Menhir
Menhir ist eine Nieder-bretonische Bezeichnung<ref>Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques. In: Revue Archéologique. Troisième Série 22, 1893, S. 41. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41729742</ref> für einen langen Stein (maen = Stein, hir = lang). In der prähistorischen Archäologie bezeichnet das Wort einen länglichen unbearbeiteten Einzelstein, der aufrecht gestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Terminologie
Die Bezeichnung Menir wurde durch die Publikation "Origines gauloises" (1796) von La Tour d'Auvergne<ref>Catherine Bertho-Lavenir: Pourquoi ces menhirs? Les métamorphoses du mythe celtique. In: Ethnologie française. nouvelle serie 28/3, Astérix. Un mythe et ses figures, S. 306, Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40990075</ref> in die archäologische Fachliteratur Frankreichs und Kontinentaleuropas eingeführt. Nach Rowe ist das Wort auch in der kornwalisischen Sprache gebräuchlich.<ref>Toni-Maree Rowe: Cornwall in Prehistory. Stroud, Tempus 2005, S. 155.</ref> Reinach verweist auf einen Aufsatz von Stephen Williams von 1704, der von meini-gwyr in Cornwall berichtet. Bereits Camden gebrauchte jedoch in seiner Britannia (1759) die Ausdrücke meinen-gwyr und maen-gwyr.<ref>Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques. In: Revue Archéologique. Troisième Série 22, 1893, S. 36, Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41729742</ref> Reinach spricht von einem "neo-keltischen Begriff".<ref>De ce qui précède, il faut retenir que dolmen, comme menhir, est un terme demi-savant, dont la forme néo-celtique ne doit pas être alléguée comme un argument dans la controverse pendante sur l'ethnographie des constructeurs de dolmens. Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques. In: Revue Archéologique. Troisième Série 22, 1893, S. 37. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41729742</ref> In der niederbretonischen Umgangssprache bezeichnet das Wort maen-hir jeden langen Stein, so heißen die beiden aufrecht stehenden Steine in Gourin (Morbihan) maen-hir (langer Stein) und er-maen-berr (kurzer Stein).<ref name="Reinach41">Salomon Reinach: Terminologie des monuments mégalithiques. In: Revue Archéologique. Troisième Série 22, 1893, S. 41, Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41729742</ref> Menhire werden im Bretonischen außerdem als min-sao (aufgerichteter Stein) bezeichnet.<ref name="Reinach41" />
Es wurde versucht, den Namen der sächsischen Irminsul als Hir-min-sul von Menhir abzuleiten,<ref name="Reinach41" /> dies erscheint jedoch unwahrscheinlich. Carl Schuchhardt verwendet noch 1916 Irminsul als Synonym für Menhir.<ref>Menhir. In: Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 3: K–Ro. Verlag von Karl J. Trübner, Leipzig 1915–1916, S. 214.</ref>
Die Bezeichnung „Hinkelstein“
Der im deutschen Sprachraum gebräuchliche volkstümliche Name Hinkelstein bildete sich im Mittelalter heraus. Das Wort Hünenstein (mit der Bedeutung „Riesenstein“) wurde irgendwann nicht mehr verstanden, und über Hühnerstein mundartlich zu Hinkelstein abgewandelt.
Definition
Marcel Baudoin<ref name="Baudoin123">Marcel Baudoin, De la signification des Menhirs. Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. Bulletin de la Société Préhistorique de France Nr. 1/4, 1904, S. 123 (online)</ref> definiert einen Menhir als länglichen unbearbeiteten Einzelstein, der aufrecht gestellt wurde.<ref>meine Übersetzung, Sommerx2015; "Ce sont des pierres isolées, assez allongées, n'ayant subin presqu'aucune préparation, qu'on a jadis plantées en terre."</ref> Orthostaten, also Steine, die einen Deckstein tragen, als Menhir zu bezeichnen, lehnt er als verwirrend ab.<ref name="Baudoin123" /> Nach Baudoin sind Menhire von Cromlechs, also Steinkreisen, und Steinreihen terminologisch zu trennen, auch wenn die Grenzen manchmal fließend sein können.<ref name="Baudoin124">Marcel Baudoin, De la signification des Menhirs. Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. Bulletin de la Société Préhistorique de France Nr. 1/4, 1904, S. 124</ref> Auch die Satelliten von Ganggräbern will er nicht zu den eigentlichen Menhiren rechnen.<ref>Marcel Baudoin, De la signification des Menhirs. Rapport fait au nom de la Société Préhistorique de France. Bulletin de la Société Préhistorique de France Nr. 1/4, 1904, S. 125</ref> Im Concise Oxford dictionary of Archaeology <ref>Tim Darvill (Hrsg.), Concise Oxford dictionary of Archaeology, Stichwort Menhir. Oxford University Press, Oxford 2008, 2. Auflage. ISBN 9780199534043</ref> wird der Ausdruck als umgangssprachlich bezeichnet, die Autoren ziehen den Ausdruck "Standing Stone" (aufrecht stehender Stein) vor.
Aussehen
Menhire sind manchmal Findlinge, die während der Eiszeit durch Gletscher geformt und transportiert worden waren. Sie wurden absichtlich vertikal gestellt und in der Erde verankert. Neben spitzen, konischen und obeliskenartigen Steinsäulen finden sich auch gedrungene, pyramidenähnliche und tafelartige Gebilde. Meist wurden Gesteine wie Quarzite, Granit, Gneis, Kalk- und Sandsteine verwendet, die in der Nähe des Aufstellungsortes vorhanden waren.
Die meisten Menhire sind zwischen einem und drei Metern hoch. Die höchsten Exemplare außerhalb der Bretagne sind der
- Menhir von Rudston in Yorkshire mit etwa acht Metern
- Menhir von Punchestown im County Kildare mit sieben Metern.<ref>The Megalithic Portal Punchestown - The Long Stone</ref>
Spezialformen
Menhire können verziert sein, einige tragen Mondsicheln, Schlangen, Spiralen oder Gerätschaften in Symbolform. Statuenmenhire sind Steine mit anthropomorphen Darstellungen.
Menhire und Flurnamen
Flurnamen dienten oder dienen vor allem dazu, Dorfbewohnern eine räumliche Orientierungshilfe zu geben. Da sie auch Besitzverhältnisse aufzeigen, ist ein Großteil der Namen in Urkunden, Archiven und Katastern dokumentiert und oft sehr alt. Ein schönes Beispiel für eine alte Flurnamenbezeichnung ist der „Lange Stein“ von Einselthum, Donnersbergkreis/Pfalz. Sie stammt aus dem Jahre 1071 und dürfte eine der ältesten urkundlich erwähnten Nennungen eines Menhirs sein. Flurnamen sind oft ein guter Indikator für vor- und frühgeschichtliche Fundstellen. Sie bilden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion früh- und hochmittelalterlicher Besiedlungsvorgänge und sie liefern häufig den einzigen Hinweis auf ein ausgegangenes Kulturdenkmal. Namen wie „Hüner- oder Hinkelstein“, „Langer“ oder „Dicker Stein“ können die einstige Existenz dieser Steinmale bezeugen.
Zeitliche Einordnung
Die 2004 entdeckte Steinreihe am Cut Hill im nördlichen Dartmoor im englischen Devon ist neben Searle's Down in Bodmin Moor eine der ersten, die naturwissenschaftlich datiert werden konnte. Der Torf unter Stein 1 wurde mit der Radiokarbonmethode auf 3700- 3540 cal BC datiert, der Torf darüber auf 2476–2245 cal BC.<ref name=Fyfe>Ralph M. Fyfe, Tom Greeves: The date and context of a stone row: Cut Hill, Dartmoor, south-west England. In: Antiquity. 84, 2010, S. 55-70 doi:10.1017/S0003598X00099762</ref>
Bei Belz (Morbihan) haben Archäologen 2006 etwa 50 Menhire entdeckt. Die Steine wurden vor etwa 7000 Jahren aufgestellt und aus unbekannten Gründen etwa drei Jahrtausende später umgestürzt. Nur wenige wurden im Mittelalter als Steinbruch gebraucht. Sie ruhten etwa 4000 Jahre in einer Sedimentschicht, die sie vor Wind und Wetter schützte und wertvolle Hinweise zu ihrer Geschichte speicherte.<ref>Frankreich: Hinkelstein-Fund begeistert Archäologen. In: Spiegel online. 2. August 2006.</ref>
Menhire sind oft nur schwer zu datieren, da sie nur selten mit datierbaren Funden oder Befunden vergesellschaftet sind. Für die westeuropäischen Menhire wird meist angenommen, dass sie aus der Zeit der Großsteingräber stammen.<ref>Sara Champion, "Menhir." Grove Art Online. Oxford Art Online. Oxford University Press, accessed August 24, 2015, http://www.oxfordartonline.com/subscriber/article/grove/art/T056846</ref> Teilweise können Menhire durch eingemeißelte Darstellungen datiert werden, wie zum Beispiel der Menhir von Meerholz, auf dem eine Axt vom Typ Eschollbrücken dargestellt ist,<ref>Tim Kerig, Ein Statuenmenhir mit Darstellung einer Axt vom Eschollbrückener Typ? Zu einem enigmatischen Steindenkmal aus Gelnhausen-Meerholz (Mainz-Kinzig-Kreis). In: Prähistorische Zeitschrift Bd. 85. 2010, 59–78</ref> dies liefert aber nur einen terminus ante quem. In Madagaskar und in Indonesien werden Menhire auch heute aufgestellt.<ref>Gerhard Baer, Brigitta Hauser-Schäublin, Annemarie Seiler-Baldinger, Christian Kaufmann, Urs Ramseyer, Susanne Haas, Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff, Renée Boser-Sarivaxévanis, Theo Gantner: Kulturen Handwerk Kunst: Art, Artisanat et Société World Cultures, Arts and Crafts. Springer-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-0348-7716-1. S. 144.</ref> Auf Nias werden Steine anlässlich von Festen gesetzt und stehen vor den Häusern.<ref>Dominik Bonatz: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert (Nias/Indonesien). In: Anthropos. Nr. 96/1, 2001, S. 105–118. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40465456</ref> Nach Bonatz ist diese Tradition nicht älter als 300 Jahre.<ref>Dominik Bonatz: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert (Nias/Indonesien). In: Anthropos. Nr. 96/1, 2001, S. 109. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40465456</ref>
Spätere Behandlung
Marcel Baudoin unterscheidet zwischen aufrechtstehenden, begrabenen, zerschlagenen<ref name="Baudoin123" /> und zerstörten Megalithen.<ref name="Baudoin124" /> Zacharie Le Rouzic wollte Megalithen, die mit Kreuzen versehen wurden, als Lech bezeichnen, einem anderen bretonischen Wort für Menhir,<ref name="Baudoin124" /> dies hat sich in der Forschung jedoch nicht durchgesetzt.
Im Gebiet des Golfs von Morbihan wurden um 4200−4000 v. Chr. mehrere Großmenhire − wahrscheinlich von Menschenhand − umgestürzt. Die beim Umstürzen entstandenen großen Teilstücke wurden als Deckenplatten bei Dolmen (Table des Marchand, Er Grah, Mané Rutual, Gavrinis) eingesetzt.
Manche Menhire wurden durch Kreuze oder andere Symbole „christianisiert“ (siehe christianisiertes Megalithmonument). Beispiele sind z.B. das Fraubillenkreuz oder der Menhir von Saint-Uzec.
Vorkommen
Menhire sind, abgesehen von der Antarktis und Australien, über alle Kontinente verbreitet. Ihr europäischer Schwerpunkt liegt im Westen. Von Skandinavien über Irland, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Tschechien und die Schweiz sind sie auch im mediterranen Raum von Portugal (Menhir da Meada mit etwa sieben Metern der höchste) bis Italien, aber in Europa kaum östlich davon, verbreitet.
Bedingung für die Existenz von Menhiren ist das Vorhandensein geeigneter natürlicher oder mit den Mitteln und Methoden der jeweiligen Zeit bearbeitbarer Steine.
Frankreich
Bretagne
Die Mehrzahl der in Frankreich registrierten Menhire befindet sich in der Bretagne. Der größte stehende Menhir ist mit einer Höhe von 10 m und mehr als 150 t Gewicht der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, nordwestlich von Brest im Departement Finistère. Auch der längste bekannte Menhir findet sich in der Bretagne, im Departement Morbihan. Es ist der umgestürzte und in vier Teile zerbrochene „Grand Menhir Brisé“ von Locmariaquer. Ursprünglich etwa 21 m hoch, wird sein Gewicht auf etwa 280 t geschätzt. Er wurde um 4500 v. Chr. aufgerichtet und vermutlich zwischen 4200 und 4000 v. Chr. von Menschenhand gestürzt. Er gehörte zu einer Reihe von 19 Menhiren, welche zerbrochen und später in der Umgebung bei der Errichtung von Dolmen verwandt wurden. Einer dieser Menhire mit einer Gesamtlänge von 14 m fand sich in drei Teilen: als Kammer-Deckstein des in unmittelbarer Nähe liegenden Cairns Table des marchands, ein zweiter im nahen Tumulus „Er Grah“ (auch „Er Vingle“ genannt) und der dritte als Deckstein in der etwa vier Kilometer entfernten Anlage auf der Insel Gavrinis.
Zur selben Zeit sind auch andere Menhire umgestürzt worden, darunter (La Tremblais) und der der Scalehir genannte Menhir von Kermaillard bei Arzon auf der Halbinsel Rhuys. Als er 1985 wieder aufgerichtet wurde, fand man auf der Unterseite Gravuren, die von manchen Autoren als Darstellung einer Muttergottheit gedeutet werden.
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Menhir von Kerloas bei Plouarzel (Finistère), aus West
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Menhir von Kerloas bei Plouarzel (Finistère), aus Nord
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Grand Menhir, Locmariaquer (Morbihan)
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Menhir von Kerhouezel bei Porspoder (Finistère)
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Der „Liegende“ und der „Stehende“ Menhir von Kergadiou
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Liegender Menhir von Kergadiou, (Finistère)
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Menhir Mane er Hroech, Locmariaquer (Morbihan)
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Menhire von Traonigou, (Finistère)
Andere bedeutende Menhire:<ref>Pierre-Roland Giot: Vorgeschichte in der Bretagne : Menhire und Dolmen. 1992, ISBN 2-85543-076-3.</ref>
- Im Mané-er-Hroek, Locmariaquer (Morbihan)
- Caillouan-en-Présidy 7,5 m (Côtes-d’Armor)
- Champ-Dolent 9,5 m bei Dol-de-Bretagne (Ille-et-Vilaine)
- Champs-de-Callac 6 m (Côtes-d’Armor)
- Crec’h-Coulm 7,5 m (Côtes-d’Armor)
- Kergadiou 11 m (liegend) und 9 m (stehend) (Finistère)
- Kermarquer (mit Báculos), (Morbihan)
- La Tremblais (mit Felsritzungen), (Côtes-d’Armor)
- Le Manio (mit Schlangengravuren), (Morbihan)
- Penloïc (auch Penglaouic) im Meer bei Loctudy (Finistère)
- Pergat bei Luargat (Cotes d’Armor): „Das Steinpaar“, 7,5 m groß und kleiner Menhir
- Saint-Denec bei Porspoder (Finistère): zwei aufrecht und zwei liegende Menhire
- Menhir von Saint-Uzec im Finistère
- Vierge (auf der Île d’Hœdic) 4 m (Morbihan)
Südfrankreich
Auf dem Mont Lozère liegt der ‘Cham des Bondons’, ein Kreideplateau im Nationalpark Cevennen mit Blick auf den Norden der Stadt Florac. Über das ganze Gebiet verstreut befinden sich 154 aus Granit gehauene Menhire. Zu den Interessantesten führt ein Weg.
Lothringen, Vogesen und Elsass
Man findet zahlreiche Menhire in Lothringen, Elsass und Vogesen:
- Wieselstein, bei Freyming-Merlebach (6 Meter hoch)
- Pierre au Jô
- Breitenstein, bei Meisenthal
- Pierre Borne und Menhir des Léches bei Raon-l’Étape
- Spitzenstein, bei Volksberg
- Lange Stein, bei Altorf
- Langenstein, bei Soultzmatt
Vereinigtes Königreich
Irland
Der Menhir wird auf irisch als 'Callán', 'Dallán' oder 'Liagán' (von Lingam) bezeichnet. In Irland sind Höhen von weniger als einem bis sieben Meter bekannt, wobei große Exemplare die absolute Ausnahme bilden. Der sieben Meter hohe Menhir von Punchestown, im County Kildare hat an seinem Fuß eine kleine Steinkiste. Im Zentrum des nahe gelegenen Longstone Rath steht der Menhir auch neben einer Steinkiste. Beide sind bronzezeitlich und die Funde vom Longstone Rath weisen auf die frühe Bronzezeit. Leichenbrand wurde an der Basis eines Menhirs von Drumnahare, im County Down (Nordirland) entdeckt. In Carrownacaw ebenfalls im County Down zeigte die Ausgrabung, dass ein Kreisgraben von etwa sechs Metern Durchmesser um einen Menhir von etwa drei Metern Höhe verlief. In der Grabenfüllung wurden Spuren von Leichenbrand, ein Bruchstück von Töpferware und einige Feuersteine gefunden, während weitere Feuersteine inklusive querschneidiger Pfeilspitzen in der Nähe der Basis des Steins gefunden wurden. Die Ausgrabung in Ballycroghan, dem dritten Menhir im County Down zeigte eine Steinkiste von etwa zwei 2 m × 1 m, die 2,5 m von der Basis des Steins entfernt lag. Die Ausgrabung um einen Menhir nahe Newgrange, im County Meath, erbrachte mehrere Feuersteine, von denen einige bearbeitet waren.
Aber nicht alle Menhire kennzeichnen Begräbnisse. Es wird für möglich gehalten, dass einige als Grenzsteine dienten, während andere alte Straßen kennzeichnen könnten, wie im Fall einer Steinreihe nahe dem Lough Gur, im County Limerick, wobei unklar ist was zuerst da war. Es ist jedoch klar, dass Menhire einen heiligen Charakter besaßen, wie ihre Anwesenheit auf alten zeremoniellen Plätzen wie dem Inaugurationsplatz Magh Adhair bei Ennis im County Clare und der Lia Fail in Tara zeigen. Bestimmt ornamentierte Steine aus der frühen Eisenzeit (mit Verzierungen im Latènestil) in Turoe, im County Galway, Castlestrange, im County Roscommon und Killycluggin, im County Cavan, waren zweifellos Kultsteine. In diese Kategorie fallen auch die Lochsteine.
Dänemark
In Nordjütland, am Tømmerby Fjord liegt das Gräberfeld von Højstrup-Mark mit 37 kleinen Grabhügel und zwei kleinen Schiffssetzungen, zwischen denen sich 75 bis zu 1,20 m hohe Bautasteine (von einst 125 Steinen) befinden.
Auf Bornholm sollen über 1.000 Bautasteine gestanden haben, heute sind es etwa 250. Im Louisenlund stehen 70 bis zu 2,5 Meter hohe Steine, in Gryet bei Nexø Sogn sind es 67 Steine. Bei Listed steht eine kleine Gruppe von Bautasteinen auf einem niedrigen Steinhügel (Röse – ein schiffsförmig angelegtes Steinhügelgrab aus der nordischen Bronze- und Eisenzeit), die den Namen Hellig Kvinde trägt.
Deutschland
Die Mehrzahl der Menhire in Deutschland ist zwischen einem und vier Metern hoch. Größer ist der Gollenstein im Saarland mit 6,6 m. Manche Menhire wurden zugerichtet, andere, zumeist Findlinge blieben unbearbeitet. Einige wie der in einem Megalithgrab aufgefundene Menhir von Langeneichstädt in Sachsen- Anhalt oder der Menhir von Weilheim wurden mit Ritzungen und Reliefs geschmückt.
Auch bei vielen deutschen Menhiren ist die Datierung unklar. Aussagekräftiges Fundmaterial findet man in ihrer Umgebung selten, weshalb sich nur wenig über ihre einstige Funktion sagen lässt. Eine Ausnahme bildet der 2,3 m große Opferstein von Melzingen<ref>Martin Kuckenburg: Kultstätten und Opferplätze in Deutschland – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Theiss, Stuttgart, ISBN 978-3-8062-2076-6, S. 34.</ref> in Niedersachsen der flach auf einem Feld liegt, ursprünglich aber, wie archäologische Ausgrabungen ergaben, senkrecht stand. In der unmittelbaren Umgebung weist das Erdreich bis zu zehnfach erhöhte Phosphatwerte auf, die möglicherweise von vergangenen organischen Opfergaben herrühren. Außerdem fanden Prähistoriker neben zahlreichen Feuersteinabschlägen zwei Steinäxte und ein Bronzebeil.
Einzelne Steine und Steinsetzungen unterschiedlicher Größe finden sich in Deutschland vom Saarland über Hessen, Sachsen-Anhalt bis Rheinland-Pfalz. In der Pfalz sind noch etwa 50 Menhire nachweisbar. Die markantesten sind: „Der lange Stein von Mittelbrunn, „der lange Stein von Einselthum, „der lange Stein von Freinsheim“, „der lange Stein von Stahlberg“ und „der Hinkelstein von Otterberg“.
Die Menhire von Benzingerode (Landkreis Harz), der „Lange Stein“ von Seehausen (Landkreis Börde), die „Speckseite“ von Aschersleben und der „Hünenstein“ bei Nohra (Landkreis Nordhausen) fanden sich in der Nähe bronzezeitlicher Anlagen. Auch bei einigen Grabhügeln fand man Menhire, so bei Nebra und Poserna (Burgenlandkreis) sowie bei Leuna (Saalekreis) und Halle-Dölau („Steinerne Jungfrau“). Der Menhir von Rothenschirmbach ist Teil einer Grabanlage, da er ein Erdgrab bedeckte. Der Menhir von Langenstein bei Kirchhain in Mittelhessen wurde in die Kirchenmauer eingebaut. Er ist 4,75 m (ehemals über 6 m) hoch und etwa zehn Tonnen schwer. Ein Beispiel für einen christianisierten Menhir ist das Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau in der Eifel.
Deutsche Menhire:
- Der Gollenstein bei Blieskastel im Saarpfalz-Kreis gilt mit einer Höhe von 6,6 m als der größte Menhir Mitteleuropas.
- Die Dölauer Jungfrau bei Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt ist mit 5,5 m Höhe der zweitgrößte Menhir in Mitteleuropa.
- Der Spellenstein steht in Rentrisch, im Saarpfalz-Kreis. Seine ursprüngliche Form als sich nach oben verjüngende, vierkantige Steinspindel ist bis heute zu erkennen.
- Ebenfalls im Saarland befindet sich der Hinkelstein von Walhausen, ein Monolith aus der späten Kupferzeit.
- Der etwa 3,7 m hohe Süntelstein steht in Vehrte, Landkreis Osnabrück.
- In Rheinhessen gibt es zwölf Menhire, darunter der 2003 entdeckten 1,8 m hohen Menhir, der beim Pflügen bei Ingelheim entdeckt wurde.
- Der 1,70 m hohe Menhir von Kaiserswerth ist abgesehen von einigen nicht sichtbaren Bodendenkmälern mit etwa 3500 bis 4000 Jahren Alter das älteste Denkmal in Düsseldorf.
- 1987 wurde ein Menhir auf der Eichstädter Warte in einer steinzeitlichen Grabkammer entdeckt.
- Menhire im Raum Trier sind der Hinkelstein bei Thomm, die Menhire von Farschweiler, Beuren (Hochwald), Büdlich und Köwerich, der Stein von Bescheid und das Hünengrab „Drei Mörder“ bei Bonerath/Holzerath.<ref>Paul Steiner: Steine als uralte Kultzeichen im Trierer Land. In: Trierischer Volksfreund. Nr. 55, Jahrgang 1930, Stadtarchiv Trier.</ref>
- 4,5 m hoch und verziert ist der Menhir von Weilheim bei Tübingen.
- Der knapp zwei Meter hohe Menhir von Degernau befindet sich in der Gemeinde Wutöschingen im Landkreis Waldshut im Südschwarzwald.
- Der Menhir von Seeben in Halle (Saale) ist ca. 1,80 m hoch.
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Spellenstein in Rentrisch/St. Ingbert
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Gollenstein bei Blieskastel
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Fraubillenkreuz
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Hinkelstein von Walhausen
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Schweiz
In der Schweiz sind über einhundert Menhire bekannt. Sie befinden sich größtenteils in der französischsprachigen Westschweiz im Gebiet der Juraseen in den Kantonen Neuenburg (Menhire der Béroche, Menhir von Bonvillars, Menhire von Corcelles) und Waadt.
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Alignement von Clendy
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Alignement von Lutry
Italien
Sardinien
Neben einfachen Menhiren (Curru Tundu) und protoanthropomorphen (Cara Bassa und Cardixeddu, Pranu Muteddu) gibt es auf der Insel vor allem Statuenmenhire. Auf Sardinien wird eine weitere bearbeitete Form prähistorischer Menhire als Baityloi (ital. betili) bezeichnet. Fundstätten sind unter anderem:
- Baunei (Provinz Nuoro) bei der Wallfahrtskirche San Pietro di Golgo (mit Antlitz)
- Cuili Piras (Provinz Cagliari)
- Li Muri (Provinz Olbia-Tempio),
- Pischinainos, Provinz Oristano (mit Augen)
- Sa Coveccada; etwa 140 m vom Dolmen Sa Coveccada entfernt (bei Mores, Provinz Sassari), vermutlich umgestürzt.
- im Kirchgarten von Santa Caterina di Pittinuri bei Cornus, Provinz Oristano (einer mit Augen)
- im Kirchgarten von „San Lorenzo“ in Silanus (Provinz Nuoro)
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Der Bätyl von Pischinainos
Durch Zahnfriese (zinnenförmige Ausbildungen) und Eintiefungen oberhalb der Zugänge ist belegt, dass sie auch als Dreiergruppe über dem Portal von Gigantengräbern (Madau) und Felsengräbern der jüngeren Generation (zum Beispiel Campu Luntanu) standen. In Tamuli stehen sechs Bätyle neben den Überresten mehrerer Gigantengräber. Manche Autoren sehen darin einen Beleg für ein Pantheon von drei männlichen und drei weiblichen Gottheiten.<ref>Rainer Pauli: Sardinien. 7. Auflage. Ostfildern 1990, S. 234: „Papst Gregor I. schrieb 594 n. Chr. über die Sarden in der Barbagia: „(Dum enim) Barbaricini omnes ut insensata animalia vivant, Deum verum nesciant, ligna autem et lapides adorent“. Sie leben wie seelenlose Tiere, wissen nichts von Gott und beten Steine und Hölzer (Menhire und Idole) an.“</ref>
Iberische Halbinsel
Die meisten Menhire auf der iberischen Halbinsel verzeichnet Portugal, besonders die Regionen Algarve und Alentejo.
Auch in Spanien gibt es Menhire, unter anderem Statuenmenhire: Bekannt sind der Menhir von Guriezo und der Menhir El Cabezudo in Kantabrien, die Lapa de Gargantáns in der Moraña und der Canto Hicado in Ortigosa de Cameros in der Rioja.
Eine iberische Besonderheit sind die phallischen Menhire. In Spanien findet man solche im Museum von Vilvestre, in der Reserva Arqueológica Menhires del Valle de Tafí in El Mollar und in Ufones bei Zamora. In Portugal sind es der Menhir da Oliveirinha und der Menhir do Outeiro.
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El Cabezudo
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Phallischer Menhir im Museum von Vilvestre
Sonstige
- Der höchste Menhir Belgiens ist der 4,4 Meter hohe Pierre Brunehaut (dt. Brunhildenstein).
- Die Kirikköy Menhire befinden sich in Thrakien.
- Auch in Afrika gibt es Menhire
- Auch auf Malta finden sich einige Menhire.
- Skandinavische Menhire heißen Bautasteine.
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Menhir Kamenný pastýř bei Klobuky in Tschechien - einer der seltenen in dieser Republik
- Menhir or phallic stone tomb 9 or 8th c BC, Grotta Naxos 091432.jpg
Menhir in einem Grab auf Naxos, Griechenland
Menhire in Kunst und Literatur
Populär wurden die Hinkelsteine durch die Comics über Asterix den Gallier von René Goscinny und Albert Uderzo. Asterix' Freund Obelix ist Produzent und Lieferant von Hinkelsteinen. Hinkelsteine sind zwar überwiegend neolithisch, in der Bretagne sind aber auch eisenzeitliche Beispiele – oft kanneliert – bekannt. Die Verbindung von Galliern mit megalithischen Denkmälern geht auf die Antiquare des 18. Jahrhunderts zurück.<ref>Catherine Bertho-Lavenir: Pourquoi ces menhirs? Les métamorphoses du mythe celtique. In: Ethnologie française. nouvelle serie 28/3, Astérix, Un mythe et ses figures, S. 303–311. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40990075</ref>
Paul Celan hat ein Gedicht mit dem Titel Le Menhir verfasst.<ref>Le Menhir. In: Anne-Maria Sturm: Das Konzept der Involution als Paradigma der Interpretation in Paul Celans Gedichtsband „Die Niemandsrose“. Magisterarbeit 2008, ISBN 978-3-640-37698-8, S. 58.</ref> Es erschien erstmals 1963 im Gedichtband Die Niemandsrose.<ref>Paul Celan: Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-40738-4.</ref>
Annette von Droste-Hülshoff schrieb das Gedicht Der Hünenstein. Er erschien 1844 zusammen mit anderen Gedichten im Zyklus Haidebilder.
Siegmar von Schultze-Galléra wurde vom nun in Halle (Saale) neben dem Landesmuseum aufgestellten Menhir von Krosigk zu seinem Kunstmärchen über den Schön-Annchen-Stein (Schön Ännchen von Gottgau, 1914) inspiriert, den er seit 1885 regelmäßig am damaligen Standort besucht hatte.
Literatur
- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 1). Beier & Beran, Wilkau-Hasslau 1991, ISBN 3-930036-00-2.
- Kolloquium: Autour de la Table. Explorations archéologiques et discours savants sur des architectures néolithiques à Locmariaquer, Morbihan. Laboratoire de recherches archéologiques (LARA), Universität Nantes 2009, ISBN 978-2-86939-228-1, S. 700ff (Weblink: http://lara-polen.univ-nantes.fr/IMG/pdf/23BonniolCassen2.pdf)
- Jonathan Skolnik: Kaddish for Spinoza. Memory and Modernity in Heine and Celan. In: New German Critique. 77, Spring/Summer 1999, ISSN 0094-033X, S. 169–186, online (englisch).
- Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 36). Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.
- Detert Zylmann: Das Rätsel der Menhire. Probst, Mainz-Kostheim 2003, ISBN 3-936326-07-X.
- Ruaidhrí de Valera (Hrsg.), Seán P. Ó’Ríardáin: Antiquities of the Irish countryside (= University paperbacks Nr. 94). London, Methuen 1974. Vierte Auflage (Nachdruck), ISBN 0-416-68440-8 , S. 143 ff.
- Johannes Groth: Menhire in Deutschland. Nünnerich-Asmus Verlag und Media, Mainz 2013, ISBN 978-3-943904-18-5.
Weblinks
Einzelnachweise
<references />