Bibliographisches Institut


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Bibliographisches Institut GmbH
Bibliographisches Institut.svg
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1826
Sitz Berlin, Deutschland
Branche Verlagswesen
Website www.bi-media.de
Datei:Mannheim Brockhaus 20120611.jpg
Ehemaliger Hauptsitz in Mannheim
Datei:B insVZ.jpg
Verzeichnis der Publikationen des Verlags des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien aus der Reihe Meyers Volksbücher

Das Bibliographische Institut ist ein deutscher Verlag mit Sitz in Berlin, der zur Unternehmensgruppe Cornelsen gehört. Bekannt wurde er vor allem durch Lexika wie Meyers Konversations-Lexikon sowie Standardwerke zur deutschen Sprache wie den Duden. Im Zuge der Deutschen Teilung firmierten zeitweise zwei Verlage gleichen Namens.

Im Frühjahr 2013 erfolgte der Umzug vom Standort Mannheim nach Berlin-Alt-Treptow, welcher im Juli 2012 vom Eigentümer Cornelsen angekündigt worden war.<ref>Julia Reinking ist neue Verlagsleiterin. boersenblatt.net. 28. Juni 2013. Abgerufen am 1. Juli 2013.</ref><ref>Impressum. In: bi-media.de.</ref>

Geschichte

Der Verlag wurde 1826 von Joseph Meyer (1796–1856) als Verlagsbuchhandlung in Gotha gegründet und später nach Hildburghausen verlegt. Unter der Leitung seines Sohnes Herrmann Julius Meyer zog das Unternehmen 1874 nach Leipzig um. Durch die Herausgabe preiswerter Klassikerausgaben und durch neue Werbe- und Vertriebsmethoden gewann Meyer neue Käufer- und Leserschichten. Neben dem 52-bändigen „Großen Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände“ (1840–1855) und Meyers Konversationslexikon erschienen weitere Reihenwerke wie „Meyers Universum“, „Meyers Reisebücher“, „Meyers Atlanten“, Meyers Klassiker-Ausgaben, Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Sievers' Allgemeine Länderkunde und Brehms Tierleben. Das 1880 von Konrad Duden herausgegebene „Orthographische Wörterbuch“ bildete die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. 1915 wurde der Verlag in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Aufsichtsratsvorsitzender war bis 1939 Justizrat Curt Hillig.

Datei:BibliographischesInstitutAG-1000Mark-4-1915.jpg
Aktie Bibliographisches Institut AG, Leipzig, 1915

Bibliographisches Institut in der Deutschen Demokratischen Republik

Datei:Meyers kleines lexikon 1970.jpg
Meyers Kleines Lexikon in drei Bänden, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1970.

Nach der Enteignung 1946 wurde der Verlag als VEB Bibliographisches Institut Leipzig fortgeführt, am 1. Juli 1948 offiziell verstaatlicht und in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt, wobei der Produktionsbereich ausgegliedert wurde. Zu den klassischen Geschäftsfeldern des Verlages trat mehr und mehr die Reiseliteratur; in den 50er Jahren entwickelte sich das Bibliographische Institut Leipzig zum bedeutendsten Herausgeber von Reiseführern und Wanderkarten der DDR. Große Popularität erlangten die Publikationsreihen Unser kleines Wanderheft und Die Gute Wanderkarte; außerdem wurden u. a. Straßenkarten, Heimat- und Wanderbücher, Stadtpläne von Leipzig sowie ein Autoatlas von Deutschland herausgegeben.

Im Zuge der Profilierung der DDR-Verlage wurden 1960 die Wanderkarten an den VEB Landkartenverlag Berlin und 1963 die übrige Reiseliteratur an den VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig übergeben. 1964 wurde der Verlag Enzyklopädie organisatorisch an das Bibliographische Institut angegliedert, blieb aber rechtlich selbständig.

Die Lexikonredaktion des VEB Bibliographisches Institut gab die Meyers Lexikon-Reihe weiter heraus, darunter Meyers Konversations-Lexikon, Meyers Universallexikon, Meyers Neues Lexikon, Meyers Kleines Lexikon und Meyers Handlexikon.

Bibliographisches Institut in der Bundesrepublik Deutschland

1953 beschlossen die ehemaligen Eigentümer, den Sitz der Aktiengesellschaft in die Bundesrepublik Deutschland nach Mannheim zu verlegen, was einer Neugründung des Unternehmens gleichkam. 1984 fusionierten die beiden westdeutschen Lexikonverlage: „F. A. Brockhaus“ und „Bibliographisches Institut AG“ zum Bibliographischen Institut & F. A. Brockhaus AG.

Fusion und Gegenwart

Nach der Wende erfolgte 1990 die Umwandlung des ostdeutschen Verlags in die Bibliographisches Institut & Verlag Enzyklopädie GmbH, 1991 die Übernahme derselben durch die Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. Im Jahr 2003 beteiligte sich die Verlagsgruppe am PAETEC Schulbuchverlag, der seit 2009 als Duden Schulbuchverlag firmiert. 2004 wurde der Harenberg Kalender- und Lexikonverlag übernommen. Ende 2008 zog sich das Bibliographische Institut mit den Marken Duden und Meyers aus dem Bereich lexikalischer Nachschlagewerke zurück und das Bibliographische Institut trennte sich von F. A. Brockhaus AG. Der Brockhaus-Verlag ging in den Besitz der Wissenmedia GmbH über. Die Brockhaus-Markenrechte wurden verkauft.<ref>http://www.ad-hoc-news.de/bertelsmann-tochter-brockhaus-aus-unternehmensnamen--/de/Regional/20371312</ref> Im Frühjahr 2009 erwarb die Cornelsen Verlagsgruppe die Mehrheitsanteile am Verlag Bibliographisches Institut von der Langenscheidt KG und der Familie Brockhaus.

Nachdem die letzten Kleinaktionäre abgefunden waren, wurde das Unternehmen 2010 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt. Der verbliebene Teil des Unternehmens wird bis heute als Bibliographisches Institut GmbH fortgeführt. 2011 bündelte der Verlag u. a. die Marken Duden, Meyers, Artemis & Winkler Verlag und Sauerländer.<ref>Verlagsgeschichte (Stand: 13. Januar 2012)</ref>

Das Archivgut des Bibliographischen Instituts (vor 1946), des VEB Bibliographisches Institut (1946–1990) sowie der Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG (Standort Leipzig, 1991–2009) befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig.

Die Kinder- und Jugendbuchsparte wurde Anfang 2013 an den S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main verkauft. Nach der weitgehenden Verlagerung an den Standort Berlin im Frühjahr 2013, welche mit einem Stellenabbau verbunden war, verblieben in Mannheim von ursprünglich 190 Arbeitsplätzen lediglich die 20 Arbeitsplätze des Geschäftsbereichs Sprachtechnologie.<ref>Sozialplan für Bibliographisches Institut steht. boersenblatt.net. 5. Februar 2013. Abgerufen am 1. Juli 2013.</ref> Im August 2013 wurde bekannt, dass auch der Bereich Sprachtechnologie geschlossen wird.<ref>Endgültiges Aus für Duden-Stammsitz. boersenblatt.net. 14. August 2013. Abgerufen am 7. September 2013.</ref> Das Mannheimer Archiv mit Verlagsprodukten seit 1848 ging am 16. Mai 2013 als Schenkung an die Universitätsbibliothek Mannheim.<ref>Informationsdienst Wissenschaft (idw): Universitätsbibliothek Mannheim erhält Schenkung aus Mannheimer Verlagsarchiv. 16. Mai 2013. Abgerufen am 16. Mai 2013.</ref>

Literatur

  • Heinz Sarkowski, Das Bibliographische Institut. Verlagsgeschichte und Bibliographie 1826-1976. Mannheim 1976. ISBN 978-3411013685
  • Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Chr. Links Verlag, Berlin 2009, S. 106-110

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Bibliographisches Institut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien