Duden
Der Duden ist ein Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache. Das Werk war erstmals am 7. Juli 1880 von Konrad Duden als Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache veröffentlicht worden und wurde in den folgenden Jahrzehnten Grundlage einer einheitlichen Deutschen Rechtschreibung. Von Ende 1955 bis zur Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 war der Duden maßgebend für die amtliche Rechtschreibung in Deutschland.
Im 20. Jahrhundert entwickelte der Dudenverlag eine Reihe mit weiteren Fach-Wörterbüchern, die ebenfalls unter dem Titel Duden erschienen; der Rechtschreibduden ist der erste Teilband dieser Reihe.
Inhaltsverzeichnis
Verlag und Verlagsort
Der Duden erscheint als Buch und in elektronischen Formaten im Verlag Bibliographisches Institut. Im Frühjahr 2013 erfolgte der Umzug des Verlages vom Standort Mannheim nach Berlin-Alt-Treptow. In Mannheim verblieb lediglich der Geschäftsbereich Sprachtechnologie.<ref>Duden zieht nach Berlin, boersenblatt.net 3. April 2013, abgerufen 4. Dezember 2014.</ref>
Geschichte des Rechtschreibdudens
Schleizer Duden (1872) und Urduden (1880)
1872 veröffentlichte Konrad Duden im Verlag B.G. Teubner in Leipzig seine Abhandlung Die deutsche Rechtschreibung. Dem Werk war bereits ein Wörterverzeichnis beigegeben sowie Rechtschreibregeln für den Schulgebrauch.<ref>Stefan Alles: Eintrag Duden, Konrad, in: Hessische Biografie (Stand: 25. Februar 2013), abgerufen 16. Dezember 2014.</ref> Dieser später sogenannte Schleizer Duden – der Verfasser war damals Direktor eines Gymnasiums in Schleiz – beeinflusste die Debatte um die Rechtschreibung in Deutschland maßgeblich und wurde zur Vorlage der folgenden orthografischen Wörterbücher.
Acht Jahre später – Konrad Duden war inzwischen als Schulleiter an das Gymnasium in Herzfeld gewechselt – erschien dann die erste Auflage seines Hauptwerks, vom Verlag später als „Urduden“ bezeichnet: am 7. Juli 1880 wurde das Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache im Verlag Bibliographisches Institut in Leipzig veröffentlicht.<ref>Der Urduden, Website des Verlags Bibliographisches Institut, 2013, abgerufen 7. Dezember 2014.</ref> Dieser erste „Duden“ versammelte 27.000 Stichwörter auf 187 Seiten, und der Duden setzte sich nachfolgend im gesamten Deutschen Kaiserreich als Orthografie-Nachschlagewerk durch, ab 1892 wurden seine Schreibweisen in der Schweiz verbindlich.
Von der 3. Auflage (1887) an nahm Konrad Duden auch etymologische Angaben sowie Erläuterungen zu Fremdwörtern in das Wörterbuch auf; von der 4. Auflage (1893) an schlug sich diese Erweiterung auch im Titel nieder: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache – mit etymologischen Angaben, kurzen Sacherklärungen und Verdeutschung der Fremdwörter.
7.–12. Auflage (1901–1942)
Die vom 17. bis 19. Juni 1901 in Berlin tagende II. Orthographische Konferenz, auf der unter Beteiligung von Konrad Duden Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung stattfinden sollten, bestätigte mit ihren Orthografieregeln im Wesentlichen das amtliche preußische Schulregelwerk und den „Urduden“. Diese Beschlüsse wurden im Laufe des Jahres 1902 vom damaligen Bundesrat wie auch vom österreichischen Reichsrat und der Schweiz umgesetzt. Im selben Jahr erschien auch die 7. Auflage des an die Beschlüsse angepassten Dudens – an dieser Arbeit war neben Konrad Duden auch erstmals eine Redaktion beteiligt.
1903 veröffentlichte Konrad Duden seine Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache, den sogenannten Buchdruckerduden, mit dessen Hilfe Varianten reduziert werden sollten. In der 1905 erschienenen 8. Auflage des Dudens werden viele zugelassene Varianten ebenso nicht mehr aufgeführt. 1915 erschien die 9. Auflage des Duden, die den Buchdruckerduden integrierte, unter dem neuen Titel Duden – Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter.
Der letzte in Frakturschrift gedruckte Duden erschien 1941 als 12. Auflage. Auf Erlass von Reichsleiter Bormann sollte die Frakturschrift nicht länger verwendet werden. Seit 1942 (ebenfalls 12. Auflage) erscheint der Duden ausschließlich in Antiqua. Als Hilfestellung für Schreiber der gebrochenen Schrift wurde das Schluss-s (runde s) jeweils unterstrichen, alle anderen sind lange s. In den folgenden Jahrzehnten wurde die deutsche Rechtschreibung de facto von der Redaktion des Dudens in Leipzig weiterentwickelt.
13.–19. Auflage (1942–1991)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition des Duden in Leipzig beim VEB Brockhaus und später auch in Mannheim beim Privatverlag F. A. Brockhaus fortgeführt (Ost- und West-Duden). 1947 entstand mit der 13. Auflage in Leipzig der erste Nachkriegsduden, für den auch westdeutsche, österreichische und Schweizer Verlage ein Abdruckrecht erhielten. Auf dessen Grundlage brachte 1954 der westdeutsche Dudenverlag eine eigene überarbeitete (14.) Auflage heraus. Sie enthielt keine Markierung des Schluss-s mehr, was im Westen auch weiter so gehandhabt wird.
Die 1951 erschienene ostdeutsche Ausgabe (14.) ist in Antiqua mit korrekt gesetztem langem s (und ß) gehalten. In der 15. (1957) und der 16. Auflage (1967) wird wieder das System der Unterstreichung angewendet, welches erst mit der 17. Auflage (1975) verschwindet.
Sonst unterschieden sich beide Dudenausgaben, von nun an, hauptsächlich in der Wortauswahl. Sozialistisch geprägte Begriffe fanden sich im Ostduden, im Westduden hingegen wurden neue westdeutsche Alltagsbegriffe hinzugefügt. In Westdeutschland griffen zu Beginn der 1950er Jahre einige Verlage das faktische Dudenmonopol an, indem sie Wörterbücher mit abweichenden Schreibungen herausbrachten. Daraufhin erklärten die Kultusminister der westdeutschen Bundesländer den Duden per Beschluss vom November 1955 in allen orthografischen Zweifelsfällen für verbindlich,<ref>Dieter E. Zimmer: Rechtschreibung: Der Kampf Duden gegen Bertelsmann. In: Die Zeit. 27. September 1996, abgerufen am 3. Februar 2010. </ref> was erst 1996 mit dem Beschluss zur Einführung einer neuen Rechtschreibung aufgehoben wurde.
Die sich in historischer Tradition sehende Leipziger Dudenredaktion versuchte noch in den 60er Jahren einen möglichst unpolitischen Duden herauszugeben, um eine Spaltung der Rechtschreibung in Deutschland zu verhindern. So enthielt der Leipziger Duden von 1965, 20 Jahre nach Kriegsende und 16 Jahre nach Gründung beider deutscher Staaten, nur das Wort „Deutschland“. „DDR“ und „BRD“ bzw. „Bundesrepublik“ fehlen. Beim Eintrag „Berlin“ findet sich die neutrale Erklärung „Hauptstadt Deutschlands“. Gegen Ende der 1960er Jahre jedoch wurde der Leipziger Duden zunehmend von sozialistischen Begriffen geprägt. Generell wurden Neuerungen im Ostduden aber zurückhaltender umgesetzt als im Westduden. Wortneuschöpfungen, insbesondere aus der Jugendsprache, findet man fast ausschließlich im Westduden.
Im DDR-Duden fehlte lange Zeit das Wort Weltreise, dieses findet sich aber in der 18. Auflage, die 1985 erschien (dies war gleichzeitig die letzte Neubearbeitung des DDR-Dudens). Damals neu aufgenommen wurde auch die Kreuzfahrt. Auch derbe Wörter wie ficken und Arschkriecher finden sich erstmals in dieser Auflage, ebenso wie die neu entdeckte Krankheit Aids. Des Weiteren war im DDR-Duden trotz der politischen Spaltung der Alltagswortschatz des gesamten deutschen Sprachgebiets abgebildet, inklusive Österreichs und der Schweiz. Jedoch hieß es als Erläuterung beispielsweise nicht „süddeutsch“, sondern „S BRD“ (für „im Süden der BRD gebräuchlich“) − offenkundig, um kein allzu starkes Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Auch zahlreiche Städte in Westdeutschland waren verzeichnet, darunter auch Orte wie die Reeperbahn und Sankt Pauli, ausdrücklich als Straße bzw. Stadtteil Hamburgs. Möglicherweise ist dies darauf zurückzuführen, dass beide Einträge bereits vor dem Krieg im Duden verzeichnet waren. Auch Chemnitz („früher für Karl-Marx-Stadt“) und die von 1946 bis 1952 existierenden Länder (beispielsweise Sachsen-Anhalt) waren verzeichnet. Berlin wurde im DDR-Duden als „Hauptstadt der DDR“ definiert, demgegenüber stand Westberlin als „selbständige politische Einheit“.
Das Bibliographische Institut in Leipzig beschränkte seine Erhebungstätigkeit allerdings nicht nur auf den Sprachgebrauch in der DDR, sondern berücksichtigte neben dem westdeutschen Sprachgebrauch explizit auch Austriazismen und Helvetismen. Dafür korrespondierte man brieflich mit Einzelpersonen aus Literatur und Wissenschaft in Österreich und der Schweiz, die vor jeder neuen Ausgabe ihre Ergänzungen einschicken konnten. In Österreich waren dies zuletzt vor allem Ernst Pacolt und Otto Langbein, beide schon seit 1951 langjährige Mitarbeiter am Österreichischen Wörterbuch.<ref>Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz – Das Problem der nationalen Varietäten. Walter de Gruyter, 1995, ISBN 3-11-014753-X, S. 360 (books.google.at)</ref>
Die Dudenredaktionen gingen bei Überarbeitungen einerseits konservativ vor, indem sie es als ihre primäre Aufgabe betrachteten, im Wörterbuch den vorherrschenden Sprachgebrauch zu dokumentieren. Andererseits entwickelten sie im Regelwerk zur Klärung immer neuer Zweifelsfälle immer feinere Verästelungen. Grundlage blieben aber bis zur Reform im Jahre 1996 dennoch die Rechtschreibregeln von 1901.
20. Auflage (Einheitsduden, 1991)
Eine besondere Bedeutung kam der 20. Auflage des Dudens (nach Leipziger Zählweise: 19. Neubearbeitung) vom 26. August 1991 zu, der letzten Ausgabe vor der Rechtschreibreform von 1996. Diese Auflage ist auch unter dem Titel Einheitsduden bekannt geworden, da in ihr die beiden deutschen Duden (der DDR und der Bundesrepublik Deutschland (vor 1990)) wieder zusammengeführt wurden. Die Verlagsgruppe Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG hatte den VEB Brockhaus in Leipzig von der Treuhand übernommen.
21. Auflage (Reformduden, 1996)
Mit der Rechtschreibreform von 1996 wurde das sogenannte Dudenmonopol gebrochen. Nicht mehr der Duden ist maßgebend, sondern die amtliche Rechtschreibregelung selbst. Damit ist der Duden nicht mehr das einzig ausschlaggebende Regelwerk der Orthografie, und alternative Wörterbücher, die die amtliche Rechtschreibregelung darstellen, wie z. B. das Wahrig-Rechtschreibwörterbuch aus dem Bertelsmann-Verlag, haben prinzipiell denselben Stellenwert.
Der 21. Auflage des Dudens war die Broschüre Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung (1994) vorausgegangen, in der der Dudenverlag die Beschlüsse der Wiener Orthographiekonferenz vom November 1994 einem breiten Publikum vorstellte. Zwei Jahre später, in der 21. Auflage, wurden die Neuschreibungen rot eingefärbt dargestellt. Das amtliche Regelwerk war in einem Anhang abgedruckt.
22. Auflage (2000)
In der 22. Auflage wurden reformierte und traditionelle Schreibung gleichzeitig verzeichnet. Die Fehler der 21. Auflage wurden korrigiert. Zudem ergänzten Infokästchen, wie man sie schon 1996 im Bertelsmann-Rechtschreibwörterbuch finden konnte, den Text. Erstmals verzeichnete der Duden die Wörter und Unwörter des Jahres.
23. Auflage (2004)
Am 28. August 2004 lag der Duden in 23. Auflage vor. Darin waren auch alle Änderungen verzeichnet, die von der Kultusministerkonferenz im Juni 2004 beschlossen worden waren. Anders als in der vorhergehenden Auflage verzichtete die Redaktion auf eine Verzeichnung der traditionellen Schreibweisen. Neu war, dass weibliche Personenbezeichnungen aufgenommen wurden, z. B. neben Ziegelbrenner auch Ziegelbrennerin. Kritiker führten dagegen an, dass die Anhängung von -in an die männliche Bezeichnung keine orthographischen Probleme bereite.<ref>Theodor Ickler: Der neue Duden – Das unmögliche Wörterbuch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. August 2004, abgerufen am 3. Februar 2010. </ref> Befürworter hielten die Aufnahme solcher Wörter aus Gründen der Gleichberechtigung beider Geschlechter für sinnvoll.
24. Auflage (2006)
Am 3. März 2006, einen Tag nachdem die Kultusminister der Länder die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung für eine Modifizierung des amtlichen Regelwerkes der deutschen Rechtschreibung angenommen hatten, gab der Dudenverlag den 22. Juli 2006 als Erscheinungsdatum für die 24. Auflage des Dudens an. „Mit der Entscheidung der Kultusminister wird aus Sicht der Dudenredaktion die von ihr seit Jahren geforderte Sicherheit in Fragen der Orthografie wiederhergestellt“, heißt es im Vorwort.
Die 24. Auflage umfasste auf 1216 Seiten rund 130.000 Stichwörter, davon 3500 neue Wörter wie Brötchentaste, E-Pass, Jobcenter, Plasmafernseher und Weblog.
Neu war, dass bei amtlich zugelassenen Varianten eine Schreibweise empfohlen wurde, die sogenannte Dudenempfehlung, z. B. Achtzigerjahre statt achtziger Jahre, Fantasie statt Phantasie, Eiscreme statt Eiskrem oder Eiskreme (die letzten beiden Schreibweisen sind seit 2010 amtlich nicht mehr zugelassen<ref>Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung vom Dezember 2010 (PDF, abgerufen am 3. Juni 2014).</ref>). Diese Empfehlungen – laut Vorwort „für alle diejenigen gedacht, die ohne großen Aufwand in ihren Texten einheitlich schreiben möchten“ – waren nicht unumstritten und unterschieden sich zum Teil beispielsweise von den Empfehlungen des Wahrig-Verlags.<ref>Wahrig: Ein Wort – eine Schreibung, Wissen-Media-Verlag, Gütersloh/München 2006, ISBN 3-577-07567-8.</ref>
25. Auflage (2009)
Die 25. Auflage des Dudens erschien am 21. Juli 2009. Sie umfasste auf 1216 Seiten rund 135.000 Stichwörter, davon 5000 neue Wörter wie Abwrackprämie, Gigaliner, Regenbogenfamilie und Zwergplanet. Neu waren außerdem die beiden Kapitel Wichtige Stationen aus der Geschichte der deutschen Orthografie (mit besonderer Berücksichtigung des Dudens) und Sprache in Zahlen. Im Vergleich zur 21. bis 24. Auflage wurde in der 25. Auflage auf den Rotdruck der durch die Rechtschreibreform geänderten Regeln und Schreibungen verzichtet und es fehlte das Kapitel Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung.
26. Auflage (2013)
Die 26. Auflage erschien am 4. Juli 2013. Sie umfasst 1216 Seiten mit etwa 140.000 Stichwörtern. Neu aufgenommen wurden rund 5000 Wörter wie Energiewende, Liebesschloss und QR-Code.<ref>„Vollpfosten“ darf rein, „Stickhusten“ fliegt. Neuer Duden. Spiegel Online, 1. Juli 2013, abgerufen am 20. Oktober 2013 (Duden, Band 1, 26. Auflage). </ref> Die Zahl der Infokästen wurde auf 500 erhöht, das Buch bekam zwei ausklappbare Alphabetregister. Zum ersten Mal wurde das gedruckte Werk mit elektronischen Produkten fest verbunden. Jeder Band enthält einen persönlichen Zugangscode. Gibt man diesen auf einer bestimmten Internetseite ein, kann man sich eine Rechtschreib-Software für Microsoft Office (nur die Windows-Version) sowie eine Wörterbuch-App für iOS und Android herunterladen.
Obwohl sich im zugrunde liegenden Regelwerk diesbezüglich nichts geändert hatte, wurde die Zusammenschreibung in „sie kommt Dienstagabend“, die in genau dieser Verwendung in den Auflagen 22 bis 25 durchgehend enthalten war, erstmals nicht mehr aufgeführt. Gleichzeitig wurde die Getrenntschreibung „sie kommt Dienstag : „Der Duden reicht mir“. Zum Gebrauch allgemeiner und spezieller Wörterbücher des Deutschen. In: Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie II. Hrsg. von Herbert Ernst Wiegand. Hildesheim, New York 1982, S. 121–152.
Weblinks
- Duden-Internetpräsenz
- Auflagen des Dudens (1880–2013) auf der Duden-Website
Belege
<references />