generalsuperintendentur. Seit 1911 gehört das Dekanat Tübingen zur Prälatur Reutlingen.

Die evangelische Hauptkirche Tübingens ist die Stiftskirche, die wohl aus einer um 1188 erwähnten Kapelle hervorging. Die St. Georg, später St. Georg und Maria geweihte Kirche wurde 1476 zur Stiftskirche erhoben, nachdem das Chorherrenstift Sindelfingen an die Tübinger Pfarrkirche übertragen worden war. Die heutige Kirche wurde ab 1470 errichtet. Der Turm stammt von der Vorgängerkirche. Die zweite alte Kirche der Stadt ist die 1337 erstmals erwähnte Jakobuskirche. Auch sie war ursprünglich eine Kapelle, die nach der Reformation mit dem Spital verbunden wurde. Die im Kern romanische Kirche wurde im 16. Jahrhundert gotisch umgestaltet. An ihr wurde 1910 eine Pfarrei errichtet. Weitere evangelische Kirchen sind die Eberhardkirche aus dem Jahr 1911 (Pfarrei ab 1911), die Martinskirche von 1955 (Pfarrei ab 1957), die Stephanuskirche von 1968 (Pfarrei ab 1965), die Albert-Schweitzer-Kirche und die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, die zwischen 1983 und 1985 erbaut wurde. Diese sieben Kirchengemeinden der Kernstadt Tübingen bilden die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Tübingen.

Datei:TuebingenWilhelmsstiftVonStiftskirche.jpg
Das Wilhelmsstift und die katholische Pfarrkirche St. Johannes, vom Turm der Stiftskirche aus gesehen
Datei:Tuebingen alb schw kirche.jpg
Die Albert-Schweitzer-Kirche

Aus dem im 13. Jahrhundert gegründeten Augustinerkloster ging nach der Reformation das Evangelische Stift hervor. Das um 1272 gegründete Franziskanerkloster wurde nach der Reformation in das Collegium Illustre umgewandelt. Hier zog 1817 das katholische theologische Seminar aus Ellwangen ein. Seither wird es als Wilhelmsstift bezeichnet.

Mit Ausnahme von Bühl und Hirschau wurde in den Stadtteilen Tübingens infolge der überwiegenden Zugehörigkeit zu Württemberg ebenfalls die Reformation eingeführt. Daher gibt es dort bis heute meist auch eine evangelische Kirchengemeinde oder zumindest eine evangelische Kirche. Derendingen hatte bereits um 1189 eine Kapelle. Die heutige Kirche wurde 1514 erbaut. Die evangelische Kirche Hagelloch wurde 1904 im neoromanischen Stil erbaut. Eine Pfarrei gab es in Hagelloch jedoch bereits seit 1545. In Kilchberg wurde die Reformation durch Georg von Ehingen eingeführt. Die Pfarrkirche in Kilchberg hat verschiedene Bauphasen. Der älteste Teil ist wohl romanisch. Zur Gemeinde Kilchberg gehören auch die Protestanten in Bühl. Die Kirche St. Martin in Lustnau wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, doch gab es bereits im 12. Jahrhundert eine Kirche und Pfarrei. Von der Pfarrei Lustnau wird auch die Kirchengemeinde Bebenhausen betreut. Doch hat die Gemeinde mit der ehemaligen Klosterkirche auch eine eigene Kirche. Pfrondorf war zunächst eine Filiale von Lustnau. 1833 erhielt der Ort eine eigene Pfarrei und auch eine eigene Kirche. Unterjesingen hatte schon im 11. Jahrhundert eine Pfarrei und eine der Hl. Barbara geweihte Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Die heutige Kirche wurde 1470 bis 1494 erbaut. In Weilheim gab es eine dem Hl. Nikomedes geweihte Kirche. Die heutige Kirche wurde 1499 bis 1521 im spätgotischen Stil erbaut. Zur Gemeinde gehören auch die Protestanten aus Hirschau. Alle genannten Kirchengemeinden gehören ebenfalls zum Dekanat Tübingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Bereits 1750 errichtete das Kloster Marchtal im Weiler Ammern eine katholische Gemeinde, die 1806 aufgehoben wurde, als die katholische Stadtkirchengemeinde Tübingen gegründet wurde. Die Gottesdienste wurden zunächst in der Jakobuskirche – der ehemaligen Spitalkirche – gehalten. Der Direktor des Wilhelmsstifts war ab 1817 zugleich katholischer Stadtpfarrer. 1818 konnte die Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus, die Kirche St. Wilhelm in der Nähe des Wilhelmsstifts bauen. Die 1806 gegründete Gemeinde gehörte zunächst noch zum Bistum Konstanz, dann ab 1808 zum Generalvikariat Ellwangen und ab 1821 zum neu gegründeten Bistum Rottenburg (heute Diözese Rottenburg-Stuttgart). Die heutige Tübinger Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde 1875 bis 1878 erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden weitere katholische Gemeinden und Kirchen in Tübingen und zwar St. Michael (1949, Pfarrei ab 1958) und St. Paulus (1974, Pfarrei ab 1975). Ein Klinikkirche wurde 1961 gebaut, wo eine Pfarrei bereits 1896 errichtet worden war. Das Hochschulpfarramt wurde 1933 errichtet. Zur Gemeinde St. Johannes Evangelist gehören auch die Katholiken aus Hagelloch und Unterjesingen. Die Katholiken aus Weilheim werden von der Gemeinde St. Michael betreut.

Im Stadtteil Bühl wurde 1275 eine Kirche und Pfarrei genannt. Da Bühl über verschiedene Herrschaften schließlich unter die Oberhoheit Österreichs gelangte, blieb der Ort katholisch. Dennoch wurde durch Georg von Ehingen und David von Stein im 16. Jahrhundert vorübergehend die Reformation eingeführt, doch 1609 wieder rückgängig gemacht. Die heutige Pfarrkirche St. Pankratius in Brühl wurde 1902 erbaut, der Turm stammt noch vom Vorgängerbau 1599. Zur Gemeinde gehören auch die Katholiken aus Kilchberg. Die Einwohner aus Hirschau gehörten zunächst zur Pfarrei Sülchen bei Rottenburg, teilweise auch zu Wurmlingen. 1461 wurde die Kapelle St. Ägidius in Hirschau zur Pfarrei erhoben. Die heutige Kirche St. Ägidius ist im Kern gotisch, wurde aber zwischen 1851 und 1852 überwiegend neu erbaut. In Lustnau wurde 1956 die Kirche St. Petrus erbaut und 1961 zur Pfarrei erhoben. Dazu gehören auch die Katholiken aus Pfrondorf. Alle katholischen Kirchengemeinden im Tübinger Stadtgebiet gehören heute zum Dekanat Rottenburg des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

Neben den beiden großen Kirchen gibt es in Tübingen auch eine Griechisch-orthodoxe Gemeinde sowie Freikirchen, darunter die Evangelisch-methodistische Kirche (Friedenskirche), eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten – Kreuzkirche), die TOS-Gemeinde Tübingen, eine Freie Christliche Gemeinde, eine Selbständige Evangelisch-Lutherische Gemeinde (Philippus-Gemeinde), eine Adventgemeinde (Siebenten-Tags-Adventisten) und eine Freikirchliche Pfingstgemeinde (Arche). Auch die Neuapostolische Kirche, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die Christengemeinschaft sind in Tübingen vertreten.

Islam

Es existieren drei Moscheen in Tübingen:

  • die IGMG in der Reutlinger Straße
  • die Moschee im Türkischen Verein im Stadtgraben
  • das Islamische Kultur- und Begegnungszentrum im Philosophenweg auf der Wanne

Seit dem Wintersemester 2011/2012 besteht das Zentrum für Islamische Theologie, das zur Universität Tübingen gehört.

Eingemeindungen

In die Stadt Tübingen wurden folgende Gemeinden und Gemarkungen eingegliedert:

Einwohnerentwicklung

Siehe auch Einwohnerentwicklung von Tübingen

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit hatte Tübingen wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So forderten Pestepidemien 1348 und während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1634 und 1635 zahlreiche Todesopfer. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1818 erst 7.500 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 15.000. Bis 1939 verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf 30.000. Durch die Eingemeindung von acht kleineren Nachbargemeinden Anfang der 1970er Jahre wuchs die Bevölkerung von 55.000 im Jahre 1970 auf 70.000 im Jahre 1973. Am 31. Dezember 2008 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Tübingen nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 85.344.<ref>nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern</ref> Seit 2009 wird auch in Tübingen eine Zweitwohnungsteuer erhoben. Der Steuersatz beträgt seit dem Jahr 2012 10 % der Jahreskaltmiete.<ref>"Zweitwohnungsteuer wird erhöht" aus: Pressearchiv vom 7. März 2012</ref> <ref>"Satzung über die Erhebung einer Zweitwohnungsteuer in der Universitätsstadt Tübingen (Zweitwohnungsteuersatzung)", in der Fassung vom 18. November 2013 (PDF; 66kB) </ref> Innerhalb eines Jahres hat sich deshalb die Zahl der Personen mit Hauptwohnung um ca. 3000 Personen erhöht. OB Boris Palmer (GRÜNE) strebt mittelfristig eine Einwohnerzahl von 100.000 an. Nachdem sich durch ZENSUS 2011 die Einwohnerzahl Tübingens um 6,5 Prozent auf rd. 85.000 verringert hat, dürfte dieses Ziel in naher Zukunft schwer zu erreichen sein. Zu diesem Zweck verfolgt die Stadt die Politik, Baulücken zu schließen. Sie will damit auch einer immer stärkeren Zersiedelung entgegenwirken.<ref>karte.immobilien-kompass.de</ref> Durch Aufnahme von rd. 15.000 Flüchtlingen kann OB Palmer sein Ziel, Großstadt zu werden, jedoch erreichen.

Politik

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Bürgermeister

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Tübinger Rathaus am Marktplatz (Mai 2008)

In Tübingen ist seit etwa 1300 ein Rat und ein Gericht nachweisbar, wobei der Rat das Gericht einschloss. Beide Gremien vertraten die Bürgerschaft gegenüber der Herrschaft. Nach dem Übergang an Württemberg gab es zunächst nur ein Gericht. Ein Rat wurde erst wieder 1477 eingerichtet, doch hatte er völlig andere Aufgaben. Im 16. Jahrhundert wurden beide Gremien auch als „Magistrat“ bezeichnet.

Ursprünglich war es die Aufgabe der jeweils bis zu zwei gleichzeitig amtierenden Bürgermeister, die Steuern einzuziehen und das städtische Rechnungswesen zu führen, das städtische Bauwesen zu beaufsichtigen, sowie den Verlauf der Ammer außerhalb der Stadt unter Kontrolle zu halten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wuchsen die Aufgaben und die Bedeutung der Bürgermeister stetig an. Ihre Zahl erhöhte sich um 1600 auf vier. Das entsprach einem Viertel des Tübinger Gerichtspersonals. Sie waren auf Lebzeiten im Amt, aber es führten nur jeweils die zwei „rechnenden Bürgermeister“ die Amtsgeschäfte. Als Landschafts-Abgeordnete spielten die Bürgermeister darüber hinaus in der Landespolitik eine wichtige Rolle.<ref>Wolfram Hauer: Lokale Schulentwicklung und städtische Lebenswelt: das Schulwesen in Tübingen von seinen Anfängen im Spätmittelalter bis 1806. Franz Steiner Verlag, 2003, Seite 24–25.</ref><ref>Louis Baur: Der städtische Haushalt Tübingens: vom Jahre 1750 bis auf unsere Zeit. Historisch-statistisch beleuchtet vom Verfasser der Rückblicke auf die Vergangenheit Tübingens. Riecker, 1863. Seite 9.</ref>

Im 16. Jahrhundert standen dem Amtsbürgermeister nur 30 fl. Fixum zu. Vom Steuereinzug empfing er zusätzlich 25 Pfund Heller und von der Frucht-Verwaltung 5 Pfund Heller. Am 24. Dezember 1674 entschied Herzog Wilhelm Ludwig, der Amtsbürgermeister solle in Zukunft 50 fl. aus der Stadtkasse beziehen, die andern Gerichts-Verwandten und Bürgermeister aber 24 fl. jährlich. Dafür musste die Stadt aber 12 Geldgulden als Taxe zur fürstlichen Kanzlei zahlen. Der Amtsbürgermeister erhielt laut fürstlicher Resolution von 1710 außer dem Wartgeld und dem gesetzlichen Zählgeld jährlich eine fixe Besoldung von 150 fl. Er durfte auch seit 1749 das Zwingergärtchen am Schmiedtor nutzen.<ref>Louis Baur: Der städtische Haushalt Tübingens: vom Jahre 1750 bis auf unsere Zeit. Historisch-statistisch beleuchtet vom Verfasser der Rückblicke auf die Vergangenheit Tübingens. Riecker, 1863, Seite 116–1117.</ref>

Mit der Einführung der württembergischen Gemeindeverfassung 1819 gab es keinen Unterschied mehr zwischen Gericht und Rat. Das Gremium wurde nunmehr als Stadtrat bezeichnet. Das Stadtoberhaupt hieß zunächst Oberbürgermeister, ab 1823 Stadtschultheiß und ab 1903 erneut Oberbürgermeister. Dieser wird heute von den Bürgern für eine Amtszeit von acht Jahren direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats und Leiter der Verwaltung. Seine allgemeinen Stellvertreter sind der Erste Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Erster Bürgermeister“ sowie der Zweite Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.

Bei der Wahl des Oberbürgermeisters am 22. Oktober 2006 wurde bei einer Wahlbeteiligung von 51,6 % Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen) mit 50,4 % der Stimmen im ersten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister gewählt und setzte sich dabei unter anderem gegen die Amtsinhaberin Brigitte Russ-Scherer (SPD, 30,2 %) und Hans-Jörg Stemmler (CDU, 11,9 %) durch.<ref>Universitätsstadt Tübingen: Oberbürgermeisterwahl am 22. Oktober 2006 (PDF; 47 kB) Abgerufen am 8. November 2010.</ref> Er hat sein Amt am 11. Januar 2007 angetreten.

Bei der Wahl des Oberbürgermeisters am 19. Oktober 2014 wurde bei einer Wahlbeteiligung von 55,0 % Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen) mit 61,7 % der Stimmen im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Die von CDU und FDP unterstützte Herausforderin Beatrice Soltys kam auf 33,2 %.<ref>Universitätsstadt Tübingen: Oberbürgermeisterwahl am 19. Oktober 2014 (PDF; 61 kB) Abgerufen am 19. Oktober 2014.</ref>

Gemeinderat

Datei:Tübingen Stadtrat.png
Sitzverteilung im Gemeinderat 2009

Der Gemeinderat besteht aus dem Oberbürgermeister als Vorsitzendem und 40 ehrenamtlich tätigen Stadträtinnen und Stadträten. Das Gremium legt die Ziele und die Rahmenbedingungen des kommunalpolitischen Handelns fest und entscheidet über alle wichtigen Gemeindeangelegenheiten, soweit nicht der Oberbürgermeister Kraft Gesetzes zuständig ist oder ihm der Gemeinderat bestimmte Aufgaben übertragen hat.

Der Gemeinderat wird alle fünf Jahre direkt gewählt. Die letzte Kommunalwahl war am 25. Mai 2014.<ref>Universitätsstadt Tübingen: Gemeinderat. Abgerufen am 3. März 2013.</ref>

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  1. Erst mal die Farben definieren, die ich verwende

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  1. Dann als nächstes das Bild

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TextData = # Ueberschrift

pos:(5,430) fontsize:M text:"Sitzverteilung (seit 1984) im Gemeinderat der Universitätsstadt Tübingen und Wahlergebnisse (seit 1971)"

</timeline>

Gemeinderat Tübingen Sitzverteilung 2014
       
Von 40 Sitzen entfallen auf:

Sonst.: Piraten 1, Die Partei 1

Zusammensetzung des Gemeinderats (40 Sitze)
seit der Wahl vom 25. Mai 2014
Gruppierung Sitze
AL/GRÜNE 12
CDU 8
SPD 7
Tübinger Liste e.V. 5
TÜL/Die Linke 4
FDP 2
PIRATEN 1
Die PARTEI/Stammtisch „Unser Huhn“ 1

Jugendgemeinderat

Im Jahr 1999 wurde zum ersten Mal der Tübinger Jugendgemeinderat gewählt. Er besteht aus 24 Mitgliedern und wird alle zwei Jahre von allen 13- bis 18-Jährigen im Tübinger Stadtgebiet gewählt. Mitglieder dürfen zum Wahlzeitpunkt nicht älter als 18 Jahre sein. Wie andere Jugendgemeinderäte arbeitet er mit dem Oberbürgermeister zusammen. Eine Besonderheit des Jugendgemeinderat ist, dass er neben einem Rede- und Anhörungsrecht auch über ein Antragsrecht im Gemeinderat verfügt. Seit 2002 wird jährlich der Lilli-Zapf-Jugendpreis vom Jugendgemeinderat zusammen mit dem Verein Courage e. V. im Bereich Zivilcourage und Soziales verliehen.

Wappen

Das Wappen der Stadt Tübingen zeigt in Gold an drei roten Trageringen die dreilatzige rote Fahne der Pfalzgrafen. Auf dem Schild zwei schräg gekreuzte, mit roten, golden geschlitzten Puffärmeln bekleidete Männerarme, die zwei mit Spitzen aufwärts zeigende Hirschstangen halten. Die Stadtflagge ist rot-gelb.

Das älteste Siegel der Stadt stammt aus dem Jahr 1272 und zeigt bereits die Fahne der Pfalzgrafen, die auch in den Wappen von Böblingen und Herrenberg abgebildet ist. Auch nachdem die Stadt württembergisch wurde, blieb das Wappensymbol erhalten. Doch verlieh Herzog Ulrich von Württemberg am 18. August 1514 als besonderes Ehrenzeichen für die Treue der Stadt beim Aufstand des Armen Konrad das so genannte Oberwappen, die Hirschstangen mit den beiden Landsknechtarmen.

Städtepartnerschaften

Tübingen unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Auch einige Stadtteile von Tübingen haben Partnergemeinden:

Datei:Tuebingen Panorama.jpg
Panorama von der Stiftskirche

Wirtschaft und Infrastruktur

Datei:TuebingenMarktplatz1.jpg
Der Tübinger Marktplatz

Die Wirtschaft Tübingens ist stark vom öffentlichen Dienst geprägt. Größte Arbeitgeber sind die Universität und das Klinikum mit zusammen über 12.000 Beschäftigten. Die rund 30 Behörden in Tübingen beschäftigen etwa 2.500 Arbeitnehmer. Insgesamt arbeiten circa 40.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Tübingen. Dazu kommen noch die in Tübingen tätigen Beamten und Selbstständigen. Fast 24.000 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten pendeln nach Tübingen ein, etwa 10.000 Tübinger arbeiten auswärts. Bei der Agentur für Arbeit waren in den letzten zehn Jahren bis zu 2.843 Bürger arbeitslos gemeldet, darunter etwa ein Drittel länger als zwölf Monate. Aktuell (2014) liegt die Zahl der Arbeitslosen auf einem absoluten Tiefststand (ca. 1.400).<ref>Universitätsstadt Tübingen: Wirtschaftsdaten – Beschäftigung und Arbeitslose. Abgerufen am 22. Januar 2014.</ref>

Industrie

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Württembergs war Tübingen nie ein namhafter Industriestandort. Seit dem allgemeinen Rückgang des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland verfügt die Stadt heute nur noch über einen größeren industriellen Arbeitgeber, die Walter AG. Daneben gibt es eine Reihe von kleineren Unternehmen im Maschinenbau, in der Medizintechnik und der Textilbranche. Ausgehend von den Forschungsinstituten der Universität kamen in den letzten Jahren einige Unternehmen in den Bereichen Informations-, Bio- und Nanotechnologie hinzu. Viele alteingesessene Handwerksbetriebe haben sich in der Weststadt im Handwerkerpark zusammengeschlossen.<ref> Wirtschaft – Von Handwerk bis High Tech (Memento vom 12. Oktober 2011 im Internet Archive)</ref>

Bis in die 1990er Jahre hinein bestanden noch drei weitere größere Industrieunternehmen in Tübingen, die zusammen mehrere tausend Arbeitnehmer beschäftigen. Namentlich waren dies die Württembergische Frottierweberei Lustnau (Insolvenz 1992), der Haushaltsgerätehersteller Zanker (Auflösung 1993) und die Beka-Werke, in denen bis 1999 Küchenartikel hergestellt wurden. Aber auch in der Blütezeit des verarbeitenden Gewerbes erreichte der Industriestandort Tübingen niemals die Größe und Bedeutung anderer Standorte in der Region. Die historisch geringe Industrialisierung Tübingens und die damit einhergehende geringe Bedeutung Tübingens für die Rüstungsproduktion im Zweiten Weltkrieg war mit ein Grund, warum die Stadt von alliierten Luftangriffen weitgehend verschont blieb.

Verkehr

Öffentlicher Verkehr

ÖPNV
Hauptartikel: Nahverkehr in Tübingen

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird durch den Stadtverkehr Tübingen (SVT), einen Betriebszweig der Stadtwerke Tübingen GmbH, organisiert. Die einzelnen Stadtbuslinien werden ausgeschrieben und für einen bestimmten Zeitraum an ein Busunternehmen vergeben. In den Nächten von Donnerstag auf Freitag, von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag verkehren Nachtbusse. Der Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) eingebunden. Für Studenten der Eberhard Karls Universität wird ein Semesterticket angeboten, das im gesamten NALDO-Netz gültig ist.

Eisenbahn
Datei:TübingenHbf.JPG
Tübinger Hauptbahnhof
Hauptartikel: Tübingen Hauptbahnhof

Auf dem Stadtgebiet Tübingens befinden sich die Bahnhöfe bzw. Haltepunkte

Der Tübinger Hauptbahnhof ist ein Eisenbahnknotenpunkt mehrerer Bahnstrecken.

Auf der Neckar-Alb-Bahn von Tübingen über Reutlingen und Plochingen nach Stuttgart fahren neben Regionalbahnen nach Wendlingen (Fahrzeit ca. 40 Minuten) auch Regional-Express-Züge nach Stuttgart Hauptbahnhof (Fahrzeit ca. 61 Minuten). Am Bahnhof Plochingen besteht Anschluss über die Filstalbahn nach Ulm und weiter nach München. Zusätzlich fährt ein zweistündlicher Interregio-Express (IRE) mit nur einem Halt in Reutlingen Hauptbahnhof nach Stuttgart (Fahrzeit ca. 45 Minuten) und stellt dort Verbindung zum Fernverkehr her. Seit dem 13. Dezember 2009 hat Tübingen auch einen Fernverkehrsanschluss<ref> Sonntagabend hielt erstmals der Intercity in Tübingen. In: Website Schwäbisches Tagblatt. 14. Dezember 2009, abgerufen am 2. August 2015. </ref>. Ein täglich verkehrender Intercity verbindet Tübingen mit Stuttgart, Mannheim, Köln und Düsseldorf, an bestimmten Tagen auch mit Berlin.

Mit der Kulturbahn kann man zweistündlich umsteigefrei via Horb, Nagold und Calw nach Pforzheim fahren (Fahrzeit etwa 2 Stunden). Die Bahnstrecke Tübingen–Horb über Rottenburg wird im 30-Minuten-Takt befahren. In Horb besteht Anschluss an die Gäubahn Stuttgart–Singen und weiter nach Zürich.

Die Ammertalbahn führt nach Herrenberg. Dort ist ein Umstieg in die Linie S1 der S-Bahn Stuttgart über Böblingen nach Stuttgart möglich (Gesamtfahrzeit nach Stuttgart Hbf 68 Minuten).

Über die Bahnstrecke Tübingen–Sigmaringen, auch als Zollernalbbahn bezeichnet, verkehren Züge via Hechingen, Balingen, Albstadt und Sigmaringen nach Aulendorf.

Regionalstadtbahn

Seit einigen Jahren wird die Einrichtung einer Regionalstadtbahn Neckar-Alb nach dem Karlsruher Modell geplant. Hierzu soll insbesondere eine Stadtbahnstrecke vom Hauptbahnhof über Universität und Universitätskliniken zum Wohngebiet Waldhäuser Ost entstehen, die mit dem regionalen Zugverkehr durchgebunden wird. Eine Standardisierte Bewertung ergab eine positive volkswirtschaftliche Nutzen-Kosten-Relation von 1,4.<ref>Regionalstadtbahn wäre volkswirtschaftlich sinnvoll. In: Schwäbisches Tagblatt. Abgerufen am 15. Oktober 2010.</ref><ref>Die Innenstadtstrecke der geplanten Regionalstadtbahn auf TÜpdia.</ref> 2013 wurde mit den Vermessungsarbeiten der Regionalstadtbahn begonnen.<ref name="Vermessungsarbeiten">Roth: Schäfer in Verbindung mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. Redaktion: Susanne Borgards. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-5510-4 (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 10). 655, [I] S.

  • Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Landkreis Tübingen (Stuttgart 1967).
  • H. Reim: Der frühbronzezeitliche Menhir von Weilheim, Stadt Tübingen. In: Jost Reischmann (Hrsg.): 900 Jahre Weilheim. Ein Heimatbuch. Tübingen-Weilheim,1991, S. 55 ff.
  • Jürgen Hald: Die Eisenzeit im Oberen Gäu: Studien zur hallstatt- und latènezeitlichen Besiedlungsgeschichte. Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2369-9. (Zugleich: Tübingen Universität Dissertation 2008).
  • Klaus Harpprecht, Fotos: Stefan Moses: Tübingen: Bürger, Burschen, Geist und Gott. In: Geo-Magazin. Hamburg 1979,9, S.38-60. Informativer Erlebnisbericht. ISSN 0342-8311
  • Film

    • Tübingen. Der Film. Die Geschichte. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 43:40 Min., Buch und Regie: Anita Bindner, Produktion: Haus des Dokumentarfilms, Kinostart: 14. November 2012, Erstsendung: 31. August 2014 bei SWR, Reihe: Geschichte im Südwesten, Inhaltsangabe.

    Einzelnachweise

    <references />

    Weblinks

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