Aaron Swartz


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Aaron Swartz (2008)

Aaron H. Swartz (* 8. November 1986 in Chicago; † 11. Januar 2013 in New York City) war ein US-amerikanischer Programmierer, Autor und Hacktivist. Er setzte sich für freien Zugang zu Inhalten des Internets, gegen Zensur und für freien Zugang zu Wissen ein.<ref name="spon" />

Leben

Aaron Swartz war der Sohn von Robert und Susan Swartz und hatte zwei Brüder (Noah und Ben).<ref name="JF" /><ref>Aaron Swartz: Flight Report. 25. März 2003, abgerufen am 13. Juli 2015 (englisch): „my brother Ben“</ref><ref>Aaron Swartz: Stanford: Sunday, December 5. 6. Februar 2005, abgerufen am 13. Juli 2015 (englisch): „My brother Noah“</ref> Im Alter von 14 Jahren war Swartz Koautor der RSS-Spezifikation 1.0. Danach wurde er Mitglied einer für das Resource Description Framework zuständigen Arbeitsgruppe des W3C. 2006 schrieb er sich an der Stanford University ein, verließ sie jedoch nach etwa einem Jahr, um bei Y Combinator zu arbeiten <ref>A. Schwartz: How to get a job like mine vom 18. August 2008</ref>

Swartz war Mitbegründer des Start-Ups Infogami, das später in Reddit aufging. Reddit wurde im Oktober 2006 vom Condé-Nast-Verlag übernommen; die Verlagsgruppe verlegte den Firmensitz zur Wired-Redaktion in San Francisco. Dort arbeitete Swartz zunächst weiter für Reddit, bis er Anfang 2007 entlassen wurde.<ref>Lenssen, Philipp: „A Chat with Aaron Swartz“. Abgerufen am 20. Juli 2011.</ref> Im September desselben Jahres schuf er mit Simon Carstensen den Website-Creation- und Hosting-Service Jottit.<ref>https://www.jottit.com/about</ref> Darüber hinaus war Swartz bei der technischen Umsetzung der Creative-Commons-Lizenzen beteiligt und war technischer Leiter der Open Library.

Swartz lebte eine Zeitlang in Cambridge, Massachusetts, wo er unter anderem im Board des Change Congress tätig war. Er verfasste Beiträge für Wikipedia und kandidierte 2006 erfolglos für das Kuratorium der Wikimedia Foundation.

2008 proklamierte Swartz das von ihm im Juli desselben Jahres formulierte Guerilla Open Access Manifest als Grundlage für den radikalen Flügel der Open-Access-Bewegung und veröffentlichte 2009 etwa 20 Millionen Seiten von Gerichtsentscheidungen,<ref>John Schwartz: An Effort to Upgrade a Court Archive System to Free and Easy, 12. Februar 2009, in: The New York Times.</ref> die er im Vorjahr aus der öffentlichen und von bestimmten Bibliotheken aus probeweise kostenlos zugänglichen Datenbank PACER (Public Access to Court Electronic Records) heruntergeladen hatte. Der Vorgang war legal; Swartz beabsichtigte die Erstellung eines durchsuchbaren Archivs. Die Dokumente sind nun im Internet Archive zugänglich.<ref name="telepolis" /><ref>Kevin Poulsen: Aaron Swartz, Coder and Activist, Dead at 26. In: Wired. 12. Januar 2013, abgerufen am 12. Januar 2013 (english).</ref>

2010 untersuchte er als Fellow am Safra-Zentrum der Harvard University, aus welchen Quellen Beiträge in juristischen Fachzeitschriften finanziert wurden.<ref>Punitive Damages, Remunerated Research, and the Legal Profession, VOLUME 61, ISSUE 3 – DECEMBER 2008</ref> In diesem Jahr gehörte er zu den Gründern der Gruppe Demand Progress, die sich in den Vereinigten Staaten gegen den Stop Online Piracy Act und PIPA einsetzte.<ref>Tech Prodigy and Internet Activist Aaron Swartz Commits Suicide. In: Time Magazine. 13. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013 (english).</ref>

Am 19. Juli 2011 wurde Swartz angeklagt, 4,8 Millionen wissenschaftliche Artikel von dem Zeitschriftenarchiv JSTOR illegal heruntergeladen zu haben.<ref name="telepolis">Rötzer, Florian: „Internetaktivist wird des Massenklaus von Wissenschaftsartikeln beschuldigt“. Telepolis. Abgerufen am 20. Juli 2011.</ref> Nachdem er die Daten an JSTOR ausgehändigt hatte, kündigte der Betreiber an, keine zivilrechtlichen Ansprüche gegen Swartz zu stellen. Der Fall wurde vom Staatsanwalt Stephen Heymann weiterverfolgt.<ref name="nyt">John Schwartz: Aaron Swartz, Precocious Programmer and Internet Activist, Dies at 26. In: New York Times. 12. Januar 2013.</ref> Gegen eine Kaution von 100.000 US-Dollar blieb er auf freiem Fuß. Ihm drohten im Fall seiner Verurteilung eine bis zu 35-jährige Haft- und eine hohe Geldstrafe.<ref name="spon">Reddit-Mitgründer und RSS-Co-Autor. Wunderkind Aaron Swartz ist tot. In: Spiegel Online. 12. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013.</ref> Im September 2011 gab JSTOR bekannt, den gemeinfreien Teil der Zeitschriftentexte öffentlich zugänglich zu machen,<ref>„… there remain many people who are not affiliated with institutions who want access to the knowledge preserved in JSTOR“ (JSTOR–Free Access to Early Journal Content and Serving “Unaffiliated” Users)</ref> am 9. Januar 2013 gaben sie bekannt, 4,5 Millionen Artikel für begrenzte Zeit kostenlos zugänglich zu machen.<ref name="SPON_2013-01-13" /> Der Gerichtsprozess war für April 2013 angesetzt.<ref name="SPON_2013-01-13">Online-Aktivist Aaron Swartz – Freiheit oder Tod. spiegel.de. 13. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013.</ref>

Swartz, der seit Jahren an Depressionen litt, beging Suizid. Er wurde am 11. Januar 2013 von seiner Freundin in seinem Apartment in Brooklyn tot aufgefunden.<ref name="nyt" /> Nach seinem Suizid wurde unter anderem von Seiten der Angehörigen und Freunde Kritik gegenüber der Staatsanwältin laut. Ihr wurde eine Mitschuld am Tod von Swartz vorgeworfen, sie sollte im Prozess „überzogen“ gehandelt haben, zumal JSTOR selbst keine Anzeige gemacht hat.<ref>http://www.spiegel.de/netzwelt/web/wut-und-trauer-reaktionen-auf-den-tod-von-aaron-swartz-a-877325.html</ref> Im Nachhinein versicherte sie, Swartz habe ihre Forderung durch ein Schuldbekenntnis auf sechs Monate Haft reduzieren können. Der Rechtswissenschaftler Lawrence Lessig, der als Swartz’ Mentor bezeichnet wurde, äußerte Kritik am Vorgehen der Staatsanwaltschaft, wollte sich der These einer Mitschuld jedoch nicht anschließen.<ref>Daniel Müller: Requiem für einen Hacker. Wie amerikanische Internetaktivisten einen Selbstmord politisch instrumentalisieren. In: Die Zeit Nr. 5/2013, 24. Januar 2013, S. 2</ref> Ebenfalls wird dem MIT aus verschiedenen Gründen eine Mitschuld bzw. Fehlverhalten vorgeworfen.<ref>jnb: Tod von Aaron Swartz: Universität bittet um Fragen zur Aufklärung. Spiegel Online. 25. Januar 2013. Abgerufen am 25. Januar 2013.</ref>

Am 15. Januar 2013 wurde Swartz in Highland Park (Illinois) beigesetzt. Tim Berners-Lee, der Begründer des World Wide Web, hielt eine der Trauerreden.<ref>Gallardo, Michelle, Janurary 15, 2013, Aaron Swartz, Reddit co-founder, remembered at funeral, ABC News. Abgerufen am 15. Januar 2013</ref><ref name="JF">Jewish funerals</ref> Drei Tage vorher hatte er Swartz ein Gedicht gewidmet.<ref>Tim Berners-Lee: Aaron is dead</ref> Ein weiterer Trauerredner war Lawrence Lessig.<ref>Aaron Swartz funeral: Internet prodigy mourned in Highland Park. Chicago Tribune. 15. Januar 2013. Abgerufen am 4. Mai 2015.</ref><ref>What It Was Like Attending Aaron Swartz's Funeral. ReadWrite. 16. Januar 2013. Abgerufen am 4. Mai 2015.</ref>

Verfilmung

Am 27. Juni 2014 wurde der durch Crowdfunding finanzierte Dokumentarfilm The Internet’s Own Boy veröffentlicht. Er behandelt das Leben und Wirken von Aaron Swartz von seiner Kindheit bis zu seinem Tod.<ref>The Internet's Own Boy: The Story of Aaron Swartz (Englisch) Abgerufen am 3. Juli 2014.</ref> Brian Knappenberger, Regisseur und Produzent, feierte seine Premiere beim Sundance Film Festival 2014. Der international beachtete Film kam in die Vorauswahl der Oscar-Nominierung 2015 in der Kategorie „Best Documentary“, wurde jedoch nicht nominiert. Die deutsche Fassung Tod eines Internet-Aktivisten, wurde zum ersten Mal am 7. Januar 2015 im öffentlich-rechtlichen Sender ZDFinfo ausgestrahlt.<ref>Markus Beckedahl: Von der Oscar-Shortlist in die ZDF-Mediathek: Tod eines Internet-Aktivisten. netzpolitik.org, 7. Januar 2015, abgerufen am 7. Januar 2015 (deutsch).</ref>

Schriften

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Aaron Swartz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />