Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour
Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour (/ˈbalfə/) (* 25. Juli 1848 in Whittingehame, East Lothian, Großbritannien; † 19. März 1930 in Fisher’s Hill nahe Woking, Surrey, Großbritannien) war ein britischer Politiker und Premierminister.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Balfour stammt mütterlicherseits aus der einflussreichen Politikerfamilie Salisbury. Nach seiner Ausbildung in Eton und Cambridge wurde Balfour erstmals 1874 für die Tories ins britische Unterhaus gewählt. Von 1878 bis 1880 war er Privatsekretär seines Onkels Lord Salisbury, den er unter anderem 1878 zum Berliner Kongress begleitete.
In den frühen 1880er Jahren tat Balfour sich als Mitglied des Kreises junger-querdenkender Konservativer hervor, der sich um Randolph Churchill innerhalb der Konservativen Partei herausbildete („Fourth Party“). Nachdem er sich im Konflikt zwischen Churchill und seinem Onkel unzweideutig für letzteren entschied, wurde Balfour 1887 Chief Secretary for Ireland in dessen Kabinett und kam so bereits früh in seiner Karriere mit dem drängendsten Problem der britischen Politik dieser Epoche in Kontakt: mit der irischen Forderung nach Home Rule. Die Reputation, die er in dieser Auseinandersetzung erworben hatte, führte dazu, dass Balfour 1891/92 und von 1895 bis 1902 zum Speaker des Unterhauses gewählt wurde.
Seine politische Karriere erreichte 1902 einen Höhepunkt, als er in der Nachfolge seines Onkels britischer Premierminister wurde. Dieses Amt hatte er bis 1905 inne. Wichtigstes politisches Ereignis dieser Epoche war die Abkehr von der Splendid isolation Großbritanniens durch die Entente cordiale mit Frankreich. Von 1902 bis 1911 war Balfour zudem Vorsitzender der Tories. Es gelang ihm aber nicht, die Spaltung der Partei angesichts der Schutzzollpolitik des Unionisten Joseph Chamberlain zu verhindern. Nicht zuletzt diese Uneinigkeit führte 1906 sowie 1910 (zweimal) zu schweren Wahlniederlagen der Konservativen.
Ungeachtet dessen blieb Balfour aufgrund der ununterbrochen von den Konservativen gestellten Mehrheit der Abgeordneten im House of Lords, der zweiten Kammer im britischen Parlamentarismus, die Balfour in ungebrochener Loyalität ergeben war und als sein wichtigster politischer Schalthebel fungierte („Balfours Pudel“), einer der einflussreichsten Männer der britischen politischen Bühne. 1911 trat Balfour den Vorsitz der Konservativen Partei und die Führung der konservativen Unterhausfraktion schließlich an Andrew Bonar Law ab.
In der während des Ersten Weltkriegs gebildeten Koalitionsregierung von Herbert Henry Asquith bekleidete Balfour von 1915 bis 1916 als Nachfolger Winston Churchills das Amt des Ersten Lords der Admiralität (Marineminister). Nach der Regierungsübernahme durch David Lloyd George wurde er Außenminister. In dieser Funktion ging er mit seiner Balfour-Deklaration (2. November 1917) in die Geschichte ein. Darin sicherte er Lionel Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild und den Zionisten seine Unterstützung zu. In Verbindung mit dem Sykes-Picot-Abkommen wurde er damit ein Wegbereiter des UN-Teilungsplans von 1947, auf welchen 1948 die Staatsgründung Israels folgte.
Von 1919 bis 1922 und noch einmal von 1925 bis 1929 saß Balfour als Lord President of the Council im Kabinett. In dieser Eigenschaft veröffentlichte er am 1. August 1922 die Balfour-Note zum Zusammenhang zwischen Reparationen und Interalliierten Kriegsschulden: Bei der Fundierung beider Schuldenarten gelte es im Interesse einer raschen Stabilisierung der Weltwirtschaft größtmögliche Mäßigung walten zu lassen. Die britische Regierung verzichte auf alle politischen Schuldenzahlungen, sowohl was deutsche Reparationen als auch, was Kriegsschulden betraf, die über die von den USA geforderten Schuldendienste hinausgingen.<ref>The Balfour Note Of August 1, 1922.</ref><ref>Denise Artaud: La question des dettes interalliees et la reconstruction de l' Europe (1917–1929). 2 Bde., Champion honore, Paris 1978, S. 408ff und 438ff.</ref>
Eine wichtige Rolle spielte er auch beim Transformationsprozess des Britischen Empires zum Commonwealth of Nations. Seinen Namen trägt der 1926 unter seinem Vorsitz erarbeitete Balfour-Bericht, dessen Kern die Formulierung der vollständigen Souveränität der Dominions vom britischen Mutterland bildet.
1883 war Arthur Balfour Präsident der Society for Psychical Research. Auch gehört er dem renommierten Londoner Travellers Club an und war auch (um 1912) Ehrenvizepräsident der Eugenics Education Society. 1902 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Balfour im Urteil der Zeitgenossen
Lord Birkenhead, konservativer Spitzenpolitiker und von 1916 bis 1929 gemeinsam mit Balfour in diversen Regierungen vertreten, urteilte in seinem Werk „Great Contemporaries“, einer Überblicksdarstellung über die wichtigsten Männer des öffentlichen Lebens im Großbritannien der 1920er Jahre, dass „Balfour der feinste Geist (sei) der sich in unserer Zeit der Politik zugewandt hat“. Winston Churchill bemerkte nach dem Zweiten Weltkrieg zu seinem Leibarzt, Lord Moran, dass Balfour zu den fünf Personen gehören würde, von denen er sich gewünscht hätte, dass sie seinen späten Lebenstriumph als Führer der britischen Nation im Krieg noch miterlebt hätten.
Weblinks
- Literatur von und über Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gabriel Eikenberg: Arthur James Earl of Balfour. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Arthur James Balfour, 1. Earl of Balfour in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
- Eintrag in der Classic Encyclopedia (Memento vom 23. Januar 2013 im Internet Archive) (englisch)
Einzelnachweise
<references />
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Personendaten | |
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NAME | Balfour, Arthur James, 1. Earl of Balfour |
ALTERNATIVNAMEN | Balfour, Arthur James Balfour 1. Earl of |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Politiker, Mitglied des House of Commons, Premierminister (1902–1905) und Außenminister (1916–1919) |
GEBURTSDATUM | 25. Juli 1848 |
GEBURTSORT | Whittingehame, East Lothian, Vereinigtes Königreich |
STERBEDATUM | 19. März 1930 |
STERBEORT | Fisher’s Hill bei Woking, Surrey, Großbritannien |