Acker-Senf


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Acker-Senf
Acker-Senf (Sinapis arvensis)

Acker-Senf (Sinapis arvensis)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Brassiceae
Gattung: Senfe (Sinapis)
Art: Acker-Senf
Wissenschaftlicher Name
Sinapis arvensis
L.
Datei:Herik 17-10-2005 13.59.40.JPG
Blütenstand des Acker-Senfs
Datei:Illustration sinapis arvensis.jpg
Acker-Senf (Sinapis arvensis, A, rechts); links ist Rübsen (Brassica rapa, B) dargestellt
Datei:Sinapis arvensis s IP0310010.jpg
Samenkörner des Acker-Senfs
Datei:Brassicaceae - Sinapis arvensis (3).JPG
Acker-Senf (Sinapis arvensis)
Datei:Ackersenf und Kirschblüte.jpg
Acker-Senf vor einem blühenden Kirschbaum
Datei:Sinapis arvensis sl1.jpg
Schote mit nach hinten gerichteten Haaren

Der Acker-Senf (Sinapis arvensis), Falscher Hederich oder wilder Senf ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Senfe (Sinapis) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Die Art war schon in der Bronzezeit ein häufiges „Unkraut“.

Beschreibung

Der Acker-Senf ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 cm erreicht. Der Stängel ist im unteren Teil abstehend behaart. Die unteren Blätter werden bis zu 20 cm lang, sind gestielt und stark gegliedert bis leierförmig gefiedert mit einem großen Endabschnitt.

Die zwittrige, radiärsymmetrische Blüte ist vierzählig. Die vier Kelchblätter stehen waagerecht ab. Die vier Kronblätter sind schwefelgelb. Die Blüte besitzt sechs lange Staubblätter, wovon sich zwei außen und vier innen befinden.

Die Schote ist kahl, stielrund und etwas perlschnurartig eingeschnürt mit 8 bis 13 schwarzen Samen in zwei Fächern und drei bis fünf geraden, starken Nerven auf jeder Fruchtklappe. Die Schote läuft in einen 1 bis 1,5 cm langen, fast runden, geraden Schnabel aus.

Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.<ref name="Oberdorfer2001" />

Vorkommen

Der Acker-Senf ist ein Archäophyt und wurde mit dem Ackerbau aus dem Mittelmeergebiet in die nördlichen Regionen Europas eingeschleppt. In den gemäßigten Zonen ist er heute weltweit verbreitet.

Der Acker-Senf kommt verbreitet in Unkraut-Fluren, auf Brachen, an Wegen und Schuttplätzen vor. Er bevorzugt nährstoff- und basenreiche Böden, ist ein Lehmzeiger und tritt oft in großen Gruppen auf.<ref name="Oberdorfer2001" />

Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger und eine Klassencharakterart der Getreide-Beikrautfluren (Secalietalia).<ref name="Ellenberg" /> Acker-Senf wächst in der Ebene und im Gebirge bis 1000 m Höhe.<ref name="Düll" />

Ökologie

Der Acker-Senf ist sommerannuell und wurzelt bis 1 m tief.<ref name="Düll" />

Seine Blüten sind homogame bis vorweibliche „Nektar führende Scheibenblumen“. Sie haben eine Lebensdauer von zwei Tagen. Der Kelch steht an den geöffneten Blüten ab, weshalb der Nektar offen dargeboten wird. Die Pollen spendende Seite der Staubbeutel weist zur Reife nach oben. Die gelben Kronblätter besitzen, außer im zentralen Teil, eine hohe UV-Reflexion. Bestäuber sind Käfer, Bienen, Fliegen und Schmetterlinge. Er ist eine gute Bienenweide. Selbstbestäubung ist aber häufig.<ref name="Düll" />

Die Früchte sind Schoten mit einem samenfreien oberen Abschnitt. Sie öffnen sich durch Austrocknung selbst. Die Art ist ein Selbst-, Wind- und Tierstreuer. Durch Menschenausbreitung ist sie zum Kulturbegleiter geworden. Die kugeligen Samen besitzen eine Samenschale, die bei Feuchtigkeit schleimig aufquillt. Dadurch findet auch Klebverbreitung statt. Kräftige Exemplare können bis zu 25.000 Samen erzeugen. Die Samen sind lange Jahre keimfähig, kommen aber nur nahe der Bodenoberfläche zur Keimung.<ref name="Düll" />

Stechend riechende, scharfe Senföle schützen verwundete Pflanzen vor Pilzbefall und Pflanzenfressern. Die Raupen der Kohlweißlinge bevorzugen jedoch Pflanzen mit Senfölen, die auch in den erwachsenen Schmetterlingen noch nachweisbar sind und diese vor Fressfeinden schützen.

Verwendung

Die Samen können denen des Weißen Senfs (Sinapis alba) beigemischt werden. Feingehackte Blätter können als Gewürz dienen. Blütenknospen können wie Brokkoli zubereitet werden. Krautige Teile sind nach längerem Kochen als Gemüse geeignet.<ref name="Düll" />

Quellen

Literatur

  •  Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
  • Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Sinapis. In:  Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2, S. 23. PDF-Datei online (engl.).

Einzelnachweise

<references> <ref name="Oberdorfer2001">Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 439.</ref> <ref name="Ellenberg"> Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5. stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.</ref> <ref name="Düll"> Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6. völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 442–443.</ref> </references>

Weblinks

Commons Commons: Acker-Senf (Sinapis arvensis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien